Einwurf zu Feigheit und Aufstand

Ein herzliches Guten Tach! – in die Diskussionsrunde – Hier ein eigener Beitrag, dann gehts ans Eingemachte, weil zitierte Bücher mehr Sprengstoff enthalten als meine Binsenweisheiten: Der Mensch vom Beitrag: Zum schlechten Zustand der bürgerlichen Linken zu Leipzig https://knack.news/13562 schreibt „Die Herrschenden haben Angst“. Alea antwortet, dass das nicht stimmt. Darauf möchte ich gerne eingehen.
Nun, das ist nicht in einem Satz zu beantworten. Oder vielleicht doch? Je nach dem, wo die Frage gestellt wird. Ihnen ist mindestens Unwohl bei all den Aufständen und Revolten die seit Jahren regelmäßig und weltweit auftreten. Teilweise haben sie diese aber auch leider vorerst befrieden können. Trotzdem ist die Aussage, dass die Herrschenden Angst haben, grundsätzlich richtig bzw. erstmal nicht falsch. Der Pudels Kern ist für mich: Welche Fraktion der Herrschenden ist wo und wann damit gemeint? Zum Beispiel denke ich nicht, dass die Strategen der aktuellen Regierung von Deutschland sich vor Angst in die Hosen machen. Vor wem denn? Ihre Arbeit können sie teilweise auch unter einer anderen Regierung fortführen. Oder sie wechseln in den Aufsichtsrat eines Konzerns und andere erfüllen ihre vormalige Funktion. Die massiven Umbrüche der kommenden Jahrzehnte können sie in eigenen Bunkern und Tesla-Panzern überstehen. Es sei denn sie gehören zur Kapital und / oder Regierungs-Fraktion die bei den Umbrüchen politisch drauf geht. Dann siehts mitunter schlecht aus, haha! Das kommt aber hierzulande eher selten vor.
Schaut man weiter sieht das mit der Stabilität anders aus: In Nepal mussten sie Regierungsleute von den Dächern per Hubschrauber evakuieren. In vielen Ländern wurden und werden Bullenstationen und Parlamente gestürmt, die Gesellschaft lahmgelegt, Regierungen massiv unter Druck gesetzt oder vertrieben usw.
Aktuelle Beispiele: Indonesien, Serbien, Syrien… Wichtig ist, sich selbst nicht in Revoluzzer Romantik zu verlieren – sondern zB zu schauen Wer Warum nach einem Regierungssturz die Macht übernimmt, wer dessen Verbündete sind, wer die Waffen bezahlt und die neue Regierung mit Dollars versorgt. Bonustracks berichtet regelmäßig. (Auch wenn ich teilweise das Bauchgefühl einer Avantgarde mit wenig Bewegungs-Anschluss bei den Non-Leuten habe, interessante, teils “ mindblowing “ Beiträge gibt es dort aber viele.)
Nun aber zurück zu den Aufständen und den konterrevolutionären Aktionen der Herrschenden:
Dazu schreibt das Konspiratorische Manifest über das Jahr 2019:
1. Die Wende von 2019
Gesetzt, es gibt eine Weltordnung.
Gesetzt, eine Reihe von staatlichen, wirtschaftlichen, geopolitischen oder finanziellen Mächten haben, ihren im Einzelnen konkurrierenden Interessen zum Trotz, ein grundsätzliches Interesse an der Aufrechterhaltung der allgemeinen Ordnung, an einer gewissen Regelmäßigkeit, einer gewissen Stabilität und einer gewissen, wenn auch nur scheinbaren Vorhersehbarkeit des Laufs der Dinge.
Gesetzt, der Punkt, auf den sie sich lebensnotwendigerweise geeinigt haben, ist die Aufrechterhaltung der allgemeinen Knechtschaft als der gemeinsamen Bedingung der Möglichkeit ihrer jeweils besonderen Existenzen.
Versetzen wir uns nun in die Lage einer dieser Mächte am Ende des Jahres 2019, sagen wir im Oktober. Wie könnte man da nicht in Panik geraten?
Das friedliche, finanzstarke und konsumorientierte Hongkong, Stadtstaat ohne Geschichte, Tempel des handeltreibenden Nichts, Gipfel der klimatisierten Leere, wo man vor der Occupy-Bewegung Mühe gehabt hätte, in all den endlosen Einkaufspassagen auch nur den Hauch einer politischen Idee zu finden.
