Dachdecker schaltet rassistische Anzeige im Amtsblatt Sebnitz

Mit einer Anzeige im Amtsblatt der Stadt Sebnitz sucht eine Dachdeckerfirma nach Azubis – und macht dabei eine menschenverachtende Einschränkung. Die Stadt reagiert, steht aber selbst in der Kritik.

Ein Dachdeckermeister in Sebnitz hat mit einer rassistischen Anzeige im Amtsblatt für Entsetzen gesorgt. „Ausbildungsplatz ab 2026 ABER: keine Hakennasen, Bimbos, Zeppelträger!“ heißt es da. Sprich: Der Handwerker möchte keine Schwarzen oder Juden als Bewerber. Was er mit Zeppelträger genau meint, ist unklar. Im Netz kursieren verschiedene Meinungen dazu. Es könnten Zopfträger oder Muslime gemeint sein.

Bürgermeister Kretzschmar: Anzeige beschämend und untragbar

Wie kann so eine Anzeige in ein Amtsblatt kommen, fragen sich viele. Der Bürgermeister von Sebnitz, Ronald Kretzschmar sagte MDR SACHSEN, die Anzeige sei beschämend und untragbar. „Leider sehen wir solche Anzeigen nicht, da diese als private Anzeige über den Wittich Verlag (Verleger des Grenzblattes) gebucht wird. Hier hat die Redaktion des Wittich Verlages versagt, da hätte man noch den Abdruck verhindern können.“

„Wichtig ist zu wissen, dass die Stadt Sebnitz ausschließlich für den redaktionellen Teil des Grenzblattes verantwortlich ist und den Anzeigenteil bis zur Veröffentlichung auch nicht kennt. Dieser liegt allein in der Verantwortung des Verlages.“ Aus der Stellungnahme der Stadt Sebnitz

Anzeige gegen Verfasser und Verlag

Kretzschmar hat Anzeige gegen den Verfasser, den Dachdecker Ronney W., gestellt und ebenso gegen den Verlag. Der gesamte Stadtrat und die Ortsvorsteher seien ebenso schockiert. „Volksverhetzung, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz und werden in jeder Form abgelehnt“, schreibt die Stadt in einer Stellungnahme. Mit dem Verlag stehe die Stadt bereits im Kontakt, um über Konsequenzen zu sprechen.
Verlag prüft arbeitsrechtliche Konsequenzen

Der Wittich Verlag hat sich von der Veröffentlichung der Anzeige deutlich distanziert und spricht auf Anfrage von einem „schwerwiegender Fehler, für den wir aufrichtig um Entschuldigung bitten. Wir bedauern zutiefst, dass er geschehen ist.“ Interne Prozesse sollten überprüft werden, „um sicherzustellen, dass sich ein solcher Vorfall niemals wiederholt.“ Es würden auch arbeitsrechtliche Konsequenzen geprüft. Die Geschäftsbeziehungen zu dem Handwerker seien zudem mit sofortiger Wirkung aufgekündigt worden, weitere rechtliche Schritte behalte sich der Verlag vor.

Der Handwerker Ronney W. selbst, der die Anzeige aufgegeben hat, war bislang nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Linke sprechen von Volksverhetzung und stellen Strafanzeige

Der Kreisverband der Linken in der Sächsischen Schweiz hat unterdessen ebenfalls mit einer Anzeige reagiert – gegen die Firma, den Verlag und die Stadtverwaltung. Landesparteichefin Susanne Schaper übte auch Kritik an der Stadtverwaltung. Sie könne sich nicht damit herausreden, dass sie nur den redaktionellen Teil kenne und verantworte. Anzeigen in einem Amtsblatt würden der Stadt zugeordnet. „Wir erwarten, dass die Stadtverwaltung umgehend ihre Abläufe ändert und sicherstellt, dass niemand mehr menschenverachtende Inhalte im Blatt platzieren kann.“

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N-Tv Patzig 17.04.2025

Suche nach Azubi sorgt für Eklat Dachdecker in Sachsen schaltet rassistische Anzeige im Amtsblatt

Im Amtsblatt der Stadt Sebnitz schaltet ein Dachdeckermeister eine Anzeige. Er sucht Auszubildende für das nächste Jahr. „Hakennasen, Bimbos oder Zeppelträger“ bräuchten sich nicht zu bewerben, schreibt der Mann. Das Rathaus reagiert auf die Annonce – jedoch zu spät.

