Nach Bedrohungen: Bautzener Jugendzentrum verschärft Sicherheitsvorkehrungen
Nach einem Vorfall, bei dem es zu Bedrohungen und einem Polizeieinsatz kam, verschärft das Bautzener Jugendzentrum TiK die Sicherheitsmaßnahmen. Das zeige die Verletzlichkeit der offenen Jugendarbeit, so die TiK-Leiterin – und warum sie mehr Fachpersonal braucht.
Es sei ein Moment gewesen, der für Angst bei den Jugendlichen im Bautzener Kinder- und Jugendzentrum TiK (Treff im Keller) gesorgt hat, sagt Leiterin Aurelia Gutsche.
An einem Freitag sei „eine große Gruppe Jugendlicher reingekommen“, die versuchte, den Betrieb zu stören und zu provozieren.
Darunter seien auch Personen gewesen, die im TiK Hausverbot haben. „Es ist zu Bedrohungen gekommen.“ Die Polizei musste gerufen werden, „nachdem sie nicht gehen wollten“, so Gutsche.
Die Polizei teilt auf Anfrage mit, eine Angestellte im TiK habe die Beamten gerufen. Bei der Gruppe soll es sich um circa zehn Jugendliche gehandelt haben. „Ein namentlich bekannt gemachter 15-jähriger deutscher Tatverdächtiger sprach dabei verbale Drohungen gegen die Angestellte aus.“
Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der Bedrohung und der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhen von Straftaten.
Das TiK will nun die Sicherheit verstärken. Man komme aktuell nur rein, wenn man klingelt, so Aurelia Gutsche. Die Tür sei immer geschlossen. Außerdem soll in die Eingangstür eine Fensterscheibe eingebaut werden, damit man sieht, wer hinein will.
Angebote eingeschränkt
Die erste Woche nach dem Vorfall habe das TiK das Angebot der offenen Tür eingeschränkt, schloss bereits um 16 Uhr. Außerdem habe man das Gefühl, „dass bei uns immer jemand auf dem Gelände ist“, sagt Gutsche. Man gehe jeden Tag das Gelände ab, finde dabei zerbrochene Flaschen und viele Bierflaschen. „Diese Funde sind regelmäßig, das ist neu.“ Einmal habe Gutsche eine Gruppe des Geländes verwiesen, die am TiK geraucht, Bier getrunken und durch die Fenster geguckt habe.
Für die TiK-Leiterin macht der Vorfall ein großes Problem deutlich, nämlich „wie verletzlich offene Kinder- und Jugendarbeit ist, wenn grundlegende Rahmenbedingungen fehlen. Es ist nicht so, dass es die einzige Bedrohungslage ist, die wir hier hatten.“ Man fühle sich „machtlos etwas zu tun, vor allem wenn wir hier so schlecht aufgestellt sind.“ Man erlebe seit einiger Zeit Störungen im Alltag. Auch im Sommer habe es eine ähnliche Situation gegeben.
Räume müssen gesperrt werden
Es gebe im TiK eine Sozialarbeiterin, die mit 75 Prozent einer Vollzeitstelle angestellt ist. Dazu gebe es noch Praktikanten, FSJler oder Ehrenamtliche. „Diese sind für den laufenden Betrieb unentbehrlich, jedoch nicht darauf vorbereitet, komplexe oder konfliktbelastete Situationen sicher einzuschätzen oder zu begleiten“, sagt Aurelia Gutsche. „Die fehlende zweite Fachkraft vor Ort wirkt sich zunehmend auf die Sicherheit im Alltag aus und erschwert es, gleichzeitig offene Angebote, Gespräche und pädagogische Begleitung zu gewährleisten.“
Man sperre im TiK „immer wieder Räume zu, wenn zu viel los ist und wir das Gefühl haben, wir können das nicht abdecken.“ Man brauche hier „eine zweite pädagogische Fachkraft“, sagt Gutsche.
Jugendamt will mit TiK Situation besprechen
Der Landkreis unterstützt das TiK mit einer halben Vollzeitstelle. Der Rest wird mit städtischem Geld finanziert. Kristin Penther, Sozialdezernentin beim Landratsamt, sagt: „Wir sind über den Vorfall besorgt und verurteilen ihn entschieden.“ Eine Erhöhung des Personals sei „aus finanziellen Gründen leider nicht möglich. Das Jugendamt wird jedoch den Austausch mit dem TiK suchen, um gemeinsam den Vorfall und die entstandene Situation zu besprechen und Lösungen zu finden“, so Penther.
Die Bautzener Stadtverwaltung teilt mit, für die Finanzierung offener Jugendarbeit „sei in erster Linie der Landkreis Bautzen zuständig. Er fördert das Projekt gemeinsam mit der Landeskirche als Träger.“ Die Stadt unterstütze jährlich bei den Personal- und Sachkosten. „Diese Mittel reichen jedoch nicht aus, um eine weitere Personalstelle zu finanzieren.“
Aurelia Gutsche sagt, „offene Kinder- und Jugendarbeit braucht verlässliche Rahmenbedingungen, um dauerhaft sicher und wirkungsvoll zu funktionieren. Solange diese fehlen, müssen wir unsere Arbeitsweise anpassen, mit Auswirkungen, die wir alle bedauern, vor allem im Blick auf die jungen Menschen, für die das TiK ein wichtiger Ort des Aufwachsens ist.“