kfetisch: Analyse von antisemitischen Angriff und damit verbundener Ideologie +++ Stalinistische Israelhass-Veranstaltung im kfetisch geplant +++ Dringende Forderung nach Wechsel des Kollektivs

Im Oktober wurde im Berliner linken Kollektivcafé Kfetisch eine Person rausgeworfen, weil sie ein T-Shirt unter anderem mit einer hebräischen Aufschrift trug. Damit nicht genug, wurde dieser Übergriff auch im Nachhinein noch von Seiten des Kollektivs durch eine unsägliche Stellungnahme gerechtfertigt. Und das, obwohl bereits vor zwei Jahren das Kfetisch mit einem antisemitischen Statement an die Öffentlichkeit trat.

kfetisch nimmt Stellung gegen Betroffene von Antisemitismus

Zu der aktuellen Stellungnahme des Kollektivs einige Stichworte:

– Antisemitismus scheint es für das Kollektiv nicht zu geben, nur falsche Antisemitismus-Vorwürfe, demzufolge gibt es auch keine Betroffenen von Antisemitismus

– Israel und Gaza existieren für das Kollektiv nur als zwei monolithische Blöcke, es gibt da offenbar keine Regierungen, irgendwelche politischen Akteure wie Hamas etc. und deswegen kann es dann natürlich auch keine Friedensbewegung geben, geschweige denn Friedensinitiativen wie Women wage peace, die auch noch länderübergreifend miteinander arbeiten. Stattdessen wird diese Initiative aus dem Umfeld des kfetisch auch noch mit dem Ku-Klux-Klan verglichen, siehe Screenshot. Das kfetisch wie auch große Teile der PalästinaBewegung scheint nicht an einer friedlichen Perspektive interessiert, sondern nur daran gelegen, die Palästinenser_innen möglichst radikal gegen Israel aufzuhetzen

– das Kollektiv kann sich selbst offenbar nur in der Opferrolle sehen, nicht als Handelnde oder gar mal als Täter_innen. Die Angreifenden sind für das Kollektiv den Statements der letzten Jahre zu Folge immer Zionisten, Antideutsche, einzelne Juden oder die Presse, was bedenklich an rechte Weltbilder erinnert

– Politik wird in dem Statement des Kollektivs durch Moral und Kultur und Identität ersetzt, Kritik oder Selbstkritik ist nicht erwünscht. Auch deutsche und internationale Geschichte oder Situiertheit, z.B von Berlin als ehemaliger Reichshauptstadt, ist nicht denkbar. Das Kollektiv kritisiert die angebliche Reduktion einer ganzen Region auf ein kulturelles Symbol durch das Tshirt, nämlich die Falafel, obwohl das Kollektiv selbst wie auch die gesamte Palästina-bewegung immer wieder das Melonensymbol für Palästina benutzt, und im kfetisch auch immer wieder Küfas mit palästinensischem und arabischen Essen stattfinden

– trotz der überaus komplexen Situation rund um Israel und Gaza kann das Kollektiv offenbar nicht einmal den geringsten Widerspruch oder auch Intersektionalität zulassen. Das Kollektiv beschreibt sich selbst als vorwiegend migrantisch – dass mensch aber mindestens ein_e Migrant_in rausgeworfen hat und das T-Shirt auch zum Teil von Migranten designt wurde, wird nicht erwähnt

– im Statement des Kollektivs wird ein völlig verzerrtes Bild des Vorfalls gezeichnet, und Fakten werden weggelassen, stattdessen beruft man sich ohne Quellenangabe auf angebliche Kritik an dem Falafel-T-Shirt, die es „on Social Media“ gäbe. Eine Orientierung an den Aussagen und Perspektiven der Betroffenen findet keineswegs statt

Zwischen Anbiederung, linksliberalen Kulturzentrum und militantem Antizionismus

In den letzten Monaten fanden im kfetisch, das mal ein relativ lebendiger Ort der linksradikalen Diskussion in Neukölln war, vor allem Küfas, kulturelle Abende aller Art und queere Dating Events statt. Das Programm wirkt wie eine Art linksliberales Kulturzentrum, man hat sich sogar bei dem Gentrifizierungshype-Festival 48 Stunden Neukölln des Bezirksamtes beteiligt. Ähnlich auch die mit dem Kfetisch sehr eng verbandelte Gruppe Quarc (queers against racism and colonialism), deren häufigste Aktion ein monatliches clean up ist, wo sie die Sonnenallee bewaffnet mit Besen und Palituch putzen – etwas, was mensch von der BSR oder von Quartiersmanagements erwarten sollte.

Nur gegen Israel wird ein unversöhnlicher Verbalradikalismus ausgepackt, die angebliche Palästinasolidaritaet ist der radical chic dazu. Quarc hat auch zu den tatsächlich militanteren Aktionen der Palästina Bewegung in Berlin mobilisiert, z.B zu der HU-Besetzung, wo rote Dreiecke und Hamas-Parolen gesprüht und Verwüstung en masse praktiziert wurde. Zu einem clean-up der HU haben sie allerdings danach nicht mobilisiert…

Diese Mischung aus Entpolitisierung und mangelndem Diskurs, moralischem Antizionismus und völliger Realitätsverkennung ist der perfekte Nährboden für primären Antijudaismus. Das zeigt der Vorfall mit dem Falafel T-Shirt, bei dem laut den Betroffenen von Seiten der Kfetisch-Mitarbeitenden Hebräisch als Sprache der Unterdrücker bezeichnet wurde. Nicht einmal im Nachhinein distanzierte sich das Kollektiv davon, sondern betreibt sogar noch in seinem Statement eine TäterOpferUmkehr und Tonepolicing. Eine Reflektion darüber, wie es zum Rauschmiss von (vermeintlich) jüdischen Personen kommen kann anhand eines hebräischen Aufdrucks, findet nicht statt.

