Neues Logo, neue Homepage – viel Kritik Stadtsprecher Hasberg erklärt neues Leipzig-Logo und Design: „Aus unserer Sicht ein großer Sprung.“

Die Leipziger Stadtverwaltung hat ein neues visuelles Erscheinungsbild. 665.000 Euro ließ sich die Kommune das kosten. Die Kritik daran fällt heftig aus. Stadtsprecher Matthias Hasberg erklärt im Interview, welche Absicht dahinter steckt, und was die Leipziger eigentlich davon haben.

Zeitgemäßes Logo, frische Farben, starke Schrift – mit diesen Worten beschreibt die Leipziger Stadtverwaltung das neue Erscheinungsbild ihrer Homepage, mit dem sie seit Mittwoch auf Sendung ist. Doch statt Anerkennung erntet sie dafür einen Shitstorm in den sozialen Medien: Das Wappentier sehe „regelrecht verhungert“ aus, erinnere eher an den Peugeot-Löwen als an den starken, eleganten Leipziger Leo. Selbst überregionale Nachrichtenportale springen auf das Thema.

Inzwischen läuft sogar eine Online-Petition, die das neue Logo per Bürgerentscheid zu Fall bringen will. Hat Leipzigs Wappentier im Rathaus ausgebrüllt? Die LVZ sprach darüber mit Stadtsprecher Matthias Hasberg, dessen Referat Kommunikation federführend war in dem Prozess zum neuen Markenauftritt.

Hat man im Rathaus mit so einer heftigen Reaktion gerechnet?

Das ist bei solchen künstlerischen und Design-Themen immer so. Da fühlen sich viele Leute eingeladen, mitzureden. Es berührt die Menschen ja auch. Von daher war es erwartbar und ist auch völlig okay.

Was hat die Stadtverwaltung überhaupt dazu bewogen, das bisherige Erscheinungsbild ihrer Homepage zu verändern?

Drei Gründe: Wir hatten nie ein Corporate Design, waren damit eine der letzten Großstädte in Deutschland. Das, womit wir gearbeitet haben, war 25, 30 Jahre alt und damals aus Bordmitteln selbst gebaut worden. Das funktionierte in digitalen Medien kaum noch. Es gab auch viel Kritik aus dem Haus: Warum wir nur zwei Farben haben? Ob man da nicht mehr machen kann, wenn wir mit Agenturen zusammenarbeiten? Und der dritte und für uns wichtigste Punkt: Das neue Design erstreckt sich nicht nur auf die Stadtverwaltung, sondern bezieht die Eigenbetriebe und Beteiligungsunternehmen mit ein.

Wozu braucht Leipzig ein neues visuelles Erscheinungsbild?

Also, die müssen nun das neue visuelle Erscheinungsbild übernehmen?

Nein, einzelne werden es übernehmen, da sind wir in Gesprächen. Aber wer ein überregional etabliertes Design hat, wie zum Beispiel das Gewandhaus oder der Zoo, bleibt natürlich bei seinem Design. Allerdings werden sie in den nächsten Wochen aufgefordert, auf ihrer Website und in ihrer Kommunikation mit einem sogenannten Endorsement kenntlich zu machen, wer hinter ihnen steht, nämlich die Stadt Leipzig. Es ist uns wirklich wichtig, nach außen zu zeigen, dass auch sie zur Stadt gehören. Die Bürgerinnen und Bürger sollen sehen, welche Leistungen die Stadt erbringt.

Warum legt die Stadt auf einmal so viel Wert darauf?

Eine Konsequenz des fehlenden Corporate Designs der vergangenen Jahrzehnte war, dass jeder sein eigenes Ding gemacht hat. Das würde kein Wirtschaftsunternehmen zulassen. Wir versuchen das wieder zusammenzuführen und den Menschen zu zeigen: Die Stadt, das sind nicht nur Falschparktickets und Bescheide, sondern auch Zoo, Gewandhaus oder soziale Einrichtungen.

Nutzerfreundlichere Oberfläche soll Bürgern leichtere Bedienung ermöglichen

Das eine ist der neue visuelle Auftritt, über den kann man sicher streiten. Es gab aber in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik an der Benutzerfreundlichkeit der städtischen Homepage. Was ändert sich für die Bürgerinnen und Bürger?

