Wessen Millionen stehen hinter der AfD? – AfD-Spendenaufkommen in Sachsen und Baden-Württemberg am höchsten

Neben einem inzwischen angefochtenen, mehr als zehn Millionen Euro schweren, Goldschatz-Erbe für die Partei gibt es immer wieder Großspender. Über die ist mal mehr, mal weniger bekannt. Am schillerndsten ist der adlige Name eines Waffenhändlers, der wohl auch für den BND tätig war.

Die Fotocollage hatte Sinnbildcharakter: Hitler hebt zum „Deutschen Gruß“ die rechte Hand und von hinten werden ihm große Geldscheine hineingesteckt. „Der Sinn des Hitlergrußes – Millionen stehen hinter mir!“ So titelte die „Arbeiter Illustrierte Zeitung“ 1932 auf ihrer Frontseite zur Collage des politischen Künstlers John Heartfield. Das Ganze deutete eine Verbindung von großem Geld zum angeblich sozialen Nationalsozialismus an.

Seit Ende des Zweiten Weltkriegs sorgen sogenannte Scharnierorganisationen, die mitunter auch das Erbe von Alt-Nazis und Sympathisanten antraten, für eine Vernetzung zwischen Nachkriegs-Nazis und großen Finanziers. Wenn beim Potsdamer Treffen des Hardliner-Rechtsextremisten Martin Sellner von der Identitären Bewegung in Österreich mit deutschen AfD-Politikern und ihren potenziellen Geldgebern jetzt der pensionierte Düsseldorfer Zahnarzt Gernot Mörig als Gastgeber auftrat, passt das genau ins Bild.

Geld sammeln als eigentliche „Kernaufgabe“ des Treffens in Potsdam

In den 70er-Jahren war Mörig schließlich nicht nur Führer des rechtsextremen „Bundes Heimattreuer Jugend“, wie das Recherche-Netzwerk Correctiv berichtet. Das Netzwerk hatte das bisher unbekannt gebliebene Treffen vom November letzten Jahres erst aufgedeckt. Über die von Correctiv berichtete Führungsrolle Mörigs in der Heimattreuen Jugend hinaus gehörte Gernot Mörig bis 1985 auch der Deutschen Kulturgemeinschaft (DKG) an.

Und diese war zeitweise die bedeutendste Scharnierorganisation der Neonazi-Szene in Nachkriegsdeutschland. Zu ihrer Führungsriege zählten Szene-Größen wie Rechtsanwalt Wolfram Nahrath (ehemals Bundesführer der 1994 als HJ-Nachfolge-Organisation verbotenen Wiking-Jugend) und die 2017 gestorbene Publizistin Lisbeth Grolitsch (zur Nazi-Zeit Untergauführerin im Bund deutscher Mädel (BDM)). Grolitsch verband die deutsche mit der österreichischen Neonazi-Szene.

Auch die Einladungen, die von Gernot Mörigs „Düsseldorfer Forum“ jetzt fürs Potsdamer Treffen versandt wurden, nannten das Sammeln von Geld als „Kernaufgabe“ der Runde im Landhaus Adlon am Lehnitzsee.

„Es bedarf Patrioten, die aktiv etwas tun und Persönlichkeiten, die diese Aktivitäten finanziell unterstützen“, zitierte Correctiv aus dem Einladungsschreiben. Für die Teilnahme am Treffen wurde laut dem Recherche-Netzwerk eine Mindestspende von 5000 Euro nahegelegt. Außer den Gastgebern dieses Treffens – neben Zahnarzt Mörig soll auch der inzwischen ausgeschiedene Gesellschafter der Restaurant-Kette „Hans im Glück“, Hans-Christian Limmer, dazu gehört haben -, doch außer diesen Gastgebern wer sind nun die Geldgeber der Szene?

Im Fall der AfD lässt sich das jeweils recht zeitnah zumindest bis zur Mindestschwelle einer 50.000-Euro-Spende feststellen. Das Parteiengesetz schreibt vor, dass Parteien alle Spenden in dieser Höhe oder darüber dem Bundestag melden müssen.