Hongkong also brennt.
Seit Februar 2019 fordert eine regionalistische Bewegung, blühend, starrköpfig und überzeugt von ihrer Sache, Woche für Woche die chinesische Macht heraus. Innerhalb weniger Monate erfindet sie die Kunst des Tumultes neu – blendende Laser, schützende Regenschirme, Löschkegel und Golfschläger für Tränengasgranaten, Flamethrowers in den ersten Reihen, Barrikaden neuen Stils. Die Stadt wird regelmäßig lahmgelegt, der Flughafen gestürmt, das Regionalparlament besetzt und entweiht. Man lässt sich ausdrücklich von den französischen Gelbwesten begeistern. Apps, die früher zum Anbandeln gedient haben, dienen nun dazu, black blocs aufzustellen. Junge Manga-Leser nehmen die Ausarbeitung von Straßentaktiken ebenso ernst wie ihr Ingenieurstudium wenige Wochen zuvor. Auf ihre Strategien einigt sich die Bewegung in einem Forum, dessen Benutzer so zahlreich sind, dass die chinesische Water Army mit ihren 280.000 eigens für die Besetzung des Cyberterrains bezahlten Beamten nicht mehr hinterher kommt; und außerdem sind die Agenten so unfähig, dass sie sich gegenseitig auffliegen lassen.
Be water, eine taktische Doktrin, die ein westlicher Aufrührer nicht im Traum von Bruce Lee übernommen hätte.
Blossom everywhere – überall blühen – darauf musste man erstmal kommen und es vor allem auch tun.
Im November 2019 ist schließlich die Polytechnische Universität besetzt und verteidigt sich stolz mit Sportbögen hinter brennenden Barrikaden. Als sich der lange abgewehrte polizeiliche Ansturm schließlich der Gebäude bemächtigt, haben die Besetzer sie bereits verlassen: Den Studenten gelang es, geleitet von den Plänen, die ihnen die Architekten der Fakultät zur Verfügung stellten, durch die Kanalisation zu entkommen, während die Älteren sie an verschiedenen vorher vereinbarten Punkten in den Straßen der Stadt aus den gusseisernen Gullys schleusen.
Im Oktober 2019 rebelliert der Libanon – das alte Phönizien, das in der Geschichte einer gewissen Zivilisation mehr als bloß eine Fußnote war – und bricht mit der durchtriebensten aller Regierungsformen, der furchtbarsten Institutionalisierung des „Teile-und-herrsche“: der multikonfessionellen Republik. Das geschah dank dem Druck, den die unerbittliche Klimakatastrophe auf die Gesellschaften ausübt. Im Zuge einer Welle von Bränden wurde der Bevölkerung klar, dass die Machthaber so tief in die Staatskassen gegriffen hatten, dass es im ganzen Land kein einziges funktionierendes Löschflugzeug mehr gab. Als die Bewohner erkannten, dass die Wälder keine Konfessionen haben, organisierten sie sich untereinander und bekämpften die Brände, ohne sich weiter um religiöse Zugehörigkeiten zu kümmern. Auf Grund dieser gemeinsamen Erfahrung gelangten sie zu einer gemeinsamen Einschätzung der politischen Situation sowie der ihnen selbst innewohnenden Gegenkräfte. Die Ankündigung einer neuen Steuer auf die bis dahin kostenlose WhatsApp-Kommunikation war der Funken, der das Pulverfass der libanesische Kleptokratie zum Explodieren brachte. Die verschiedenen, gleichermaßen betrogenen „Gemeinschaften“ erhoben sich gemeinsam gegen den Zynismus ihrer Führung. Im Oktober 2019 zeigte sich der Welt ein völlig unverhoffter Libanon: Hisbollah-Lokale wurden gestürmt, Autos von Ministern überfallen, Ministerien und Straßen blockiert, Plätze besetzt. Als ein Cousin des Hirak-Aufstands in Algerien, der das amtierende Regime ausgezehrt und verstört zurückließ, indem er seit Februar 2019 fast all seine Manöver vereitelte, wird auch der libanesische Aufstand den vom französischen Staat gelieferten Waffen gegenüberstehen.
