Jeweils Erwerber aus Hamburg – Großdeals am Immobilienmarkt: Leipziger Industriepalast und Technisches Rathaus verkauft

Paukenschläge bei Leipzigs Büro-Immobilien: Sowohl das Technische Rathaus in der Prager Straße als auch der historische Industriepalast in der Brandenburger Straße haben neue Besitzer. Zum Zuge kamen jeweils Erwerber aus Hamburg. Dabei hätte die Stadt Leipzig das Gebäude für zahlreiche Ämter gern selbst gekauft.

Leipzig. Das Technische Rathaus hat einen neuen Besitzer – für diesen Fall hatte die Leipziger Stadtverwaltung bereits angekündigt, ihren Mietvertrag für das riesige Bürohaus nicht zu verlängern. Trotzdem hat die Firma TLG Immobilien nun das Technische Rathaus in der Prager Straße 118-136 an einen anderen Interessenten verkauft. Zum Zuge kam das Hamburger Unternehmen Fondsgrund Investment. Laut Branchenkreisen soll der Kaufpreis knapp 100 Millionen Euro betragen haben. Die Stadt Leipzig hatte ohne Erfolg in ähnlicher Höhe geboten, hieß es weiter. Bestätigt wurde beides jedoch nicht.

Fondsgrund teilte mit, man habe das 1996 erbaute und 2009 modernisierte Gebäude-Ensemble „für einen Club deutscher institutioneller Investoren unter Führung der Volksbank Mittelhessen“ gekauft. Demnach handelte es sich um einen sogenannten Club-Deal mit nur wenigen Anlegern – anders als zum Beispiel bei einem offenen Immobilienfonds. Fondsgrund wurde erst im Juni 2022 von Dietrich Wittenberg und Matthias Bulir gegründet, die zuvor für Values Real Estate und Union Investment tätig waren.

Käufer will die Rathaus-Strategie beachten

Offenbar hoffen die neuen Eigentümer, dass die Stadt Leipzig mit ihren zahlreichen Behörden (wie das Umwelt-, Ordnungs- und Bauordnungsamt) doch länger in dem 45.000 Quadratmeter großen Objekt verbleibt. Wittenberg ließ sich wie folgt zitieren: „Wir werden die Immobilie technisch-energetisch und an modernen Arbeitswelten orientiert im Einklang mit den Bedürfnissen und der langfristigen Strategie des städtischen Nutzers zukunftsfähig weiterentwickeln.“ Bulir betonte, bei dem Gebäude liege der „infrastrukturelle Nutzwert für die Bürger Leipzigs“ sehr hoch.

Bekanntlich hatte der Stadtrat im Januar 2022 ein „Konzept für die mittel- und langfristige Verwaltungsunterbringung“ beschlossen. Damit verband er den Auftrag an die Kommune, die Ämter nach und nach bevorzugt in eigene Häuser einzuquartieren – oder bestehende Objekte für diesen Zweck zu erwerben. Als Ersatz für das Technische Rathaus erwägt die Kommune aber auch Neubauten auf Flächen in der Nähe, die bislang dem stadteigenen Großvermieter LWB gehören.

Mietvertrag der Stadt läuft Ende 2029 aus

Der aktuell gültige Mietvertrag läuft Ende 2029 aus. Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning (SPD) erklärte, nach aktuellem Stand werde ihn die Stadt wohl nicht mehr verlängern. Freilich hängen solche Entscheidungen auch immer davon ab, welche Mietkonditionen der Eigentümer anbietet. Zudem legt das Rathaus viel Wert auf gute Arbeitsbedingungen, gute Erreichbarkeit und Beiträge zum Klimaschutz.

Dass die Stadt noch andere Optionen hat, zeigt sich etwa daran, dass sie erst im Frühsommer 8000 Quadratmeter im „Forum am Mariannenpark“ an der Rohrteichstraße 16-20 angemietet hatte. In dem früheren Gebäude der Postbank verfügt der heutige Eigentümer NAS Invest ebenfalls über 45.000 Quadratmeter Büroflächen, die inzwischen zu über 70 Prozent vermietet sind. 2023 sollen dort unter anderem Teile des Gesundheitsamtes und der Stadtordnungsdienst einziehen.

