Im Team mit Petry

Der Leipziger Juraprofessor Tim Drygala engagiert sich bei der Parteineugründung von Ex-AfD-Chefin Frauke Petry

Der Leipziger Juraprofessor Tim Drygala beteiligt sich an der Parteineugründung von Ex-AfD-Chefin Frauke Petry. »Team Freiheit« heißt der politische Verein, aus dem in den nächsten Monaten auch eine Partei hervorgehen soll, die bereits 2026 bei Landtagswahlen antreten will.

Das erklärte Petry in einem Interview in der Welt, in dem sie sagte, das Programm der Partei werde »eine Erneuerung der kulturellen Westbindung und ein anti-etatistisches Angebot als positiver Gegenentwurf zur bisherigen Parteienlandschaft sein.« Im Kern scheint es sich bei der neuen Partei um eine libertäre Wirtschaftspartei zu handeln.

Neben Petrys Ehemann und Ex-AfD-Politiker Marcus Pretzell sind es vor allem Unternehmerinnen und Unternehmer, die Team Freiheit auf seiner Internetseite als Mitglieder vorstellt. Ein Name sticht heraus: Tim Drygala, der an der Uni Leipzig die Professur für Bürgerliches Recht, Handels-, Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht innehat. Drygala hatte letzte Woche auf Facebook sein Engagement beim Verein öffentlich gemacht.

Im Gespräch mit dem kreuzer erklärt Drygala, dass Petrys Vergangenheit als AfD-Mitbegründerin und -Chefin kein Problem für sein Engagement sei: »Das ist, wie Linke denken: Die war mal bei der AfD und ist jetzt für immer verbrannt. So denke ich nicht über Menschen.« Drygala verweist darauf, dass Petry 2017 aus der AfD ausgetreten sei, weil der rechtsextreme Flügel um Björn Höcke zu viel Einfluss in der Partei gewonnen habe.

Petry war seit 2013 Sprecherin der AfD und führte die Partei 2017 in den Bundestag. Einen Tag nach der Wahl trat sie aus der Partei aus, im internen Richtungsstreit hatte sie gegen extrem rechte Strömungen in der Partei schon länger an Einfluss verloren. Dass sie sich von jenem Flügel um Björn Höcke nicht früher abgegrenzt habe, bedauerte Petry nach ihrem Austritt, ebenso wie eine Äußerung, mit der sie an der rechten Diskursverschiebung aktiv mitgearbeitet hatte. So hatte sie den Begriff »völkisch« wieder positiv besetzen wollen.

Der Begriff ist untrennbar mit der rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus verknüpft: Er beschrieb die Abgrenzung der deutschen Volksgemeinschaft von als minderwertig angesehenen Gruppen. Heute beziehen sich unterschiedliche Akteure der extremen Rechten auf völkische Ideologie.

Auf Petrys Gebrauch des Wortes völkisch angesprochen, sagt Drygala: »Das hat sie vor zehn Jahren mal in einem Interview gesagt und hängt ihr seitdem an. Das sollte man nicht überbewerten.«

»Bis jetzt relativ harmlos«

Drygala war bis 2022 Dekan der Juristenfakultät in Leipzig. Einer seiner Kollegen, der anonym bleiben möchte, erzählt dem kreuzer, dass sich dort nur wenig über sein neues Engagement ausgetauscht werde. Er sehe Drygala als »absoluten Demokraten« und als Privatmensch könne er sich auch einer Partei anschließen: »Solange die nicht verfassungsfeindlich ist, und den Eindruck hatte ich bei dieser Partei nicht, im Gegensatz zu manch anderer Partei, bei der Frauke Petry mitgewirkt hat, wirkt das Ganze bis jetzt relativ harmlos«. Trotzdem sei es gut, so etwas »auf dem Schirm zu haben«.

Das dürfte spätestens nach dem Skandal um Juraprofessor Thomas Rauscher Konsens sein an der Juristenfakultät. Der war 2017 mit rassistischen Tweets aufgefallen und daraufhin von Drygala, damals noch Dekan, stark kritisiert worden. Drygala bezeichnete Rauschers Äußerungen unter anderem als »menschenfeindlich«. »Dazu stehe ich auch weiter völlig. Das Team Freiheit hat überhaupt keinen kollektivistischen, rechten Ansatz, ganz im Gegenteil«, sagt Drygala, der auf Facebook schreibt, dass es eine Partei brauche »die individuelle Freiheit, insbesondere in Gestalt der Grundrechte, wieder deutlich nach vorn stellt.«

Freiheit würde nur noch vom Wohlergehen des Kollektivs her gedacht, dabei würden die Bedürfnisse des Einzelnen vergessen. Deutschland würde zudem in Bürokratie und Überregulierung ersticken, Drygala traue es den »etablierten Parteien« nicht zu, dieses Problem zu lösen. Team Freiheit stehe für eine Lösung »auch und gerade nach argentinischem Vorbild.«

In Argentinien steht Präsident Javier Milei für die massive Beschneidung des Staates und ist damit Vorbild für Libertäre und Rechte weltweit geworden.

»Frauke Petry hat sich deutlich politisch verändert und jetzt einen ganz neuen Ansatz«, sagt Drygala. »Es geht ihr vor allem um die Personalrekrutierung in Parteien und darum, den üblichen Filz dabei zu durchbrechen.« Gewählt würde häufig nicht der Beste, sondern der Angepassteste. Ambitionen in der neuen Partei verfolge er erstmal nicht, sagt Drygala.