Rechte Kriminalität steigt stark in Sachsen – Jugendgewalt nimmt zu

Die Zahl der Straftaten hat 2023 in Sachsen deutlich zugenommen – damit bewegt sich die Kriminalität wieder auf Vor-Corona-Niveau. In einzelnen Bereichen gibt es allerdings große Anstiege.

Die Kriminalität ist im vergangenen Jahr in Sachsen erneut gestiegen. Innenminister Armin Schuster (CDU) zeigte sich bei der Vorstellung der neuen Statistik für den Freistaat dennoch zufrieden. „Sachsen ist ein sicheres Bundesland – denn die Allgemeinkriminalität bleibt im mehrjährigen Vergleich niedrig“, sagte Schuster am Dienstag in Dresden.

Demnach wurden 2023 insgesamt 296.421 Fälle registriert. Das waren rund 29.100 beziehungsweise 10,9 Prozent mehr als 2022. Auf 100.000 Einwohner kamen rein rechnerisch 7254 Straftaten – 642 mehr als im Jahr zuvor.

Anstieg bei Kriminalität von Kindern und Jugendlichen

Die sogenannte Allgemeinkriminalität – also Straftaten ohne ausländerrechtliche Verstöße – stieg auf 260.800 Delikte (plus 5,1 Prozent) und lag damit knapp unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Zudem verwies der Minister auf die Aufklärungsquote von 60,9 Prozent: Das sei der Höchstwert in den vergangenen zehn Jahren.

Auffällig wäre, so Schuster, dass der Anteil von Kindern (5,5 Prozent), Jugendlichen (9,3 Prozent) und Heranwachsenden (8,8 Prozent) unter den Tatverdächtigen deutlich zugenommen habe. „Breite Aufmerksamkeit verlangt der Anstieg der Kriminalität bei Kindern, die noch gar nicht strafmündig sind“, machte der Innenminister klar. Er sei für „jede Initiative dankbar, die der Straffälligkeit von Kindern vorbeugen will“.

Deutliche Zunahme bei Diebstählen und Körperverletzungen

In den einzelnen Kriminalitätsbereichen sticht die Zunahme bei den Diebstählen heraus. Diese Zahl stieg um knapp 7000 Fälle, besonders häufig waren es Laden- (plus 3489) oder Taschendiebstähle (plus 582) sowie Einbrüche in Kraftfahrzeuge (plus 967) und in Keller oder auf Dachböden (plus 640 Fälle).

Zugleich hat die Zahl der vorsätzlichen Körperverletzungen um 14,4 Prozent (plus 2128 Fälle) zugenommen, bei den gefährlichen Körperverletzungen waren es 15 Prozent mehr (plus 898). Die Raub-Straftaten sind sogar um 27,2 Prozent (plus 401) angestiegen.

Straftaten durch Zuwanderer sind ebenfalls gestiegen

Einen Zuwachs stellte die sächsische Polizei auch bei Straftaten fest, die von Zuwanderern begangen wurden. Laut Kriminalitätsstatistik lag das Plus bei 17 Prozent. Schuster bezeichete dies als „absolut keine gute Entwicklung“. Der Innenminister stellte jedoch klar, dass vor allem Mehrfach-Intensivtäter für eine Vielzahl der Fälle verantwortlich sind: Diese Gruppe umfasst 1415 Verdächtige (2022: 1127), die fast die Hälfte der insgesamt 16.500 durch Ausländer begangenen Straftaten verübt haben. Dabei standen insbesondere Diebstahl, Bedrohung und Raub im Vordergrund.

Dagegen sind die Fallzahlen bei Betrug – mit Ausnahme von Computerbetrug –, Kfz-Diebstahl und Drogendelikten zurückgegangen. In letzterem Fall galt dies aber nicht für Cannabis, wie Schuster erklärte. Hier wurde ein Plus von 2,5 Prozent festgestellt (191 Fälle). Deshalb kam der Innenminister zu dem Schluss: „Die Legalisierung von Cannabis ist Augenwischerei. Auch wenn wir Drogen in bestimmter Menge nicht mehr als Straftat zählen, werden wir die Folgen des verstärkten Konsums spüren, beispielsweise im Straßenverkehr.“

Plus 42 Prozent: Rechts motivierte Kriminalität steigt stark

Ebenfalls rückläufig waren im vergangenen Jahr die politisch motivierten Straftaten (PMK): Im Vergleich zu 2022 wurde ein Minus von 9,2 Prozent registriert – dennoch stellten die 5745 Fälle den zweithöchsten Wert der letzten Jahre dar. Der Rückgang wurde insbesondere mit Ende der Corona-Proteste begründet.

Fast die Hälfte der registrierten Straftaten der PMK (2704 Fälle) fallen in den rechten Bereich, der gegenüber dem Vergleichsjahr 2022 mit 42 Prozent um 800 Fälle angestiegen ist. Darunter dominierten mit mehr als 1800 Fällen Propagandadelikte. Insgesamt 1089 linke Straftaten entsprachen weitgehend dem Vorjahresniveau und machten etwa ein Fünftel aller PMK-Delikte aus. Die Schwerpunkte lagen hier auf Sachbeschädigungen und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz.

