Leipziger Stadtrat: Petition zum Abriss des Goerdeler-Denkmals scheitert
Mit einer Petition forderte ein Leipziger den „unverzüglichen Abbau“ des Goerdeler-Denkmals. In dem Schriftstück wird der frühere Oberbürgermeister, von den Nazis hingerichtet, als „faschistoider Politiker“ bezeichnet.
Ohne Aussprache und ohne Gegenstimme: Der Leipziger Stadtrat hat die Petition eines Einwohners der Messestadt jetzt abgelehnt, in der der „unverzügliche Abbau“ des Goerdeler-Denkmals neben dem Neuen Rathaus gefordert wurde. Das Plenum schloss sich der Empfehlung des Petitionsausschusses an, den Vorstoß in die Schranken zu weisen.
Im Standpunkt der Stadtverwaltung, vom Ausschuss angefordert, weist das Kulturdezernat darauf hin, dass der frühere Leipziger Oberbürgermeister Carl Goerdeler mit dem 1999 errichteten Denkmal als Verfolgter des NS-Regimes und ermordeter Oppositioneller geehrt werde. Goerdelers „schwer errungene Gewissensentscheidung“, sich dem Widerstand gegen Adolf Hitler anzuschließen, solle den Menschen heutzutage als Maßstab dienen – den Beschäftigten im Neuen Rathaus ebenso wie allen anderen Leipzigerinnen und Leipzigern.
Petent bezieht sich auf Vorstoß des Jugendparlaments
Der Petent hatte den Abbau des Denkmals unter anderem damit begründet, dass es sich bei Goerdeler um einen „faschistoiden Politiker“ gehandelt habe, der in der Gegenwart eine „überzogene Ehrung“ erfahre.
Denn in den Jahren 1930 bis 1936, in seiner Zeit als OBM der Messestadt, sei Goerdeler durch „antisemitische und antijüdische Gedanken“ aufgefallen und in dieser Lebensphase „zumindest Mitläufer im NS-Regime“ gewesen.
Die gleiche Meinung hatte das Leipziger Jugendparlament Ende 2023 in einem Antrag an den Stadtrat vertreten, der den Titel „Ehre, wem Ehre gebührt – kein Denkmal für Goerdeler“ trägt. Alle Fraktionen der damaligen Ratsversammlung distanzierten sich von dem Vorstoß.
Die Vorlage, über die der Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig, Anselm Hartinger, mit den jungen Leuten später intensiv diskutierte, ruht inzwischen und wird derzeit nicht weiter beraten. Der Verfasser der Petition beruft sich nichtsdestotrotz auf den Vorstoß des Jugendparlaments.
Goerdeler verzichtet auf Oberbürgermeister-Amt
Unter Historikern unbestritten ist, dass der konservative Goerdeler, zwischen 1919 und 1931 Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), die Machtergreifung der Nazis Anfang 1933 teilweise positiv bewertete. Er weigerte er sich jedoch von Anfang an, Mitglied der NSDAP zu werden, und entwickelte sich bis spätestens 1936 zu einem entschiedenen Gegner des Regimes.
Als die Nazis im November 1936 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion das Leipziger Denkmal des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy wegen dessen jüdischer Herkunft vom Sockel holten, leitete Goerdeler seinen Rückzug vom Amt des Oberbürgermeisters zum 1. April 1937 ein. In den folgenden Jahren warnte er die westlichen Staaten vor dem Nationalsozialismus, stand im Kontakt zu den alliierten Regierungen und scharte Hitler-Kritiker im „Goerdeler-Kreis“ um sich.
Nach dem Scheitern des Attentats auf den selbsternannten Führer vom 20. Juli 1944 wurde Goerdeler im August desselben Jahres denunziert, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. An der Planung des Attentats war er maßgeblich beteiligt gewesen.