„Königreich Deutschland“ verboten: Durchsuchungen in Sachsen – Gründer Peter Fitzek festgenommen

Nach dem Verbot des Reichsbürger-Vereins „Königreich Deutschland” fanden unter anderem in Leipzig, Dresden und Halsbrücke Durchsuchungen statt. Vier mutmaßliche Rädelsführer wurden am Morgen verhaftet, darunter Gründer Peter Fitzek.

Die Bundesanwaltschaft hat vier mutmaßliche Rädelsführer der verbotenen „Reichsbürger“-Gruppe „Königreich Deutschland“ festnehmen lassen, darunter Gründer Peter Fitzek, der selbsternannte „König von Deutschland“.

Einer der Männer ist in Untersuchungshaft. Das bestätigte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof setzte demnach einen Haftbefehl der Behörde in Vollzug. Die drei weiteren Festgenommenen – darunter der „Oberste Souverän“ der Gruppe, Peter Fitzek – sollen im weiteren Verlauf des Tages sowie am Mittwoch in Karlsruhe vorgeführt werden.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte wenige Tage nach seinem Amtsantritt am Dienstag den Verein „Königreich Deutschland“ verboten. Zweck und Tätigkeit des Vereins laufen demnach den Strafgesetzen zuwider und richten sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung sowie den Gedanken der Völkerverständigung.
Durchsuchungen in Sachsen

Seit den frühen Morgenstunden durchsuchen 800 Einsatzkräfte der Polizei von dem Verein genutzte Gebäude sowie Wohnungen führender Mitglieder in Sachsen, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Auch Beamte der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht waren beteiligt.

Festgenommen wurden neben Fitzek auch die deutschen Staatsangehörigen Mathias B., Peter F., Benjamin M. und Martin S.. Zwei der Festnahmen erfolgten laut einer Sprecherin im Landkreis Mittelsachsen, je eine weitere in den Landkreisen Oder-Spree in Brandenburg und Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz.

Durchsucht wird auch in Leipzig, unter anderem in der Friedrichshafener Straße in Mockau und Dresden sowie im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, in Rathmannsdorf bei Bad Schandau.

Es gehe dort ebenso um die Sicherstellung von Beweismitteln. Silvaine Reiche, Leiterin der Stabsstelle Kommunikation LKA, bestätigte, dass es auch in Döbeln, in der Wöllersdorfer Straße eine Durchsuchung gebe, die dauere aktuell noch an.

Schwerpunkt in Halsbrücke – Immobilien in Bärwalde und Wolfsgrün bereits versiegelt

Wie das LKA auf Anfrage weiter sagte, sind die Ableger des KRD in Bärwalde (Landkreis Görlitz) und im Eibenstocker Ortsteil Wolfsgrün bereits im vergangenen Jahr durchsucht und versiegelt worden und somit aktuell nicht von Durchsuchungen betroffen. Im Fall der aktuellen Durchsuchungsmaßnahmen im Freistaat seien fünf Liegenschaften relevant.

Laut Innenministerium und Landeskriminalamt liegt der Schwerpunkt der Maßnahmen im sächsischen Halsbrücke. Hier liegt der Hauptsitz des selbsternannten „Königs von Deutschland“, Peter Fitzek. Der ehemalige Koch beschäftigt die Behörden schon lange.

Er stand bereits mehrfach vor Gericht und wurde verurteilt. Vorgeworfen wurde ihm unter anderem, ohne Führerschein gefahren zu sein und illegale Bankgeschäfte getätigt zu haben. Im März wurde ein Urteil des Amtsgerichts Wittenberg rechtskräftig, das Fitzek wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Beleidigung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt hatte.

In Fitzeks Welt existiert die Bundesrepublik Deutschland nicht. Seinen Personalausweis hat er abgeben. Im KRD dreht sich alles um ihn: Einen Mann, der sich zum König krönen ließ, eigene Regeln und Gesetze macht. Fitzek umgibt sich mit Verschwörungsideologen, er pflegt Kontakte zu Rechtsextremen, taucht immer wieder im Bericht des Verfassungsschutzes auf.

