Westdeutscher Geschichtsrevisionismus in Connewitz an Bewohner*innen gescheitert
Über ein Video auf Instagram vom „Studierendenkollektiv Leipzig“ (siehe Bild) erfuhren wir Bewohner*innen von einem Stadtrundgang am letzten Sonntag mit dem dem Titel: „Wie Leipzig zur linken Hochburg des Ostens wurde“. Dieser Rundgang sei von „Zionistenfaschos“ gestört worden, unsere Neugier war geweckt und trieb uns daher direkt ins nächste Mossad-Büro in Connewitz, wo wir uns brief… informieren ließen. Natürlich gibt es so ein „Büro“ nicht, aber nach dem Propagandavideo, scheint in Leipzig nichts mehr ausgeschlossen. Stattdessen wendeten wir uns an die „Macker*innen“ („keine Antifas“) unseres Vertrauens.
Was war der Auslöser der „Schubserei“?
Großes wurde für den Rundgang angekündigt, so hieß es im Aufruf der Veranstaltung:
Von Hausbesetzungen in der DDR bis zum Tag X – Die linke Geschichte Leipzigs seit 1990 bietet viele Ereignisse, die selbst alteingesessenen Bewohnern unbekannt sein dürften. Viele genießen die Freiräume, die Leipzig heute bietet, doch diese mussten erst hart gegen Nazibanden und die Polizei erkämpft werden. Gerade in Zeiten des aufsteigenden Faschismus können wir viel aus der Vergangenheit lernen. Deshalb kommt mit uns auf einen Spaziergang durch den Leipziger Süden – und durch die Geschichte der radikalen Linken in Leipzig.
Ein Rundgang in Connewitz, ohne Menschen und Strukturen vor Ort einzubinden? Jene also nicht zu kontaktieren, worüber dort erzählt werden sollte und die dies wirklich erlebt und möglicherweise daran beteiligt waren? Vielleicht an Orten wie in der Stö mit einer großen Gruppe aufzuschlagen und die Häuser und Menschen wie in einem Zoo zu begaffen und Geschichten über diese zu erzählen? Das war der Plan einer Gruppierung von hauptsächlich aus dem Westen zugezogenen „kommunistischen Kadern“ am letzten Sonntag.
Wer sind die Veranstalter*in des Stadtrundgangs?
Das „Studierendenkollektiv“ ist zusammen mit der „Internationale Jugend“, dem „Frauenkollektiv“, dem „Solidaritätsnetzwerk“ und der Gruppe „Betriebskampf“ in der „Föderation Klassenkämpferischer Organisationen“ (FKO), „organisiert“. Diese FKO wurde in Nordrhein-Westfalen gegründet, wo auch die meisten „Ortsgruppen“ zu finden sind, im Osten finden sich lediglich in den Uni-Städten Halle und Leipzig, diese Kader-Organisationen. Alle diese aufgeführten „Gruppen“ gibt es in Leipzig, als so genannte Vorfeldorganisation für die eigentliche „Organisation“ im Hintergrund, die von sich selbst auf ihrer Seite schreibt:
„Als Kommunistischer Aufbau leisten wir unseren Beitag zum Wiederaufbau der Kommunistischen Partei in Deutschland“
Konkret heißt das, wer sich in den Vorfeldorganisationen wie dem „Studierendenkollektiv“ beweist und „gute Parteisoldat*innen“ sind, darf vielleicht in den inneren Zirkel der „kommunistischen Avantgarde“, der neuen kommunistischen Partei aufsteigen und die herbei fantasierten „proletarischen Massen“ dirigieren. Vor diesem Hintergrund, ist es wohl folgerichtig, keine Menschen und Strukturen aus Connewitz oder Ostlinke, die den „real existierenden Sozialismus“ und die 90er Jahre bis zum „Tag X“ erlebt haben, in so eine Propaganda-Veranstaltung einzubinden. Deren politische Perspektive und Erfahrungen, hätten diese Propagandashow für weitere Zugezogene wohl nur gestört.
