Verleihung am Samstag – Umstrittene Gruppe Handala Leipzig wird mit „Leipziger Friedenspreis“ geehrt

Seit Monaten organisiert die Gruppe Handala Leipzig propalästinensische Proteste in Leipzig und fällt mit Hamas-Postings im Netz auf. Nun soll sie einen „Leipziger Friedenspreis“ erhalten.

Am Samstag soll ein „Leipziger Friedenspreis“ an die mit antisemitischen Äußerungen aufgefallene palästinensische Initiative „Handala Leipzig“ verliehen werden. Der Preis ist keine Auszeichnung der Stadt Leipzig oder anderer offizieller Institutionen der Messestadt. Er wird von der Gruppierung „Leipzig gegen Krieg“ vergeben.

Wie Mitorganisator Mike Nagler (https://knack.news/3902) am Donnerstag gegenüber der LVZ erklärte, stehe die Verleihung in der langen Tradition von Auszeichnungen unter demselben Titel an Menschen aus der Region, die sich für den Frieden engagieren.

„Auch wenn es heute zum Teil andere Personen und Gruppen sind, war es letztlich immer die Leipziger Friedensbewegung, die den Preis verleiht“, so Nagler. Die Vergabe der symbolischen und undotierten Auszeichnung soll am Samstag im Rahmen einer Kundgebung auf dem Kleinen Willy-Brandt-Platz stattfinden.

Wie Nagler weiter erklärte, habe es im Vorfeld eine interne Abstimmung über die diesjährige Preisträgerin gegeben. „Es gab fünf Vorschläge und es wurden auch Stimmen gegen eine Vergabe an diese Gruppe laut. Wir haben uns aber vor allem aufgrund der einseitigen öffentlichen Darstellung von Handala Leipzig dazu entschieden, den Preis an sie zu geben.“

Antisemitische Parolen und Unterstützung für Hamas-Kämpfer

Die Gruppe „Handala Leipzig“ organisiert seit Beginn des Angriffs der Hamas auf Israel im Oktober 2023 propalästinensische Demonstrationen in der Messestadt, auf denen auch von der Bühne unter anderem „Vom Fluss bis zum See – Palästina wird frei sein“ skandiert wurde. Damit ist das Gebiet zwischen Fluss Jordan und dem Mittelmeer gemeint, in dem der Staat Israel liegt. Seit vielen Jahren wird die Parole von Antisemiten synonym für die Auslöschung Israels verwendet.

Die Gruppe dokumentierte zuletzt in sozialen Netzwerken auch Plakataktionen an Leipziger Parteizentralen, protestierte zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse vor und wahrscheinlich auch im Gewandhaus und veröffentlicht immer wieder Videos aus Gaza – darunter von bewaffneten Hamas-Terroristen, die als Freiheitskämpfer bezeichnet werden.

Die Verleihung des „Leipziger Friedenspreises“ an Handala sei dennoch gerechtfertigt, sagt Nagler. „Ich bin kein Experte im Nahost-Konflikt, aber ich weiß, dass sich die Gruppierung für die Einhaltung von Menschenrechten einsetzt. Wir stellen aber auch fest, dass seit dem 7. Oktober alles in einen Topf geworfen wird.“ Den Satz „Vom Fluss bis zum See“ empfindet er beispielsweise nicht als antisemitisch. „Damit wird nur gefordert, dass in diesem Gebiet überall Menschenrechte gelten sollen.“

Stadt Leipzig bedauert Namensgebung des Preises

Die Stadt Leipzig wies am Donnerstag auf Nachfrage darauf hin, dass es sich nicht um einen Preis der Kommune handelt. „Wir bedauern sehr, wenn aufgrund der Namensgebung dieser Eindruck erweckt würde. Die Stadt Leipzig ist sich ihrer Verantwortung um die Geschichte und für das hiesige jüdische Leben sehr bewusst und unterstützt es nach Kräften“, so Stadtsprecher Matthias Hasberg.

Ein „Leipziger Friedenspreis“ wurde erstmals 2008 in der Messestadt vergeben, damals an Dinanga Cingoma von der Initiative „Lebendiges Kongo“. In den folgenden Jahren gehörten unter anderem auch der ehemalige Nikolaikirchen-Pfarrer Christian Führer, Hannes Schroth (attac Leipzig) und Mike Nagler für den Verein GlobaLE zu den Preisträgerinnen und Preisträgern.

Im vergangenen Jahr wurde der privat gestiftete „Löwenherz Friedenspreis“ an die ehemalige Russland-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz vergeben. Dieser Preis habe nichts mit dem Friedenspreis zu tun, sagte Nagler. Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel lehnte diese Auszeichnung zuletzt ab.