Interview mit Christoph Gröner: „Ich habe 250 Millionen Euro Eigenkapital verloren.“

Durch die Insolvenz der Leipziger Gröner Group GmbH will sich Bauunternehmer Christoph Gröner nicht unterkriegen lassen. Er habe etliche Villen und seine Porsche-Sammlung verkauft, um die Immobilienkrise zu überwinden, sagt der 57-Jährige im LVZ-Interview.

Er gilt noch immer als bekanntester Bauunternehmer Deutschlands. Vor 30 Jahren hatte Christoph Gröner in Leipzig seine CG-Gruppe gegründet. Anfangs sanierte er ruinierte Häuser im Waldstraßenviertel. Später ging es um ganze Quartiere, Milliardensummen und Projekte in vielen Metropolen. Doch mit der Baukrise ab 2022 bekam das Imperium Risse.

Nun ringt der 57-Jährige mit Gläubigern und Insolvenzanträgen, auch ermittelt die Staatsanwaltschaft zu einem Verdacht auf Insolvenzverschleppung. Am Sitz der heutigen CG Group GmbH in Eutritzsch empfing Gröner die LVZ, um über den Stand der Dinge und über seine Pläne in Leipzig zu sprechen.

Bis Mitte 2026 soll alles bezahlt sein

Herr Gröner, was sagen Sie den Handwerkern, die bei Ihnen noch offene Rechnungen haben?

Im November 1995, also vor 30 Jahren, hatte ich mein Unternehmen hier in Leipzig mit 200 D-Mark Startkapital gegründet. Mit den tollen Handwerkern in dieser Stadt konnten wir seitdem weit mehr als 5000 Wohnungen schaffen, 200.000 Quadratmeter Gewerbeflächen entwickeln und bauen und damit über 5000 Arbeitsplätze ansiedeln. Das ist eigentlich schon ein Grund, stolz zu sein. Obwohl wir im letzten Jahr fast nur noch gehört haben, was wir angeblich alles falsch gemacht haben. Die Handwerker, mit denen wir seit Langem arbeiten, haben über die Jahre immer ihre Rechnungen bezahlt bekommen. Mit den meisten Handwerkern und Dienstleistern sind wir weiter im engen Kontakt.

Warum bezahlen sie nicht einfach alle berechtigten Forderungen sofort?

Das ist auf die fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten zurückzuführen. Die Schieflage am Immobilienmarkt der letzten drei Jahre hat in diesem Ausmaß niemand kommen sehen. Mein Team und das Management – wir arbeiten mehr denn je, um die Folgen dieser Krise zu bewältigen. Aber das geht nur Schritt für Schritt. Mir ist trotzdem kein Betrieb bekannt, der wegen offener Forderungen bei Gröner die Segel streichen musste. So schwer es auch ist, diese Geduld aufzubringen: Wir sind zuversichtlich, bis Mitte 2026 auch noch den Rest der offenen und berechtigten Forderungen von Handwerksfirmen und Dienstleistern vollständig begleichen zu können.

Welche Fehler haben Sie in der Krise gemacht?

Wir sind von über 800 Beschäftigten auf heute 280 Mitarbeiter geschrumpft und waren dabei zu zögerlich. Auch beim Sponsoring und anderen Ausgaben haben wir nicht schnell genug reagiert oder reagieren können. So ein straffer Personalabbau fällt extrem schwer, wenn man viele Kolleginnen und Kollegen gut kennt. In unserer Branche haben zuletzt zahllose Unternehmer aufgegeben und mit der Insolvenz den Ausfall sämtlicher Forderungen der Handwerksfirmen und Dienstleister in Kauf genommen. Das war bei Gröner nicht so.

Luxuswohnen oder erschwingliche Mieten

Was unterscheidet Sie von einem René Benko, der jetzt im Gefängnis sitzt?

Ich bin seit 30 Jahren Vollblutunternehmer. Wir jonglieren nicht, sondern arbeiten bodenständig. Wir kaufen Grundstücke, beplanen diese und verkaufen diese dann als Eigentumswohnungen, Wohnkomplexe oder Gewerbeareale. Es ist offensichtlich, dass ich meinen Unternehmungen Mittel zufließen lasse und nicht etwa entnehme. Wir stecken in unsere Unternehmungen jeden Monat zwei bis drei Millionen Euro privates Familienvermögen, um Jobs und Projekte, Dienstleister und Subunternehmer abzusichern. Nur so lässt sich rechtfertigen, dass unsere Geschäftspartner ungewollt Verzögerungen hinnehmen müssen. Ich verstehe den Sinn des Unternehmertums in der sozialen Marktwirtschaft so, dass man in guten Zeiten Gewinne machen und Geld ansparen darf, um es in schlechten Zeiten wieder für das Unternehmen einzusetzen. Das werde ich weiter tun, bis die Krise vorbei ist.

Viele Leipziger sagen, der Name Gröner stehe für Luxuswohnungen, nicht für bezahlbare Mieten.

Das ist ein Klischee. Alles, was wir in Leipzig gebaut haben, ist längst vermietet. Die Kaltmiete in den Mehrfamilienhäusern betrug maximal zwölf Euro pro Quadratmeter. Entscheidend ist doch, dass in Sachsen die soziale Förderung von Wohnraum nur unzureichend stattfindet. Das ist nicht uns vorzuwerfen. Mein Ziel ist, die Bezahlbarkeit von gutem Wohnraum für den Durchschnittsverdiener zu gewährleisten. Dazu gehören digitale Planungsprozesse und serielles Bauen. Der Einsatz moderner Technologien wie Geothermie, Photovoltaik, Wärmepumpen sorgt für stabile Betriebskosten. Unter diesen Vorgaben wollen wir bald wieder bundesweit 1000 erschwingliche Wohnungen pro Jahr schaffen.

In einigen Insolvenzverfahren zu Ihren Leipziger Projekten fanden bereits Gläubigerversammlungen statt – so zum alten Postbahnhof, zur Schokoladenfabrik in der Pittlerstraße und zum Wagenplatz KarlHelga. Haben Sie noch Hoffnungen, dort jemals wieder zum Zug zu kommen?

Man soll nie nie sagen. Ich diskutiere gerade mit Investoren, zu welchem Preis wir die Dinge zurückholen könnten. Der Wert einer Liegenschaft kann durch ein Insolvenzverfahren schnell sinken, wenn sie nicht richtig bewirtschaftet wird. Bedauerlicherweise ist eingetreten, was wir befürchtet haben. Jetzt sind die Projekte sämtlich deutlich entwertet.

Interesse am alten Technischen Rathaus

Wahrscheinlich wird die Stadt Leipzig das Gerippe vom ehemaligen Technischen Rathaus in der Prager Straße bald zum Verkauf stellen. Diese Immobilie gehörte Ihnen schon mal. Wollen Sie die zurück?

Bei einem vernünftigen Preis würden wir das Technische Rathaus gerne kaufen.

Und was draus machen?

Das, was wir seinerzeit geplant hatten, lässt sich auch heute noch realisieren. Man kann dort 280 Wohnungen bauen plus attraktive Gewerbeflächen – innerhalb von 18 Monaten wäre das zu schaffen. Für ein modernes Bürohaus oder ein neues Technisches Rathaus ist die Konstruktion hingegen nicht tauglich.

Bundesweit ruhen alle Ihre Baustellen. Wann wird sich das ändern?

Nach drei Jahren Immobilienkrise bin ich mittlerweile recht optimistisch. Wir haben wieder stabile Zinsen, Material ist verfügbar, Lieferketten funktionieren. Jüngst konnten wir mehrere Absichtserklärungen – in der Fachsprache LOIs – mit internationalen Investoren vereinbaren. Sie werden uns ermöglichen, noch in diesem Jahr Finanzierungen abzuschließen. Dann nehmen wir einen Teil unserer Aktivitäten wieder auf – in Leipzig, in Berlin, in München.

Nächste Vorhaben spielen in Plagwitz

Wer sind diese Investoren?

Das ist ein Mix aus internationalen Geldgebern – Kapital aus London, Wien, der Schweiz, Israel, den USA, auch aus Dubai. Es ist teurer als die klassischen Bankkredite, aber in der Krise springen eben diese Investoren ein. Während Banken den Regenschirm einziehen, sobald es regnet.

Was ist der Plan für Ihre Leipziger Projekte?

Ganz vorn stehen hier die Fertigstellung der 105 Neubau-Wohnungen in der Limburgerstraße und weiterer 87 Wohnungen in dem Altbau an der Engertstraße – gegenüber vom Plagwitzer Bahnhof. Auch treiben wir ein gemischt genutztes Viertel mit dem Namen PetzschWork an der Wittenberger und Dessauer Straße voran. Für die weitgehend fertige Mansfeldhalle in der Riesaer Straße wird gerade die Finanzierung geprüft – das läuft aber über mein Family Office und hat nichts mit irgendwelchen Insolvenzanträgen zu tun.

Sie werfen dem Insolvenzverwalter vor, er verfolge eigene Interessen. Macht er nicht einfach nur seinen Job?

