Ehemaliger AfD-Fraktionschef Bodo Walther wechselt das politische Lager
Hintergrund zu Bodo Walther -> https://idas.noblogs.org/?s=Bodo+Walther und Sebastian Weber („WeichreiteTV“ ) -> https://chronikle.org/dossiers/auf-der-strasse-und-im-parlament-der-rechte-medienaktivist-weichreitetv:
„Nach dem Weggang des bisherigen Fraktionsvorsitzenden Bodo Walther soll Weber nun an dessen Stelle als ordentliches Mitglied in den Ausschuss gewählt werden. Das würde bedeuten, dass er an Sitzungen teilnehmen kann, in denen sensible Inhalte über die regionale Kinder- und Jugendarbeit vermittelt werden.“
LVZ:
Er hatte sich aus der Kreispolitik im Landkreis Leipzig verabschiedet: Bodo Walther, Ex-Fraktionsvorsitzender der AfD. Jetzt taucht sein Name auf einer anderen Liste für die Kreistagswahl auf.
Bei der Kreistagswahl im Landkreis Leipzig deuten sich die ersten überraschenden Personalien an. Ein Name, den nach seinem Abschied aus der Kreispolitik keiner mehr auf dem Zettel hatte, ist der von Bodo Walther.
Der 63-Jährige, von Beruf Anwalt, war viele Jahre einer der bekanntesten Vertreter der Alternative für Deutschland südlich von Leipzig. Sowohl die Kreistags- als auch die Stadtratsfraktion der AfD in Markranstädt hatte Walther seit 2019 geführt. Zuletzt kandidierte er 2022 bei der Oberbürgermeisterwahl in Wurzen – ebenfalls für die AfD.
Bodo Walther kandidiert auf der Liste der UWV
Nun zieht es Walther – allerdings unter neuen Vorzeichen – zurück in die Kreispolitik. Am 9. Juni tritt der Markranstädter für die Unabhängige Wählervereinigung (UWV) an – territorial wenig überraschend im Wahlkreis 1, zu dem neben seinem Wohnort Markranstädt die Städte Pegau und Groitzsch sowie die Gemeinde Elstertrebnitz gehören.
Für Beobachter gilt der Wechsel als faustdicke Überraschung. Die UWV-Fraktionsvorsitzende Ute Kniesche wiederum möchte um die Personalie am liebsten nicht viel Aufhebens machen. „Wir haben insgesamt 77 Kandidatinnen und Kandidaten nominiert und wollen stärkste Kraft werden“, lenkt Kniesche den Blick eher aufs große Ganze. Derzeit verfügt die UWV über 14 Sitze, nach CDU/FDP (25) und AfD (16).
UWV plädiert für parteiunabhängige Sachpolitik
Die Nerchauerin verweist auf die breite Palette an Bewerbern, mit denen man verschiedenste Themen abdecke. „Wir haben viele kompetente Bewerber in unseren Reihen.“ Parteiunabhängige Sachpolitik sei oberste Priorität.
Auch wenn sich die im Muldental entstandene UWV lange Zeit schwertat, im gesamten Kreisgebiet zu punkten, sei man inzwischen auch jenseits von Grimma ein Begriff, konstatiert die UWV-Frontfrau. Nach wie vor falle es der Vereinigung dennoch nicht leicht, in allen Regionen geeignete Bewerber zu finden.
Ex-Bürgermeister Jens Spiske fühlt sich zur CDU hingezogen
Vor diesem Hintergrund war die UWV nicht unglücklich, dass sich speziell in Markranstädt neue Optionen auftaten. Bei der vergangenen Kreistagswahl hatte man dort auf Jens Spiske, bis 2020 Bürgermeister der 16 000-Einwohner-Stadt, gesetzt. Spiske, zurzeit noch für die UWV im Kreistag, zeigt seinen bisherigen Mitstreitern allerdings die kalte Schulter. Für die Stadtratswahl kandidiert er auf der Liste der CDU.
Als neues Zugpferd setzt die UWV nunmehr auf Spiske-Nachfolgerin Nadine Stitterich. Die aktuelle Markranstädter Rathauschefin kandidiert auf Listenplatz 1 im westlichsten der insgesamt neun Kreistagswahlkreise. So wie zahlreiche Amtskollegen auch wolle sie gern im Kreistag mitarbeiten und die Interessen von Markranstädt vertreten.
Bürgermeisterin Nadine Stitterich will für die UWV in den Kreistag
Weiter erklärt die parteilose Stadtchefin: „Ich finde es eine gute Idee, dass Herr Walther wieder für den Kreistag kandidiert. Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte – auch wenn er in der Vergangenheit bei der AfD war.“ Sie kenne den Markranstädter aus der Arbeit im Stadtrat, so Stitterich. „Dort hat Herr Walther immer eine engagierte und an der Sache orientierte Arbeit geleistet. Die Zusammenarbeit mit ihm gestaltete sich konstruktiv.“ Dies könne man im Interesse der Kommune und des Landkreises nun auf anderer Ebene hoffentlich fortsetzen.
Ende 2022 hatte Walther seinen Rückzug sowohl als Kreis- als auch als Stadtrat verkündet. Grund war eine Kandidatur zur Oberbürgermeisterwahl im März 2023 im sachsen-anhaltinischen Zeitz, für die er nach eigenen Angaben auch in den Nachbarlandkreis umzog.
Inzwischen sei Markranstädt wieder sein Zuhause. Und warum dann keine erneute Kandidatur für die AfD? „Es hat einfach nicht mehr gepasst“, gibt Walther nur schmallippig Auskunft. Er habe, erklärt der Markranstädter, eine „Trennung ohne Knatsch“ angestrebt. „Die andere Möglichkeit wäre gewesen, dass ich aus der AfD austrete, meine Mandate aber mitnehme. Das wäre in meinen Augen aber unanständig gewesen.“
Die Freien Wähler beziehungsweise die UWV seien ihm jedenfalls nicht fremd. „Es gab immer Gespräche und besonders in Markranstädt eine angenehme Arbeitsatmosphäre zwischen AfD und örtlichen Freien Wählern.“ Auch wenn die Freien Wähler auf Bundesebene eine Koalition mit der AfD per Beschluss ausschließen, bedeute das zudem nicht, dass davon auch ehemalige AfD-Mitglieder wie er betroffen seien.
Matthias Berger hat keine Berührungsängste
Der Grimmaer OBM Matthias Berger, prominentester Vertreter der UWV und Spitzenkandidat der Freien Wähler für die Landtagswahl, kann an der Personalie Walther ebenfalls nichts Negatives finden. „Der Mann hat sich auf den Weg gemacht, seine politischen Prioritäten neu zu ordnen. Im Übrigen: Mit Lars Herrmann sitzt ein ehemaliger AfD-Bundestagsabgeordneter inzwischen für die CDU im Kreistag. Daran stößt sich doch auch keiner.“
Weitere Zugpferde auf der UWV-Liste sind neben Berger die Bürgermeister Jörg Zetzsche (Regis-Breitingen), Maik Schramm (Kitzscher), Frank Rudolph (Geithain), Michael Hultsch (Bad Lausick), Jürgen Kretschel (Parthenstein), Matthias Kauerauf (Otterwisch) sowie erstmals Robert Zillmann (Colditz) und Guido Mai (Belgershain).
Als verlässliche Zugpferde hatten sich stets auch ehemalige Stadtchefs erwiesen, von denen Uwe Herrmann aus Naunhof und Matthias Schmiedel aus Colditz wieder auf der Liste auftauchen.