Hochsicherheits-Produktion – Wo am Leipziger Flughafen Gefängnisse, Schießanlagen und Panikräume entstehen

Wettbewerb kennt Jürgen Thiem nicht. Denn sein Schkeuditzer Unternehmen arbeitet als eines der wenigen im Hochsicherheitsbereich. Der LVZ gewährte der Geschäftsführer Einblicke in die Werkshalle, in der Haftzellen, Schutzbauten und Übungsanlagen für Soldaten entstehen.

Baufirmen gibt es zwischen Leipzig und Halle reichlich, der Wettbewerb ist groß. Für das Unternehmen Thiem gibt es dennoch fast keine Konkurrenz: Denn die Firma des Geschäftsführers Jürgen Thiem arbeitet seit 35 Jahren im zivilen und militärischen Hochsicherheitsbereich.

In Schkeuditz projektieren und fertigen er sowie sein Team Gefängnisse, Wachgebäude, Waffenkammern, Sicherheitszentralen und Raumschießanlagen für die Bundeswehr, Polizei, Justiz, Bauämter sowie die Chemieindustrie. „Wir entwickeln technische Lösungen und erweitern das Marktangebot“, fasst Thiem das ganz sachlich zusammen.

Der 61-Jährige steht in seiner großen Fertigungshalle an der Bundesstraße 6 südlich des Flughafens Leipzig/Halle. Über ihm hängt ein Kran, der 70 Tonnen bewegen kann. Als Thiem 1990 seine erste Firma gründete, die Thiem Security Solutions GmbH, fertigte sein Team zunächst Sicherheitstüren und -fenster für Justizvollzuganstalten und den Maßregelvollzug. Mittlerweile hebt der Kran in der Montagehalle ganze Hafträume aus Beton an. „Fix und fertig – voll ausgestattet und bereit für den Transport“.

Bislang gehören 42 Leute zur Belegschaft

Die Module als komplette Räume – egal ob Schutzraum, Schießanlage oder Zelle – werden von den 42 Mitarbeitern in Schkeuditz zusammengesetzt und ausgebaut. Die Türen und Fenster stammen aus der eigenen Produktion. „Unsere Leistungen reichen von Forschung und Entwicklung über die Projektierung bis hin zur Fertigung, Logistik und weltweiten Montage“, erklärt der Geschäftsführer.

Auf Tiefladern müssen die fertigen Module dann nur noch zum Zielort transportiert und vor Ort aufgestellt sowie angeschlossen werden. Vor zehn Jahren spezialisierte sich die Firma auf diese Bauweise. Mit der Thiem Modular Buildings GmbH entstand ein weiterer Zweig in Schkeuditz. „Bei uns geht alles Hand in Hand. Wir vereinen im Unternehmen alle Gewerke.“

Das hat gute Gründe, erklärt Thiem. „Dem Baugeschäft geht es jedes Jahr schlechter. Fachkräftemangel führt zu Bauverzug, ständigen Umplanungen und steigenden Kosten.“ Davon wollte man sich frei machen – und nicht nur ein Glied in der Kette sein, sondern alles unter einem Dach vereinen. Gerade im Hochsicherheitsbereich, in dem keine Fehler erlaubt sind, sei das umso wichtiger. „Bei jedem Projekt geht es um am Ende um Sicherheit“.

Ein Gefängnis in Modulbauweise „Made in Sachsen“ errichtete Thiem erstmals vor drei Jahren in Niedersachsen. Das kostete das zuständige Justizministerium zwar mehr, sparte allerdings Zeit. Und genau die hat Frankreich aktuell nicht: Die Gefängnisse sind überfüllt, 15.000 Haftplätze fehlen laut Justizminister Gérald Darmanin. Das deutsche Nachbarland braucht eine schnelle Lösung. Und Thiem kann das bieten.

Kunden kommen aus der ganzen Welt

„In den Modulbau kommt gerade viel Bewegung rein – die Auftragslage ist perfekt.“ Bis zum Jahr 2026 sei die Firma ausgebucht. Gerade besteht auch ein hoher Bedarf an Raumschießanlagen für die Ausbildung von Polizisten und Soldaten. Auch diese fertigt Thiem in seiner Montagehalle.

Die Kunden des Schkeuditzer Unternehmens kommen aus der ganzen Welt. Hauptauftraggeber sind staatliche Institutionen wie der Zoll, das Auswärtige Amt, der Bundesnachrichtendienst und verschiedene Justizministerien. Aber auch Privatleute bestellen in Schkeuditz Schutzräume, Hochsicherheitstüren und beschusssichere Fenster.

Thiem arbeitete bereits für verschiedene Regierungen und auch Privatpersonen im Ausland.„Wenn man Sonderlösungen im Hochsicherheitsbereich anbieten kann, spricht sich das international herum.“ Wegen der politischen Weltlage, in der der Ton aggressiver geworden ist und Gewaltpotenziale steigen, ist die Nachfrage nach Sicherheit groß.
Mitarbeiter brauchen polizeiliches Führungszeugnis

Die Auftragslage gibt es aktuell her, dass die Firma weiter wachsen kann: Aktuell sucht Thiem weitere Allrounder für sein Team: „Hier macht keiner jeden Tag das Gleiche – egal ob Ingenieure, Architekten oder Handwerker. Wichtig sei vor allem, dass man sich für Technik, Neuentwicklungen und Projektarbeit begeistern kann.

„Der Hochsicherheitsbereich entwickelt sich ständig weiter – und wir auch“, sagt der Geschäftsführer. Was man aber auch für den Job benötigt: ein lupenreines polizeiliches Führungszeugnis. „Pflicht im Hochsicherheitsbereich, das versteht sich.“