Ich sage es mal so: Es gibt Insolvenzverwalter, die ernsthaft sanieren wollen – und es gibt welche, die vor allem ihr Honorar im Blick haben. Wenn Sie drei bis vier Prozent aus jeder Abwicklung bekommen, egal ob saniert oder verkauft wird, dann ist das System falsch. Zur Sanierung entsprechender Gesellschaften muss die Geschäftsführung des Betriebes konsultiert und vom vorläufigen Insolvenzverwalter eingebunden werden. Bis heute gab es da aber nicht einmal eine Kontaktaufnahme des Insolvenzverwalters von White & Case. An anderer Stelle bei der Gröner Group GmbH werden vom gleichen Verwalter unvollständige Gutachten verfasst, bei denen wichtige Fakten unberücksichtigt und unzulässige Verdächtigungen vorgenommen werden – mit der offensichtlichen Absicht verbunden, uns zu schaden. So entsteht ein Zerrbild, das dann unter nebulösen Umständen an die Medien gelangt und uns massiv wirtschaftlich schadet.

Anträge auf Privatinsolvenz bald erledigt?

Seit März 2025 läuft gegen Sie ein Antrag auf Privatinsolvenz. Wir ordnen Sie das ein?

Es ist nicht so, dass ich privat irgendeine Rechnung nicht bezahlt hätte. Leider gibt es seit der Branchenkrise einen neuen Trend, wenn Unternehmer eine private Bürgschaft für Projekte unterschrieben haben – nämlich die Inanspruchnahme aus der Bürgschaft, obwohl noch gar kein Schaden entstanden ist. Dem ersten Anlauf dazu im Dezember 2024 hatte ich durch Zahlung abgeholfen. Nur dann kamen die nächsten hinterher. Deshalb habe ich mich dagegen gewehrt. Es gibt nun insgesamt vier Insolvenzanträge gegen mich und das ist auch der Grund, weswegen das schon so lange dauert. Insolvenz heißt: zahlungsunfähig oder überschuldet. Beides trifft auf mich in keiner Weise zu. Zum Glück weiß das auch das Gericht einzuschätzen. Wir haben hier inzwischen Vereinbarungen mit den Gläubigern getroffen und gehen fest davon aus, noch im November alle Verfahren einer Erledigung zuführen zu können.

Stimmt es, dass Sie fast alle der 47 Fahrzeuge aus Ihrer privaten Porsche-Sammlung verkauft haben?

Geblieben sind mir drei Porsche, doch die sind alle von der Bank beliehen. Ich habe erhebliche Mittel durch den Verkauf von Inventar in Deutschland samt der Porsche-Sammlung erzielt und viele Millionen Euro aus dem Verkauf von Immobilien in Frankreich für den Erhalt meiner Unternehmensgruppe eingesetzt. Ich habe bereits zwei Drittel meines Privatvermögens aufgewendet, um die Firmengruppe zu sichern und unstrittige Rechnungen zu begleichen. Gleichzeitig habe ich durch die Insolvenz der Gröner Group GmbH als größter Gläubiger 250 Millionen Euro eingesetztes Eigenkapital verloren.

Viele Gesellschaften „operativ gesund“

Von außen ist oft kaum noch erkennbar, welche Schiffe der Gröner-Armada fahrtüchtig sind und welche nicht. Woran liegt das?

Wir haben eine klare Struktur, die in den Broschüren und Webseiten der Dachunternehmen CG Group GmbH sowie der eigenständigen CGRE AG dargestellt wird. Zu ihnen gehören aktuell mehr als 40 Immobilienprojekte – darunter 14 große Baulandentwicklungen. Früher war die Gröner Group GmbH unser Finanzvehikel, das Vorhaben bundesweit finanzierte. Als gegen diese Holding Insolvenz beantragt wurde, haben die Gläubiger gleich noch zehn weitere Gesellschaften mit hineingezogen. Dadurch entstand in der öffentlichen Wahrnehmung ein Bild, als sei „alles pleite“. Das stimmt nicht. Viele der Gesellschaften sind operativ gesund, manche Verfahren wurden wieder aufgehoben.

(Anmerkung der Redaktion: Auf LVZ-Nachfrage erklärte der zuständige Insolvenzverwalter von White & Case: „Ich erfülle die Aufträge, die mir das Amtsgericht Leipzig erteilt hat, nach Recht und Gesetz. Alle gegen mich gerichteten Vorwürfe sind schlicht falsch.“)

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Jens Rometsch
06.11.2025

Noch eine Insolvenzprüfung: Gröner will die Plagwitzer Höfe keinesfalls verlieren

Schwerer Schlag für den Bauunternehmer Christoph Gröner: Nun läuft auch eine Insolvenzprüfung zu jener Immobilienfirma, der die Plagwitzer Höfe gehören. Das riesige Gewerbe- und Kulturgebiet im Leipziger Westen gehört zum Tafelsilber des Gröner-Konzerns.

Das Leipziger Amtsgericht hat ein Insolvenzprüfungsverfahren zur Plagwitzer Gewerbepark GmbH & Co. KG eingeleitet. Dieser Immobilienfirma gehören die Plagwitzer Höfe, wo insgesamt rund 2500 Menschen arbeiten. Das zwölf Hektar großes Areal umfasst weite Teile zwischen dem Plagwitzer Bahnhof und der Zschocherschen Straße.

Mehr als 200 Firmen und Kulturbetriebe sind in den oft historischen Industriebauten zu finden – etwa der Club Täubchenthal, die Textil-Druckerei Spreadshirt, Jump House oder die Eventhalle Da Capo mit Flugzeug auf dem Dach. Bisher galten die Plagwitzer Höfe als Goldesel in der Firmengruppe des Bauunternehmers Christoph Gröner.

Grundstücke sind 167 Millionen Euro wert

Im Laufe der Zeit habe sein Konzern mehr als 60 Millionen Euro in die Höfe investiert, sagte Gröner der LVZ. „Als wir das Areal 2006 gekauft haben, lag die Jahresmiete bei 900.000 Euro – heute sind es elf Millionen Euro.“ Die Gewerbepark-Firma stehe wirtschaftlich sehr gut da. Das Prüfverfahren sei zu Unrecht eröffnet worden.

Hintergrund dazu sei eine Anleihe des Münchner Finanzinvestors Lenwood Capital über 25 Millionen Euro, erläuterte Gröner. Die Gesellschafter der Plagwitzer Gewerbepark GmbH & Co. KG hätten angeboten, diese Schuld einer Schwesterfirma zu übernehmen. „Doch Lenwood ging darauf bisher nicht ein, sondern beantragte ein Insolvenzverfahren. Wahrscheinlich soll damit der Druck auf laufende Verhandlungen erhöht werden.“

Ein aktuelles Gutachten weise 167 Millionen Euro Verkehrswert für die Grundstücke in den Plagwitzer Höfen aus. Dem stünden Bankkredite von rund 90 Millionen Euro gegenüber. „Damit ist die Gesellschaft schon allein durch ihre Immobilienwerte abgesichert.“

Er werde die Plagwitzer Höfe keinesfalls verlieren, kündigte der Unternehmer an. „Ich bin zuversichtlich, dass dieser Albtraum in wenigen Wochen beendet ist. Für die Mieterinnen und Mieter besteht kein Risiko, ihre Verträge bleiben bestehen.“

Stopp für Wärmelieferungen angekündigt

Als vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Philipp Hackländer eingesetzt. Dessen Kanzlei White & Case betreut schon mehr als ein Dutzend andere Insolvenzprüfungen oder Insolvenzverfahren zu Firmen des Gröner-Konzerns. Zu Interna der nicht-öffentlichen Verfahren dürfe er sich nicht äußern, so Hackländer.

Anders verhalte es sich bei Problemen mit der Wärme-Versorgung. Mit Briefen und Aushängen hatten die Leipziger Stadtwerke jüngst angekündigt, dass in mehreren Objekten die Wärmelieferung am 6. November abgestellt werden solle.

„Ich bemühe mich intensiv darum, die volle Wärmeversorgung aller Mieter zu gewährleisten. Hierzu bin ich – seit ich als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt wurde – im Gespräch mit den Leipziger Stadtwerken“, teilte Hackländer der LVZ mit. „Wegen Zahlungsrückständen aus der Zeit vor der Einsetzung als vorläufiger Verwalter sind Verträge beendet worden und nun gegebenenfalls neu abzuschließen.“

Indes sagte Gröner, im Quartier A an der Karl-Heine- und Weißenfelser Straße gebe es eine andere Situation: „Dort testen wir derzeit eine Zusammenarbeit mit der Leipziger Energie-Contracting-Firma Cenero.“ Für andere Quartiere – vor allem zwischen der Naumburger und Markranstädter Straße – habe seine Gruppe tatsächlich vor Wochen die Stadtwerke gebeten, mit den Mietern Direktverträge abzuschließen.