Sofern der kolportierte Kaufpreis für das Technische Rathaus stimmt, hätte der Verkäufer TLG Immobilien kein schlechtes Geschäft gemacht. Denn die TLG selbst erwarb das Objekt erst 2016 von einem Finanzunternehmen für 57 Millionen Euro. Seit 2019 gehört die frühere Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft (TLG) mit Sitz in Berlin zum drittgrößten Immobilienunternehmen Europas – das ist die Aroundtown S.A. mit Sitz in Luxemburg.

Seitdem haben Aroundtown/TLG in Leipzig schon das City-Hochhaus und das Forum am Brühl verkauft, besitzen derzeit aber zumindest noch die Strohsack-Passage, Brühl-Arkaden sowie Anteile an mehr als 7000 Wohnungen über die Tochter Grand City Properties (GCP). Von den Bilanzsummen her verwalten in Europa lediglich der französische Shoppingcenter-Gigant Unibail-Rodamco-Westfield (Paunsdorf Center, Höfe am Brühl) sowie der Essener Wohnungsriese Vonovia noch mehr Immobilienvermögen.

Umfeld der Hamburger Familie John Jahr

Vor wenigen Tagen meldete zudem der Hamburger Projektentwickler Values Real Estate den Kauf des Leipziger Industriepalastes. Der sechs­geschossige Büro- und Geschäftshauskomplex (erbaut 1913) an der Brandenburger Straße verfügt über 24.500 Quadrat­meter Mietflächen. 70 Prozent davon werden durch die Deutsche Bahn AG genutzt.

Verkäufer waren ein Fonds und die Kauri Cab Group. Die Gesellschafter des Übernehmers Values Real Estate gehören zum Umfeld der bekannten Hamburger Unternehmerfamilie und früheren Verleger-Dynastie John Jahr. Den Leipziger Industriepalast habe man für einen „institutionellen Investor“ erworben, teilte das Unternehmen weiter mit. Für ebenfalls einen „institutionellen Investor“ hatte es zuvor schon die historischen City-Geschäftshäuser im Brühl 4 (Ecke Hainstraße) sowie im Barfußgässchen 12 gekauft.


24.09.2022

Verkaufspläne der TLG Immobilien – Stadt Leipzig will Mietvertrag für Technisches Rathaus nicht verlängern

Wie lange bleiben zahlreiche Ämter der Stadt Leipzig noch im Technischen Rathaus an der Prager Straße ansässig? Offenbar passen aktuelle Verkaufspläne des Gebäudeeigentümers TLG Immobilien nicht in das kommunale Konzept zur Verwaltungsunterbringung. Die Stadt plant, den Mietvertrag nicht zu verlängern.

Leipzig. Die Stadt Leipzig erwägt, das Technische Rathaus in der Prager Straße 118–136 zu verlassen. Nach LVZ-Informationen verhandelt der Objekteigentümer TLG Immobilien AG aktuell über einen Verkauf des riesigen Bürohauses mit 42.000 Quadratmetern Mietflächen. Seit 2009 sind dort zahlreiche Ämter einquartiert – zum Beispiel das Umwelt-, Ordnungs- und Bauordnungsamt.

Laut Branchenkreisen will die TLG Immobilien AG das knapp 30 Jahre alte Gebäude nun an einen privaten Interessenten (außerhalb von Leipzig) verkaufen. Auf LVZ-Nachfrage lehnte die Berliner Konzernzentrale jede Auskunft dazu ab. Auch die Leipziger Stadtverwaltung äußerte sich nicht zu eventuellen Verkaufsgesprächen. Jedoch verwies Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning (SPD) darauf, dass der Stadtrat im Januar ein „Konzept für die mittel- und langfristige Verwaltungsunterbringung“ beschlossen hatte. Damit verbunden gewesen sei der Auftrag an die Kommune, „bevorzugt ins Eigentum zu gehen“.

