Protest gegen Energie- und Ukrainepolitik: Tausende bei Demos in der Region Leipzig

In den Städten und Gemeinden im Leipziger Umland gab es auch an diesem Montagabend Proteste – vor allem die Energiepolitik und der Krieg in der Ukraine brachten mehrere Tausend Menschen auf die Straßen.

Leipzig. In der Region rund um Leipzig sind am Montagabend wieder tausende Menschen auf die Straßen gegangen und haben ihrem Unmut über die Reaktion der Politik auf die Energiekrise Luft gemacht. Schon seit mehreren Wochen gibt es in zahlreichen Städten und Gemeinden rund um die Messestadt solche Kundgebungen.

Delitzsch: Mehr Menschen als in der vergangenen Woche

Im nordsächsischen Delitzsch hatten sich geschätzt 180 Menschen versammelt, etwas mehr als in der vergangenen Woche. Menschen aus allen Alters- und Gesellschaftsschichten kommen Woche für Woche montags ab 19 Uhr auf dem Markt zusammen. Transparente oder Flaggen waren zu Beginn der Kundgebung an diesem Montag nicht zu sehen, es gab aber Trillerpfeifen, und vereinzelt waren auch Rufe wie „Schließt Euch an!“ zu hören. Eine Teilnehmerin sagte, dass man hier nicht gegen etwas, sondern für etwas auf die Straße gehe – für „Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Gesundheit, Frieden, Wahrheit und andere Werte“. Es gehe um das große Ganze. Man wünsche sich, so die Frau, dass die Spaltung der Gesellschaft aufhört. Ein Paar äußerte den Wunsch, dass ein normales Leben bezahlbar bleiben und nichts vorgeschrieben werden soll. Die Menschen, die an diesem Montag in Delitzsch auf der Straße waren, wünschten sich allgemein, dass die Politik die Bedürfnisse des Volkes ernst nimmt. Die Befragten bezeichneten sich als „unpolitisch“.

Eilenburg: Einzelne Tröten- und Trillerpfeifenklänge

In Eilenburg (Kreis Nordsachsen) trafen sich am Abend etwa 280 Leute – und damit so viele wie in den beiden vergangenen Wochen. Von den Demonstranten wurden drei Fahnen der Kleinstpartei „Freie Sachsen“ mitgeführt, aber keinerlei Transparente. Der Weg der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, untermalt von einzelnen Tröten- und Trillerpfeifenklängen, führte dieses Mal über die Bergstraße in den Stadtteil Berg und von dort zurück zum Markt.

Bad Düben: Unterschiedliche Themen, die die Menschen bewegten

Auch im nordsächsischen Bad Düben blieb die Zahl der Protestteilnehmerinnen und – teilnehmer gleich. Wie in der vorigen Woche zogen rund 60 Menschen friedlich und aufgrund vieler Trillerpfeifen weithin hörbar auf Fußwegen durch die Innenstadt. Die Themen, die die Menschen bewegen, waren ganz unterschiedlich. Die Forderungen gingen von „Weg mit der Regierung“, „Frieden schaffen ohne Waffen“ oder „Weg mit dem Impfzwang“ bis hin zu „Wir stehen auf für unsere Familien, Kinder und Enkelkinder“ und „Weg mit dem Genderwahnsinn“.

Oschatz: Vereinzelt Fahnen der Kleinstpartei „Freie Sachsen“

Rund 270 „Spaziergänger“ versammelten sich am Montagabend auf dem Neumarkt von Oschatz (Kreis Nordsachsen) und zogen von dort aus mit Trillerpfeifen, Tröten und einer Trommel durch die Stadt. Laut Polizei-Einsatzleiter Oliver Walther ist die Zahl der Teilnehmer an der Versammlung gestiegen, vor einer Woche zählten die Beamten 208 Protestierende. Acht Polizisten vom Oschatzer Revier sicherten die Versammlung ab. „Wir wollen frei sein, dafür sind wir 1989 auf die Straße gegangen“, nannte ein 66 Jahre alter Mann aus dem Stadtgebiet Dahlen seinen Beweggrund für die Teilnahme an der Versammlung. Seinen Namen wollte er nicht sagen. Die Situation sei jetzt verschärfter als zu DDR-Zeiten, eine Diktatur stehe bevor. Er protestiere gegen die Corona-Lüge, die Energiekrise und die steigende Zahl von Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen. Teilnehmer der Versammlung trugen Transparente mit Aufschriften wie „Unser Land zuerst“, „Gesund ohne Zwang“ oder „Austritt aus der Nato, EU, WHO“. Vereinzelt wurden Fahnen der Kleinstpartei „Freie Sachsen“ und die sogenannte Wirmer-Flagge gezeigt.

