Die Liste ist lang! Das hat der Wahlzettel-Fälscher noch auf dem Kerbholz

Er fälschte massenweise Wahlzettel und sorgte so für falsche Ergebnisse bei der Kommunalwahl und auch bei der Landtagswahl in Sachsen. Aber der Generalstaatsanwalt wirft dem Autolackierer Michael S. (45) noch mehr vor. Beim Prozess gegen ihn am Landgericht Dresden geht es auch um rabiate Diebstahlversuche, Drogendelikte und massive Schwindeleien bei Job-Bewerbungen.

Der Film „Catch Me If You Can“ gab angeblich den Anstoß. Der Hollywoodstreifen erzählt die Geschichte von Frank Abagnale Jr., der sich als Pilot, Staatsanwalt und Arzt Millionen erschwindelt und nicht erwischt wird.

„Da dachte ich, Mensch Micha, das könnte ja funktionieren“, so der geständige Angeklagte, der zufällig am gelben Postkasten direkt vor seinem Haus in Langebrück einen vergessenen Schlüssel der Poststation entdeckt hatte. Damit klaute er spielend leicht den Inhalt aus insgesamt drei Kästen im Ort, klaubte daraus Briefwahlunterlagen.

In der Scheune auf seinem Grundstück fummelte er die Briefe geschickt auf, schnitt einige Wahlzettel auseinander, um mit den Fragmenten andere Stimmzettel zu überkleben. Dann setzte er seinerseits Kreuze für sich oder für die „Freien Sachsen“ für die er antrat. Er klebte die Briefe wieder zu und verschickte sie erneut. Auf diese Weise fälschte er für die Kommunalwahl 2024 satte 155 Wahlbriefe und 126 für die Landtagswahl nur drei Monate später.

Die Fälschungen fielen erst bei der Landtagswahl auf, da hatte Michael bereits einen Sitz im Ortschaftsrat. „Mir ist das irre peinlich. Ich weiß, dass das total unsportlich war“, so der Angeklagte, der sein Mandat niederlegte, nachdem er in U-Haft gekommen war.

Wahl-Fälscher soll Brände gelegt und bei Bewerbungen geschwindelt haben

Ihm werden aber noch weitere Vorwürfe gemacht. So soll er im Herbst 2023 zweimal die alte Schule in Klotzsche angezündet haben, um zu verhindern, dass dort Flüchtlinge unterkommen. Die Brände löschten sich allerdings jeweils von selbst.

Mit zwei weiteren Fälschungen ergaunerte er sich zwischen 2022 und 2024 Jobs: Mit „umgearbeiteten“ Originalen stellte er sich bei Bewerbungen als „Staatlich anerkannter Altenpfleger“, der auch ein „Zertifikat über die Weiterbildung Behandlungspflege“ nachweisen konnte, vor.

Und bekam prompt mehrere Anstellungen!

Außerdem soll er mehrfach Drogen gekauft, selber reichlich Cannabis angebaut haben. Um seinen Rauschgiftkonsum zu finanzieren, versuchte er, Katalysatoren zu klauen. Allerdings massiv glücklos.

Fünfmal sägte er nachts an Karossen, verzurrte die Teile mit Seilen oder Ketten, zerrte daran. Dabei demolierte er aber nur die Autos massiv, ohne an seine Beute zu kommen. Zusätzlich fanden die Ermittler bei der Hausdurchsuchung bei ihm 42 illegale Böller, darunter 15 Kugelbomben.

Zu all den Punkten will Michael ausführlich Stellung nehmen. Für den Fall eines vollumfänglichen Geständnisses stellten die Richter eine Haftstrafe von maximal „knapp über vier Jahren“ in Aussicht. Urteil folgt.