Wir sind nun vollkommen weg davon, eine Seite anzubieten, die sich am Organigramm der Verwaltung orientiert. Die Suchmaske ist wie mittlerweile überall zentraler Bestandteil der Startseite. Darunter findet man gleich die wichtigsten Serviceangebote der Stadt. Diese sind abgeleitet vom Nutzerverhalten. Wir haben uns angeschaut, welche Dienstleistung wie oft angeklickt wird. Und das findet sich genau dort wieder. Kein Mensch klickt sich heute noch durch zig Ebenen. Was die Benutzerfreundlichkeit angeht, ist das aus unserer Sicht ein wirklich großer Sprung.

Die Stadt will den Bürgerinnen und Bürgern auch künftig immer mehr Dienstleistungen digital anbieten. Ist die neue Website flexibel anpassbar oder bleibt sie wie in den vergangenen Jahren ein starres Korsett?

Alles, was die Kommune künftig digitalisiert, ist natürlich einbaubar in leipzig.de. Es gibt aber Leistungen, die werden über die Landesseite Amt24 angeboten, zu der man dann von unserer Seite weitergeleitet wird. Das ist nicht schön und verwirrend für den Nutzer. Aber es ist eine technische Frage und eine Frage der Zusammenarbeit zwischen Kommune und Freistaat.

Stadtrat bestellte Anfang 2023 ein neues Corporate Design

Der Verwaltungsausschuss des Stadtrates hatte im Januar 2023 den Auftrag zur Ausschreibung eines neues neuen Corporate Designs erteilt. Wie sind aus den damals veranschlagten 50.000 Euro nun fast 700.000 Euro geworden?

Es war ein zweigestaffeltes Verfahren. Die ersten – es waren dann – 60.000 Euro umfassten eine grundlegende Beratung, um erstmal den Status Quo festzustellen: Was haben wir? Wo stehen wir? Wie könnte ein künftiges Design oder eine neue Architektur aussehen? Und was ist dafür notwendig? Dann gibt es den zweiten Beschluss des Verwaltungsausschusses über eine Summe von bis zu 500.000 Euro für die Erstellung des Designs und die Umsetzung. Zunächst ausgeklammert war das Thema Schrift. Wir wollten uns später entscheiden, ob wir eine vorhandene Schrift nutzen und dafür weiter Lizenzgebühren zahlen, oder ob wir uns eine neue Schrift entwickeln lassen. Wir haben uns für Letzteres entscheiden. Diese Schrift kann uns niemand mehr wegnehmen. Und langfristig, weil keine Lizenzgebühren anfallen, ist sie auch günstiger. Sie ist barrierefrei und wurde von Leipziger Designern entwickelt. Unterm Strich kommen wir bei 665.000 Euro raus.

Wenn der Relaunch der Homepage erst der Startschuss für den neuen Markenauftritt war, was folgt nun noch?

Alle klassischen Kommunikationsmittel – das fängt bei Visitenkarten, Vordrucken mit Briefköpfen, Einladungen und Flyern an und geht weiter über die Beschilderung von Gebäuden und Zimmern, die Beschriftung von Dienstwagen bis hin zur Dienstkleidung. Was noch an alten Materialien vorhanden ist, wird allerdings erst mal aufgebraucht. Wir tauschen nach und nach aus.

Ersetzt das neue Löwen-Logo das echte Stadtwappen?

Wie gehen Sie jetzt mit der Kritik an dem Auftritt um? Viele Leipzigerinnen und Leipziger trauern besonders dem Wappentier nach, dem Löwen mit seinen roten Krallen und seiner roten Zunge. Er wurde ja durch ein schwarzes stilisiertes Logo ersetzt.

Das offizielle Wappen bleibt natürlich. Das heißt: Auf Bescheiden oder bei allen hoheitlichen Akten wird auch weiter das Wappen verwendet. Das neue Logo dient der Außenkommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern, mit der Wirtschaft, mit Gästen der Stadt, für den Tourismus.

Welches Wappen die Stadt jetzt zur Nachnutzung anbietet

Da das Stadtwappen urheberrechtlichen Schutz genießt und nur die Kommune selbst es verwenden darf, gab es bislang ein leicht modifiziertes blau-gelbes Marketingwappen mit dem Löwen und den beiden Landsberger Pfählen, das die Stadt Dritten kostenlos zur Nutzung anbot. Was können denn beispielsweise Vereine nun nutzen, wenn sie ihre Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt ausdrücken wollen?

Das ist in der Tat noch nicht entschieden. Das bestehende Marketingwappen bleibt erst mal bestehen. Das neue Logo ist geschützt und darf von Dritten nicht ohne Einverständnis verwendet werden.