Übergangslösung für Club Elipamanoke

Grund dafür seien häufige Querelen um die Kostenabrechnungen gewesen. „Die Mieter zahlten dabei meist noch sehr geringe Abschläge, während die Stadtwerke vom Hausverwalter höhere Preise verlangten – mitunter das Doppelte. Das konnten wir nicht auf Dauer schultern.“

Viele Mieter bestätigten der LVZ, sie hätten in den letzten Wochen Direktverträge mit den Stadtwerken abgeschlossen – zum Beispiel das Fitnessstudio CrunchFit, das Institut für Chemische Analytic und der Elektrogroßhandel Obeta. Bis zum 5. November war die Versorgung für nur noch drei Objekten unklar. Zwei davon einigten sich bei einem kurzfristigen Treffen mit den Stadtwerken auf Übergangslösungen: nämlich etliche Nutzer rings um die Plagwitzer Markthalle und außerdem der Club Elipamanoke.

Die Stadtwerke begründeten ihr Vorgehen mit „ausbleibenden oder unvollständigen Zahlungen“. Nach LVZ-Recherchen wurden allein schon gegen die Plagwitzer Gewerbepark GmbH & Co. KG zwei Prozesse am Landgericht geführt. Ein Stadtwerke-Sprecher sagte: „Bei uns bestehen und bestanden in den letzten Jahren und Monaten offene Forderungen in mittlerer sechsstelliger Höhe gegen verschiedene Unternehmen, die von uns dem Wirken des Herrn Gröner unmittelbar oder mittelbar zugeordnet werden.“

Coworking läuft ab sofort im Kalten

In einem Gebäude wurde am Donnerstag tatsächlich die Fernwärme abgestellt. Das betraf die Naumburger Straße 25, wo Firmen wie der Schokoriegel-Hersteller the nu company und der Coworking-Anbieter Impact Hub ansässig sind. Von dort war niemand zu dem Gespräch bei den Stadtwerken erschienen.

Wärme-Direktverträge sind in einigen Gebäuden schwer umsetzbar, weil die Stadtwerke keine Kenntnisse oder Messeinrichtungen über die Verteilung innerhalb des Hauses haben. Verantwortlich dafür ist meist der Eigentümer.

Der Club Elipamanoke warnte schon vor Wochen, dass sein Fortbestand bedroht sein könnte, falls die Finanzprobleme des Gröner-Konzerns die Plagwitzer Höfe erreichen. Der Konzernchef selbst sagte nun dazu: „Der Club gehört zu den besonderen Orten dieses Quartiers und bleibt selbstverständlich bestehen.“

Der Mietvertrag sei zu günstigen Konditionen verlängert worden, so Gröner. „Wenn überhaupt Gefahr droht, dann nicht von uns, sondern von jenen, die jetzt das vorläufige Insolvenzverfahren führen.“ Von der Kanzlei White & Case hieß es, zu einzelnen Mietverhältnissen könne man sich aktuell nicht äußern.

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Von Marcel Siepmann und Tom Fugmann, MDR 05.11.2025

Energieversorger klagen gegen Bauunternehmer Gröner

Unternehmen der Gröner-Gruppe haben offenbar Rechnungen für Wasser und Heizen nicht bezahlt, wie MDR-Recherchen zeigen. Energieunternehmen in Berlin und Leipzig ziehen vor Gericht. Mieter in Köln bangen davor, im Kalten zu sitzen.

Im Frühjahr 2023 wurde das Geld im Firmengeflecht von Christoph Gröner offenbar so knapp, dass selbst Rechnungen für Heizung und Wasser nur noch teilweise bezahlt werden konnten. MDR-Investigativ und „Zeit“ konnten Dokumente einsehen, die belegen, dass Gröner-Unternehmen 2023 über 850.000€ Rechnungen der Berliner Wasserbetriebe nicht bezahlt hatten. Wie das landeseigene Unternehmen mitteilte, wartet es aktuell auf Zahlungen in Höhe von 1,24 Millionen Euro von Gröner-Firmen.

Der Anwalt von Christoph Gröner wollte die gesamte Summe auf Nachfrage nicht bestätigen. Zu den unbezahlten Rechnungen vor zwei Jahren schreibt er, dass Energiekosten aus den Jahren 2020 – 2022 nicht unmittelbar auf Mieter umgelegt werden konnten. Die aktuellen Forderungen erklärt er mit Kosten in Millionenhöhe für Dienstleistungen der Wasserbetriebe bei einem Bauprojekt der CG-Gruppe.

Die offenen Forderungen, versichert der Anwalt, würden vollständig bezahlt werden. Darauf wollen die Berliner Wasserbetriebe allerdings nicht mehr warten. Sie wollen Teile der Außenstände gerichtlich eintreiben.

Gröner-Firmen im Insolvenzverfahren

Häuser, Grundstücke, Luxus-Immobilien: Jahrelang war das Imperium von Bauunternehmer Christoph Gröner gewachsen. Doch seit über einem Jahr herrscht Krise. Als Zinsen und Baupreise stiegen, geriet die Baubranche unter Druck – auch die Gröner Gruppe blieb davon nicht verschont. Baustellen stehen still, Handwerker klagen wegen unbezahlter Rechnungen und die Staatsanwaltschaft Leipzig ermittelt wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung gegen Christoph Gröner.

Der Vorwurf entbehre jeder Grundlage und werde sich nach gründlichen Ermittlungen als unbegründet erweisen, so Gröners Anwalt. „Aus einer Insolvenz bzw. Zahlungsunfähigkeit und/oder Überschuldung lässt sich keinesfalls zwangsläufig und ohne weiteres der Vorwurf einer Insolvenzverschleppung ableiten“, schreibt er weiter.

Mehrere Gröner-Firmen befinden sich im Insolvenzverfahren – darunter die Gröner Group GmbH. Die Zahlungsschwierigkeiten kriegen vor allem Geldgeber, Investoren und Baufirmen zu spüren und – wie Recherchen von MDR Investigativ und „Zeit“ zeigen – mehrere kommunale Energieversorger.

Klagen von Berliner Energieversorgern

Dazu gehört auch der Wärmeversorger BEW Berliner Energie und Wärme. Das Unternehmen wurde erst vor Kurzem zurück in öffentliche Hand geholt – seit Mai 2024 gehört es wieder vollständig dem Land Berlin. Damit auch die Außenstände gegenüber den Gröner-Firmen.

Aus Unternehmenskreisen der BEW heißt es, es handele sich um offene Forderungen von rund einer halben Million Euro. Um die Gelder nicht abschreiben zu müssen, ziehe die BEW wegen Teilen der Außenstände vor Gericht, teilt sie MDR Investigativ mit. Der Anwalt von Christoph Gröner will die offenen Forderungen der BEW nicht bestätigen. Öffentlich äußert sich auch die BEW nicht zur Höhe der Außenstände.

Am Landgericht Berlin sind vier Klageverfahren von Berliner Energieversorgungsunternehmen gegen Gröner-Unternehmen in einer Gesamthöhe von 156.537,79 Euro bekannt. In allen Verfahren wurden die Gröner-Unternehmen zur Zahlung verurteilt. Drei der Verfahren sind noch nicht rechtskräftig.

Kündigungen und abgestellte Heizungen

Bereits im Frühjahr 2025 berichtete MDR Investigativ über einen Mieter in Leipzig, dessen Heizung seit April 2024 nicht mehr lief. Obwohl der Gewerbemieter immer pünktlich seine Nebenkosten gezahlt hatte. Von den Leipziger Stadtwerken habe er erfahren, dass der Vermieter, ein Gröner-Unternehmen, Rechnungen für die Immobilie nicht bezahlt habe.

Inzwischen hat sich die Situation zugespitzt: Er hat eine Kündigung zum Ende des Jahres erhalten. Weiteren Mietern aus dem Gebäude sei ebenfalls gekündigt worden. Der Anwalt von Christoph Gröner schreibt, dass es sich bei dem Projekt um eine Projektentwicklung handeln würde, die zum Verkauf steht. Die Bewirtschaftung der Räume sei deshalb nicht mehr möglich.

Auch bei anderen Leipziger Mietern sei die Heizung zeitweise abgestellt worden, berichten Gewerbetreibende. Die Leipziger Stadtwerke teilen MDR Investigativ mit, dass Unternehmen, die dem Wirken von Gröner zugeordnet werden, Zahlungen von Rechnungen im mittleren sechsstelligen Bereich schuldig bleiben.

Der Anwalt von Gröner will die Summe nicht bestätigen. Zur Höhe der Forderungen hatte sich Gröner zuletzt im April 2025 auf LinkedIn geäußert. Er schrieb, dass es allein gegenüber dem Gröner Family Office Außenstände von 420.000 Euro gäbe, wovon 160.000 Euro strittig seien. Die Leipziger Stadtwerke haben mehrere Verfahren gegen Unternehmen von Gröner geführt. Alle abgeschlossenen Verfahren habe man gewonnen oder seien während des Prozesses geklärt worden, teilen die Leipziger Stadtwerke mit.

Mieter bangen

Auch in Köln scheinen Rechnungen nicht bezahlt worden zu sein. In einem Haus in der Kölner Innenstadt bangen Mieter darum, dass ihnen die Heizung abgestellt werden könnte. 14 Wohnungen befinden sich in dem Mietshaus. Seit Ende August kursiert unter den Bewohnern ein Schreiben an einen der Mieter. Darin informiert das Kölner Energieunternehmen Rheinenergie den Anwohner darüber, dass der Vermieter, ebenfalls ein Gröner-Unternehmen, vertragliche Pflichten seit einiger Zeit nicht erfülle. Deshalb könne zur „Vermeidung weiterer Forderungsrückstände“ die Energie- und Wasserversorgung eingestellt werden. Zur Abstellung ist es bislang nicht gekommen.