So sollte es einen Rundgang geben, der über die Menschen und eine linke Geschichte Leipzig spricht und urteilt, jedoch nicht selbst zu Wort kommt. Als gäbe es keine Zeitzeug*innen oder Linken mehr. Bewohner*innen in Connewitz sind in den vergangenen Jahrzehnten schon allerhand kuriose Geschichten von Bullen, Faschos, Medien, Poliker*innen und „Linken“ (grüße an IM Külow oder Peter Wasem – https://www.nd-aktuell.de/artikel/636775.eeebi-duerfen-linke-nazis-spielen.html) gewohnt, zugezogene westdeutsche „Kommunist*innen“, die Connewitz und Leipzig bei einem Rundgang erklären wollen, jedoch noch nicht. Hinzu kommt, dass das „Studierendenkollektiv“ zu jenen Gruppen gehört, die am 7. Oktober 2024 zusammen mit Handala die Vergewaltigungen und Ermordung am 7. Oktober 2023 bei einer Demonstration in Leipzig geleugnet und gefeiert hat (https://kreuzer-leipzig.de/2024/10/13/leipzig-nahost-handala-kommunistische-organisation-israel-palaestina-kampf-um-die-koepfe). Gruppen, die wie der Artikel im Kreuzer deutlich macht, sich noch nie in Sachsen damit hervor getan haben, auch nur irgendwie gegen Faschos aktiv geworden zu sein. Mit Antifaschismus in Leipzig so viel zu tun haben wie mit linker Politik in Ostdeutschland und der DDR, nämlich nichts. Jene Gruppen und deren Umfeld, die seit längerem Strukturen, Projekte und Menschen in Connewitz und Leipzig angreifen, diffamieren und selbst andere Veranstaltungen stören (https://knack.news/10477 / https://knack.news/10521). Angriffe, Bedrohungen und Störungen aus dem Spektrum von „kommunistischen Gruppen“ und so genannten „Antiimperialist*innen“ gab es bereits vor dem 7. Oktober 2023 in Leipzig. Erinnert sei an den „AK Nahost“ vom SDS, der schon 2014 linke Strukturen anging und dies bei Handala heute fortführt.
Kein Rundgang in Connewitz
Dies führte berechtigterweise zu einer Intervention von Connewitzer*innen, die diese Veranstaltung nicht hinnehmen wollten. Wir sind den „Mackern“ und erklärten „Zionistenfaschos“ jedenfalls dankbar (ihnen gegenüber standen wohl auch nur Typen vom Studierendenkollektiv), dass sie eingeschritten sind und diesen Rundgang in Connewitz verhindert haben. Verbunden mit der Aussage, dass Antisemit*innen und Stalinist*innen in Connewitz nichts zu suchen haben. Zu bedauern ist, dass all jene, die zum Rundgang gekommen waren und nichts mit dem Studierendenkollektiv zu tun haben, nicht aufgeklärt wurden. Auch wenn es heutzutage ein leichtes wäre sich zu informieren, was die veranstaltenden Gruppen machen und sagen, kann dies leider nicht vorausgesetzt werden.
„Seid bereit“
Wir haben von dem Rundgang leider erst im Nachgang erfahren. Hier würden wir uns wünschen, dass im Stadtteil sich wieder mehr vernetzt und miteinander gesprochen wird, damit darauf gemeinsam reagiert werden kann. Die selbsterklärten „Kommunist*innen“ vom „Studierendenkollektiv“ werden sicherlich weitere Aktionen gegen linke Strukturen in Leipzig planen, so ist jedenfalls ihr Video und Verhalten der letzten Monate zu interpretieren. Wenn ihr auch kein Bock auf „Linke“ habt, die Vergewaltigungen und die Ermordung von Menschen feiern und leugnen oder die euch als „kommunistische Parteikader“ erklären was ihr zu denken und zu machen habt. Die euch zu „Faschisten“ und „Feinden“ erklären, wenn ihr ihnen widersprecht, dann schließt euch zusammen und vernetzt euch. Die linke Szene in Leipzig und Connewitz hat mehr als 30 Jahren Faschos, Bullen, der CDU, der LVZ, SEDlern und anderen Parteibonzen/Kadern getrotzt, dies wird auch bei westdeutschen Neustalinist*innen nicht anders sein.
Wie diese DDR-Fans vom „kommunistischen Aufbau“ sagen würden, „seid bereit“.