Ideologische Radikalisierung: stalinistischer Israelhass und Glorifizierung von Terror gegen jüdische Zivilist_innen im Kfetisch geplant

Doch nun geht das Kfetisch noch einen Schritt weiter: nächste Woche findet dort laut instagram-story eine Veranstaltung zu Frauen im palästinenischen Widerstand mit der Gruppe Zora Berlin statt. Zora ist die Frauengruppe von Young struggle, YS wiederum ist die Jugendorganisation der MLKP.

YS ist eine stalinistisch orientierte K-Gruppe, die tatsächlich Stalin- Lesekreise anbietet und auch sonst durch extrem autoritäres Verhalten auffällt. YS scheute sich etwa nicht, ausgerechnet am 9. November eine Palästina-Solidaritätskundgebung am Neuköllner Hermannplatz zu machen.

YS und Zora affirmieren den 7. Oktober als „Gefängnisausbruch“ (YS) bzw. sehen eine „Legitimität“ (Zora) in dem pogromartigen Massaker. Sie arbeiten mit Samidoun und der PFLP zusammen, letztere unter anderem bekannt für die Selektion jüdischer Flugzeugpassagiere in Entebbe, suicide bombings und die Ermordung von Rabbis bzw. Synagogenbesucher_innen.

Die ideologische Radikalisierung des Kfetisch scheint bezüglich Palästina also voranzuschreiten. Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass das Kfetisch seit zwei bis drei Jahren als Kollektiv einen Palästina- solidarischen Ansatz vertritt, der immer wieder antisemitische Artikulationen und nun auch entsprechende Handlungen hervorbringt.

Auch wenn es sehr wichtig war, dass vor einigen Jahren ein feministisches Kollektiv das Café übernommen hat, hat sich das aktuelle Kollektiv mit dieser antizionistischen und befreiungsnationalistischen Orientierung komplett desavouiert. Eine Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Antisemitismus, die das Kollektiv bereits vor zwei Jahren angekündigt hat, ist auch für die Zukunft nicht zu erkennen.

Solidarität mit den Betroffenen –
für die Übernahme des Kfetisch durch ein emanzipatorisches Kollektiv!

Vor diesem Hintergrund solidarisieren wir uns mit den Betroffenen des Rauswurfes und möchten noch einmal auf das Offensichtliche hinweisen: das Kfetisch ist derzeit kein sicherer Ort für Jüdinnen und Juden sowie für Antisemitismuskritiker_innen. Zudem muss aus unserer Sicht die geplante Veranstaltung mit Zora Berlin sofort abgesagt werden. Von dem aktuellen Kollektiv erwarten wir uns allerdings keine positiven Schritte mehr.

Wir fordern daher die Auflösung des aktuellen Kollektivs und die schnellstmögliche Übergabe der Räume an ein emanzipatorisches Kollektiv, dass sich ernsthaft gegen alle Formen von Herrschaft und Diskriminierung stellt – ob Antisemitismus, Rassismus oder Sexismus!

Sollte dies nicht bald erfolgen, halten wir auch eine Besetzung der Räumlichkeiten, wie derzeit an der TU Berlin gegen den Antisemitismus des dortigen neu gewählten AStAs, für legitim. Ziel dieser Bestrebungrn sollte es sein, die Räume des Kfetisch wieder für die emanzipatorisch gesinnte radikale Linke sowie für Jüdinnen und Juden zugänglich zu machen.

gruppe 8. mai, berlin, 14. november 2025 – https://de.indymedia.org/node/552342

Quellen und Links:
Kritisches Plakat zum Kfetisch und Hintergrundinformationen zum Rauswurf wegen des Falafel T-Shirts:
https://de.indymedia.org/node/547918

Zu young struggle und Zora:
„Der brutale, pogromartige und explizit auch sexualisiert gegen Frauen gerichtete Massaker der Hamas und ihrer Helfer*innen am 07.10.2023 wurde von YS als „Die Al-Aqsa Flut – Der Gefängnisausbruch des palästinensischen Volkes“ bezeichnet. [8] Dabei hat YS auch Teile der Propaganda der Hamas übernommen, mit der diese ihr Pogrom zu legitimieren versuchte: Laut YS sei es „wichtig zu erwähnen, dass es sich bei den Bewohner*innen der „Kibutzen“ (zionistische Siedlungen mit Kollektiv-Wirtschaft) nicht einfach um Zivilist:innen handelt. Sie sind der Stoßtrupp, der, in den meisten Fällen bewaffnet, von der IDF gedeckt die Kolonialisierung Palästinas vorantreibt. Jedes einzelne Kibutz steht für ein zerstörtes palästinensisches Dorf und hunderte ermordete und vertriebene Palästinenser:innen.“
https://knack.news/13483

„Patriarchal geprägte Kriegspraktiken“ nennt ZORA den sexuellen Missbrauch weiblicher Opfer durch Hamas-Angehörige wenige Tage später in einem Beitrag auf Instagram, um zugleich zu relativieren: Der „Angriff auf die Besatzungsmacht“ verliere deswegen nicht an „Legitimität“.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/durchsuchungen-an-acht-orten-razzia-bei-linker-frauenorganisation-in-berlin-10947475.html

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 rechtfertigten Mitglieder von YS in Stellungnahmen und Reden das Massaker. Sie bezeichneten es als „Gefängnisausbruch“ und „Widerstand“
https://de.wikipedia.org/wiki/Young_Struggle

Zur Pflp und deren terroristische Methoden:

What is the PFLP?