Steinwürfe und Brandstiftung in Limbach-Oberfrohna: Polizei und Staatsschutz prüfen Zusammenhang
Mehrere Steine fliegen auf das Wohnhaus einer Linken-Politikerin. Kurz darauf brennt eine Regenbogenflagge. Der Staatsschutz ermittelt. Eine Sache erschwert die Polizeiarbeit.
Limbach-Oberfrohna.Nach mehreren Steinwürfen auf das Wohnhaus einer Linken-Stadträtin in Limbach-Oberfrohna und einer angezündeten Regenbogenflagge auf einem Firmengelände am Ostring prüft die Polizei einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten. „Die räumliche und zeitliche Nähe zwischen den Fällen macht eine Prüfung notwendig“, sagt Polizeisprecherin Christina Friedrich von der Zwickauer Polizeidirektion.
Über Pfingsten hatten Unbekannte zweimal Steine durch Fenster am Wohnhaus der Limbacher Linken-Stadträtin Elisa Grobe geworfen. In der Nacht zum Sonntag ging gegen Mitternacht ein Fenster zu Bruch, nachdem zuvor fünf faustgroße Steine geworfen worden waren. Grobe selbst war zu dem Zeitpunkt nicht daheim, jedoch ihr Bruder, der ebenfalls in dem Haus wohnt.
„Er hat mich kurz nach Mitternacht angerufen. Ich war in einer Veranstaltung und bin sofort nach Hause gefahren. Vor dem Haus haben wir mehrere größere Kieselsteine auf der Straße gefunden“, sagt Grobe. Ihr Bruder sei unverletzt geblieben. „Da nur mein Bruder daheim war, hat auch nur in einem Zimmer Licht gebrannt. Genau dieses haben sich die Täter für den Steinwurf ausgesucht“, sagt die Stadträtin, die auch bei der bevorstehenden Stadtratswahl am 9. Juni als Kandidatin für die Linke ins Rennen geht.
„Sieg-heil“-Rufe mitten in der Nacht
In der Nacht zum Dienstag sei es laut Grobe dann zu einem zweiten Fall ähnlicher Art gekommen. Durch ein offenes Fenster seien erneut Steine in das Haus geworfen worden. Zuvor hatte Grobe eine Gruppe Jugendlicher vor dem Fenster gesehen. Wie die Polizei mitteilt, sollen auch „Sieg-heil“-Rufe zu hören gewesen sein. Die Polizei bestätigt, dass wegen der Steinwürfe Anzeigen erstattet wurden.
„Dass in dem Haus eine Stadträtin wohnt und die Tat einen politischen Hintergrund haben könnte, war jedoch bei der Aufnahme der ersten Anzeige nicht bekannt“, sagt Polizeisprecherin Friedrich. Aus diesem Grund wurde der Staatsschutz erst später in die Ermittlungen einbezogen. „Von dem zweiten Vorfall haben wir zudem erst am Dienstagmittag erfahren. Für die Ermittlungen wäre es besser gewesen, wenn wir unmittelbar nach der Tat davon erfahren hätten“, sagt Friedrich. So hätten die Täter möglicherweise noch in Tatortnähe aufgegriffen werden können.
Ebenfalls zwischen Sonntagmittag und Dienstagmorgen sei es laut Polizei zu einem weiteren Zwischenfall am Ostring gekommen. Unbekannte hatten sich an einer Regenbogenflagge, die an einem Fahnenmast auf einem Firmengelände angebracht worden war, zu schaffen gemacht. Sie zündeten die etwa vier mal zwei Meter große Flagge an. Da auch der Fahnenmast beschädigt wurde, beläuft sich der Sachschaden laut Polizei auf rund 500 Euro. Sowohl zu den Steinwürfen als auch zu der Beschädigung der Regenbogenflagge sucht die Polizei Zwickau nun nach Zeugen. Wer Hinweise geben kann, wird gebeten, sich beim Revier in Glauchau unter der Telefonnummer XXX zu melden.
Chemnitzer Linke äußern sich zu Vorfällen
Die Angriffe auf das Wohnhaus von Elisa Grobe sorgen inzwischen auch über die Stadtgrenzen hinaus für Reaktionen. Für Carolin Juler, Stadtratskandidatin für die Linken in Chemnitz, sieht die Fälle als „ein weiteres alarmierendes Beispiel für die Bedrohungen, denen antifaschistische Politiker*innen durch mutmaßlich rechtsmotivierte Gewalt ausgesetzt sind“, sagt Juler in einem Pressestatement.
