Die Autonomen Besetzungstage in Leipzig (ABeTa) – Gemeinsam gegen Gentrifizierung, Mietwucher und Verdrängung

Wir können uns das Leben nicht mehr leisten. Wohnen wird immer teurer: Die Mieten steigen seit 2020 so stark wie noch nie, dazu kommen die allgemein steigenden Lebenserhaltungskosten. Gelder für Unterstützung von sozialen Projekten, die uns bei Problemen auffangen könnten, werden gekürzt. Projekte werden verdrängt. Mietverträge werden von Eigentümer*innen gekündigt um mehr Geld durch teurere Wohnungen zu machen. Statt Wohnungen instandzuhalten, werden sie luxussaniert. Leipzig ist eine der am schnellsten wachsenden Städte in Deutschland, gleichzeitig liegen die meisten neuen Wohnungen nicht im bezahlbaren Bereich.
Hinzukommt, dass bestimmte Menschengruppen mehr Schwierigkeiten auf dem Wohnungsmarkt haben als andere, einige Bespiele sind:
Menschen mit wenig Geld wie zB. Rentner*innen, Menschen mit vielen Kindern, Alleinerziehende, junge Leute oder Projekte, die sich nicht profit-orientiert organisieren wollen, können sich die Mieten per se nicht leisten. Menschen ohne gesicherten Aufenthaltstitel und/oder Menschen mit nicht-deutsch klingendem Namen werden auf der Wohnungssuche rassistisch behandelt und der Wohnraum verwehrt. Menschen, die wegen Behinderungen auf barrierearmes Wohnen angewiesen sind, finden keine Wohnung, die zugänglich für sie ist. Es ist enorm wichtig nicht zu vergessen, dass es für diese Vielzahl an Menschen noch schwerer ist an bezahlbaren Wohnraum zu kommen als für einen Großteil der Bevölkerung sowieso schon.
Für all das gibt es einen Namen: Gentrifizierung. Es bedeutet, dass Menschen, die ein geringes Einkommen haben, Rassismus- oder Ableismus-Erfahrungen machen, von Menschen mit höherem Einkommen auf dem Wohnungsmarkt verdrängt werden. Es bedeutet auch, dass Profit und Konsum im Zentrum von allem steht, sodass nichtkommerzielle Räume und soziale Projekte sich auf Dauer nicht mehr halten können.
Dadurch verändert sich unsere Stadt sehr. Sie entwickelt sich vorbei an unseren Interessen und Bedürfnissen.
Obwohl diese Probleme bekannt sind, werden kaum Lösungen davon realpolitisch gesucht und umgesetzt – Der Berliner Volksentscheid zur Vergesellschaftung von Deusche Wohnen & Co wird seit vier Jahren ignoriert. Statt qualifizierten Fachkräften sitzen Vorstände von Firmen in der Regierung und treffen Entscheidungen, die vor allem ihnen selbst zu mehr Profit verhelfen. Rechtliche Maßnahmen wie die Mietpreisbremse in Leipzig wirken diesem Problem nicht genügend entgegen und lassen Eigentümer*innen darüber hinaus zu viele Schlupflöcher. Der Stadt fehlt es außerdem an Geld, um genug dringend benötigte Sozialwohnungen zu bauen.
Wir finden diesen Zustand schlimm und ungerecht und wollen nicht mehr vereinzelt gegen diese Entwicklung kämpfen. Wir haben kein Vertrauen mehr in den Staat. Er wird uns nicht helfen, also helfen wir uns selbst. Wir wollen Wohnungen für Menschen statt für Profite! Wir wollen Freiräume statt überteuerte Hipster-Cafes!
Es gibt viele Möglichkeiten gegen diese Entwicklungen und das dahinterstehende System anzukämpfen. Wir haben uns für eine naheliegende entschieden:
Wir besetzen!
Und holen uns die Häuser zurück.
Wir wollen sie wieder beleben und sie mit denen teilen und gestalten, die sie brauchen.
Wir rufen die autonomen Besetzungstage aus!
Wir wollen die Stadt nicht einfach irgendwelchen Spekulanten und Profitgeiern überlassen! Wir wollen selbstbestimmt und selbstverwaltet leben können – dafür brauchen wir Räume, um Orte der Begegnung zu schaffen, uns zu vernetzen, zu bilden, auszutauschen, zu organisieren, um auch einfach mal zu feiern und vor allem um wohnen zu können. Und wenn sie uns diese Räume nehmen, holen wir sie uns zurück!
Wir rufen deshalb dazu auf, euch an den Autonomen Besetzungstagen zu beteiligen!
Was kann alles getan werden?
– selber Häuser, Brachen, Plätze besetzen
– Leerstand markieren
– Vermieter*innen einen Besuch abstatten
– anti-obdachlosen Architektur entfernen
– sich im Kiez solidarisieren
– Mietstreiks organisieren
– sich in Mietergewerkschaften organisieren
– Demos organisieren
– euren Lokalpolitiker*innen schreiben
– widerständige Projekte finanziell unterstützen
Es gibt viele Möglichkeiten aktiv zu werden. Die Autonomen Besetzungstage sind offen für alle! Wir möchten, dass alle die Lust haben mitmachen können – egal aus welchem Kontext.
Denkt daran: Aktionstage sind frei gestaltbar! Es gibt keinen festen Plan und kein Ende – lasst uns gemeinsam kreativ werden und wirken!
Verfolgen könnt ihr die Tage auf folgenden Kanälen:
https://linksta.cc/[ät]abeta
abeta.noblogs.org/