Michael Berger lebt seit über 15 Jahren in dem Haus. Seinen Namen haben wir auf seinen Wunsch hin geändert. Ihn plagt vor allem die Ungewissheit, wie es weitergeht. Er erzählt uns, dass er seine Nebenkosten immer pflichtbewusst überwiesen habe. MDR Investigativ und „Zeit“ konnten die Betriebskostenabrechnungen der vergangenen Jahre einsehen. Die zeigen, dass der Mieter in den Jahren 2021 bis 2023 sogar mehr Heizkosten gezahlt hat, als tatsächlich angefallen sind.

Doch anstatt den Betrag zurückzuzahlen, verlangt der Vermieter, die Gröner Residential, noch mehr Geld. Das Unternehmen fordert den Mieter für das Jahr 2023 auf, über 1.000€ aufgrund gestiegener Betriebskosten nachzuzahlen – unter anderem für den Hausmeisterdienst. Bei unserem Besuch im Oktober wirkt der Flur ungeputzt. „Im Haus passiert kaum etwas“, beklagt sich Berger. „Wenn es irgendwelche Missstände gibt, wird es den Mietern nicht erklärt“.

Gröner zeigt sich optimistisch

Laut dem Anwalt von Gröner gehe es bei den offenen Forderungen der Rheinenergie um Rückstände eines bis 2023 ansässigen Gewerbemieters. Die Forderungen hätten keinerlei Einfluss auf die Energieversorgung der Mieter. Eine Abrechnung der Nebenkosten sei durchweg ordnungsgemäß erfolgt, also rechtzeitig und inhaltlich beanstandungsfrei. Schuld am ungereinigten Zustand des Hauses seien Baufirmen, die das Haus „im nicht ordnungsgemäßen Zustand“ hinterlassen hätten. Zur Höhe der Schulden der Gröner Residential bei Rheinenergie will sich der Anwalt nicht äußern. Auch Rheinenergie will auf Anfrage keine Summe nennen.

Christoph Gröner kämpft um sein Lebenswerk. Mit der CG Group als neue Konzernmutter soll das Baugeschäft weitergehen. In einem kürzlich erschienenen Interview mit dem Tagesspiegel verbreitet der Baupromi Optimismus: Seine Unternehmensgruppe bleibe handlungsfähig. „Auch wenn es noch offene Forderungen gibt, wird es mir gelingen, das im Großen und Ganzen zu bezahlen.“

Mieter wie Berger können nur hoffen, dass auch die Rechnungen der Energieversorger vollständig bezahlt werden.

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Lucas Grothe
18.09.2025

Gröner-Probleme: Leipziger Techno-Club Elipamanoke sorgt sich um seine Zukunft

Das Elipamanoke steht für elektronische Musik im Leipziger Westen. Doch trotz guter Besucherzahlen macht man sich dort Sorgen – denn der Eigentümer des Geländes hat mit Problemen zu kämpfen.

Die Club-Landschaft in Leipzig hat es nicht leicht gehabt in den vergangenen Jahren. Bei gestandenen Feierorten gab es Schließungen (IfZ) und Umzüge (Distillery). Das Elipamanoke blieb bisher verschont. Im Gegenteil: Laut dem Club lief es zuletzt richtig gut.

„Nach der Pandemie hatten wir Sorgen um die Zukunft des Clubs – aber nun haben wir sogar bessere Besucherzahlen als vor der Pandemie. Zuletzt hatten wir rund 50.000 Gäste pro Jahr und sind damit fast an unsere Kapazitätsgrenze gekommen“, sagt Sebastian Vogt, der dort als Kulturmanager arbeitet. Heute würden in dem Club im Plagwitz mehr als 80 Menschen arbeiten. Unter der Woche gibt es auch mal akustische statt elektronischer Musik.

Sorgen wegen Problemen bei Gröner-Gesellschaften

Und doch macht sich das Elipamanoke Sorgen um seine Zukunft. Das hängt mit Christoph Gröner zusammen. Gröner ist Immobilien-Unternehmer. Er hatte lange Zeit wenig Probleme mit der Öffentlichkeit und trieb zahlreiche – auch umstrittene – Bauprojekte voran. Doch mit der Krise am Bau ging es auch für Gröner bergab. Mehrere seiner Unternehmen rutschten in die Insolvenz.

Nun gehören Gröner-Gesellschaften auch Immobilien in Plagwitz, darunter das Gelände, in dem das Elipamanoke seine Heimat hat – genauso wie viele Künstler, die dort Ateliers haben.

Bisher, so sagt es Sebastian Vogt, habe es mit Gröner und der Hausverwaltung immer eine gute Zusammenarbeit gegeben. „Doch in letzter Zeit merken wir Veränderungen: Der Müll wurde nicht abgeholt. Uns wurde mit Stromabschaltung von den Stadtwerken gedroht. Wir machen uns große Sorgen, wie es weitergeht. Wir haben Angst, dass Gröner komplett insolvent geht und das Gelände des Elipamanoke verkauft wird.“

Die Club-Betreiber wollen unbedingt, so sagen sie es, am derzeitigen Standort eine sichere Zukunft haben. Man müsse sich deshalb dringend Gedanken für den Fall einer Insolvenz des Geländebesitzers machen.

Leipziger Grüne unterstützt Elipamanoke im Stadtrat

In Teilen des Stadtrats kann man die Sorgen des Clubs verstehen. Die Grünen-Stadträtin Anne Vollerthun und Thomas Kumbernuß von „Die Partei“ haben deswegen einen Antrag eingebracht, der die Zukunft des Clubs sichern soll. Dieser sah zwischenzeitlich einen Kauf des Geländes durch die Stadt vor – von der Forderung sind Kumbernuß und Vollerthun wieder etwas abgerückt, wenn auch nicht gänzlich. Angesichts der finanziellen Lage der Stadt wohl aber eine unrealistische Forderung.

Ansonsten haben sich die Initiatoren des Antrags und das Kulturamt weitestgehend angenähert. Im Antrag heißt es nun, die Stadt solle prüfen, wie das Gelände an einen neuen Eigentümer gehen kann, „der ein nachweisliches Interesse an der Fortführung einer kreativwirtschaftlichen Nutzung hat“. Auch Förderprogramme und eine finanzielle Unterstützung der Stadt sowie ein Vorkaufsrecht und mögliche Zwischenmietvereinbarungen spielen in den Überlegungen eine Rolle.

Stadt will bei möglichem Verkauf vermitteln

Die Stadt will, sollte der Antrag von der Ratsversammlung angenommen werden, zunächst Kontakt mit den Eigentümern aufnehmen. Geprüft werden solle, „ob ein Erwerb der Liegenschaft durch die ansässigen Mietenden selbst oder durch eine dritte Partei“ möglich sei.

Thomas Kumbernuß mahnt unterdessen zur Eile: Man wolle die Zukunft des Elipamanoke, der Proberäume und der Ateliers in dem Gebäude langfristig sichern und habe die Stadt aufgefordert, aktiv zu werden. „Wir müssen uns jetzt was überlegen und die Stadt nach Mitteln suchen, wie sie einschreiten kann. Denn sollte das Gebäude in den kommenden Wochen Teil einer Insolvenzmasse des Gröner-Konzerns und dann weggekauft werden, ist die Zukunft des Clubs unklar. Das kann dann alles ganz schnell gehen.“

Wie schnell das Problem akut werden könnte, ist unklar. Nach Angaben des Gröner-Konzerns gehört das Gelände einer Gesellschaft, die nicht insolvent ist. Die Betreiber des Elipamanoke beruhigt das nur wenig. Wichtig sei, so sagt es Sebastian Vogt, dass man einen Lösungsansatz in der Schublade habe, der bei Bedarf, also einem möglichen Verkauf des Grundstücks, gezogen werden könne.

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Jens Rometsch
07.09.2025

Gaming-Haus R42 in der Leipziger City wird bezogen

Deutschlandweit einzigartig soll das Leipziger Gaming-Haus R42 sein. Es verbindet Computerspiele mit Events, Gastronomie, Start-ups. Nächste Woche dürfen erstmals Neugierige hinein.

Diesmal klappt’s wirklich – versichern die Beteiligten. Noch diesen Monat soll das Gaming-Haus in der Ritterstraße 42 bezogen werden. Schon nächste Woche gibt es dort Führungen für Neugierige.

Allerdings musste sich die Leipziger Zocker- und Start-up-Szene lange gedulden, um das „neue Ökosystem der Games- und Medien-Branche“ betreten zu dürfen. Mit dieser Formulierung stellen die Betreiber Christopher Siebenhüner und Tom Potutschek ihr Projekt im Internet vor.

Drei Jahre Verspätung

Eigentlich sollte der Start für das R42 (benannt nach der Adresse) schon im August 2022 gefeiert werden. Doch erst behinderte Corona die Sanierung des denkmalgeschützten Pelzhändlerhauses mit Erbauungsjahr 1910. Dann kamen Lieferengpässe wegen des Ukrainekriegs dazu und schließlich wirtschaftliche Probleme des Bauträgers. Das war eine Firma aus der Unternehmensgruppe von Christoph Gröner.

