„Er schuldet mir 730.000 Euro“: Handwerker und Baufirmen fordern Geld von Christoph Gröner

Die Gröner Group GmbH ist pleite – doch bei einigen Firmen hat ihr Chef noch Rechnungen offen. In Leipzig, Merseburg und auch in Westdeutschland warten Handwerker auf ihr Geld. In einem Fall steht ein Familienbetrieb in der vierten Generation wegen unbezahlter Arbeit vor dem Ruin.

Leipzig. Egal, wen man anruft – sie sind wütend. Etwa Andreas Sult, Elektromeister aus dem sachsen-anhaltischen Merseburg. Vor einigen Jahren übernahm er den elterlichen Betrieb. Damals wusste er schon: Christoph Gröner, der leicht exaltierte Immobilienmogul mit Büro in Leipzig, ist ein guter Kunde. Wann immer Gröner neue Blitzableiter brauchte, rief er beim Blitzschutz Sult an.

Das änderte sich 2022, als eine Rechnung plötzlich offen blieb. Für die ehemaligen Bleichert-Werke in Leipzig-Gohlis und einen Altbau in Leipzig-Plagwitz waren die neuen Blitzableiter fertig verbaut und geerdet. Doch die vereinbarten 47.640 Euro kamen nicht. „Ungewöhnlich“, fand das Andreas Sult, hatte Gröner doch stets pünktlich gezahlt. „Unser Vertrauen zu ihm war lange gewachsen, endete aber schlagartig.“

Blitz-Experte und Bau-Löwe streiten in zweiter Instanz

Den Merseburger Sult bedrohen die fehlenden knapp 50.000 Euro nicht in seiner Existenz – aber weil es sich für ihn nicht gehört, gute Arbeit einfach nicht zu bezahlen, zog er gegen Gröner vor Gericht. Doch anstatt zu zahlen, hielt der dagegen. Inzwischen streiten sich Blitz-Experte und Bau-Löwe bereits in zweiter Instanz vor dem Leipziger Landgericht. Im Januar 2025 steht eine Entscheidung an. Dann könnte der Richter Gröner zum Zahlen zwingen.

Aber Sult ist kein Einzelfall. Hört man sich in der Baubranche um, erfährt man schnell von zig ähnlichen Fällen. Mal geht es um Kleckerbeträge, die nicht mehr als schmerzhaft sind. In einigen Fällen stehen aber ganze Existenzen auf dem Spiel. Gröner, ein ehemals verlässlicher Partner, habe für getane Arbeit plötzlich kein Geld mehr überwiesen, hört man. Und bei der Suche nach einem Verantwortlichen verirren sich viele, die ihr Geld wollen, im Firmengeflecht Gröners: Stand vorletzten Jahres verfügt der Konzern über 99 Tochtergesellschaften mit eigenen Namen, Abkürzungen, Anschriften.

Emerald Advisory GmbH fordert Geld zurück

Wie vielen Menschen die Gruppe Geld schuldet, ist nicht bekannt. Sie alle dürften aber am Montag aufgehorcht haben, als die Gröner Group GmbH, deren alleiniger Geschäftsführer Christoph Gröner ist, einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Leipzig stellte. Der Grund ist offenbar die Emerald Advisory GmbH, ein Risikokapitalverleiher, der Gröner einst teuer verzinstes Geld lieh – und nun 83 Millionen Euro zurückfordert.

Warum zahlt Gröner seine Rechnungen nicht, auch nicht die kleineren? Über einzelne Fälle möchte sich die Gröner Group nicht einlassen. Dafür antwortet sie allgemein: „In einem Unternehmen unserer Größenordnung kommt es vor, dass bei eingehenden hunderten Rechnungen von Handwerkern vereinzelt Differenzen auftreten können“, erklärt eine Sprecherin. Differenzen wolle man aber nicht öffentlich austragen und sich folglich „zu laufenden Verhandlungen, Forderungen oder Rechnungen nicht äußern“.