Völkische Reden schwingender Bauingenieur 2023 größter AfD-Einzelspender

Im vergangenen Jahr gab es für die AfD nur eine solche Großspende, konkret in Höhe von 265.050 Euro. Sie stammte von dem hessischen Bauingenieur Hartmut Issmer. Der 71-Jährige tritt selbst gern mit Reden völkischen und anderweitig rechtsextremen Inhalts öffentlich in Erscheinung. Bereits zuvor ließ Issmer der AfD Geld zukommen, 2021 waren das 13.240 Euro, wie der jüngste öffentlich zugängliche Rechenschaftsbericht der Partei dokumentiert. In den Rechenschaftsberichten werden auch Spender bis zur Mindestgrenze von 10.000 Euro namentlich benannt. Allerdings nicht so zeitnah. Bis zur Veröffentlichung des 2022er-Rechenschaftsberichts der Parteien dauere es voraussichtlich noch bis März dieses Jahres, teilte Silke Dierkes von der Öffentlichkeitsabteilung des Bundestages der „Freien Presse“ auf Anfrage mit.

In Vorjahren, konkret 2020, zählte auch der Berliner Unternehmer Christian Krawinkel mit einer 100.000-Euro-Spende zu den Geldgebern der AfD. Vergeblich versuchte der millionenschwere Vermögensverwalter später, sein Geld zurückzuholen.

Die AfD habe sich „zunehmend undemokratisch und verfassungsfeindlich“ gezeigt und seine Spende „nicht verdient“, zitierte die „Bild am Sonntag“ Krawinkel später. Auch Klaus Nordmann, Geschäftsführer einer Kölner Firma, die Systeme zur Werkzeugüberwachung herstellt, zählte über Jahre zu Großspendern der AfD. Meist blieb der einstige Unterstützer von AfD-Gründer Bernd Lucke mit seinen jährlichen Spenden aber unterhalb der anonymen 50.000-Euro-Grenze und tauchte so nur in Rechenschaftsberichten der Partei auf.

101.000 Euro ließ der AfD 2016 laut Offenlegung durch den Bundestag auch die Privatspenderin Marianne Zubrzycki-Lederhausen aus Bonn zukommen. 2021 kamen laut AfD-Rechenschaftsbericht weitere 40.000 Euro von der Frankfurter Firma Shark IT Solutions GmbH.

AfD-Spendenaufkommen in Sachsen und Baden-Württemberg am höchsten

Am schillerndsten indes erscheint ein adliger, zeitweise in Bangkok residierender AfD-Spender. In den Jahren 2017, 2018 und 2019 wurden Spenden über jeweils 50.000 Euro von Mortimer von Zitzewitz registriert. 2019 fand das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ beim Durchforsten seiner eigenen Archive heraus, wie von Zitzewitz einst sein Geld gemehrt hatte. In den 70er-Jahren hatte der Mann wohl als internationaler Waffenhändler agiert – auch im Auftrag des Bundesnachrichtendienstes (BND).

Unter den Landesverbänden der AfD stechen laut dem 2021er-Rechenschaftsbericht beim Gesamtaufkommen an Spenden natürlicher Personen (also auch denen unterhalb der 10.000-Euro-Grenze, deren Herkunft ungenannt bleibt) zwei Bundesländer heraus.

Im Freistaat Sachsen bekam die AfD 2021 mit 489.577,76 Euro bundesweit die meisten Spenden von natürlichen Personen. Von dieser Summe ging nur ein Bruchteil an den Landesverband. Mit 452.757,64 Euro landete das Gros bei nachgeordneten Gebietsverbänden. Mit insgesamt 470.789,54 Euro, das meiste davon wiederum für Gebietsverbände, reicht nur das Spendenkonto der baden-württembergischen AfD nahe an das der Partei in Sachsen.

Noch ungewiss ist übrigens, was mit dem mehr als zehn Millionen Euro schweren Goldschatz wird, den die AfD von dem Erfinder Reiner Strangfeld geerbt hatte. Der Mann, der in den 70er- und 80er-Jahren mit einer millionenfach verbauten Toilettendruckspülung reich wurde, brachte sich 2018 durch Selbstverbrennung ums Leben. Vorher vermachte er der AfD 61 Ein-Kilogramm-Goldbarren, die er in seiner Wohnung gehortet hatte, weitere, die in Luxemburger Bankschließfächern lagerten, außerdem Immobilen, Münzen und einen alten Porsche.

Beim zuständigen Amtsgericht im niedersächsischen Bückeburg focht im vergangenen Jahr ein Verwandter des Toten den auf die AfD ausgestellten Erbschein an, da es Hinweise auf mangelnde Testierfähigkeit des Mannes vor seinem Tod gab. Beim Amtsgericht Bückeburg war auf aktuelle Anfrage der „Freien Presse“ bisher kein neuerer Sachstand zu erfahren.