Doch irgendwie hat das R42-Team alle Klippen umschifft. Besonders wichtig war, dass der Freistaat in Form der Sächsischen Beteiligungsgesellschaft mbH (SBG) zu der Idee gestanden hat, richten Potutschek und Siebenhüner ihren Dank aus.

Hinzu sei die Unterstützung vieler Partner gekommen, die auch bald auf verschiedene Weise im R42 präsent sein werden: etwa die Technologiefirmen XMG und Sony, DHL, die Stadt Leipzig, Ur-Krostitzer, Zetti, Spreadshop, Connect Signage, Secret Lab und AOC.

Im R42 solle das reine Zocker-Vergnügen nur ein Teil unter vielen Elementen darstellen, versichert Susanne Reinhardt. Sie ist Sprecherin der Leipziger Gecko-Gruppe, die Potutschek und Siebenhüner bereits 2009 gegründet hatten. Das Plagwitzer Unternehmen steht heute auf verschiedenen Säulen, beispielsweise Filmproduktionen und Unternehmensberatung.

Treppe für 100 Leute

Das Gebäude in der City sei nun baulich tatsächlich fertiggestellt, so Sprecherin Reinhardt. „Es fehlen nur noch wenige Formalien für die Eröffnung. Intern konnten wir schon einige Veranstaltungen erfolgreich durchführen.“

Auf sieben Etagen und über 1500 Quadratmetern Nutzfläche sollen sich jetzt Arbeit, Spiel, Gastronomie, Events und Wohnen verbinden. Im hinteren Teil entstand eine Eventarena mit breiter Freitreppe und 100-Zoll-Bildschirm – für Veranstaltungen mit 100 Personen, etwa E-Sport-Übertragungen.

Zu den wichtigsten Säulen des Konzepts gehöre ein hauseigenes Start-up-Programm für Spiele-Entwickler und andere Medien-Gründungen. Es lief bislang am Gecko-Standort in Plagwitz. Im Ergebnis seien schon mehr als 100 Jobs in der Entwicklerbranche entstanden, so Reinhardt. „Mit diesen Start-ups und allem, was dazu gehört, ziehen wir in diesem Monat um in die City. Das Kistenpacken hat begonnen.“

Bis Ende Oktober nehme dann auch die Gastronomie samt eigener Küche im Erdgeschoss den Testbetrieb auf – die Bar42. Eine richtige Eröffnungsparty für die Bar und das ganze Gaming-Haus folge später. Die Ritterstraße bekomme nun zwischen dem Pub Morrison’s und den Bar-Betrieben Zeki und Imperii noch einen Anlaufpunkt: mit viel Herz für Sport und Gaming.

Führungen nächste Woche

In den ehrwürdigen Mauern sind neben Spiele-Zonen und Co-Working-Bereichen verschiedene Studios entstanden: für Film- und Tonaufnahmen, Workshops, Webinar.
In den obersten Etagen befinden sich drei Apartments mit insgesamt 18 Schlafplätzen für Kurzaufenthalte – samt einer großen Dachterrasse.

Bei den Tagen der Industriekultur in der nächsten Woche kann das R42 kostenlos besichtigt werden. Am Donnerstag und Freitag, 11. und 12. September, gibt es jeweils um 15 und um 17 Uhr Führungen durchs Gaming-Paradies.

Weil die Plätze begrenzt sind, kommen Besucher aber nur mit einer Voranmeldung hinein. Das Formular dafür kann im Internet unter www.industriekulturtag-leipzig.de ausgefüllt werden. Es findet sich in der dortigen Programmübersicht unter „Buch und Medien“.

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Jens Rometsch
04.06.2025

Gröners insolvente Firmen: Am Mittwoch beginnen die Gläubigerversammlungen

Mehr als zehn Firmen des bekannten Bauunternehmers Christoph Gröner sind zahlungsunfähig. In Kürze fallen die Entscheidungen, was aus ihnen wird. Dabei geht es auch um den riesigen Leipziger Postbahnhof und um den Wagenplatz „Karl Helga“.

Eine neue Etappe beginnt an diesem Mittwoch bei den Insolvenzverfahren zu Firmen, die sich dem bekannten Bauunternehmer Christoph Gröner zuordnen lassen. Am Leipziger Amtsgericht finden nun etliche Gläubigerversammlungen statt.

Zum Auftakt am 4. Juni gibt es gleich fünf Termine. Sie betreffen durchweg Immobilienprojektgesellschaften. Darunter sind Firmen, denen in Leipzig folgende Grundstücke gehören: ein Westteil vom Postbahnhof an der Adenauerallee (in Schönefeld), eine Gewerbefläche an der Rosenowstraße (in Mockau), das Gelände der früheren Schokoladenfabrik an der Pittlerstraße (in Wahren).

Termine für insgesamt elf Firmen

In der Woche darauf geht es mit anderen Firmen weiter. Dann stehen der Nord- und Ostteil vom Postbahnhof im Mittelpunkt der Veranstaltungen sowie das Gelände von Leipzigs größtem Wagenplatz „Karl Helga“ an der Klingenstraße (in Plagwitz). Bis in den August hinein sollen weitere Termine folgen. Betroffen sind bisher insgesamt elf Gröner-Firmen. In drei Fällen befinden sich deren Grundstücke nicht in Leipzig, sondern in Frankfurt am Main, Mannheim und Köln.

Ausgelöst wurden die Verfahren im vergangenen Jahr durch Insolvenzanträge des Gläubigers Emerald Advisory GmbH. Dem Vernehmen nach stellte das Finanzunternehmen mit Wurzeln in Großbritannien damals Forderungen über 83 Millionen Euro fällig. Der Gröner-Konzern konnte oder wollte diese Summen nicht zeitnah begleichen.

Konzernchef klagt in London

Allerdings zweifelte der mittlerweile 57-jährige Konzernchef die Rechtmäßigkeit der Verfahren an und ging juristisch dagegen vor. So klagte er bereits 2024 am High Court of Justice in London mit der Begründung, die zugrundeliegenden Finanzierungsverträge mit Emerald seien nach englischem Recht geschlossen worden.

„Die Entscheidung des Amtsgerichts Leipzig, das Urteil des zuständigen Gerichts in London weder abzuwarten noch zu berücksichtigen, ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar“, verbreitete Gröner vor wenigen Tagen in einer Stellungnahme. „Das ist bemerkenswert, denn sollte dort festgestellt werden, dass die Finanzierungen weiter bestehen, wären die in Deutschland gestellten Insolvenzanträge unzulässig.“ Sein Ziel sei nach wie vor, die Insolvenzverfahren wieder aufzuheben.

Der zuständige Insolvenzverwalter Philipp Hackländer hält das für ausgeschlossen. Ein Schuldner könne die Verfahren im aktuellen Stadium nicht mehr stoppen und auch nicht mehr rückabwickeln, erläutert der Jurist.

Termine sind nicht öffentlich

Wie es mit der jeweiligen Firma weitergeht, ob sie stillgelegt oder fortgeführt wird, ob Grundstücke freihändig verkauft oder meistbietend versteigert werden – über das alles und weitere Dinge entscheide nun die jeweilige Gläubigerversammlung.

„Für die ersten Gläubigerversammlungen am Mittwoch erwarte ich nur wenige Teilnehmer, weil bei den Immobilienprojektgesellschaften regelmäßig nur Finanzierer (Banken etc.) und Versorger (Strom, Wärme, Wasser) betroffen sind“, erklärte Insolvenzverwalter Philipp Hackländer. Die Termine seien nicht öffentlich. Dementsprechend werde auch im Anschluss die Öffentlichkeit nicht über das Ergebnis informiert.

Gröner und dessen Anwalt wollten keine Fragen der LVZ zum Stand der Dinge beantworten. Nur bei einem der elf feststehenden Termine geht es nicht um eine Immobilienprojektgesellschaft, sondern um die frühere Dachgesellschaft Gröner Group GmbH: konkret am 13. August.

Auch Privatinsolvenz beantragt

Außerdem laufen noch zwei Insolvenzprüfungsverfahren in Regie des Leipziger Amtsgerichts. In dem einen Fall wurde dabei am 13. März dieses Jahres die Eröffnung einer Privatinsolvenz über Christoph Gröners Vermögen beantragt. In dem anderen Fall erging der Gerichtsbeschluss erst am 2. Juni – betroffen ist hier die Baufirma CG Construction mit Sitz in der Haferkornstraße.

Wirtschaftlich zuordnen lassen sich dem Mann, der oft seine Anfangsbuchstaben für die Namen von Firmen nutzt, aber noch andere Unternehmen, die nicht insolvent sind. Bekannte Beispiele dafür in Leipzig sind die Plagwitzer Höfe oder die Planungs- und Baufirma CG Elementum AG.

Elektromeister Andreas Sult aus Merseburg hat unlängst eine Einladung vom Insolvenzverwalter erhalten. Der Handwerker soll sich in eine Gläubigerliste eintragen lassen. Er ringt seit 2022 um einen Betrag von 47.640 Euro – für Leistungen auf Gröner-Baustellen in Gohlis und Plagwitz.