Nach der ersten Rate kam kein Geld mehr

Das sehen die, denen Gröner Geld schuldet, häufig ganz anders. Anruf in der Chefetage der Projekt Bau GmbH, die ihren Sitz in einem schmucklosen Büro in Leipzig-Eutritzsch hat. „Ich bekomme mein Geld schon“, sagt deren albanisch-stämmiger Geschäftsführer Refki Kryeziu. 730.000 Euro schuldet Gröner der Firma, die für ihn umfangreiche Rohbau-Arbeiten am Alten Postbahnhof in Leipzig-Schönefeld durchführte.

Im Juli berichtete das „Handelsblatt“ über das Unternehmen, das abgesehen von einer ersten Rate von 154.000 Euro kein Geld mehr sah. Zum Vertrösten meldete sich Gröner damals persönlich: „Bedauerlicherweise konnten die fälligen Raten Februar bis Mai 2024 wegen einer Verschiebung bzw. eines Ausfalls zugesagter Mittel bislang nicht gezahlt werden.“ Bis heute ist die Rechnung offen.

Andere, kleinere Firmen müssen wegen Gröners Pleite um ihr Weiterbestehen fürchten. Einer, der sich nur T.H. nennt, weil er noch immer auf sein Geld hofft, kann sein Leid mithilfe zahlreicher E-Mails beweisen. „Herr Gröner schuldet uns 200.000 Euro“, sagt er. „Für einen Familienbetrieb wie meinen ist das existenzbedrohend.“ Der westdeutsche Handwerker T.H. übernahm vor fünf Jahren das Geschäft, das sein Urgroßvater kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges gründete.

Das Büro befindet sich noch im Haus des Großvaters. Als sein Vater vor wenigen Jahren krank wurde, übernahm T.H. als neuer Chef. Eine Firma von 70 Jahren, ein Stück bundesdeutsche Unternehmergeschichte.

Nach ersten Teilbeträgen reißt die Kommunikation ab

Vor vier Jahren zog T.H. einen guten Auftrag an Land: Arbeiten an zwei vornehmen Mehrfamilienhäusern. Mit drei Helfern legte der Chef selbst Hand an, gestaltete Dächer, Balkone, Terrassen und einiges mehr. Es entstand Arbeit von einem ganzen Jahr. „Wir haben dort geackert, bei Wind und Wetter – mit einer Menge Sonderwünsche und nicht ganz einfachen Käufern“, so T.H.

Der Auftraggeber war damals eine Firma, die während der Arbeiten von einer anderen geschluckt wurde: der Gröner Group. Folglich kommunizierte T.H. anschließend mit Gröners Angestellten über seine Rechnung. Es läuft wie bei der Projekt Bau GmbH: Nach einigen ersten, unvollständigen Teilbeträgen reißen die Zahlungen ab. Und auch die Kommunikation. „Ich kam mit dem Telefon nicht durch, meine E-Mails wurden nicht beantwortet.“

T.H. berichtet, dass ihn verschiedene Mitarbeiter – und schließlich Gröner selbst – immer wieder vertrösteten. Die aktuellste E-Mail von Ende Oktober liegt der LVZ vor. Darin verspricht ein Referent Gröners eine baldige Zahlung. Wie schon so oft. „Mein Gefühl war, dass man uns hinhält, um Zeit zu gewinnen. Inzwischen habe ich den Eindruck, dass die Zahlungen ganz bewusst verschleppt werden“, sagt T.H. „Das geht einem alles sehr nahe.“

Er berichtet von laufenden Gehältern, einem hohen Krankenstand, einer zunehmend schwierigen Auftragslage und einem bevorstehenden kalten Winter. „Man kann sich vorstellen, dass man den Laden des Urgroßvaters nicht einfach zusperrt“, sagt er. „Inzwischen denke ich aber ernsthaft darüber nach.“

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Jens Rometsch 12.11.2024

Verkaufspläne am Leipziger Postbahnhof – Schon sechs Insolvenzen: Geht der Gröner-Konzern unter?