Sachsens Verfassungsschutz hat das Königreich Deutschland nach eigenen Angaben schon seit Jahren auf dem Schirm. „Dabei haben wir die damaligen Immobilienkäufe der Gruppierung in Sachsen als Expansionsbestrebungen enttarnt, die nur dem Ziel dienten, pseudo-staatliche Parallelstrukturen in Form sektenähnlicher Siedlungsgemeinschaften aufzubauen“, sagte der Präsident des Landesamtes, Dirk-Martin Christian. Zudem habe der Nachrichtendienst die Bevölkerung vor finanziellen Schäden gewarnt, die mit einer sogenannten Zustiftung zum angeblichen Königreich verbunden sein könnten.

Dobrindt: „Das kann in unserem Rechtsstaat nicht geduldet werden“

„Heute wurde ein bedeutender Schlag gegen die sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter durchgeführt“, sagte Bundesinnenminister Dobrindt. Die Mitglieder des Königreichs Deutschland hätten einen Gegenstaat geschaffen und wirtschaftskriminelle Strukturen aufgebaut und so die Rechtsordnung und das Gewaltmonopol der Bundesrepublik untergraben. „Das kann in unserem Rechtsstaat nicht geduldet werden.“

Sachsens Innenminister, Armin Schuster, äußerte sich zu den Exekutivmaßnahmen. „Die Strategie der behördenübergreifenden Nadelstiche führt heute schlussendlich dazu, den selbsternannten König von Deutschland schachmatt zu setzen“, erklärte er. Mit dem sächsischen Expertennetzwerk koordiniere die Landesdirektion Sicherheitsbehörden, Kommunen und Verwaltungsexperten, um aus verschiedenen Richtungen konzertiert gegen Aktivitäten der Reichsbürgerszene vorzugehen.

Unerlaubte Bankgeschäfte: Es geht auch um Geld

„Wesensprägend für das ‚Königreich Deutschland‘ ist eine dezidierte profitorientierte Ausrichtung“, teilt das Bundesinnenministerium mit. Über Teilorganisationen würden seit Jahren unerlaubte Bank- und Versicherungsgeschäfte betrieben.

Größte Reichsbürger-Vereinigung in Deutschland

Das „Königreich Deutschland“ wurde 2012 in Wittenberg von Fitzek ausgerufen und gilt mit nach eigenen Angaben etwa 6000 Anhängerinnen und Anhängern als derzeit mitgliederstärkste Vereinigung aus dem Spektrum der sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter in Deutschland. Die Sicherheitsbehörden gehen allerdings von lediglich rund 1.000 Anhängern aus.

Zu dieser Szene werden Gruppierungen und Einzelpersonen gezählt, die aus unterschiedlichen Motiven und mit verschiedenen Begründungen die Existenz der Bundesrepublik Deutschland negieren und deren Rechtssystem ablehnen.

Über Jahre betrieb das „Königreich Deutschland“ in einem Nebenraum einer Bäckerei in Dresden-Laubegast eine illegale Finanzstelle. Dort wurden ohne Erlaubnis der Finanzaufsicht Versicherungen und Finanzprodukte verkauft, unter anderem über die sogenannte Gemeinwohlkasse. Diese wurde 2023 von der Bafin geschlossen, inklusive Filialen in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen.

Ermittler stellten bei einer Razzia unter anderem Bargeld, Goldbarren und Munition sicher. Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt gegen neun Personen, acht von ihnen sollen seit 2021 eine unerlaubte Krankenkasse betrieben haben.

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Felix Huesmann, Markus Decker und Antonie Rietzschel
13.05.2025

Innenministerium verbietet „Königreich Deutschland“ – die wichtigsten Fragen und Antworten

Schlag gegen die Reichsbürger-Szene in Deutschland: Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hat am Dienstag den Verein „Königreich Deutschland“ verboten. Es gibt Razzien in sieben Bundesländern. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Das Bundesinnenministerium hat die aktuell wohl größte Reichsbürger-Gruppierung im Land, das „Königreich Deutschland“ verboten. Seit den frühen Morgenstunden durchsuchen Einsatzkräfte der Polizei von dem Verein genutzte Gebäude sowie Wohnungen führender Mitglieder in sieben Bundesländern. Vier Personen wurden festgenommen. Die Ermittlungen führt der Generalbundesanwalt – was auf die herausragende Bedeutung des Falls hinweist.