Eine Vorgängerin der nun insolventen Gröner Group GmbH wollte den offenen Betrag nicht bezahlen, sagt der Fachmann für Blitzschutztechnik. „Unser Gerichtsverfahren dazu hat leider noch kein Happy End gefunden. Beim letzten Termin, der gerade erst stattfand, ist die Gegenseite gar nicht mehr erschienen. Deshalb erging ein Urteil in Abwesenheit, dessen Ergebnis ich noch nicht kenne.“

Handwerker hat wenig Hoffnung

Der Elektromeister sagt, er wolle sich bald bezüglich der Gläubigerversammlung mit seinem Anwalt beraten. „Viel Hoffnung, auf diesem Weg das uns zustehende Geld zu bekommen, habe ich aber ehrlicherweise nicht.“ Gröner war alleiniger Geschäftsführer und Hauptgesellschafter (mit 92 Prozent) bei der seit sieben Monaten zahlungsunfähigen GmbH. Persönlich haften für die Ausfälle, müsse er höchstwahrscheinlich nicht, bedauert Sult.

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Jens Rometsch
02.04.2025

Gröner will in Leipzig wieder bauen – trotz fünf Insolvenzverfahren

Das Leipziger Amtsgericht hat in den vergangenen Tagen gleich fünf Insolvenzverfahren gegen Tochterfirmen des Gröner-Konzerns eröffnet. Zugleich hegt der Chef neue Pläne.

Zur weltgrößten Immobilienmesse Mipim reiste der bekannte Bauunternehmer Christoph Gröner diesmal mit einem Günstig-Flieger von Easyjet an. Gemeinsam mit dem früheren CDU-Politiker Ronald Pofalla warb er im südfranzösischen Cannes um Investoren für seinen krisengeschüttelten Konzern. Pofalla leitete einst das Bundeskanzleramt. Inzwischen ist er Vorstand der CGRE AG, einer noch jungen Beteiligungsgesellschaft, die ihren Sitz gleich neben dem Plagwitzer Toom-Baumarkt hat.

Gröner hat bei der CGRE AG keinen Posten im Management, aber die Aktienmehrheit. Laut einer neuen Internetseite vereint die Hoffnungsträgerin sechs besonders attraktive Tochterfirmen und derzeit fünf geplante Bauvorhaben.

Leipziger Projekte beim Tafelsilber

In Leipzig gehören dazu die Plagwitzer Höfe mit mehr als 200 eingemieteten Firmen, der ebenfalls schon sanierte Nordteil des früheren Postbahnhofs an der Adenauerallee, außerdem zwei kleinere künftige Wohnungsbauvorhaben in Grebehna (Gemeinde Wiedemar) und in der Angerstraße (Leipzig-Lindenau).

In Cannes erzählte Gröner verschiedenen Medien, er habe im Ausland Kapitalzusagen von Investoren über 300 Millionen Euro erhalten. Er wolle zeitnah mehrere Bauprojekte in Deutschland wieder ins Rollen bringen. Der Anfang betreffe 192 Wohnungen in Leipzig, die noch fertigzustellen seien. Als ersten Neubau denke er an das Projekt Kleine Eiswerderstraße am Ufer der Havel in Berlin.

Die Ankündigungen zu Leipzig gelten den 105 Wohnungen, die seit Monaten an der Limburgerstraße im Rohbau stehen. Vor Ort seien wieder Arbeiten im Gange, erläuterte eine Konzernsprecherin auf Nachfrage. Hingegen werde der Neustart für das andere Vorhaben in Leipzig erst in wenigen Wochen vollzogen. Da gehe es um 87 Wohnungen in der Engertstraße – konkret den siebengeschossigen Altbau gegenüber vom Plagwitzer Bahnhof.

Der Sitz der CGRE AG befindet sich nun in der Wachsmuthstraße 4. Von diesem denkmalgeschützten Altbau sind es nur wenige Schritte bis zur Baustelle an der Limburgerstraße.

Bemerkenswert ist dabei, dass das Schiff mit dem Tafelsilber nicht in der Leipziger Haferkornstraße 7 vor Anker ging, also dem bisherigen Konzernsitz in Eutritzsch. Dort fand im Dezember 2024 eine Razzia wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung statt. Zum aktuellen Stand der Ermittlungen erteilt die Staatsanwaltschaft keine Auskunft.

Neuigkeiten gibt es hingegen bezüglich der vielen Insolvenzprüfungen, die das Leipziger Amtsgericht in den letzten Monaten eingeleitet hatte. Bei fünf betroffenen Projektgesellschaften kam der vorläufige Insolvenzverwalter Philipp Hackländer zum Ergebnis, dass sie wirklich zahlungsunfähig sind.

Gläubiger entscheiden im Juni

Dazu gehörten etwa Firmen für den Westteil des früheren Postbahnhofs in Schönefeld, für eine große Gewerbefläche an der Pittlerstraße in Wahren oder für eine Quartiersentwicklung in Köln-Deutz. In den fünf Fällen wurden soeben amtliche Insolvenzverfahren eröffnet.

Gläubiger dieser Firmen können in den nächsten Wochen ihre Forderungen anmelden. Am 4. Juni 2025 wird Rechtsanwalt Hackländer fünf Berichtstermine im Leipziger Amtsgericht abhalten. Dort informiert er über die jeweils aktuelle Geschäftslage. Danach entscheiden die Gläubiger, ob die Firma aufgelöst wird oder – eventuell per Sanierungsplan – noch mal eine neue Chance erhält.

Wahrscheinlich fallen bald noch mehr Beschlüsse über amtliche Insolvenzeröffnungen. Denn Hackländer hatte im Auftrag des Gerichts mehr als zehn Firmen aus dem Gröner-Konzern auf ihre finanziellen Verhältnisse geprüft. Anlass dafür boten Anträge, die stets vom selben Gläubiger kamen.

Das war die Investment-Firma Emerald Advisory GmbH aus Mannheim. Sie hatte Forderungen über 83 Millionen Euro fällig gestellt. Damit entzog sie Gröner den Zugriff auf alle Gesellschaften, in die Emerald Geld investiert hatte.

Erneut Privatinsolvenz abgewehrt

Dessen Anwalt Ben Irle sagte der LVZ, die Gröner-Gruppe arbeite weiter daran, alle Insolvenzverfahren zu beenden. In einigen Fällen mit anderen Gläubigern gelang das tatsächlich gerade.

So stellte ein Berliner Gericht am Montag das vorläufige Verfahren zur Gröners Commercial GmbH & Co. KG wieder ein. Sehr wahrscheinlich kam der Antrag von einem Berliner Architekten, der die Firma auf entgangenen Gewinn bei einem abgesagten Planungsauftrag verklagt hatte. Er sollte unter anderem Räume für eine private Oldtimer-Ausstellung entwerfen.

Aus dem Portal für Insolvenzbekanntmachungen verschwunden ist am Montag auch ein Verfahren, bei dem ein unbekannter Gläubiger am 13. März eine Privatinsolvenz für den 56-jährigen Bauunternehmer beantragt hatte.

Es war schon der zweite Versuch in Richtung Privatinsolvenz. Im Dezember 2024 hatte ein ähnlicher Antrag nur acht Tage Bestand. Damals ging es um einen einstelligen Millionenbetrag, der bei einem Bauvorhaben in Hamburg strittig war. Gröner bezahlte schließlich und der Streit war vorbei.

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Jens Rometsch
20.12.2024

Leipziger Bauunternehmer Christoph Gröner entgeht Privatinsolvenz durch Millionenzahlung

Christoph Gröner hat seine Privatinsolvenz abgewendet. Nach Zahlung einer niedrigen Millionensumme, die er einem Geschäftspartner schuldete, hat das Amtsgericht Leipzig das Insolvenzverfahren gegen ihn eingestellt. Verfahren gegen Unternehmen von Gröner dauern weiter an.

Der Leipziger Bauunternehmer Christoph Gröner hat einen Antrag auf Privatinsolvenz abwenden können. Nur acht Tage nach Eröffnung dieses Verfahrens teilte das Leipziger Amtsgericht an diesem Freitag mit, dass dieses Verfahren mit dem Aktenzeichen: 405 IN 2287/24 wieder beendet wurde. Folglich darf der 56-Jährige nun wieder frei über sein privates Vermögen verfügen – zum Beispiel ein Fahrzeug aus seiner privaten Porsche-Sammlung verkaufen. Seit der Insolvenzeröffnung am 12. Dezember 2024 hätte er dafür die Zustimmung eines vorläufigen Insolvenzverwalters gebraucht.

Aus dem Umfeld des Leipziger Unternehmers hieß es, Gröner habe einen niedrigen, einstelligen Millionen-Betrag bezahlt, um die Forderungen eines Gläubigers zu erfüllen, der den Antrag auf Privatinsolvenz beim Amtsgericht Leipzig eingereicht hatte. Wie berichtet, sagte damals Gröners Anwalt Ben Irle gegenüber der LVZ, dass sich sein Mandant zunächst keinen Reim auf diesen Vorgang machen konnte. „Herr Gröner geht nicht davon aus, dass es einen berechtigten Anlass oder einen Grund für ein solches Insolvenzverfahren gibt. Er sieht selber keinen Anlass für eine Privatinsolvenz“, so der Anwalt.

