Bagger in Leipzig-Connewitz abgebrannt: Bekennerschreiben im Internet

Ein Bagger der Bautzener Firma Hentschke Bau ist in Leipzig-Connewitz ausgebrannt. Es gibt ein Bekennerschreiben, in dem der Betrieb für seine Nähe zur AfD kritisiert wird.
Nachdem ein Bagger auf einer Baustelle in Leipzig-Connewitz durch ein Feuer zerstört worden ist, ermittelt nun das Polizeiliche Terrorismus- und Abwehrzentrum des Landeskriminalamts (LKA) wegen des Verdachts der Brandstiftung. Ein politischer Hintergrund könne derzeit nicht ausgeschlossen werden, hieß es vonseiten des LKA. Mittlerweile wurde auf dem linksextremen Portal Indymedia zudem ein Bekennerschreiben veröffentlicht.
Am Freitag, 28. Februar, waren Polizei und Feuerwehr gegen 22.30 Uhr über einen Brand auf der Baustelle Am Teilungswehr informiert worden. Dort stand ein Bagger der Bautzener Firma Hentschke-Bau in Flammen. Auch eine weitere Baumaschine, die neben dem Fahrzeug stand, wurde in Mitleidenschaft gezogen.
Anonymes Bekennerschreiben
In einem Bekennerschreiben auf Indymedia erklärten die mutmaßlichen Verantwortlichen ihr Motiv, „dem Faschismus sächsischer Art“ etwas entgegensetzen zu wollen und deshalb Baugerät von Hentschke in Brand gesetzt zu haben. Vor allem die Nähe des Geschäftsführers Jörg Drews zu rechtsextremen Akteuren und seine Unterstützung für rechte Strukturen in Ostsachsen wird von den Verfassern kritisiert. Auch wenn ein politischer Hintergrund nahe liegt, ermittle man aktuell in alle Richtungen, heißt es vonseiten des LKA am Montag.
Für die Firma Hentschke Bau ist das nicht der erste Fall dieser Art. Immer wieder wurden Geräte des Unternehmens in der Vergangenheit zum Ziel politisch motivierter Straftaten. Bei dem Bagger-Brand am Freitag entstand laut Firmensprecher Falk Al-Omary ein Schaden von rund 500.000 Euro, berechne man den Arbeitsausfall mit. „Die Arbeit auf der betreffenden Baustelle wird sich aber nicht groß verzögern“, so Al-Omary, „auch wenn wir die genauen Auswirkungen noch nicht kennen“.
Der Bautzener CDU-Landrat Udo Witschas verurteilte den Vorfall am Montag in einer Stellungnahme scharf. Er stehe klar an der Seite von Geschäftsführer Jörg Drews, heißt es dort. In der Tat sieht Witschas einen „feigen Angriff“, bei dem die Belegschaft von Hentschke Bau „durch linksfaschistische Ideologen unter Generalverdacht gestellt und zum Angriffsziel erklärt“ werde. Der CDU-Mann hat in der Vergangenheit bereits mehrfach mit umstrittenen Äußerungen für Aufsehen gesorgt, unter anderem zum Umgang mit Geflüchteten oder der Brandmauer zur AfD.
Der sächsische AfD-Landtagsabgeordnete Peschel sagte am Montag in einer Mitteilung: „Es ist ein politischer Skandal, dass linke Terroristen seit Jahren ungehindert Baustellen von Hentschke Bau angreifen und bis heute keine Täter ermittelt wurden. Ich fordere, dass der Schaden durch die Brandanschläge auf Hentschke Bau aus Demokratiegeldern beglichen wird.“
Forschung der Uni Leipzig thematisiert Hentschke Bau
Jörg Drews gerät immer wieder wegen seiner Nähe zum rechtsextremen Spektrum in die Kritik. Im Frühjahr 2023 veröffentliche das Else-Frenkel-Brunswik-Institut für Demokratieforschung an der Uni Leipzig eine Publikation über rechtes Unternehmertum in Ostsachsen, in der unter anderem Hentschke Bau eine entscheidende Rolle spielt.
Im Bundestagswahlkampf 2017 unterstützte Drews die in Teilen gesichert rechtsextreme AfD Sachsen demnach durch eine Parteispende von rund 20.000 Euro. Außerdem befördere er durch die Teilfinanzierung von medialen Auftritten extrem rechter Akteure rechte Strukturen in Ostsachsen, heißt es in der Publikation.
Carolabrücke in Dresden wird durch Hentschke abgerissen
Die Firma klagte 2023 gegen das Papier der Uni Leipzig. Das Oberlandesgericht Dresden gab dann im Oktober 2024 beiden Parteien teilweise recht. Für einen Abschnitt der Publikation, in dem ein anonymer Ex-Mitarbeiter von menschenverachtenden Gesprächen im Pausenraum der Firma berichtete, konnten nicht genug Beweise vorgelegt werden. Das OLG erklärte die übrigen Informationen über Hentschke Bau und seinen Chef jedoch für zulässig.
Der aktuell wohl bekannteste große Auftrag des Unternehmens ist der Abriss der Dresdner Carolabrücke, die im September 2024 eingestürzt war. Hentschke war bereits bei den vergangenen großen Sanierungsarbeiten des Bauwerks federführend, die bis Juni 2024 andauerten.
Polizei sucht Zeugen
Zeugen, die am 28. Februar gegen 23.25 Uhr oder in den Nächten davor verdächtige Personen im Bereich um den Brandort gesehen haben, werden gebeten, sich beim Landeskriminalamt Sachsen unter oder jeder anderen Polizeidienststelle zu melden. Auch Inhalte im Internet oder in den sozialen Medien, insbesondere auch im Nachgang der Tat, können die Ermittlungen unterstützen, so die Polizei.