Was ist das „Königreich Deutschland“ für eine Gruppierung?

Das „Königreich Deutschland“ ist nicht nur die größte, sondern auch eine der wichtigsten Reichsbürger-Gruppierungen Deutschlands. Die Gruppe wurde 2012 von Peter Fitzek in der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt gegründet. Sie lehnt die Existenz und Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland ab und hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen „Gegenstaat“ aufzubauen. Diverse Reichsbürger-Gruppen haben in der Vergangenheit eigene „kommissarische Reichsregierungen“ und Fantasiestaaten gegründet. Das „Königreich“ ging jedoch deutlich weiter: Die Gruppierung baute umfangreiche eigene Strukturen auf, kaufte eigene Gebäude und Liegenschaften, die sie zum „Staatsgebiet“ erklärte.

Das „Königreich“ gab nicht nur eigene Fantasieausweise aus, sondern auch eine eigene Währung, und betrieb ohne Erlaubnis ein eigenes Bank- und Versicherungssystem. Dazu gehörte sowohl eine Art Krankenversicherung als auch eine eigene „Rentenkasse“. Außerdem wurden im vermeintlichen „Hoheitsgebiet“ des „Königreichs“ einige Unternehmen gegründet. Die Gruppierung lud Interessierte außerdem zu Seminaren ein. Eine Teilnahme am Seminar zu den Grundlagen des „Systemausstiegs“ sei „Voraussetzung für die Erlangung der Staatsangehörigkeit“ im „Königreich, heißt es auf der Website der Gruppierung. Kostenpunkt: 340 „E-Mark“, das entspricht 374 Euro.

Die Vereinigung finanziere sich vor allem „durch den Betrieb verbotener Bank- und Versicherungsgeschäfte, sowie über Spenden und durch Einnahmen aus Seminaren“, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Weitere Gelder würden mit dem Anwerben von Unternehmen eingenommen. „Diesen wird im Gegenzug in Aussicht gestellt, Waren und Dienstleistungen über das KRD umsatzsteuer- und sozialabgabenfrei vertreiben zu können.“
Wie begründet das Bundesinnenministerium das Verbot?

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) trat am Dienstag um kurz nach zehn vor die Presse und begründete das Verbot. Das „Königreich Deutschland“ richte sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung, sagte er. Ziel sei, einen „Gegenstaat“ zu gründen und sich so von der Bundesrepublik Deutschland abzuspalten. Dabei hänge das „Königreich Deutschland“ Verschwörungstheorien an, die zum Teil antisemitisch motiviert seien. Es handele sich nicht um „harmlose Nostalgiker“, sondern um „kriminelle Strukturen und ein kriminelles Netzwerk“, so Dobrindt.

Bei der wochenlang vorbereiteten Aktion von 800 Beamten in 7 Bundesländern habe es vier Festnahmen gegeben, unter den Festgenommenen sei der Anführer Peter Fitzek gewesen, fuhr der CSU-Politiker fort. Nach Sichtung der Beweismittel seien weitere Festnahmen möglich. Das Vermögen werde eingezogen, dessen Höhe lasse sich aber noch nicht beziffern. Auf Nachfrage sagte er weiter, es seien „keine sicherheitsrelevanten Waffen sichergestellt“ worden. Doch der Fokus der Aktivitäten liege ohnehin „sehr stark im Bereich der Wirtschaftskriminalität“.

Zwar besteht das „Königreich Deutschland“ nach Dobrindts Angaben aus 23 Unterorganisationen – bei weiteren 40 König- und Kaiserreichen außerhalb dieser Struktur. Allerdings habe das „Königreich Deutschland“ anders als von diesem behauptet keine 6000, sondern eher 1000 Anhänger. Sollten darunter Angestellte oder Beamte des öffentlichen Dienstes sein, werde im Einzelfall über Konsequenzen entschieden.
Wer ist für das Verbot verantwortlich?