Leipziger „Tag X“ macht ein Viertel der linken Gewaltstraftaten aus

Die politisch motivierte Gewaltkriminalität in Sachsen ist nach einem mehrjährigen Anstieg im Jahr 2023 um 19 Prozent gesunken. Eine maßgebliche Rolle spielte allerdings der sogenannte Tag X in Leipzig: Dieser Demonstration, die in einer anschließenden stundenlangen Einkesselung durch die Polizei mündete, wurden rund ein Viertel aller Gewaltstraftaten zugerechnet.


MDR 19. März 2024

Kriminalität: 6.800 Kinder machen Bekanntschaft mit der Polizei

Sachsen ist ein sicheres Bundesland, meint Innenminister Armin Schuster. Dennoch zeigt die Kriminalitätsstatistik für 2023, dass die Polizei mehr Straftaten bearbeiten muss. Der Trend zu mehr Hasskriminalität hält an. Aber auch immer mehr Kinder und Jugendliche werden straffällig.

Die Zahl der Straftaten ist in Sachsen leicht angestiegen, auch die Aufklärungsquote der Polizei steigt. Das geht aus der am Dienstag vorgestellten Kriminalstatistik für den Freistaat hervor. Bei der sogenannte Allgemeinkriminalität wurden im Vorjahr 260.800 Delikte (+5,1 Prozent) bearbeitet. Diese Zahl liegt knapp unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Die Aufklärungsquote betrug 60,9 Prozent. Innenminister Armin Schuster (CDU) bezeichnete Sachsen als „ein sicheres Bundesland“. Unter Allgemeinkriminalität sind ausländerrechtliche Fälle wie die illegale Einreise nicht aufgeführt.

Sorge bereitet dem Minister die Tatsache, dass im Vorjahr 6.809 Kinder, 11.448 Jugendliche (14 -17 Jahre) und 10.907 Heranwachsende (18 – 21 Jahre) als Straftäter Bekanntschaft mit der Polizei machten. „Breite Aufmerksamkeit verlangt der Anstieg der Kriminalität bei Jugendlichen und leider auch Kindern, die noch gar nicht strafmündig sind“, so Schuster. Für die sächsische Polizei liege hier „ein sensibles Aufgabenfeld“. Der Minister sei für „jede Initiative dankbar, die der Straffälligkeit von Kindern vorbeugen will“. Die Zahl der straffälligen Kinder ist im Vorjahresvergleich um 5,5 Prozent und die krimineller Jugendlicher um 9,3 Prozent gestiegen.

Breite Aufmerksamkeit verlangt der Anstieg der Kriminalität bei Jugendlichen und leider auch Kindern, die noch gar nicht strafmündig sind.

Armin Schuster (CDU) Innenminister Sachsen

Fälle von Hasskriminalität seit Jahren steigend

Die sächsische Polizei muss auch zunehmend Fälle sogenannter Hasskriminalität bearbeiten. Die Fallzahlen steigen laut Innenministerium seit dem Jahr 2020 kontinuierlich an und haben 2023 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 23 Prozent (+199 Fälle) zugenommen.
Das Spektrum der Hasskriminalität werde maßgeblich von fremdenfeindlichen (906 Fälle), antisemitischen (275 Fälle) und rassistischen (153 Fälle) Motiven geprägt, hieß es. Sie hätten überwiegend einen rechtsmotivierten Hintergrund. Bei dem Großteil dieser Straftaten handelt es sich demnach um Volksverhetzungs- und Propagandadelikte, Belohnung und Billigung von Straftaten sowie Sachbeschädigungen.

Rechtsmotivierte Straftaten steigen um 42 Prozent, linksmotivierte stagnieren

Die Fallzahlen politisch motivierter Straftaten (PMK) sind laut Innenministerium im Vorjahr gegenüber 2022 um 9,2 Prozent gesunken. „Dennoch stellen die 5.745 Fälle den zweithöchsten Wert der letzten Jahre dar.“ Dem Rückgang der Regelverstöße mit Ende der Corona-Pandemie stehe „eine Zunahme von politisch motivierten Straftaten zu Themen mit hohem gesellschaftlichen Konfliktpotential gegenüber.“

Fast die Hälfte der hier registrierten Fälle wird demnach den rechtsmotivierten Straftaten zugerechnet. Das entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 42 Prozent (+800 Fälle). Dabei dominierten mit mehr als 1.800 Fällen Propagandadelikte.

Insgesamt 1.089 Fälle wurden linksgerichteten Straftätern zugeordnet, was in etwa dem Wert von 2022 entspricht – es dominierten Sachbeschädigungen und Verstöße gegen das Versammlungsgesetz. Die Fallzahlen im Bereich PMK – ausländische Ideologie – gingen um etwa ein Fünftel auf 127 Fälle zurück, im Bereich PMK – religiöse Ideologie – erhöhte sich die Zahl der Fälle auf 55 (+38).