„Solche Angriffe gefährden nicht nur die Sicherheit der Betroffenen, sondern sollen gezielt Angst und Einschüchterung verbreiten, was insbesondere Frauen in öffentlichen Rollen belastet“, sagt Juler. Ihrer Meinung nach müssten Frauen oft zusätzliche Bedrohungen ertragen, die auch ihre politischen Überzeugungen angreifen. Auch bei Elisa Grobe haben die Steinwürfe Spuren hinterlassen. „Man liest und hört viel davon, was anderen passiert. Dass es nun auch mich und meine Familie getroffen hat, sorgt schon für ein gewissen Gefühl von Unsicherheit“, sagt sie. Zwar sei ihr bewusst, dass sie im Fokus stehe, mit den Vorfällen habe sie dennoch nicht gerechnet.
MDR 22. Mai 2024
Steinwürfe und Beleidigung: Wieder Angriffe auf Politiker im Wahlkampf in Sachsen
In Sachsen ist es in den vergangenen Tagen erneut zu mehreren Angriffen auf Politiker und Wahlhelfer gekommen. So wurde das Haus der Linken-Stadträtin Elisa Grobe in Limbach-Oberfrohna (Landkreis Zwickau) zweimal von Unbekannten mit Steinen beworfen, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte.
In einem Fall sei ein Stein durch ein Fester geworfen worden, im zweiten Fall flog ein Stein durch ein geöffnetes Fenster. Bei beiden Angriffen wurde niemand verletzt. Danach habe Grobe selbst Anzeige erstattet, hieß es. Nun ermittelt der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz.
Angriff auf AfD-Politiker in Ebersbach
Auch in Ebersbach im Landkreis Bautzen ist es am Mittwochnachmittag zu einem Angriff gekommen. Der Landtagsabgeordnete der AfD, Mario Kumpf, sei in einem Supermarkt ins Gesicht geschlagen worden, wie eine Polizeisprecherin sagte. Der 53 Jahre alte Tatverdächtige sei nach dem Angriff einkaufen gegangen. Polizisten hätten den Angreifer gestellt und erstatteten Anzeige. Auch in diesem Fall hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen.
Wahlhelfer in Leipzig beleidigt
Bereits am Dienstag wurde in Leipzig ein Wahlhelfer der Linken verbal attackiert. Nach Polizeiangaben hatte sich eine bislang unbekannte Person an einen Wahlstand der Partei begeben. Der Mann habe im Gespräch den Wahlhelfer beleidigt. Nachdem die Polizei verständigt wurde, habe sich der Mann entfernt, hieß es. Die Behörde hat die Ermittlungen wegen Beleidigung aufgenommen.
Schon in den vergangenen Wochen hatte es auch in Sachsen immer wieder Angriffe auf Politiker gegeben. So war etwa in Dresden beim Plakatieren der SPD-Europaabgeordnete Matthias Ecke angegriffen und verletzt worden – der Fall sorgte bundesweit für Schlagzeilen.
22.05.2024 LVZ
Schmierereien häufen sich: Etliche Hakenkreuze in Leipzig, Borna und Wurzen
In Leipzig, Borna und Wurzen haben Unbekannte im Mai zahlreiche Hakenkreuze angebracht. Die Polizei ermittelt wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.
Zwischen dem 9. Mai und dem 21. Mai haben Unbekannte in Leipzig-Paunsdorf, Leipzig-Heiterblick, Wurzen und Borna zahlreiche Hakenkreuze angebracht, teilt die Polizei Leipzig mit. In Borna und Heiterblick wurden auf jeweils einem Wahlplakat (die Linke, Bündnis 90/die Grünen) Hakenkreuze aufgesprüht und eingeritzt.
In Paunsdorf haben Unbekannte auf einem Sportplatz etwa ein Dutzend Hakenkreuze angebracht. Die verfassungsfeindlichen Kennzeichen waren teilweise bis zu zwei Meter hoch. In Wurzen traf es die Hausfassade eines Cafés.
Die Höhe des entstandenen Sachschadens ist noch nicht bekannt. Die Polizei Leipzig hat die Ermittlungen wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Sachbeschädigung aufgenommen.