Torgau: Viele bekannte Gesichter beim Protest

In Torgau (Kreis Nordsachsen) setzte sich der angemeldete Demonstrationszug kurz nach 19 Uhr vom Marktplatz aus in Richtung Schlossstraße in Bewegung. Während die Polizei die Zahl mit 380 Personen angab, war innerhalb des Zuges von mindestens 500 Personen die Rede. Einzelne Fanfarentöne, Trillerpfeifen und Rasseln waren zu hören. Auffällig viele bekannte Torgauer Gesichter, die keiner Partei oder sonstigen Interessenvertretungen angehören, prägten den Zug: Rentner, Geschäftsleute, Handwerker, Familien mit Kindern. Sie alle wirkten sehr friedlich, aber entschlossen, ihren Protest gegen die Regierung auf die Straße zu tragen. Die Resonanz war stärker als in der Vorwoche. „So geht es nicht weiter. Energie muss wieder bezahlbar werden, die Inflation – die größtenteils hausgemacht ist – muss gestoppt werden“, war einer der Meinungen. „Wir Rentner sind völlig vergessen“, hieß es weiter. Ronny Täsch, Chef des Beilroder Sportvereins FSV, sagte: „Mein Protest richtet sich gegen die Gesundheits- und gegen die Energiepolitik.“ Es sei auch nicht richtig, sich derart in das Kriegsgeschehen einzumischen. „Der Fokus muss wieder auf unser Land gerichtet werden.“ Daneben richtete sich bei der Veranstaltung Kritik gegen die deutsche Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik. Ebenso wurden Waffenlieferungen an die Ukraine bemängelt. Man müsse eine Politik forcieren, die deeskalierend wirkt.

Naunhof: Keine Anmeldung, aber etwa 70 Personen bei Demonstration

In Naunhof (Kreis Leipzig) zogen der Stadtverwaltung zufolge gegen 19 Uhr rund 70 Männer und Frauen, mehrheitlich im mittleren Alter, durch die Stadt. Parolen hätten sie nicht gerufen, zum Teil aber Fahnen mit dem sächsischen Wappen mit sich geführt. Wie Ordnungsamtsleiter Daniel Brcak zuvor gegenüber der LVZ mitgeteilt hatte, lag der Stadt keine Anmeldung vor, womit die Veranstaltung als rechtswidrig einzustufen sei. Auch sei kein Organisator in Erscheinung getreten. Brcak zufolge gab es bereits am vergangenen Samstagnachmittag eine unangemeldete Kundgebung in Naunhof, an der sich rund 20 Menschen beteiligt hätten. Zuvor seien entsprechende Handzettel in Briefkästen verteilt worden.

Wurzen: Begleitung durch mehrere Einsatzfahrzeuge der Polizei

Knapp 200 Demonstrantinnen und Demonstranten ziehen zogen durch Wurzen (Kreis Leipzig). Mit Trommelschlägen, Sirenengeheul und dem Ruf „Schließt euch an!“ machten sie dabei auf sich aufmerksam. Mitgeführt wurden Fahnen des „Königreichs Sachsen“ und eine schwarz-weiß-rote Flagge. Begleitet wurde der Aufzug von mehreren Einsatzautos der Polizei. In Grimma wurden bei einem Protest rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezählt.

Borna: Aufforderungen, sich dem Protest anzuschließen

Rund 300 Teilnehmer zogen in Borna vom Markt aus durch die Große Kreisstadt. Unter den Augen der Polizei brachten die Männer und Frauen wie ihre Ablehnung der aktuellen Energiepolitik und die deutsche Haltung zur Ukraine zum Ausdruck. Auch dort wurden die Einwohner der Stadt aufgefordert sich es Protestzug anzuschließen.