Eine Insolvenznachricht nach der anderen für den bekannten Bauunternehmer Christoph Gröner: Woher rühren die inzwischen sechs Insolvenzverfahren und wie lange hält der 56-Jährige noch durch?

Leipzig. Natürlich war Christoph Gröner beim Leipziger Opernball 2024, hielt sich diesmal aber mehr im Hintergrund. Er wirkte kein bisschen nervös, scherzte und sprach viel mit anderen Gästen. Das Glamour-Ereignis in der Leipziger City wäre wohl die letzte Veranstaltung, bei welcher der bekannteste Bauunternehmer Deutschlands das Feld räumt. Schulden, Gläubiger, Insolvenzen hin oder her – schließlich hatte er den Ball einst gerettet.

2012 war die Party der Leipziger High Society wegen Geldmangels abgesagt worden. Das Aus für den Opernball schien nah. Doch dann stopften Baufirmen rings um Gröners CG-Gruppe das Loch in der Kasse.

Seitdem galt er als großer Förderer der Veranstaltung, ersteigerte 2021 spontan einen knallgelben Porsche Boxster für 120.000 Euro, was für viel Aufsehen sorgte. Auf der Sponsorenwand prangten allerdings bald die Namen anderer Bauprojektentwickler aus Leipzig wie Arcadia, GRK, Hildebrand & Partner oder Vicus AG.

Derselbe vorläufige Insolvenzverwalter in allen Fällen

Alle diese Namen standen noch nie auf einer Liste im Internet, wo die Amtsgerichte alle Insolvenzeröffnungen bekannt geben. Seit Ende Oktober 2024 tauchten auf der Liste aber schon sechs Firmen auf, die sich Gröner zuordnen lassen.

Stets kamen die Beschlüsse vom Leipziger Amtsgericht. Ebenso wurde jedes Mal der Berliner Jurist Philipp Hackländer von der Kanzlei White&Case zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Wenige Stunden vor dem Opernball am vergangenen Freitag gab es gleich zwei neue Meldungen. Diesmal traf es Projektgesellschaften für ein bestehendes Bürohaus in Mannheim (CG Dudenstraße II GmbH & Co. KG) und für den Umbau eines denkmalgeschützten Magazins im Kölner Stadtteil Mühlheim (CG MI6 Office GmbH & Co. KG).

Einst wurde auf dem Gelände in Köln Industriegeschichte geschrieben. Nikolaus August Otto entwickelte dort den Otto-Motor, auch die Waggons für die weltweit erste Schwebebahn in Wuppertal kamen aus der Fabrik an einer Straße zwischen Mühlheim und Deutz.

Später stillgelegt, wollte Gröner die Brache für 210 Millionen Euro zum „Cologneo Campus“ verzaubern. Arbeiten begannen tatsächlich. Ein Bürohaus und eine Kita wurden fertiggestellt. Ziel war ein bunt gemischtes Quartier – ähnlich wie die Plagwitzer Höfe in Leipzig.

Vorläufiger Insolvenzverwalter hat alle Fälle

Doch mit der Baukosten- und Immobilienkrise ab 2022 gerieten die Dinge in den bundesweit acht Niederlassungen des Konzerns ins Stocken. Immer öfter war von Stillstand oder Baustopps zu hören, von Zahlungsverzögerungen und von Gläubigern, die die Geduld verlieren. Noch vor wenigen Wochen teilte eine Sprecherin mit, der Konzern verfolge bundesweit 75 Projekte im Umfang von fünf Milliarden Euro. Davon seien acht bis zehn im Bau.

Inzwischen gibt es zur Zahl aktiver Baustellen keine Auskunft mehr. In Gröners Heimatstadt Karlsruhe ist der Fußballklub KSC vor Gericht gezogen. Er fordert mehr als eine Million Euro von seinem früheren Hauptsponsor.