Noch albtraumhafter musste dieser verfluchte Oktober 2019 erscheinen, da das nicht minder industrielle, modernistische und friedliche Katalonien – das alte Katalonien, das 1068 den modernen Begriff des valor erfand, ohne den das Kapital wahrscheinlich nicht das wäre, was es ist – sich seinerseits auflehnt. Die harmlose, aber allgegenwärtige Unabhängigkeitsbewegung mit ihren lokalen Versammlungen, ihren Komitees zur Verteidigung der Republik und ihren führenden Informatikern gerät außer Rand und Band. Sie ruft angesichts des Urteils im Prozess gegen ihre Anführer, die wegen der Organisation eines Referendums gerichtet wurden, zum Generalstreik auf – um „Katalonien zu einem neuen Hongkong zu machen“ – und blockiert ihrerseits den Flughafen mithilfe eines raffinierten, unter dem Namen Demokratischer Tsunami in Kraft gesetzten Systems verschlüsselter Nachrichten. Die tagelang in ganz Katalonien stattfindenden Krawalle, Sabotageakte und Blockaden, gefolgt von riesigen Volksaufmärschen, die in sechs Stunden erbitterter Konfrontationen auf dem Urquinaona-Platz im Herzen Barcelonas mündeten, gaben der Forderung nach Abspaltung ein neues Gesicht. „Uns ist das Lächeln vergangen“, erklärten die Randalierer.
Man hofft, sie im Zugeständnis einer neuen verfassungsgebenden Versammlung und einer neuen Verfassung zu ertränken – diesmal weniger hayekianisch, wer weiß? Wie dem auch sei, man kann sich nur schwer des Eindrucks erwehren, dass mit Chile ein Zyklus zu Ende geht, dass eine Gestalt abgeschlossen wird, eine Ära in den Abgrund stürzt. Eine Ära, welche man mit allen Instrumenten des präzisesten, diskretesten und erbarmungslosesten Komplotts eröffnet und aufrechterhalten hatte und welche die Frucht der jahrzehntelangen Intrige aller Anhänger der „offenen Gesellschaft“, der einflussreichsten Mitglieder der Mont-Pèlerin-Gesellschaft war, deren Antwort auf die Barbarei der Nazis in der Entbindung der südamerikanischen Diktaturen bestand und im Übergang von der Ordnung der SS zur Ordnung des amerikanischen Geheimdienstes und zum chirurgischen Krieg.
Die letzte abscheuliche Gleichzeitigkeit: Am 1. Oktober 2019 erwachte auch der Irak, und das, obwohl man mit Grund davon ausgehen konnte, seine Seele wäre nach all dem Schrecken, den die amerikanische Invasion, die Besatzung und der „Surge“ angerichtet hatten, für immer verbrannt. Demonstrationen nie zuvor dagewesenen Ausmaßes gegen Korruption, Armut und Massenarbeitslosigkeit, gegen den allumfassenden Mangel und die konfessionell-mafiöse Verwaltung des Landes. Platzbesetzungen. Das Volk will einmal mehr „den Sturz des Systems“.
Im November 2019 tritt Kolumbien in den Tanz ein. Die größten Demonstrationen in der Geschichte Kolumbiens, ein Nationalstreik, Unruhen gegen die Arbeitsmarkt- und Rentenreform, gegen die Privatisierungspläne, die Anfechtung des Friedensvertrags mit den besiegten Guerillas und die Ermordung von Eingeborenen durch paramilitärische Gruppen, gegen die gesellschaftliche Ungleichheit, die Umweltzerstörung usw. Zusammenstöße, Auseinandersetzungen, Ausgangssperren.
Die Ausbreitung des Feuers nimmt kein Ende.
Bedroht ist nichts weniger als die „westliche Hemisphäre“.
Jetzt fehlt nur noch ein kommunalistischer Aufstand in der Schweiz als Beweis, dass die Welt in ihren Grundfesten erschüttert wird.
2. Die Rückeroberung
Jeder, der sich in die Haut irgendeiner der organisierten Mächte versetzt, die ein Interesse an der Aufrechterhaltung der Weltordnung haben, wird es zugeben: Im Herbst 2019 ist es an der Zeit, die Pause ab- und das Spiel wieder anzupfeifen. Man kann nicht zulassen, dass sich unter den am wenigsten „politisierten“ Völkern eine derart unverschämte Revolte gegen die Führung und die „Eliten“ ausbreitet. All das ist nicht akzeptabel. Umso weniger, da das, was sich in Sachen Beschleunigung der Klima- und Umweltkatastrophe, „Disruption“ des Arbeitsmarktes durch neue Technologien und Migration ganzer Bevölkerungsgruppen ankündigt, keine Ruhe am Horizont verspricht. Das alles geht zu weit. Die Mäuse haben viel zu viel getanzt. Man muss fünf Schritte voraus sein, wenn man Herr der Lage bleiben will. Es ist Zeit für einen Great Reset, wie Klaus Schwab, der Präsident des WEF, sagen würde.