Insolvenzverfahren gegen Firmen von Christoph Gröner dauern an

Offenbar handelte es sich bei dem nun befriedigten Gläubiger nicht um die Investment-Firma Emerald Advisory GmbH aus Frankfurt/Main. Sie hatte vor einiger Zeit Forderungen über 83 Millionen Euro gegenüber verschiedenen Gesellschaften des Leipziger Bauprojektentwicklers fällig gestellt und seit Ende Oktober 2024 Insolvenzeröffnungen gegen insgesamt elf Tochterunternehmen der Gruppe durchgesetzt.

Die letzten beiden diesbezüglichen Verfahren leitete das Amtsgericht an diesem Freitag, 20. Dezember, gegen Projektgesellschaften ein, welche eigentlich den Südteil und Ostteil vom früheren Postbahnhof in Leipzig-Schönefeld voranbringen sollten. Am Vortag traf es eine andere Projektgesellschaft, welcher das Grundstück für einen großen Wagenplatz in Leipzig-Plagwitz an der Klingenstraße gehört.

Weitere Insolvenzverfahren würden von Seiten der Emerald Advisory GmbH nicht drohen, weil der dahinter stehende Fonds nur in die elf Projektgesellschaften investiert war, für die nun bereits Verfahren laufen, hieß es aus dem Gröner-Konzern. Insgesamt verfüge die Gruppe über mehr als 100 Projektgesellschaften. Sie können zum Beispiel mit der Holding CG Gruppe GmbH ihren Geschäftsbetrieb uneingeschränkt fortsetzen.

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Jens Rometsch
14.11.2024

Gröners Baustellen in Leipzig: Was der Bauunternehmer geschafft hat – und was nicht

Von Plagwitz bis Schönefeld sind mehrere Großvorhaben ins Stocken geraten, auch machen dem bekannten Projektentwickler Insolvenzanträge zu schaffen. Einige Vorhaben könnten trotzdem fertig werden. Hier gibt es den Überblick.

Es ist schon eine Weile her, dass Christoph Gröner zu den größten Immobilienentwicklern Deutschlands gehörte. Doch in Leipzig hat er unbestreitbar viele Spuren hinterlassen – und offenbar auch noch viele Pläne. 2018 gab seine damalige CG-Gruppe bekannt, sie würde bundesweit Vorhaben im Umfang von nahezu zehn Milliarden Euro verfolgen. Davon entfielen immerhin weit mehr als zwei Milliarden auf Leipzig.

Doch der Höhenflug hielt nicht an. Heute kann man Gröners Leipziger Projekte im Grunde in vier Kategorien einteilen: die fertiggestellten Vorhaben, die unvollendeten, die abgegebenen und schließlich jene Projektgesellschaften, für die in den letzten Tagen Insolvenzanträge gestellt wurden.

Die fertiggestellten Vorhaben

Seit dem Umzug von Karlsruhe 1995 konnten Gröners Firmen in Leipzig Tausende Wohnungen schaffen. Es begann mit dem Sanieren einzelner Denkmalschutz-Häuser. Das erste größere Vorhaben war das alte Zahnradwerk „Joliot Curie“ an der Arthur-Hoffmann-Straße 175 in Connewitz. Dort entstanden 140 Wohnungen, ein Konsum und ein Fitnesscenter mit Schwimmbad. Im Hof kamen 15 Gartenhäuser (eine Art Reihenhäuser) hinzu, um mehr Mietfläche zu gewinnen.

Bald standen Dutzende Gründerzeithäuser in der Referenzliste: so die Sternwartenstraße 27, Münzgasse 9, August-Bebel-Straße 47, Alfred-Kästner-Straße 72 und Kurt-Eisner-Straße 39, um bloß mal im Leipziger Süden zu bleiben. An der Jahnallee/Tschaikowskistraße wurde 2007 ein ganzer Block mit dem Namen „Blüthner Carré“ fertiggestellt. Die Häuser gehörten einst zur DDR-Autowerkstatt „Zschaus Garage“, nun zog unter anderem ein betreutes Wohnen der Firma Advita ein.

Nicht nur entlang der Chopin-, Insel-, Salomonstraße im Graphischen Viertel folgten etliche Häuser – dort verwandelte die CG-Gruppe auch die frühere Druckerei „Interdruck“ zu 177 Wohnungen. Aus der Ruine vom Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel (LKG) in der Prager Straße wurden 330 Wohnungen, aus den Bleichertwerken in Gohlis 234 Wohnungen und eine Kita.

Neubauten errichtete der Konzern beispielsweise mit „Schumanns Gärten“ (200 Wohnungen) in der Dresdner Straße und dem „Waldplatz Carré“ (74 Wohnungen) in der Friedrich-Ebert-Straße.

In der City restaurierte man den historischen Kaufmannshof in der Katharinenstraße 13 für ein eigenes Hotel der Marke „Groners“ sowie das „Kleine Joachimsthal“ an der Kleinen Fleischergasse. Aktuell sind dort das böhmische Restaurant Wenzel sowie das Hostel Five Elements zu finden.

Die unvollendeten Vorhaben

Sein wohl größter Coup gelang Gröner mit der Übernahme des früheren Rübesam-Areals in Plagwitz. Manfred Rübesam, ein Investor aus Bayern, wollte aus dem 18 Hektar großen Industriegebiet nach der Wende eine Hochhausstadt machen, also alles abreißen. Nach dessen Konkurs erwarben Holländische Blumenhändler im Verbund mit Gröner das Areal von einer US-Bank. Den Holländern ging ebenfalls bald die Puste aus.

Im Anschluss konnte Gröner günstig übernehmen. Inzwischen haben seine Unternehmen die allermeisten Gründerzeitbauten in den „Plagwitzer Höfen“ saniert und an 140 Gewerbetreibende vermietet. Dazu gehören Clubs wie das Täubchenthal und Elipamanoke, Firmen wie Spreadshirt und RTL, Handelsbetriebe wie der Toom-Baumarkt und die Plagwitzer Markthalle.

Allerdings gerieten mehrere Neubauvorhaben in Plagwitz ins Stocken. Zum Beispiel wurde im April 2022 Richtfest für den Umbau eines Büroriesen gegenüber vom Plagwitzer Bahnhof gefeiert. An der Naumburger und Engertstraße sollten dabei 88 Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen, nebenan in der Weißenfelser Straße ein Parkhaus folgen. Doch vor Ort stehen immer noch Baugerüste, scheint Stillstand zu herrschen.

In der Limburgerstraße begann im Januar 2021 der Abriss einer Ruine, um Platz für Neubauten mit 105 Wohnungen zu machen. Sie sollten „spätestens Ende 2022″ bezugsfertig sein. Stattdessen ruhten in den letzten Monaten die Arbeiten. Am Mittwoch wurden viele Baugerüste demontiert, wobei offen blieb, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen für die Fertigstellung war.

Meist schon mehrere Jahre überfällig sind auch große Gewerbeentwicklungen in anderen Stadtteilen. So wollte Gröners Konzern „bis 2024″ den Südteil vom einstmals größten Postbahnhof der Welt in Schönefeld fertigstellen. Und dafür 103 Millionen Euro investieren. Mit 29 Gleisen an 16 Bahnsteigen war die Bahnhofshalle einst ebenso leistungsstark wie der drei Jahre später eingeweihte Leipziger Hauptbahnhof.

Den Nord- und Westteil der Mega-Immobilie hatte Gröner bis 2021 saniert. Doch die eigentliche Bahnhofshalle und der historische Lokschuppen nebenan wirken nach wie vor verwittert.

Gegenüber früheren Ankündigungen stark verspätet haben sich auch große Gewerbeprojekte rings um die Dessauer Straße 7 in Eutritzsch („PetzschWork“, Volumen 129 Millionen Euro) und rings um die Dortmunder Straße 18 in Mockau-Süd („4Work“, Volumen 180 Millionen Euro).

Lichtblicke sind, dass in den Paunsdorfer „Mansfeld-Hallen“ (für die frühere Maschinenfabrik in der Riesaer Straße 64 wurde im Juli 2021 Richtfest gefeiert) inzwischen abends wieder Licht brennt. Auch im geplanten „Gamingshaus“ in der Ritterstraße 42 tut sich nach langer Pause wieder etwas, scheint die Eröffnung kurz bevor zu stehen.

Die abgegebenen Vorhaben

Auf Druck des früheren Partners Consus hatte Gröner 2019 den Eutritzscher Freiladebahnhof verkauft. Käufer war die Imfarr aus Wien, sie ging vor wenigen Monaten pleite. Wann der Bau von 2600 Wohnungen auf dem 25 Hektar großen Gelände beginnen kann, ist derzeit unklar. Im Zuge der Trennung von Consus (benannte sich später um in Adler Group) überließ Gröner dem Partner im Jahr 2020 fünf größere Projekte in Leipzig.