Eine Bank aus Franken betreibt unterdessen die Zwangsversteigerung eines Gröner-Grundstücks in Leipzig, auf dem vier Millionen Euro Grundschulden für eine Logistikhalle ruhen sollen. 730.000 Euro verlangt eine Baufirma aus Eutritzsch, die für ihn umfangreiche Arbeiten am früheren Leipziger Postbahnhof ausführte.

Viele Beobachter fragen sich schon, ob bald die ganze Gruppe über die Wupper geht. Zwar konnte Gröner in diesem Jahr bereits 13 Insolvenzverfahren gegen Tochterfirmen wieder abwenden, indem er Außenstände kurz vor Toresschluss doch noch bezahlte. Jedoch ging es da um fünf- bis maximal sechsstellige Beträge. Was in den vergangenen Tagen geschah, hatte eine neue Qualität. Und war sieben- bis achtstellig.

Am 4. November meldete der Chef erstmals selbst eine Insolvenz bei Gericht an. Nötig wurde dies, weil ein Risiko-Kapitalgeber namens Emerald Advisory GmbH Forderungen über 83 Millionen Euro fällig gestellt hatte. Trotz intensiver Verhandlungen habe sich der Gläubiger (Emerald heißt übersetzt Smaragd) nicht von dem Schritt abbringen lassen, berichtete eine Konzern-Sprecherin. So begann ein Insolvenzverfahren für die Gröner Group GmbH, das ist eine Finanzholding mit Sitz in der Leipziger Haferkornstraße. Ihre Rechtsform GmbH ist ein wichtiges Detail.

Verdacht einer Bad Bank für faule Kredite

Denn noch im Frühling hatte diese Gesellschaft ihren Sitz in Berlin und hieß etwas anders: Gröner Group AG. Sie galt als Flaggschiff des Konzerns, hatte mehr als 300 Millionen Euro an Krediten aufgenommen. Ihr unterstanden rund 100 Projektgesellschaften, also eine Art Beiboot für verschiedene Bauvorhaben in der halben Republik.

Daneben steuerte das Flaggschiff auch noch die CG Elementum AG, welche ein Dutzend Handwerker-, Planungs- und Dienstleistungsfirmen bündelte. Wäre vor wenigen Tagen die alte, Berliner Gröner Group AG zahlungsunfähig geworden, hätte es wohl den Untergang der ganzen Armada bedeutet.

Laufende Bauprojekte sind von der Insolvenz nicht betroffen.
Unternehmer Christoph Gröner

Zum Glück für Gröner und die angeblich noch immer 440 Beschäftigten hatte sein Konzern aber im Juli 2024 eine neue Struktur verpasst bekommen. Aus der Gröner Group AG wurde damals die Gröner Group GmbH mit Sitz in Leipzig.

Sie behielt zwar Anteile an drei Zwischengesellschaften (CG Urban RE GmbH, CG Capital GmbH, CG Property Dev GmbH), welche früher den Kurs der insgesamt 100 Projektgesellschaften bestimmt hatten. Jedoch wurden einige Dutzend verkauft. Und etwa 60 Projektgesellschaften wanderten im Juli 2024 unter ein neues Dach mit dem leicht verwechselbaren Namen CG Group GmbH.

„Der Mann hat eine Bad Bank für Kredite mit hohen Zinsen gebaut, die er loswerden wollte“, sagt dazu ein Leipziger Branchenkenner. Der Begriff Bad Bank bedeutet schlechte Bank. Solche Institute wurden zum Beispiel während der Weltfinanzkrise 2007 bis 2009 geschaffen, um Banken vor dem Untergang zu bewahren, die zu viel gezockt hatten.

In die schlechte Bank kamen dann faule Kredite, die keinen Wert mehr hatten. Die Verluste zahlte letztlich zum Großteil der Staat, also die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Steuern.