Stadt will Mietvertrag nicht mehr verlängern

Das Konzept betrachte „unterschiedliche Standorte und auch den Neubau von Verwaltungsobjekten.“ Neben finanziellen Einsparungen biete das die Chance, Klimaneutralität und eine moderne Arbeitsplatzgestaltung umzusetzen, so Hörning. Er bestätigte, dass der Mietvertrag für das Technische Rathaus noch bis Ende 2029 läuft. „Eine Inanspruchnahme der Verlängerungsoptionen ist derzeit nicht vorgesehen. Aktuelle Überlegungen beschäftigen sich vorrangig mit der Aufgabe des Standortes Ende 2029 und Standortalternativen, die sich im kommunalen Eigentum befinden.“

Für den Gebäudekomplex in der Prager Straße zeichneten sich schon in den nächsten Jahren Instandsetzungsbedarfe im mittleren einstelligen Millionenbereich ab. „Nach 2029 wäre eine komplexe Modernisierung nötig“, so der Bürgermeister. Angesichts des stark steigenden Baukostenniveaus könnten die notwendigen Investitionen dann im zweistelligen Millionenbereich liegen.

Aroundtown besitzt auch das City-Hochhaus

2016 hatte die TLG Immobilien AG das Gebäude vom Technischen Rathaus für 57 Millionen Euro von einem Finanzunternehmen erworben. Die einstmals staatliche Treuhand Liegenschaftsgesellschaft (TLG) war vier Jahre zuvor (2012) privatisiert worden. Sie gehört heute zur Luxemburger Aroundtown SA, einem der größten Eigentümer von Bürohäusern in Europa. Aroundtown besitzt in Leipzig unter anderem das City-Hochhaus, die Strohsack-Passage, die Brühl-Arkaden, das Forum am Brühl sowie mehr als 7000 Wohnungen über die Tochter Grand City Properties (GCP).


24.01.2022

Kommunale Behörden – Hier plant Leipzigs Stadtverwaltung für ihre Zukunft

Neben der Innenstadt soll die Prager Straße künftig zentrale Teile der kommunalen Verwaltung aufnehmen. Mit dem grünen Licht vom Stadtrat können jetzt die Feinplanungen beginnen. Im Jahr 2029 soll das Projekt abgeschlossen sein.

8600 Menschen arbeiten mittlerweile in der Leipziger Stadtverwaltung. Ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – nicht zuletzt aufgrund des Bevölkerungs-Booms, durch den der Bedarf nach öffentlichen Dienstleistungen zugenommen hat. Nun bereitet die Stadt für die kommunalen Behörden eine große Standort-Reform vor. Weil im Jahr 2029 der Mietvertrag für das Technische Rathaus in der Prager Straße ausläuft, eröffne sich die Möglichkeit, so Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning (SPD), „die Ämterlandschaft neu zu ordnen“, bestehende Immobilien zu modernisieren und neue Gebäude zu errichten. Geschätzte Kosten: 400 bis 500 Millionen Euro.

Stadtverwaltung will Anteil der Mietobjekte deutlich reduzieren

Ziel sei es, den Anteil von Mietobjekten zu reduzieren. Derzeit befinden sich noch zwei Drittel der Arbeitsplätze in fremden Objekten, nur ein Drittel in Immobilien, die der Stadt gehören. Dieses Verhältnis soll sich umkehren.

Der Stadtrat gab jetzt grünes Licht für konkrete Standortplanungen. So soll bis Mitte kommenden Jahres eine Machbarkeitsstudie für die einzelnen Liegenschaften vorliegen. Die Zeitschiene ist ambitioniert. Gebaut und modernisiert muss schon in den Jahren 2027/28, damit die Immobilien ab 2029 zur Verfügung stehen.

Es geht um Arbeitsplätze für 4100 Beschäftigte

Es geht dabei um die Arbeitsplätze von 4100 Beschäftigten in den zentralen Liegenschaften. „Mehr als die Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden auch weiterhin dezentral in Feuerwachen, in ASD-Standorten, auf Friedhöfen, in Bürgerbüros oder in Notschlafstellen im Stadtgebiet tätig sein“, so Hörning.