Bad Lausick: Erst Kundgebung, dann Marsch durch die Kurstadt

Mehrere hundert Menschen brachten auch auf dem Markt in Bad Lausick (Kreis Leipzig) ihren Unmut über die aktuelle Energiepolitik und die Preisexplosion beim Gas zum Ausdruck. Proteste gab es ebenso gegen mögliche weitere Impfungen gegen das Coronavirus. Bevor sich der Demonstrationszug, der mehrheitlich aus Frauen und Männern aus der Mitte der Gesellschaft bestand, in Bewegung setzte, wurden mehrere Reden gehalten. Unter den Augen nur weniger Polizeibeamter zogen die Demonstranten durch die Kurstadt und forderten die Einwohner auf, sich dem Protestzug anzuschließen. Der „Montagsspaziergang“ verlief friedlich.

Döbeln: Zeitweise wurde auch gesungen

Etwa 50 Menschen haben auf dem Obermarkt von Döbeln (Kreis Mittelsachsen) demonstriert. Zentrale Themen waren die Pandemiepolitik der Bundesregierung, die Energiekrise und das Verhalten Deutschlands im Ukraine-Krieg. Außerdem wurde der offene Brief von sechs Bürgermeistern aus Mittelsachsen an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kritisiert. Man solle erstmal vor seiner eigenen Haustür kehren, wie ein Redner sagte. Zudem wurde Kritik an den Medien geübt, denen eine nicht-objektive Berichterstattung vorgeworfen wurde. Eine Demonstrantin sprach von einer allgemeinen Unzufriedenheit: „Uns geht es um alles, was hier schief läuft. Deutschland sollte sich aus dem Ukraine-Krieg zurückziehen, dann wird hoffentlich alles wie früher.“ Ein anderer Demonstrant sprach sich gegen die Berliner Regierung aus, insbesondere an den Grünen übte er Kritik. Die Stimmung bei der Kundgebung war friedlich, es wurde zeitweise auch gesungen.

Roßwein: Aufrufe, bei der Demonstration friedlich zu bleiben

Im mittelsächsischen Roßwein wurden rund 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezählt, damit etwa 100 mehr als vor einer Woche. Zunächst gab es eine Kundgebung auf dem Marktplatz mit einer kurzen Rede eines Krankenpflegers, dann folgte ein Demonstrationszug durch die Stadt. Dabei waren Trillerpfeifen und Topftrommeln zu hören. Auf den mitgeführten Schildern standen Worte wie „Frieden“ oder Forderungen wie „Bezahlbare Energiepreise: Wir wollen von unseren Löhnen noch leben können“. Thema waren auch die Kritik an Waffenlieferungen in die Ukraine und die wieder steigenden Flüchtlingszahlen sowie der Vorwurf des „Regierungsversagens“. Ein Heizungsbauer erläuterte, was das Umrüsten auf Wärmepumpen kostet und dass es zur Zeit keine Wärmepumpen gibt. Die Anmelderin der Veranstaltung rief die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu auf, friedlich zu bleiben – und kündigte für den 3. Oktober eine Rede des CDU-Bürgermeisters an.

Altenburg: Demonstranten aus dem thüringischen und sächsischen Umland

Im thüringischen Altenburg hat sich die Zahl der Demonstrantinnen und Demonstranten am Montag im Vergleich zur Vorwoche deutlich gesteigert. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf etwa 2100. Aus den Reihen der Beteiligten, wo ebenfalls gezählt wurde, wurden 2300 Personen gemeldet. Das alles beherrschende Thema des Protestzuges war die Unzufriedenheit mit Entscheidungen der Bundesregierung, insbesondere in der Ukraine- und der Energiepolitik. Aber auch Corona spielt weiter eine Rolle. Altenburg verfestigte dabei weiter seine Position als zentraler Versammlungsort – nicht nur aus der Skatstadt selbst, sondern auch aus dem thüringischen und sächsischen Umland kamen Demonstranten. Angemeldet war die Versammlung weiterhin nicht, auch die Route des Protestzuges durch die Innenstadt stand vorher nicht fest, was es der Polizei schwerer machte, die Straßen kurzfristig für Autos zu sperren.