Gröner ist seit mehr als 30 Jahren im Baugeschäft, betont der Insider. „Er stand in Flautezeiten schon zweimal kurz vor dem Abgrund. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass er mit solchen Erfahrungen in zwei Jahren Baukrise keinen Plan B für sich und das Unternehmen entwickelt hat.“

Mehrere Kapitalgeber in Limburgerstraße

Tatsächlich verwies der 56-Jährige anlässlich seiner Insolvenzeröffnung darauf, dass die nun zahlungsunfähige Gröner Group GmbH keine rechtlichen Verbindungen zur CG Group GmbH, deren Beteiligungen und den 60 Projektgesellschaften habe. „Laufende Bauprojekte sind von der Insolvenz nicht betroffen.“

Trotzdem eröffnete das Amtsgericht kurz darauf weitere Insolvenzverfahren für insgesamt fünf Projektgesellschaften. Betroffen waren der Nordteil vom Leipziger Postbahnhof in der Adenauerallee 2 (CG Mariannen-Campus Nord GmbH & Co. KG) und das frühere Werk 2 der Goldeck-Schokoladenfabrik in der Pittlerstraße 33 (CG Pittlerstraße GmbH & Co. KG), außerdem ein renovierungsbedürftiges Bürohaus in Frankfurt am Main (CG Stützeläckerweg GmbH & Co. KG). Schließlich noch die Vorhaben in Mannheim und Köln.

An der Stelle muss erwähnt werden, dass die Entwickler größere Vorhaben in aller Regel zerschneiden, um für einzelne Bauabschnitte verschiedene und oft mehrere Kapitalgeber gewinnen zu können. Zu jeder Projektgesellschaft gehören normalerweise ein Grundstück und Geldeinlagen. Das soll auch Risiken verringern.

Zum Beispiel hat Gröner beim Leipziger Postbahnhof in Schönefeld vier Projektgesellschaften für vier Teilbereiche am Start, beim Otto-Quartier in Stuttgart sind es fünf, beim geplanten Stadtviertel in Karlsfeld bei München elf und für die Plagwitzer Höfe in Leipzig in Summe 16.

Auf dem Grundstück Limburgerstraße in Leipzig stocken die Arbeiten für 105 neue Wohnungen seit Monaten. Allein auf diesem Baufeld (hinter dem Rewe-Markt in Plagwitz) ruhen fast 30 Millionen Euro Grundschulden.

Nach Recherchen des Manager Magazins stammte das so besicherte Kapital aus drei Quellen: von der Raiffeisenbank Wien, von der HPG Capital aus Hamburg sowie vom Bauträger Baywobau aus München (mit Niederlassung in Leipzig). Das Beispiel dürfte typisch sein.

Verkaufsgerücht zum alten Postbahnhof

Konstruktionen mit mehreren Geldgebern ermöglichen oft eine hohe Eigenkapitalrendite für den Entwickler. Gröner sagte der LVZ vor längerer Zeit, seine Gruppe arbeite mit etwa 40 Banken zusammen. Für Außenstehende dürfte es daher kaum möglich sein, seine wahre Finanzkraft zuverlässig einzuschätzen.

Fakt ist, dass Gröner jüngst schon Traumvillen an der Cote d‘Azur verkauft hat, die seiner Familienholding gehörten. Auch Fahrzeuge aus seiner Porsche-Sammlung ließ er veräußern, um Finanzlöcher im Konzern zu stopfen.

Gröners Anwalt Ben Irle versicherte gegenüber der LVZ, auch die Insolvenzverfahren bei den fünf Projektgesellschaften hingen mit der Zahlungsforderung über 83 Millionen Euro von Emerald zusammen. Laut Irle waren diese Verfahrenseröffnungen rechtswidrig, weshalb der Konzern dagegen juristisch vorgehen werde.

Den Verdacht, Gröner habe bei der Umstrukturierung im Juli bereits bewusst für eine Insolvenz vorgesorgt, wies der Anwalt zurück. Es gebe keine Bad Bank. Die Umstrukturierung habe vielmehr dazu gedient, effizienter zu werden. Ziel sei immer gewesen, die Kredite zu stunden und möglichst bald zurückzuzahlen.