Das Ministerium hatte am Dienstagmorgen erklärt, Dobrindt habe die Reichsbürger-Vereinigung verboten. Das Verbot wurde allerdings schon einige Zeit vor Dobrindts Amtsübernahme unter der vorherigen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) auf den Weg gebracht: Die am Dienstag im Bundesanzeiger veröffentlichte Verbotsverfügung datiert bereits auf den 3. April 2025.

Wer ist Peter Fitzek?

Der Gründer und Anführer des „Königreichs Deutschland“ Peter Fitzek, wurde am Dienstag ebenso wie drei weitere mutmaßliche Rädelsführer festgenommen. Fitzek hatte die Gruppierung 2012 gegründet und sich in einer absurd anmutenden Veranstaltung zum König krönen lassen – inklusive Kostümen, entsprechendem Bühnenbild und einem Thron. Seitdem ließ er sich von seinen Anhängern als „Peter, Menschensohn“ oder „Peter I.“ ansprechen. Fitzek ist eigentlich gelernter Koch und arbeitete auch als Karatelehrer. Wegen einer rechtskräftigen Verurteilung wegen unzulässiger Versicherungsgeschäfte saß Fitzek ab 2018 zwischenzeitlich in Haft.

Wo war das „Königreich Deutschland“ aktiv?

Die Gruppe suchte gezielt nach größeren Grundstücken „ab einer Größe von fünf Hektar mit Wald und Freiflächen für Landwirtschaft sowie Wasserzuläufen“, warnte der Verfassungsschutz Sachsen im Jahr 2022. Nach zahlreichen Verfahren in anderen Bundesländern, hatten sich Peter Fitzek und das KRD in den vergangenen Jahren immer stärker dorthin zurückgezogen: In Dresden betrieb das KRD illegal eine Gemeinwohlkasse, die von der Bundesfinanzbehörde geschlossen wurde. Ab 2022 ließ Fitzek über Mittelsmänner mehrere Immobilien kaufen: Schloss Bärwalde nahe Görlitz und eine Villa im Eibenstocker Ortsteil Wolfsgrün, im Erzgebirge – mittlerweile haben die Behörden sie versiegelt – werden von den Anhängern des KRD nicht mehr genutzt.

Als Hauptquartier fungierte das Kanzleilehngut in Halsbrücke, im Landkreis Mittelsachsen – ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Weiden und Kühen. In den letzten Jahren bot das KRD hier immer wieder Seminare an, feierte Kinderfeste, lud auch Anwohner ein. Anhänger betrieben den Bioladen ohne entsprechende Genehmigungen, verstießen immer wieder gegen Regularien – Kontrolleure des Landkreises wurden immer wieder vom Hof verwiesen. Auf Halsbrücke konzentrierten sich auch die Durchsuchungsmaßnahmen.

Wo fanden Durchsuchungen und Festnahmen statt?

Insgesamt fanden vier Festnahmen statt. Zwei der Festnahmen erfolgten Angaben der Bundesanwaltschaft zufolge im Landkreis Mittelsachsen, je eine weitere in den Landkreisen Oder-Spree in Brandenburg und Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz. Zudem habe es Durchsuchungen bei einem Verdächtigen im Kanton Solothurn in der Schweiz gegeben. Auch er soll deutscher Staatsbürger sein. Die Festgenommenen im Alter von 37, 38, 46 und 59 Jahren sollen am Dienstag und Mittwoch einem Haftrichter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt werden.

Die Durchsuchungen fanden in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen statt. In Sachsen wurde in Leipzig, Dresden und im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge durchsucht, wie die „Leipziger Volkszeitung“ berichtet. Andere Liegenschaften des „Königreichs“ in dem Bundesland seien bereits im vergangenen Jahr durchsucht und versiegelt worden. Der Schwerpunkt des Einsatzes lag demnach im sächsischen Halsbrücke, wo in den letzten Jahren Fitzeks Hauptsitz lag.

In Niedersachsen fanden Durchsuchungen in einem ehemaligen Kurhotel in Bad Lauterberg im Harz und bei einem führenden KRD-Mitglied in der Gemeinde Walkenried statt, wie das „Göttinger Tageblatt“ berichtet. Die Reichsbürger um Fitzek hatten das frühere Hotel im Jahr 2023 gekauft. Der Landkreis Göttingen und die Gemeinde hatten die Nutzung jedoch untersagt. Im vergangenen Jahr ließ die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) das Gebäude durchsuchen – Hintergrund waren Ermittlungen wegen unerlaubter Bank- und Versicherungsgeschäfte gegen das „Königreich“.

