Freiräume statt Bauzäune

Wir haben Mittwoch Abend zwei Bauzäune an der Merseburger Straße und der Gemeindeamtstraße aus dem Weg geräumt um den Platz, den sie versperrten wieder nutzbar zu machen. Für das, wofür er lange da war, als Schlafplatz für die, die ihn sich auf der Straße suchen müssen. Wir vermuten, dass die Bauzäune hier wegen den Obdachlosen, die die Nischen als Quartier für die Nacht nutzten, aufgestellt wurden – sie also von genau dem System, dass sie zu einem Leben auf der Strasse zwang an diesem gehindert werden sollten.

Aber was ist das eigentlich für ein Denken, in dem irgendein abstrakter Geldwert auf einmal wichtiger ist, als dass die, die keinen anderen Platz zum Schlafen haben für eine Nacht sicher und so bequem, wie es eben geht, schlafen können?

Es ist die Denke, die überall um uns herum dabei ist, das Viertel zu verändern. Uns doch egal, ob ihr sie Kapitalismus, Gentrifizierung oder Scheiße nennt, wichtig ist, dass wir uns klar machen, dass sie dabei ist unsere Stadt zu verändern und zwar bleibend. Am S-Bahnhof Plagwitz wird viel Freifläche, auf der wir alle uns treffen konnten platt gemacht, eine ganze Menge Grünfläche gleich mit, nur damit ein bisschen mehr Gewerbefläche drauf gepflastert werden kann. Der Wagenplatz Karl-Helga, auch ein Ort des Treffens und Wohnens, an dem Konzerte und Essen für Alle stattfindet soll auch vertrieben werden. Und auch sonst: Überall Bagger und Baugerüste, die einen Neubau nach dem anderen hochziehen. Überall Bauzäue.

Ist das so, wie wir miteinander leben wollen? Was ist mit Rasen, Skateparks, großen Plätzen, auf denen wir uns treffen können? Und klar: hier zwei Bauzäune aus dem Weg räumen verändert nicht die ganze Welt. Darum geht es ja auch nicht, nur unser Viertel: einfach nur die Straßen um uns rum, auf denen wir uns begegnen. Und darum, nicht von irgendwelchen Investor*innen bestimmt zu kriegen, wie die Welt vor unserer Tür aussieht, sondern das ein bisschen selbst in die Hand zu nehmen. Wär das nicht auch was für dich? Gibt es nicht auch was, was dich hier im Viertel einfach tierisch nervt? Dann warte doch nicht, dass jemand anderes es für dich ändert, sondern nimms einfach selbst in die Hand. Wir haben ein bisschen Phantasie, ein paar Werkzeuge, unseren Ärger und ein einige nette Leute gebraucht. Also: Lasst uns uns zusammen schließen und die Nachbar*innenschaft gestalten.

Leerstand zu Wohnraum

Solidarität mit Obdachlosen