Für diese Sichtweise spricht, dass Gröner bei der Strukturreform selbst als Geschäftsführer der Gröner Group GmbH an Bord blieb. Dagegen spricht dass sein vormaliger Co-Geschäftsführer und früherer Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) das Schiff wechselte. Pofalla ging zur neuen CG Group GmbH, die anscheinend nicht gefährdet war. Unklar ist, ob Gröner nun weiterhin versucht, eine Einigung mit den Geldverleihern der Smaragd-Firma zu finden.

Laut Anwalt Irle liefen schon lange entsprechende Gespräche. Das sei auch der Grund dafür gewesen, weshalb zunächst die Emerald-Seite einen Insolvenzantrag für die Gröner Group GmbH eingereicht hatte. Gröner unternahm denselben Schritt erst fünf Tage danach.

Finanziell am Ende scheint der schillernde Bauunternehmer trotz allem nicht zu sein. Seiner Familienholding gehören unter anderem noch mehrere Hotels (mit dem Namen „Groners“) und Ferienanlagen in Leipzig, in Brandenburg, an der Ostsee, in Italien und in Süd-Frankreich. Auch hält sich seit Tagen hartnäckig das Gerücht, der einstige Retter des Opernballs sei gerade dabei, wertvolle Grundstücke zu verkaufen – darunter einen Teil vom Leipziger Postbahnhof.

Der Konzern äußert sich dazu nicht. Vielleicht bekommt Gröner den Tanker mit seinen Anfangsbuchstaben am Bug doch wieder flott – oder zumindest ein Rettungsboot?

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Spiegel 05.11.2024

Bauunternehmer Christoph Gröner stellt Insolvenzantrag

Er gilt als einer der schillerndsten Immobilienentwickler in Deutschland. Nun musste Christoph Gröner für seine Gröner Group Insolvenz anmelden. Schon länger machten Berichte über Finanzierungsprobleme die Runde.

Einer der bekanntesten Immobilienunternehmer Deutschlands hat Finanzierungsprobleme für sein Unternehmen publik gemacht: Christoph Gröners Firma Gröner Group GmbH hat beim Amtsgericht Leipzig Insolvenz in Eigenregie beantragt. Das teilte das Unternehmen auf seiner Internetpräsenz mit. Die Insolvenz betrifft demnach vor allem die Gruppe als Managementgesellschaft. Das operative Geschäft der Gröner Unternehmensgruppe werde weiter fortgeführt.

Eine Mitverantwortung an der Situation gab die Gröner Group den Medien. Es sei bis Ende Oktober 2024 gelungen, trotz »hartnäckig kreditschädigender Berichterstattung« Geschäftspartner zu überzeugen, in die Erfüllung aller Zahlungsverpflichtungen zu vertrauen. Schließlich sei infolge »grob falscher Berichterstattung« dieses Vertrauen jedoch zerstört worden. Schon länger hatte es Berichte über eine Krise seines Immobilienimperiums gegeben.

»Noch im September 2024 bin ich fest davon ausgegangen, dass wir mit der Vernunft der Investoren und Gläubiger, aber auch mit dem Verantwortungsbewusstsein von Medien rechnen dürfen«, wird Gröner in der Mitteilung zitiert.

»Diese Einschätzung hat sich als falsch erwiesen, sodass ich in meiner Aussage ›Insolvenz ist für mich keine Option‹ eines Besseren belehrt wurde. Ich bedauere diese Entwicklung sehr.«

Christoph Gröner ist einer der bekanntesten Immobilienunternehmer in Deutschland. Sein Unternehmen entwickelte er seit 1995 sukzessive zum Milliardenkonzern weiter. In den vergangenen Jahren übernahm die Gröner Group die Funktion des Geldgebers für eine Reihe von Projekten in Zusammenarbeit mit Investoren und Risikokapitalgebern. Ebenso hält die Gröner Group Beteiligungen an einigen wenigen Gesellschaften.