Wie groß ist die Reichsbürger-Szene insgesamt?

Das „Königreich Deutschland“ gilt als größte Gruppierung der Szene und verfügte über die umfassendsten finanziellen Ressourcen und Strukturen. Im Jahr 2023 rechnete das Bundesamt für Verfassungsschutz der Szene insgesamt rund 25.000 Anhänger zu.

Weshalb hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen?

Bei den aktuellen Ermittlungen gegen die vier Festgenommenen steht die Rädelsführerschaft in einer kriminellen Vereinigung im Vordergrund. Daneben wird insbesondere gegen Fitzek auch wegen unerlaubter Einlagen- und Versicherungsgeschäfte ermittelt. Das sind normalerweise keine Straftaten, bei denen der Generalbundesanwalt – der vor allem für Terrorermittlungen zuständig ist -automatisch die Ermittlungen an sich zieht. Dass Deutschlands oberster Ermittler das in diesem Fall getan hat, erklärt die Bundesanwaltschaft mit der „besonderen Bedeutung“ des Verfahrens.

Was für Ermittlungen gab es in der Vergangenheit bereits gegen Fitzek und die Gruppierung?

Es gab in den vergangenen Jahren bereits eine Vielzahl an Ermittlungsverfahren gegen das „Königreich Deutschland“, seine Mitglieder und Einrichtungen. Insbesondere ging die Bafin mehrfach gegen die unerlaubten Banken- und Versicherungsgeschäfte des KRD vor. Im November 2023 durchsuchte sie zehn Objekte des „Königreichs“ in mehreren Bundesländern.

2017 wurde Fitzek wegen illegaler Bankgeschäfte und Untreue vom Landgericht Halle zu einer Haftstrafe verurteilt. Es ging um 2,4 Millionen Euro, die 500 „Anleger“ Fitzek innerhalb von drei Jahren überlassen hatten. Das Urteil wurde vom Bundesgerichtshof aufgehoben, weil sich die Vorwürfe nicht eindeutig nachweisen ließen. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren schließlich ein, auch wegen des zu großen Aufwands.

Bei der Staatsanwaltschaft Dresden läuft seit Jahren ein Ermittlungsverfahren wegen der Finanzgeschäfte des KRD, insgesamt neun Personen sind angeklagt, darunter auch Peter Fitzek. Ihnen wird vorgeworfen, unerlaubt eine Krankenkasse betrieben sowie unerlaubt Bankgeschäfte getätigt zu haben.

Erst im März 2025 wurde ein Urteil gegen den selbst ernannten „König“ rechtskräftig: Er war wegen Körperverletzung und Beleidigung zu acht Monaten Haft verurteilt worden.

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Franziska Anders und Thilo Alexe
13.05.2025

Reichsbürger-Verein „Königreich Deutschland“ verboten: Das sind die Reaktionen aus Sachsen

Die größte Gruppierung sogenannter Reichsbürger wurde vom Bundesinnenministerium verboten. Auch in Sachsen greifen die Behörden durch – und bekommen Rückenwind aus der Politik.

Sachsens Innenminister Armin Schuster hat das Verbot der größten Gruppierung sogenannter Reichsbürger und Selbstverwalter begrüßt. „Die Strategie der behördenübergreifenden Nadelstiche führt heute schlussendlich dazu, den selbsternannten König von Deutschland schachmatt zu setzen“, sagte der CDU-Politiker.

Mit dem sächsischen Expertennetzwerk koordiniere die Landesdirektion Sicherheitsbehörden, Kommunen und Verwaltungsexperten, um konzertiert gegen Aktivitäten der Reichsbürgerszene vorzugehen und die Bundesbehörden zu unterstützen.

