Bauvorhaben in Leipzig und Dresden – Großer ostdeutscher Bau-Entwickler AOC meldet Insolvenz an

Das Unternehmen AOC aus Magdeburg gehört zu den wichtigsten Wohnungsbau-Trägern in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Ein Restrukturierungsverfahren soll nun in Eigenregie ablaufen. Wie geht es mit den aktuellen Vorhaben in Leipzig weiter?

Der große ostdeutsche Bau-Projektentwickler AOC hat einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Das Unternehmen hat seinen Stammsitz in Magdeburg, es verfügt aber auch über eine Niederlassung in Leipzig. In den vergangenen Jahren gehörte die Gruppe zu den wichtigsten Wohnungsbauträgern in Leipzig. Zum Beispiel wurden in diesem Jahr 100 neue Wohnungen an der Beckerstraße in Neulindenau sowie 185 Wohnungen an der Ecke von Prager und Riebeckstraße in Reudnitz-Thonberg fertiggestellt.

Mit vollem Namen heißt das Unternehmen „AOC – Die Stadtentwickler GmbH“. Gegründet vor 20 Jahren, konnte es schon Bauprojekte im Umfang von mehr als 750 Millionen Euro erfolgreich umsetzen. Doch infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine 2022 bekam auch der ostdeutsche Bauträger die Probleme zu spüren, die bald darauf die ganze Branche traf: Lieferprobleme, massive Preissteigerungen und schnell steigende Zinsen. Bei drei (bereits vorab verkauften) Vorhaben musste AOC die Fertigstellungstermine verschieben, wodurch höhere Kosten und erstmals ein negatives Jahresergebnis entstanden.

Zurückhaltung der Banken schafft Probleme

Zwar sind diese Projekte inzwischen fertiggestellt worden. Doch der drastische Zinsanstieg habe einen „nahezu vollständigen Einbruch des Immobilienmarktes, insbesondere des institutionellen Kapitalanlagegeschäfts“ hervorgerufen, hieß es am Donnerstag in einer Erklärung des Unternehmens. Die „Zurückhaltung auf dem Finanzierungsmarkt“ habe auch AOC in Schwierigkeiten gebracht, weshalb die Einleitung einer umfassenden Restrukturierung notwendig geworden sei. Ziel sei, den Wert der Projektpipeline im Umfang von etwa einer Milliarde Euro zu erhalten und „damit für die Gläubiger die bestehenden Erfolgschancen bestmöglich zu nutzen“.

„Die in Leipzig geplanten Objekte sollen weiter verfolgt werden“, erläuterte Geschäftsführer Till Schwerdtfeger gegenüber der LVZ. Wie berichtet, gehören dazu unter anderem ein großes Geschäfts- und Wohnhaus am Wilhelm-Leuschner-Platz (neben der Propsteikirche) für mehr als 100 Millionen Euro, weitere Gebäude in der Goldschmidt- und Berliner Straße sowie etwa 200 neue Wohnungen am Täubchenweg.

Umbau in Eigenverwaltung vorgesehen

Das Amtsgericht Magdeburg werde jetzt den Antrag auf eine Insolvenz in Eigenverwaltung prüfen und sicher kurzfristig dazu entscheiden, hieß es weiter. „Der Geschäftsbetrieb bleibt aufrechterhalten. Aus rechtlichen Gründen wurden auch Insolvenzanträge für die aocplan gmbh sowie die AOC Weyhausen An der Klanze GmbH gestellt. Die weiteren Projektgesellschaften sind von dem Insolvenzantrag zunächst nicht betroffen.“

Der Entwickler mit insgesamt 30 Beschäftigten in Magdeburg und Leipzig habe sich auf die Konzeption, Planung und Realisierung von Wohn- und Gewerbeprojekten spezialisiert – mit Fokus auf die neuen Bundesländer, einschließlich Berlin. In Dresden wurden zuletzt unter anderem Vorhaben am Löbtauer Tor sowie auf dem Areal vom früheren Porsche-Zentrum in der Neustadt verfolgt.