Im sächsischen Sebnitz entwickelt sich die Suche nach einem Auszubildenden zu einem handfesten Rassismus-Eklat. Ein Dachdeckermeister schaltete im Amtsblatt der 9500 Einwohner zählenden Stadt eine Anzeige für seine offene Lehrstelle. Diese sei ab 2026 frei, Interessierte könnten sich bewerben – „ABER: keine Hakennasen, Bimbos oder Zeppelträger!“, schrieb der Unternehmer aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Hakennasen verwendete der Dachdecker als Synonym für Juden, Bimbos für Schwarze. Zeppelträger ist sprachlich nicht geläufig, es könnte Inder bezeichnen. Die von ihnen getragene Turbane, eine zwiebelförmige Kopfbedeckung, wird hin und wieder „Zeppel“ genannt. Einer anderen Deutung nach bezeichnet es Maskenträger, also noch ein Begriff aus der Coronazeit.

Im Netz sorgte die Ausgabe, die offiziell erst ab heute verteilt wird, schon gestern für einen Aufschrei. Die Begriffe Zeppelträger, Amtsblatt, Ronney (so lautet der Vorname des Dachdeckers) waren Topthemen in den Trends auf X.

„Antisemitismus und Rassismus gehen oft Hand in Hand, insbesondere in der rechten Szene“, schrieb beispielsweise Brandenburgs Beauftragter zur Bekämpfung von Antisemitismus, Andreas Büttner, auf seinem X-Profil. Er nannte die Anzeige „eines der ekelhaftesten Beispiele“ dafür. Es spreche Bände, dass so etwas ausgerechnet im Amtsblatt der Kleinstadt veröffentlicht wurde.
Stadt Sebnitz distanziert sich

Die Stadtverwaltung bemühte sich bereits um Schadensbegrenzung. Die Stadt gebe zwar das Amtsblatt heraus, doch verantworte nur den redaktionellen Teil, schrieb ein Sprecher auf Facebook. Bis zur Veröffentlichung kenne die Verwaltung die Anzeigen in dem Blatt angeblich nicht. „Wir distanzieren uns ausdrücklich und entschieden von den in der privaten Anzeige verwendeten Ausdrücken sowie dem menschenverachtenden Gedankengut, das ihr zugrunde liegt“, so die Erklärung. „Volksverhetzung, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz und werden in jeder Form abgelehnt.“

Das Rathaus habe Strafantrag gegen den Dachdecker sowie den Verlag, der den Anzeigenteil verantwortet, gestellt. Ebenso die Linke. Deren Vorsitzende im Landkreis, Lisa Thea Steiner, sprach auf Instagram von einem „politischen Alarmsignal“. Sie und ihre Mitstreiter wollen am Ostermontag auf dem Marktplatz in Sebnitz demonstrieren. Die Partei fordert zudem die „umfassende Überprüfung der redaktionellen Verantwortung des Amtsblattes“.

Fremdenfeindlichkeit in Sebnitz keine Seltenheit

Die gedruckte Zeitung ist zwar weiter mit der ausländerfeindlichen Annonce im Umlauf. Die Onlineversion des Amtsblattes wurde allerdings bearbeitet. Die Lehrstellenanzeige ist inzwischen entfernt worden.

