Fiktive Bombe: Leipziger Polizei übt Terroreinsatz vor Fußball-EM

Einsatzkräfte haben am Donnerstag für eine Bedrohungslage bei der Fußball-EM in Leipzig geübt. Das Szenario: Eine „schmutzige Bombe“ wird bei einem Spiel entdeckt.

Weniger als hundert Tage vor der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland hat die Polizei Leipzig am Donnerstag den Ernstfall geprobt. Ausgangslage: ein Terroranschlag mit einer „schmutzigen Bombe“. Das ist ein Sprengsatz, dem radioaktives Material zugefügt wurde.

Ein solches Szenario gelte als „extrem unwahrscheinlich“, dennoch müssten die Akteure auch auf solche Einsätze vorbereitet werden, erklärte Polizeisprecher Olaf Hoppe am Rande der Übung. Das hätten die Erfahrungen beispielsweise der Pariser Anschläge im November 2015 gezeigt, bei denen eine Attacke auf ein Fußballspiel geplant war.

Übung vor der EM in Leipzig: Es geht um die Vernetzung

Gemeinsam übten mehr als 100 Personen auf dem Gelände der Polizeidirektion in der Dimitroffstraße die Zusammenarbeit im Ernstfall. Dabei wurden die Teilnehmer mit einer fiktiven radiologischen Bedrohungslage konfrontiert, die ihnen unbekannt war. Erst im Verlauf der Übung stellten sich die Details heraus. Etwa 75 Teilnehmer kümmerten sich um die logistischen Aufgaben und entschieden, wie auf die Gefahrenlage reagiert werden sollte. Die anderen beobachteten den Ablauf.

Dabei ging es vor allem um die Vernetzung der Aufgabenfelder „auf der Ebene der Entscheider“, so Hoppe. Verschiedene Akteure brachten ihr Fachwissen in einem Krisenstab zusammen, um auf den hypothetischen radiologischen Angriff zu reagieren. Auch in der Realität würde während der EM-Spiele ein fester Führungsstab für Notlagen bereit stehen.

Bei der Übung waren Teilnehmer aus dem Bundeskriminalamt, dem Landeskriminalamt, dem Sondereinsatzkommando, verschiedener Ministerien und von RB Leipzig dabei. In der Red Bull Arena werden die EM-Spiele in Leipzig ausgetragen. Auch Fachvorträge zu den verschiedenen Aufgabenfeldern waren Teil des Programms.

Für die Polizei Leipzig war es die erste Übung dieser Art, erklärte Sprecher Hoppe. Mit Fußballspielen hätten die Einsatzkräfte zwar Erfahrung, meist liege der Aufgabenbereich jedoch bei der Trennung rivalisierender Fangruppen. Ein Aufgabenbereich, der auch bei den EM-Spielen in Leipzig eine wichtige Rolle spielen werde. „Wir haben als Stadt sehr interessante Spiele erwischt“, sagt Hoppe.

EM in Leipzig: Demos können wohl nicht zeitgleich stattfinden

Am 24. Juni treffen in der Messestadt Italien und Kroatien aufeinander. Unter den Fans beider Mannschaften gebe es Rivalitäten. Schon am 21. Juni kommt es zum Duell zwischen den Niederlanden und Frankreich. Zu den Spielen werden mehr als 60.000 Fans erwartet. In der Stadt könnten allerdings bis zu 100.000 Besucher zum Spieltag anreisen.

Verstärkung aus anderen Bundesländern könnte unter Umständen nicht im selben Umfang wie sonst angefordert werden, da sich die Einsatzkräfte bundesweit auf Spiele vorbereiten müssen. Je nach Lage könnten Demonstrationen und andere Veranstaltungen an den Spieltagen eventuell deswegen nicht stattfinden.

Fußball-EM 2024: Neues Einsatzzentrum in Nordrhein-Westfalen

Eine wichtige Rolle in der Einsatzplanung spiele darüber hinaus die gezielte Absicherung bestimmter Objekte. Die Red Bull Arena werde vor jedem Spiel mit Sprengstoffhunden abgesucht, der Willhelm-Leuschner-Platz und der Augustusplatz werden als Treffpunkte für Fans ebenfalls im Fokus der Einsatzkräfte stehen. Von der Absicherung durch die Polizei bekommen die Besucher im Optimalfall „gar nichts mit“, sagt Hoppe. Demnach liefen die meisten Polizeioperationen im Hintergrund ab.

Auch auf Bundesebene wird das Gefahrenpotenzial, das von dem Großereignis Fußball-EM ausgeht, ernst genommen. Wie der „Spiegel“ berichtet, soll bis Mai das International Police Cooperation Center (IPCC) in Neuss (Nordrhein-Westfalen) installiert sein. 300 Polizisten sollen dort alle Bedrohungsmöglichkeiten im Blick haben – auch chemische, biologische oder nukleare Katastrophen, wie es heißt.