Mehr als 70 Standorte waren untersucht worden.In der Stadtmitte sollen demnach neben dem Neuen Rathaus auch das Stadthaus am Burgplatz und das erst seit einigen Jahren angemietete Verwaltungsgebäude am Ring/Ecke Otto-Schill-Straße die zentralen Behördenstandorte bleiben. Den zweiten Standortschwerpunkt wird die Prager Straße bilden, in der sich schon das Technische Rathaus befindet – ein riesiger Verwaltungsblock, in dem unter anderem die Kfz-Zulassungs- und Führerscheinstelle untergebracht sind. Ihn will die Stadt ankaufen und modernisieren. Auf dem benachbarten Grundstück Prager Straße 116, ist der Bau eines weiteren Verwaltungsgebäudes vorgesehen. Die Fläche gehört der städtischen Wohnungs- und Baugesellschaft und wird derzeit als Parkplatz genutzt. Als kleiner Ergänzungsstandort kommt ein städtisches Baufeld auf der unweit gelegenen, sogenannten „Prager Spitze“ dazu sowie die Halle 12 auf der Alten Messe.

Grüne Architektur-Vorgaben vom Stadtrat abgelehnt

Auf Ablehnung war im Stadtrat allerdings eine Forderung der Grünen gestoßen, die jedem Bau einen Architekturwettbewerb vorschalten wollten. „Wir verlangen ja auch von privaten Bauherren eine hohe Baukultur. Dann müssen wir als Stadt ein Stück weit mit gutem Beispiel vorangehen“, hatte Grünen-Fraktionschef Tobias Peter den Vorstoß begründet und dabei von Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) Unterstützung erhalten. „Wir müssen als öffentliche Hand deutlicher und klarer Architektur auch wirklich wollen“, hob Jung hervor. „Wir sind in letzten 30, 40 Jahren viel zu zurückhaltend gewesen mit unseren Kästen. Das heißt nicht, dass es teuer werden muss. Das heißt nicht goldene Türklinken. Aber das heißt: Phantasie und Kreativität.“

Fahrrad-Parkplätze an allen Verwaltungsobjekten

Obligatorische Architekturwettbewerbe sind zwar vom Tisch. Dafür gab es Zustimmung für einen Vorschlag der SPD. Danach sollen an allen Verwaltungsliegenschaften künftig „sichere, überdachte Fahrradabstellplätze, in denen die Infrastruktur zum Laden vom E-Bikes vorgehalten wird, sowie Umkleide- und Duschmöglichkeiten geschaffen werden“.


10.11.2021

Wo ziehen die Behörden hin? – Soccerworld bleibt stehen – Leipziger Rathaus hat neuen Ämterplan

Nach jahrelangen Prüfungen hat die Leipziger Stadtspitze ein neues Konzept zur Unterbringung der kommunalen Ämter beschlossen. Gute Nachricht für Fußballer: Die Soccerworld auf der Alten Messe wird doch nicht abgerissen. Jedoch sollen ganz in der Nähe große Neubauten für die Verwaltung entstehen.

Leipzig. Nach jahrelangen Prüfungen hat sich die Leipziger Rathausspitze zu einem neuen Konzept durchgerungen, wo die Ämter der Stadt in Zukunft untergebracht werden sollen. Interessant an einer entsprechenden Vorlage für den Stadtrat ist vor allem, dass nun gleich mehrere Optionen beerdigt wurden, die lange Zeit die Diskussion prägten. Zum Beispiel spielen frühere Ideen keine Rolle mehr, etwa im Matthäikirchhof oder auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz ein neues Technisches Rathaus zu bauen.

In einem Zwischenbericht im Frühjahr 2018 hatte das zuständige Verwaltungsdezernat noch eine große Lösung auf der Alten Messe ins Spiel gebracht, der seither gute Chancen eingeräumt wurden. Demnach sollte die dortige Halle 7 – weithin bekannt als Fussball-Arena Soccerworld – weichen, um Platz für ein Technisches Rathaus (rund 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) zu schaffen. Günstig wäre das aus Sicht der Verwaltung gewesen, weil die Halle 7 schon der Kommune gehört und weil gleich nebenan in der Halle 12 ohnehin bis zum Jahr 2025 das Jugendamt (mit rund 450 Beschäftigten) einziehen wird. Doch auch der Abrissplan für die Soccerworld ist nun vom Tisch.