Die Geschäftsleitung der Gröner Group würde nun dabei mitwirken, die in Anspruch genommenen Darlehen und Verbindlichkeiten im größtmöglichen Maß zurückzuzahlen und den Schaden für alle Beteiligten so gering wie möglich zu halten.

Ergänzung:

Kanzleramt, Bahn, Privatwirtschaft Bahnvorstand – Pofalla wird Geschäftsführer bei Immobilienunternehmen

21.04.2022

Bei der Bahn war Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla zuständig für Stuttgart 21 und für das Schienennetz. Nun wird er Geschäftsführer bei dem Immobilienentwickler Gröner Group – und trifft dort auf einen CDU-Parteifreund.

Der frühere Kanzleramtschef und Noch-Bahnvorstand Ronald Pofalla wird von Mai an Geschäftsführer bei der Gröner Group, einer Immobilien-Entwicklungsgesellschaft in Berlin. »Gemeinsam mit den bisherigen Geschäftsführern Christoph Gröner und Lars Schnidrig wird Ronald Pofalla die Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft vorantreiben«, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.

Der 62 Jahre alte Pofalla ist seit rund sieben Jahren im Bahnvorstand und leitet dort das Infrastrukturressort. Im März hatte er angekündigt, den Konzern Ende April verlassen zu wollen. Die Gröner Group entwickelt eigenen Angaben zufolge über verschiedene Tochterunternehmen derzeit rund 80 Immobilienprojekte in Deutschland. Der Fokus liege dabei auf bezahlbarem Wohnen und nachhaltigem Bauen.

Pofalla hatte Anfang März angekündigt, nach sieben Jahren den Vorstand der Bahn zu verlassen. Der 62-Jährige nannte dafür persönliche Gründe.

Sein Seitenwechsel 2015 von der Politik zur Deutschen Bahn hatte für Kritik gesorgt. Pofalla war Generalsekretär der CDU und von 2009 bis 2013 Chef des Bundeskanzleramts unter Angela Merkel (CDU).

Pofalla leitet das Infrastrukturressort der Bahn seit 2017. Damit war er für die gesamte Infrastruktur aus Netz, Bahnhöfen und Energieversorgung zuständig. Dies ist das Schlüsselressort im Bahn-Konzern. Jedes Jahr kann es über ein Investitionsbudget im zweistelligen Milliardenbereich verfügen.

In seiner Funktion verantwortete Pofalla auch das Projekt Stuttgart 21, das immer wieder durch Kostensteigerungen Schlagzeilen macht. Pofalla stand unter anderem deshalb in der Kritik, aber auch wegen seines Wechsels von der Politik zur Bahn. Als Kanzleramtsminister hatte er auf die Entscheidung des Aufsichtsrates zur Fortführung des Projektes Einfluss genommen.

Auch Günther Oettinger heuert bei Gröner an

Die Gefahr eines Interessenkonflikts entstand auch, als Pofalla 2018 den Vorsitz der Kohlekommission übernahm, die einen Plan für den Ausstieg der Bundesrepublik aus der Kohlenutzung entwickeln sollte. Im Vorstand der Bahn, die durch ihre Bahnstromkraftwerke von den Plänen aber stark betroffen ist, arbeitete er derweil weiter.

Gröner lobt in einer Pressemitteilung Pofallas Expertise »im Bereich des digitalen Bauens« mit Softwareunterstützung und Erfahrungen »in einer konsequent auf CO2-Neutralität ausgerichteten Unternehmensführung«.

Wenn Pofalla im Mai bei Gröner anfängt, tut er das gemeinsam mit einem Parteifreund: Vor wenigen Tagen kündigte das Unternehmen an, dass Günther Oettinger in den Beirat berufen wurde, ebenfalls CDU-Mitglied, früherer Ministerpräsident von Baden-Württemberg und EU-Kommissar.