Fremdenhass ist in der sächsischen Region eher nicht die Ausnahme. Immer wieder kommt es zu Übergriffen auf Flüchtlinge. Für deutschlandweites Aufsehen sorgte beispielsweise ein Vorfall im Sommer 2023: Ein Sebnitzer stürmte ein Wohnhaus, in dem Geflüchtete leben. Der damals 20-Jährige attackierte zwei Bewohner im Alter von 16 und 18 Jahren mit einer Stange und rief ausländerfeindliche Parolen. Die Polizei konnte ihn wenig später schnappen. Es wurde bereits Anklage erhoben, der Prozess steht allerdings noch aus.

Bei der letzten Bundestagswahl holte die AfD 54,6 Prozent der in Sebnitz abgegebenen Zweitstimmen. Ihr Kandidat Steffen Janich erhielt gar 57,4 Prozent der Erststimmen.

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Henriette Kuhn 17.04.2025

„Keine Hakennasen, keine Bimbos“
Dachdecker aus Sachsen sucht Auszubildende mit rassistischer Anzeige

Ein Dachdeckermeister aus Sebnitz in Sachsen sucht per Anzeige im Amtsblatt Auszubildende – und offenbart darin seine menschenverachtende Gesinnung. Die Stadt distanziert sich umgehend.

Sebnitz. Ein Dachdeckermeister aus Sebnitz (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) hat mit einer menschenverachtenden Anzeige für Aufsehen gesorgt. Im Amtsblatt der Kreisstadt veröffentlichte er eine Anzeige, mit der er nach Auszubildenden sucht.

In der Anzeige heißt es wörtlich: „Ausbildungsplatz ab 2026 aber: keine Hakennasen, Bimbos oder Zeppelträger!“ Es handelt sich dabei um abwertende Bezeichnungen für Juden und Menschen mit dunkler Hautfarbe. Diese möchte der Dachdeckermeister nicht ausbilden. Was sich hinter dem Begriff „Zeppelträger“ verbirgt, ist nicht ganz klar. Im Internetforen wird darüber diskutiert, dass es sich um eine abfällige Bezeichnung für Muslime handele.

Auf der Webseite der Stadt Sebnitz ist das aktuelle Amtsblatt derzeit nicht abrufbar. Die Druckerei teilte auf Anfrage mit, dass die Seite mit der Anzeige am Mittwoch entfernt worden sei, da es „einen Rückruf“ gegeben habe.
Linke: „Ein unfassbarer Vorgang und ein politisches Alarmsignal“

Die Anzeige sorgte in den sozialen Netzwerken für Aufregung: So verurteilte unter anderem die Linke im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge „die rassistische und antisemitische Anzeige (…) auf das Schärfste. Wer von ‚Hakennasen‘ und ‚Bimbos‘ spricht, verlässt jeden zivilisatorischen Grundkonsens“, schrieb Lisa Thea Steiner, Kreisvorsitzender der Partei.

„Dass diese Worte in einem Amtsblatt erscheinen konnten, ist ein unfassbarer Vorgang und ein politisches Alarmsignal“, sagte sie weiter. Auch Linken-Landesvorsitzende Susanne Schaper verurteilte das Inserat scharf. „Die Linke vor Ort hat bereits Anzeige gegen die Dachdeckerfirma, den Verlag und die Stadtverwaltung erstattet, ich selbst habe die Firma ebenfalls angezeigt“, sagte sie.

Die Partei rief für Montag zu einer Kundgebung auf dem Marktplatz in Sebnitz auf.

Als einer der Ersten hatte Andreas Büttner (Linke), Beauftragter zur Bekämpfung des Antisemitismus im Land Brandenburg, reagiert. „Antisemitismus und Rassismus gehen oft Hand in Hand, insbesondere in der rechten Szene. Eines der ekelhaftesten Beispiele erleben wir gerade in Sebnitz“, schrieb er in einem Post auf X.