Drei Hauptstandorte an der Prager Straße

Stattdessen teilte Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning (SPD) am Mittwoch mit, dass der Schwerpunkt in Zukunft „rund um die Prager Straße“ angesiedelt wird. Demnach bleibt das dortige Technische Rathaus in seiner Funktion erhalten, obwohl die Kommune dort derzeit nur Mieter ist. Direkt nebenan in Richtung City – auf einem Parkplatz in der Prager Straße 116 – will die Stadt aber ein großes Bürohaus für weitere Ämter bauen. Aus diesem Grund will sie den Parkplatz von der städtischen Wohnungsgesellschaft LWB abkaufen.

Der Bau eines weiteren Bürohauses ist für den Nordteil des Grundstücks Prager Spitze (neben der neuen Schule am Barnet-Licht-Platz) vorgesehen. Diese Fläche gehört der Stadt. Folglich hätte die Verwaltung dann drei große Standorte in unmittelbarer Nachbarschaft an der Prager Straße. Hinzu kämen (ebenfalls nicht weit weg) die bereits erwähnte Halle 12 mit dem Jugendamt, außerdem natürlich das Neue Rathaus (samt Stadthaus) und die Otto-Schill-Straße 2 (Bürgeramt) in der City.

Weitere Grundstücke als Notvarianten

Als Notvariante – falls etwa künftige Verhandlungen zum Technischen Rathaus scheitern, wo der Mietvertrag 2029 ausläuft – möchte die Stadt noch weitere Grundstücke im Auge behalten. Dazu gehören Freiflächen nördlich der Semmelweisstraße (gegenüber der Nationalbibliothek), ein Parkplatz am Deutschen Platz, das Umfeld vom Kohlrabizirkus sowie ein Areal in der Prager Straße 69 (nördlich der Witzgallstraße). Einige dieser Flächen wollte die Stadt jedoch ursprünglich in ein großes Tauschgeschäft mit dem Freistaat Sachsen einbringen, welches nach jüngstem Stand im Jahr 2022 abgeschlossen werden soll.

Ziel der ganzen Reform ist, etwa 45 dezentrale Bürostandorte an möglichst wenigen, für die Bürgerschaft gut erreichbaren Orten zu versammeln. Zudem hatte der Stadtrat beschlossen, dass langfristig 65 Prozent der Verwaltungsarbeitsplätze in kommunale Immobilien einzuquartieren sind, um Mietkosten zu sparen. Derzeit beträgt die Quote hier nur 35 Prozent – der Rest sind Mietobjekte. Hörning betonte noch, dass das Netz von Bürgerämtern und „Vorortrathäusern“ im Stadtgebiet nicht abgeschafft werden soll.


08.05.2021

Großdeal in der City – Gewerbe-Investments in Leipzig ziehen wieder an

Nach dem durch Corona schwachen Jahr 2020 zogen die Immobilien-Investments in Leipzig in den letzen Monaten deutlich an. In der City wurde sogar ein Bürohaus für mehr als 100 Millionen Euro verkauft.

Die Corona-Delle scheint zumindest auf dem Leipziger Investment-Markt vorbei zu sein. Im ersten Quartal 2021 legte die Messestadt den drittbesten Jahresstart aller Zeiten hin, erklärt Stefan Sachse, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH und Leipziger Niederlassungsleiter.

Bemerkenswert sei vor allem, dass die Umsätze jetzt kaum noch auf Paketverkäufen beruhen. 2020 wirkte sich in Leipzig stark aus, dass der Gewerbeimmobilien-Konzern Aroundtown SA aus Luxemburg die Mehrheit an der deutschen TLG Immobilien AG übernehmen konnte. Damit wechselten in der Messestadt unter anderem die Brühl-Arkaden (erbaut 1996), das Forum am Brühl (1997, 26.500 Quadratmeter Büroflächen) und das Infinity Office in der Prager Straße (24.400 Quadratmeter) den Besitzer. Größter TLG-Aktionär war bislang die Quram Holding des Israeli Amir Dayan. Ihm gehört über eine andere Firma auch das Leipziger Hotel Astoria, wo aber die Bauarbeiten seit über einem Jahr ruhen.