Der Innenexperte der sächsischen CDU-Landtagsfraktion, Ronny Wähner, bezeichnete das Verbot als „richtig und notwendig“. Er fügte hinzu: „Die Reichsbürgerbewegung ist keine bloße Randerscheinung, sondern ein ernstzunehmendes Gefahrenpotenzial.“

Das Bundesinnenministerium hatte den Verein „Königreich Deutschland“ am Dienstagmorgen verboten. Seitdem laufen bundesweit Durchsuchungen – mit Fokus in Sachsen. Laut Innenministerium und Landeskriminalamt liegt der Schwerpunkt der Maßnahmen in Halsbrücke bei Freiberg im Landkreis Mittelsachsen. Hier liegt der Hauptsitz des selbsternannten „Königs von Deutschland“, Peter Fitzek.

Durchsuchungen gab es zudem in Leipzig, unter anderem in der Friedrichshafener Straße in Mockau und Dresden sowie im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, in Rathmannsdorf bei Bad Schandau. Es gehe dort ebenso um die Sicherstellung von Beweismitteln.

Linke begrüßt Verbot des „Königreich Deutschland“

Die sächsische Landtagsabgeordnete Juliane Nagel (Linke) begrüßte das Vorgehen des Bundesinnenministeriums. Die Organisation sei eine der größten im Reichsbürgerspektrum gewesen und habe zuletzt in Halsbrücke ihren Schwerpunkt gehabt, sagte sie am Vormittag.

Nagel äußerte jedoch Zweifel an der nachhaltigen Wirkung des Verbots. Die Gruppe habe jahrelang unbehelligt agieren können und besitze Vorbildcharakter für ähnliche Strukturen. Sie forderte, Reichsbürger konsequenter als Teil der extremen Rechten einzustufen und schneller gegen sie vorzugehen.

Grüne: Verbot längst überfällig

Auch Sachsens Grüne zeigen sich erleichtert über das Vorgehen des Bundesinnenministeriums. Der innenpolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Valentin Lippmann, bezeichnete das Verbot als „längst überfällig“. Die Gruppe sei eine gefährliche Vereinigung von Demokratiefeinden, die im Freistaat eine Parallelgesellschaft aufgebaut habe.

Lippmann forderte weitere Aufklärung zu den Finanzstrukturen der Organisation und betonte die Bedeutung fachlicher Netzwerke im Kampf gegen extremistische Bestrebungen.
SPD: Verbot des „Königreich Deutschland“ konsequent und notwendig

Auch die SPD im Sächsischen Landtag unterstützt das Verbot der Reichsbürger-Gruppierung „Königreich Deutschland“. Innenpolitiker Albrecht Pallas sprach von einem „konsequenten und richtigen Schritt“.

Die Organisation habe mit krimineller Energie einen Pseudostaat errichtet und gezielt gegen die Verfassung agiert. Solche staatsfeindlichen Strukturen seien eine Gefahr für die Demokratie, so Pallas. Er lobte das Vorgehen des Bundesinnenministers als „notwendig und überfällig“ und warnte davor, Reichsbürger zu verharmlosen – viele von ihnen seien klar rechtsextrem.

Landrat Krüger erleichtert über Verbot

Nach dem Verbot zeigt sich auch der Landrat vom Landkreis Mittelsachsen erleichtert. Sven Krüger (parteilos) sprach am Dienstag von einer „dringend notwendigen Entscheidung“. Die Kreisverwaltung sei im Zusammenhang mit dem Standort Halsbrücke in die behördlichen Prozesse eingebunden gewesen und habe eng mit anderen Institutionen kooperiert. Ziel sei es nun, das Gelände weiterzuentwickeln und einer sinnvollen Nutzung zuzuführen, so Krüger.

Sachsens Verfassungsschutz hat das Königreich Deutschland nach eigenen Angaben schon seit Jahren auf dem Schirm. „Dabei haben wir die damaligen Immobilienkäufe der Gruppierung in Sachsen als Expansionsbestrebungen enttarnt, die nur dem Ziel dienten, pseudo-staatliche Parallelstrukturen in Form sektenähnlicher Siedlungsgemeinschaften aufzubauen“, sagte der Präsident des Landesamtes, Dirk-Martin Christian. Zudem habe der Nachrichtendienst die Bevölkerung vor finanziellen Schäden gewarnt, die mit einer sogenannten Zustiftung zum angeblichen Königreich verbunden sein könnten.