Räumungstage II: Fiesta in Kreuzberg
Kurze Zusammenfassung von Gesehenem und Gehörtem im Zusammenhang mit der TagX-Demo anlässlich der Wagenplatzräumung. Eher eine Impression…
Mit Genugtuung revanchiert sich eine Mischung aus Kreuzberger Bevölkerung und rebellischen Strukturen aus dem ganzen Stadtgebiet, anderen Städten und Ländern für einen weiteren Angriff auf selbstverwaltete Räume. Der Freitagabend, nur wenige Stunden nach der Räumung, bringt tausende von Menschen auf die Straße. Die Masse die sich da zusammentut ist nicht nur unüberschaubar sondern auch kaum definierbar. Die Gewalt die sich unmittelbar zum Start Bahn bricht, zieht mehr und mehr Menschen an. Die zumeist auswärtige Einheiten werden mit Entschlossenheit und Härte angegangen. Trupps, die als Seitenspalier vorgesehen waren, werden vom Platz der Auftaktkundgebung bis zum Kotti eigentlich nur gejagt. Es regnet Steine, Flaschen, Straßenmobiliar, Geschirr aus den Bars und mächtiges Feuerwerk.
Die vor der Demo fahrenden Wannen kommen aus den Hinterhöfen des Kottbusser Damm ins Kreuzfeuer von Raketenbatterien (https://twitter.com/search?q=%23b1510&src=typeahead_click&f=video). PMS, dass sich als große Gruppe an die Demo ranmachen will wird kurz nach der Brücke zurück in die Seitenstraße gejagt. Nebenbei gehen einige hochpreisige Autos kaputt und auch die als Hauptgentrifizierer ausgemachten Läden und Co-Working-Spaces werden allesamt nicht verschont. Auch LIDL geht zu Bruch.
Nach dem Kotti geht es Richtung Erkelenzdamm, wo es zunehmends chaotisch wird. Der Hauptsitz von Akelius geht wieder in die Brüche, ein Security rettet sich rechtzeitig. Die Bullen versuchen nun die Demo zu spalten und so wie bei den letzten Demos mitten in der Menschenmenge, die sich die ganze Breite der Straße und den Gehsteig nimmt, Reihen aufzuziehen. Oranienplatz: zwei Wannen haben den Schuss nicht gehört und werden mit Steinen in die Flucht geschlagen (https://twitter.com/NiEstatNiRei/status/1449092907542192144). Das Gentrifizierungs-Hotel Orania wird im laufenden Betreib eingeknallt, die Luxustouristen drinnen werden schockiert links liegen gelassen.
In der Oranienstraße gelingt es dann den Bullen das erste mal ein ernsthaftes Spalier aufzuziehen. Weil es aber wohl an die zehntausend Leute sind, gelingt das nicht ganz. Ein spontaner Ausbruch bahnt sich seinen Weg auf der Adalbertstraße richtung Köpi Wagenplatz. Vier Sixpacks (auch sie haben den Schuss nicht gehört) werden in die Flucht geschlagen. Der Weg zum Wagenplatz scheint freigekämpft doch es letztendlich fehlt der Mut und vielleicht auch die Masse um diese Schritt zu wagen. Auf dem Mariannenplatz verläuft sich dieser Mob. Unterdessen geht der Hauptzug zwar im Wanderkessel, doch immernoch lautstark und mit Pyro, weiter seinen geplanten Weg durch die Oranienstraße, die Wrangelstraße und dann über den Mariannenplatz Richtung Wagenplatz. Die Fiesta vom Demobeginn klingt auf den letzten Metern mit Verhöhnung der eingesetzten Polizeikräfte aus. Mit viel Pyro ergießen sich die Menschenmassen in den Kiez.
Zwischen Kotti und Heinrichplatz dominiert die nächsten Stunden eine rebellische Stimmung die Szene. (https://twitter.com/search?q=%23b1510&src=typeahead_click&f=video) Später noch belagern zwei Greiftrupps Bereitschaftspolizei den Goldenen Hahn am Heinrichplatz, einen der öffentllich angekündigten Nachtreffpunkte für die Demo. Sie sind auf Stress aus. Nicht schwer an diesem Abend. Sie versuchen in einer Racheaktion, den Goldenen Hahn zu stürmen. Zwei versuche, die Kneipe zu stürmen werden beantwortet, indem sie von innen und außen mit allem eingedeckt werden, was nicht niet und nagelfest ist. Ein Video zeigt schließlich, wie sie doch noch reingehen (https://twitter.com/Kraximo_kraximo/status/1449150952754270220). Auch wenn der Hahn nun keine Tür mehr hat und die Scheiben zu Bruch gegangen sind, ist auch diese Auseinandersetzung eine Niederlage der Bullen.
passiert am 15.10.2021
gefunden auf kontrapolis: https://kontrapolis.info/5220/