Stadt Sebnitz distanziert sich von „untragbarer Anzeige“

Die Stadt Sebnitz distanzierte sich in einem Facebook-Post von „der privaten Anzeige mit verachtendem und ausländerfeindlichem Inhalt“. Dies zu lesen, sei „beschämend und untragbar“. Die Stadt Sebnitz sei lediglich für den redaktionellen Teil des Grenzblattes verantwortlich. Der Anzeigenteil sei der Stadt bis zur Veröffentlichung nicht bekannt, dieser liege in Verantwortung des Verlages.

Weiter hieß es in der Stellungnahme: „Wir distanzieren uns ausdrücklich und entschieden von den in der privaten Anzeige verwendeten Ausdrücken sowie dem menschenverachtenden Gedankengut, das ihr zugrunde liegt. Volksverhetzung, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz und werden in jeder Form abgelehnt.“ Die Stadt habe bereits Anzeige gegen den Verfasser und den Verlag gestellt.

Dieser Artikel erschien zuerst bei der „Sächsischen Zeitung“.

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t-online 17.04.2025

Stadtverwaltung erstattet Anzeige wegen rassistischer Werbung

Nach einer rassistischen Anzeige ergreift die Stadtverwaltung Sebnitz erste Maßnahmen. Auch der Verlag des Amtsblatts gerät in den Fokus.

Die Stadtverwaltung der sächsischen Stadt Sebnitz hat nach einer Werbung in ihrem Amtsblatt Anzeige erstattet. Das teilte die Stadtverwaltung auf Facebook mit. In der Zeitung hatte ein Unternehmer eine Werbung geschaltet, die verschiedene rassistische Stereotype enthält. Auch gegen den verantwortlichen Verlag hat die Stadtverwaltung laut dem Facebook-Post Anzeige erstattet.

In der aktuellen Ausgabe des Amtsblatts hatte ein Dachdeckerbetrieb unter anderem für Ausbildungsplätze für das kommende Jahr geworben – schloss dabei aber bestimmte Menschen aus, die mit antisemitischen, rassistischen und diskriminierenden Begriffen beschrieben wurden. Auf Anfragen verschiedener Medien zu der Werbeanzeige hat der Dachdecker bisher nicht reagiert.
Stadtverwaltung zeigt auch Verlag an

In dem Facebook-Post erklärte die Stadtverwaltung, dass man sich von den „verwendeten Ausdrücken sowie dem menschenverachtenden Gedankengut“ distanziere. Die Anzeigen lägen in der Verantwortung des Verlages und seien der Stadtverwaltung erst nach der Veröffentlichung bekannt gewesen – man wolle den Vorfall jetzt intern aufklären. Auf der Seite der Stadtverwaltung ist diese Ausgabe des Amtsblatts nicht abrufbar.

Von der Linkspartei gab es ebenfalls Strafanzeigen – gegen die Firma, den Verlag und die Verwaltung. Die sächsische Landesparteichefin Susanne Schaper betonte: „Das ist Volksverhetzung, das Inserat ist eindeutig antisemitisch und rassistisch“.

Linke fordert Änderung der Abläufe

Die Stadtverwaltung könne sich nicht damit herausreden, dass sie nur den redaktionellen Teil kenne und verantworte. Anzeigen in einem Amtsblatt würden der Stadt zugeordnet. Schaper fügte hinzu: „Wir erwarten, dass die Stadtverwaltung umgehend ihre Abläufe ändert und sicherstellt, dass niemand mehr menschenverachtende Inhalte im Blatt platzieren kann.“

Die für das Amtsblatt zuständige Linus Wittich Medien KG schreibt auf ihrer Internetseite, Diskriminierung entgegenzutreten. Auf der Internetseite des Verlages ist die aktuelle Ausgabe des Amtsblatts weiterhin abrufbar – die Seite mit der Anzeige fehlt allerdings. Das wöchentlich erscheinende Heft dient für Bekanntmachungen der Stadt.

Sebnitz hat knapp 10.000 Einwohner und gehört zu dem Landkreis Sächsische Schweiz-Ostergebirge. Bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr wurde die AfD mit 32 Prozent stärkste Kraft in dem Ort.