Zum Glück sind wir nicht darauf beschränkt, darüber zu spekulieren, was in den Köpfen der Mächtigen dieser Welt vor sich geht: Wir brauchen nur die Berichte der unzähligen Thinktanks, Zukunftsforschungszellen und anderen Forschungszentren zu lesen, die dem akkumulierten Kapital als Gehirn dienen.
( Weiter gehts hier: https://magazinredaktion.tk/konspiration/kapitel4a.php )
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Das zweite Buch ist:
Die unregierbare Gesellschaft
Eine Genealogie des autoritären Liberalismus
Aus einer Rezension:
Zwar vermischt das Buch manchmal konterrevolutionäre Diskurse und autoritär-liberale Praxis, doch zeichnet es mit den dargestellten Ideen und Strategien einer bedrängten Bourgeoisie das Psychogramm einer durch und durch menschenfeindlichen Klasse und regt die Leser:in zum Klassenhass an. Auch die dargestellte Mikropolitik der Konterrevolution bietet zwar noch keine umfassende Erklärung für die sogenannte neoliberale Transformation, die sich ab den 1980er Jahren entfesselte, doch sie legt vielfach die Genese von Logiken offen, die unser heutiges Handeln strukturieren und deren konterrevolutionärer Hintergrund vielfach unbekannt ist: liberale und autoritäre Praxen der Trennung und der Isolierung. Das Buch ist daher den zahlreichen ökonomischen Studien zur Genese des gegenwärtigen Kapitalismus als lebendiges Begleitbuch beiseite zu legen, da es einerseits aufzeigt, was die Profitabilitätskrise der 1970er in den Köpfen der herrschenden Klasse verursachte, andererseits nachzeichnet und nachvollziehbar macht, wie und in welchem Ausmaß diese einstigen schrecklichen Gedankenspiele und Strategien der herrschenden Klasse zu unserer schrecklichen Realität geworden sind. Die Studie erlaubt daher zugleich auch einen schärferen Blick auf die Beschissenheit der Coronagesellschaft. Da es in der gegenwärtigen Krise weder Strukturen der Selbstverwaltung noch des funktionierenden Sozialstaates gibt, muss und kann die Bewältigung der monströsen Situation in die Hände der Einzelnen gelegt werden, die durch das Tragen von Masken und Trägern virologischer Verantwortung zu unglücklichen Menschheitsrettern aufsteigen müssen. Da die Menschheit in diesem Falle jedoch nur durch ein kommunales Gesundheitswesen und gesellschaftliche Krisenadministration gerettet werden kann, müssen die Einzelnen in ihrer ambitionierten Praxis zwangsläufig scheitern und sich gegeneinander wie auch gegen sich selbst richten. Gleichzeitig ist der liberale Staat polizeilich und militärisch damit befasst, diese responsibilisierten Einzelnen in ihrem unglücklichen Tun autoritär zu überwachen und zu kontrollieren, statt ein Gemeinwesen zu fördern, welches die notwendige gesellschaftliche Entlastung in dieser schweren Krise bringen würde. Wie dieses entlastende Gemeinwesen aufzubauen ist, bleibt freilich auch nach der Studie die Frage. Sicher ist lediglich, dass eine gemeinwesenorientierte Bewegung den Aufbau von Arbeiter:innenmacht und kollektiver wie selbstverwalteter Verantwortung vorantreiben muss – und jedem Dialog mit dem Kapital aus dem Weg gehen muss. ( https://kontrapolis.info/14023/ )
Eine andere Rezension, von mir amateuer-mäßig mit deep.le aus dem Englischen übersetzt:
Lehren für die Gegenwart
Heute revolutionär zu handeln bedeutet, die Niederlage der historischen Linken und ihre Kritik zu verstehen. In dieser Hinsicht kann man aus dem Buch lernen. Tatsächlich sind die Forderungen und Strategien der traditionellen Linken (einschließlich der europäischen kommunistischen Parteien), die mehr staatliche Interventionen fordern, ein doppelter Fehler. Erstens, weil der Neoliberalismus nicht durch eine Phobie gegenüber dem Staat gekennzeichnet ist, sondern vielmehr durch dessen Nutzung als Organ für strategische Orientierung. Zweitens, weil der Wohlfahrtsstaat einem ganz bestimmten Moment entsprach, nämlich den 1930er Jahren und dem Keynesianismus, der historisch situiert und ein entschlossener Klassenkompromiss war – einer, der auch aufgrund der Kolonialisierung und der primären Akkumulation des Kapitals möglich war, wie Rosa Luxemburg gezeigt hat. Nach der neoliberalen und neokonservativen Revolution ist diese Forderung rückwärtsgewandt und realitätsfern. Wir müssen akzeptieren, dass es keine Rückkehr zum Wohlfahrtsstaat in dieser Form geben wird, und linke Parteien nicht abstrakt, sondern konkret kritisieren. Selbst wenn es möglich wäre, wollen wir dann einen Staat, der unser Leben regelt?