Trotz einiger überregionaler Portfolioverkäufe oder Konzernübernahmen hatten sich die Umsätze am gewerblichen Investment-Markt in Leipzig 2020 etwa halbiert. Mit 341 Millionen Euro lagen sie im ersten Quartal 2021 aber nun schon wieder auf Vor-Corona-Niveau – nämlich nur drei Prozent unter dem ersten Quartal 2021, als die Pandemie noch kaum eine Rolle spielte. „Das Vertrauen der Investoren in den Standort kommt nun in einer Vielzahl von Einzelinvestitionen zum Ausdruck. Es ist ein starkes Signal, dass der Wirtschaftsregion weiterhin ein nachhaltiges und kraftvolles Wachstum zugetraut wird“, sagte Sachse.

Hotel-Projekt und Krystallpalast-Areal verkauft

Erstmals seit längerer Zeit habe es auch wieder einen Einzelabschluss über 100 Millionen Euro in Leipzig gegeben. Das Geschehen dominierten jedoch Deals zwischen 25 und 50 Millionen Euro – unter anderem bei Entwicklungsgrundstücken am Cityrand. So erwarb im Februar das Versorgungswerk der Landesärztekammer Hessen ein Hotel-Bau-Projekt an der Berliner Straße vom Entwickler Fay. Mitte 2023 soll die neue Herberge mit 224 Zimmern am Ufer der Parthe durch den Betreiber Radisson eröffnet werden. Das Krystallpalast-Areal an der Brandenburger Straße hatte sich jüngst die Leipziger Quarterback Immobilien AG gesichert. Bereits in diesem soll dort der Bau eines neuen Viertels mit hohem Gewerbeanteil auf 52.600 Quadratmetern starten.

Auch den Immobilienspezialisten von Aengevelt ist um die wirtschaftliche Belebung in Leipzig nach Corona nicht bange. Erst zum Jahreswechsel habe die Investmentfirma NAS das riesige „Forum am Mariannenpark“ von der Postbank erworben. Die 34.000 Quadratmeter Büro- sowie 12.000 Quadratmeter Logistik-Flächen an der Ecke Rohrteichstraße/Stannebeinplatz sollen nun „komplett neu positioniert“ werden, schreibt Aengevelt im soeben erschienenen „City-Report Leipzig“. Zu den flächenmäßig größten Deals, die trotz Corona in der Messestadt abgewickelt wurden, hätten außerdem der Kauf des Industriepalastes an der Brandenburger Straße (24.500 Quadratmeter Büro-Flächen) durch den Fonds Episo 5 von Tristan Capital Partners, der Erwerb der Elsterpassage an der Zschocherschen Straße in Plagwitz (14.000 Quadratmeter mit Einzelhandel, Büros und einem Hotel) durch die Coresis Management GmbH oder auch der Eigentümerwechsel bei einem Geschäftshaus in der Löhrstraße 17 gehört. Letzeres habe der Leipziger Bauprojektentwickler Arcadia Investment gekauft, um darin seinen künftigen Firmensitz einzurichten.

Leipziger Büroflächen boomen trotz Corona

Während Einzelhandelsobjekte und das Logistiksegment durch Corona sehr schwach abschnitten, zeigte sich die Nachfrage nach modernen Büroflächen in Leipzig weiter sehr stabil und deutlich besser als in anderen Metropolen. Mit 128.000 Quadratmetern konnte 2020 fast ebenso viel wie 2019 neu vermietet werden. Laut Aengevelt stiegen die Spitzenmieten sogar auf 16 Euro pro Quadratmeter, der Leerstand liege jetzt bei 5,5 Prozent.

So verwundert es kaum, dass es sich auch bei dem jüngsten Großdeal um ein Büro-Ensemble handelte. Für über 100 Millionen Euro wechselte nach LVZ-Informationen das „Forum am Brühl“ in der City den Besitzer. In diesem Jahr soll in Leipzig erstmals wieder ein größerer Schwung an neuen Büro-Flächen fertiggestellt werden. Aengevelt erwartet hier rund 100.000 Quadratmeter, was etwa doppelt so viel wie im langfristigen Mittel wäre.