Sie betrafen das ehemalige Technische Rathaus in der Prager Straße 20-28 (inzwischen an die Stadt Leipzig verkauft), das Bürohaus-Ensemble „Ostforum“ am Ostplatz (soll 2025 fertig werden), den Neubau „Magnolia“ in Eutritzsch (die 187 Wohnungen in der Hamburger Straße sind fertig), ein noch leeres Baugrundstück in Connewitz am Wiedebachplatz und schließlich das Quartier Kreuzstraße (192 Wohnungen und Gewerbe an der Ludwig-Ehrhard-Straße). Dieses Projekt verkaufte Consus an den Leipziger Bauträger Quarterback Immobilien AG, der es gegenwärtig fertigstellt.

Projekte mit Insolvenzanträgen

In den letzten zwei Wochen wurden gegen Teile des Konzerns Insolvenzanträge gestellt. In Leipzig waren davon die Finanzierungsgesellschaft Gröner Group GmbH am Hauptsitz in der Eutritzscher Haferkornstraße 7 betroffen und außerdem Projektgesellschaften für Grundstücke in Wahren, Mockau, Schönefeld und Plagwitz.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Philipp Hackländer (Kanzlei White & Case) bekam vom Amtsgericht Leipzig bereits Aufträge, die Vermögenssituation jener Firmen zu prüfen, die den Nordteil und den Westteil vom früheren Postbahnhof an der Adenauerallee entwickeln. Der Nordteil ist voll vermietet, im Westteil sind unter anderem ein Kurierdienst, ein Musik-Label und eine Filmproduktionsfirma ansässig. Ebenfalls eine Insolvenzprüfung läuft bereits für die frühere Schokoladenfabrik an der Pittlerstraße 33 in Leipzig-Wahren – auch das ist ein größeres Gewerbeprojekt.

Nach Konzernangaben stammen alle Insolvenzanträge vom Gläubiger Emerald Advisory GmbH, welcher unlängst Forderungen über 83 Millionen Euro fällig gestellt hatte. In Leipzig sei diese Gesellschaft zudem an der Finanzierung von drei Projekten beteiligt gewesen, für die das Amtsgericht aber noch keine Entscheidungen getroffen habe.

Konkret gehe es dabei um den Ostteil des Postbahnhofs (mit dem historischen Lokschuppen), das Areal vom Wagenplatz „Karl Helga“ an der Klingenstraße in Plagwitz sowie die Gewerbeentwicklung „4Work“ an der Dortmunder Straße in Mockau. Für die hier jeweils zuständigen Projektgesellschaften habe Emerald also ebenfalls Insolvenzanträge gestellt, die das Amtsgericht aber bisher nicht aufgegriffen hat. Darüber hinaus sei Emerald an keinen anderen Vorhaben in Leipzig beteiligt gewesen.

Am Donnerstag, 14. November, teilte Konzernsprecherin Eva Mommsen mit, dass die (nicht mit Insolvenzantrag konfrontierte) CG Group GmbH zwei Projekte in Erfurt verkauft habe. Dort sollten in der ehemaligen Traditionsbrauerei Braugold und im früheren Verlagsgebäude der Zeitung Thüringer Allgemeine insgesamt 374 Wohnungen entstehen. „Der in Leipzig beheimatete Projektentwickler CG Group GmbH begründet diesen Schritt damit, sich in Zukunft im Osten Deutschlands mehr auf Sachsen und seine Leipziger Projektentwicklungen konzentrieren zu wollen“, erläuterte Mommsen dazu.

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Arno Frank
07.05.2018

Ungleichheit in Deutschland – Das Geld aus dem Fenster werfen

Reichtumsporno? Armutsvoyeurismus? Zum Glück nicht. Der ARD-Film „Ungleichland – Wie aus Reichtum Macht wird“ ist ein gelungenes Erklärstück zur Globalisierung.

„Wenn Sie 215 Millionen haben und schmeißen das Geld zum Fenster raus, und dann kommt’s zur Tür wieder herein. Sie kriegen es nicht kaputt. Sie kaufen Autos? Das Auto kriegt mehr Wert. Sie kaufen Häuser? Die Immobilien kriegen mehr Wert. Sie gehen in Gold? Das Gold wird mehr wert. Sie können’s nicht durch Konsum zerstören, das Geld.“

Diese märchenhafte Erkenntnis stammt von Christoph Gröner, den neulich erst die „Zeit“ auf ihrer Titelseite in Feldherrenpose präsentierte: „Dieser Mann wird immer reicher“. Den Satz denkt Gröner nicht nur, er spricht ihn aus, über den Wolken, in seinem Learjet. Und warum auch nicht? Die Reichen dieser Welt werden tatsächlich reicher. Und die Armen ärmer. Warum?

Ausschnitt „Ungleichland“

Darum geht es in einer multimedialen Groß-, Langzeit- und Querschnittsrecherche, die parallel von Frank Plasberg diskutiert und bei der ARD in der Reportage „Ungleichland – Wie aus Reichtum Macht wird“ mündet. Mitproduziert hat die Bild- und Tonfabrik („Neo Magazin Royale“), verantwortlich für die Opulenz im Look. Das Ergebnis ist weder Reichtumspornografie noch Armutsvoyeurismus, sondern ein ambitioniertes Erklärstück zur Globalisierung, deren Gewinner das „eine Prozent“ und die asiatische Mittelschicht sind.

Der soziale Abstieg

Zu den Verlierern der Finanzwirtschaft gehören die Mittelschichten in den westlichen Demokratien, vielleicht sogar die Demokratien selbst. Es erklären nicht Hinz und Kunz, wie Reichtum sich zu Macht verhält, sondern prominente Weltwirtschaftswissenschaftler wie Joseph E. Stiglitz oder Thomas Piketty, dazu Psychologen und Soziologinnen.

Begleitet wird auch, stellvertretend für die Mittelschicht, eine Familie aus Leipzig. Zwei Kinder, Mutter nur Mutter, Vater mit „sicherem Job“ bei Siemens. Zu Beginn wollen sie sich noch nach einer größeren Wohnung strecken, finanziell. Am Ende droht, weil der Job doch nicht so sicher ist, der soziale Abstieg. Unverschuldet in die Verschuldung?

Nicht, wenn es nach Gröner geht, der einfach „Gas gibt“ und in seinem Leben nur dreimal krankheitsbedingt fehlte (und also einen guten Postboten abgeben würde). Er reißt sich eben, anders als andere, den Allerwertesten auf und zeigt ihn gerne her. Und auch nicht, wenn es nach Christian Freiherr von Bechtolsheim geht. Der Waldbesitzer und Nachfahre der Fugger beschreibt es als seine Aufgabe, das Vermögen vermögender Familien für kommende Generationen zu sichern. Die Frage hingegen, ob er das als Teil des Problems sieht, findet er „frech“.

Das Gleichgewicht finden

Genau hier, bei der Anhäufung von aberwitzigem Kapital und dessen Sicherung für die Nachfahren, findet der Übergang von Reichtum zu Macht statt. Aus dem Fenster geworfene Millionen landen nämlich immer häufiger bei Vermögensverwaltern wie BlackRock, die über Beteiligungen wiederum Einfluss auf die „Realwirtschaft“ und damit die Politik nehmen, ganze Gesellschaften in Schattenverwaltung halten.

Wer reich genug ist, in Köln ein neues Stadtviertel zu bauen, der hat auch die Macht, die Stadt zur termingerechten Erteilung der Baugenehmigungen zu nötigen. Der Reiche kann aber auch, wenn er mitfühlend ist wie Gröner, den goldenen Fußballschuh von Lionel Messi zugunsten „benachteiligter Kinder“ versteigern lassen – und die Charity-Veranstaltung von der Steuer absetzen, also vom Staat finanzieren lassen.

„In einer freien Gesellschaft“, so die grundsätzliche Fragestellung des Film, „ist es schwer, das Gleichgewicht zu finden zwischen dem Ziel, Anstrengungen Einzelner zu belohnen und dem Wunsch, alle teilhaben zu lassen. Was ist, wenn das nicht mehr gelingt?“ Die Antwort liegt auf der Hand, wiegt aber schwerer, wenn Nobelpreisträger Stiglitz sie gibt: „Wenn es nicht gelingt, einen neuen sozialen Vertrag zu schließen, werden die, die verletzt worden sind, die vielen, vielen Menschen, die verletzt worden sind, rebellieren.“

Dieser Gefährdung der Demokratie (von links durch Rebellion gegen das System und seine Profiteure, von rechts durch Umleitung des Hasses auf die Schwächeren) begegnen die Macher von „Ungleichland“ weniger mit erkennbarer Tendenz in der Berichterstattung. Sie greifen, und das ist eine sympathische Pointe, zu basisdemokratischen Mitteln. Auf Facebook, Twitter oder Instagram ist die Öffentlichkeit aufgefordert, mitzureden und sich gewissermaßen selbst herzustellen.

Im Film kommt, neben der Familie aus Leipzig, auch ein Pförtner zu Wort, der auf einer von Christoph Gröners Baustellen arbeitet. Ein melancholischer und eloquenter Mann, der keinesfalls tauschen möchte mit dem Chef. 2000 Euro verdient er für seine Tätigkeit. Wenn er sie aus dem Fenster wirft, sind sie weg.