Taktisch gesehen müssen wir uns mehr auf Aktionen konzentrieren, die nicht in eine Art demokratischen Kulturkampf münden, sondern darauf abzielen, ein Machtverhältnis mit der herrschenden Klasse herzustellen. Das bedeutet auch, kleine direkte Siege mit revolutionären Zielen zu verbinden, wobei erstere unsere Handlungsfähigkeit stärken. Wenn uns die Bewegung der 60er Jahre etwas gelehrt hat, dann ist es, dass wir nicht auf eine hypothetische zukünftige Bewegung warten müssen, um in unserem Alltag in die Offensive zu gehen! Die Ausübung von Macht selbst hat konkrete physische Orte, Menschen, die dafür arbeiten, und Verfahren. Sie muss zunächst auf dieser Ebene angegriffen werden. Diese materielle Vorgehensweise ist auch ein Weg, eine Arbeiterbewegung aufzubauen, anstatt einer Bewegung der Mittelschicht und Intellektuellen, die nicht in der Lage ist, sich auf radikale Praktiken einzulassen. Dazu müssen wir über die abstrakten Konzepte nachdenken, die wir routinemäßig verwenden, wie Demokratie, Menschenrechte, Forderungen, Verhandlungen – Konzepte, die historisch aufgebaut wurden und dazu dienen, die Gesellschaft zu befrieden. Das Streben nach kleinen Siegen bedeutet nicht, dass wir unseren Kampf abschwächen und reformistisch werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Buch auf leicht verständliche Weise zeigt, wie der Kapitalismus stets mit strategischen Umstrukturierungen auf Krisen reagiert. Da er derzeit eine solche Krise durchlebt, müssen wir seine Funktionsweise eingehend analysieren, wenn wir wirksam eingreifen wollen. Andererseits gelingt es den Kapitalisten zwar oft, die Widersprüche ihres Wirtschaftssystems zu überwinden, doch diese Widersprüche und Umstrukturierungen rufen immer Widerstände hervor, in denen wir handeln und uns durchschlängeln können. Dazu müssen wir unseren militanten Schleier und unser ideologisches Dogma ablegen, um mit der Logik der militanten Szene zu brechen. Es geht darum, die Fronten des andauernden Krieges zu erkennen, selbst in seinen alltäglichsten Erscheinungsformen. Nur aus dieser Perspektive heraus werden wir in der Lage sein, einen wirklich revolutionären Kampf aufzubauen!
( https://emrawi.org/?Political-lessons-for-the-present-time-The-Ungovernable-Society-3529 )
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Das Konspiratorische Manifest kommt zu dem Schluss, dass Corona für die Herrschenden den Status eines „göttlichen Geschenks“ hatte. Um mit den Maßnahmen die Aufstände und Revolten zu befrieden, also die staatliche Ordnung wiederherzustellen die, unter anderem 2019, größere Risse bekommen hatte. Diese Einschätzung muss man ja nicht teilen. Man muss sowieso nix. Aber lesen kann man, und das könnte sich lohnen. ( Zur Frage des göttlichen Geschenks siehe auch: „Eine Bevölkerung zu regieren heißt, Krieg gegen sie zu führen“ https://kontrapolis.info/13930/ )
Wie dem auch sei. Die beiden Bücher kann ich Jedem ans Herz legen.
Vielen Dank.