Demo in Chemnitz: Mit Friedenstauben und Marschtrommeln durch die Stadt

Eine aus den Corona-Protesten hervorgegangene Gruppierung hat in Chemnitz zu einem eigenen Ostermarsch aufgerufen. Erster Redner war ein langjähriger NPD-Politiker und Mitbegründer der rechtsextremen „Freien Sachsen“. Er präsentierte seine eigenen Thesen und warb um weitere Zuzüge der besonderen Art nach Sachsen.

In Chemnitz haben sich am Ostermontag mehrere Hundert Menschen zu einer Demonstration gegen die aktuelle Politik in Bund und Land zusammengefunden. Sie ziehen mit Friedenstauben-Fahnen und Marschtrommeln durch einige Viertel am Rande des Stadtzentrums. Aufgerufen hat die Gruppierung „Chemnitz steht auf“, die sich während der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen formiert hat.

Hauptredner der Auftaktkundgebung am Karl-Marx-Monument war Stefan Hartung aus dem Erzgebirge. Der langjährige NPD-Politiker und Mitbegründer der rechtsextremen Vereinigung „Freien Sachsen“ warnte vor einem angeblich drohenden „totalen Krieg gegen die Freiheit“. Es sei seiner Ansicht nach nicht auszuschließen, dass Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, künftig im Winter frieren müssten, weil ihnen die Heizung heruntergeregelt werde. Auch wer künftig kein Elektro-Auto fahren wolle, müsse möglicherweise mit Konsequenzen rechnen, äußerte er.

Hartung warb dafür, dass Sachsen sich „freimachen“ müsse von „Fremdherrschaft“ und vom „Wahnsinn aus Berlin“. Da mit den meisten „Mitbürgern im Westen“ seiner Erfahrung nach wohl kaum noch politische Veränderungen zu erreichen seien, rief er dazu auf, dass jene, die dort „noch bei klarem Verstand“ seien, nach Sachsen ziehen und sich hier politisch engagieren. „Kommt nach Sachsen und helft uns!“, sagte er unter dem Applaus der Anwesenden.

Ein weiterer Redner war Ulrich Oehme, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Chemnitzer AfD-Kreisverbandes. Er zeigte sich erfreut, auf der Demonstration zahlreiche bekannte Gesichter von Pegida und den Corona-Demos wiederzusehen.

Wegen der Demonstration kommt es in der Chemnitzer Innenstadt nach Angaben des Rathauses bis in den frühen Montagnachmittag hinein rund um die Brückenstraße zu Behinderungen. Es wird empfohlen, den Bereich über die Straße der Nationen, Georgstraße und Mühlenstraße zu umfahren. Die Polizei ist mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort.


Rechte Demo in Chemnitz: Staatsschutz prüft Ermittlungen nach Redebeitrag

Ein Aktivist der „Identitären Bewegung“ war bereits kurz nach der Abschlusskundgebung von Beamten zu einem Einsatzfahrzeug gebracht worden.

Eine Demonstration von Kritikern der aktuellen Politik in Bund und Land am Ostermontag in Chemnitz hat möglicherweise ein Nachspiel. Die Polizei prüft Äußerungen eines Redners auf der Abschlusskundgebung am Karl-Marx-Monument. Deren Inhalte würden nun durch das Staatsschutzdezernat der Polizeidirektion Chemnitz auf eine mögliche strafrechtliche Relevanz untersucht, sagte eine Polizeisprecherin der „Freien Presse“. Der betreffende Redner sei bereits im Nachgang der Versammlung einer Identitätsfeststellung unterzogen worden.

Videoaufnahmen im Netz zeigen, wie mehrere Beamte den jungen Mann zu einem Einsatzfahrzeug führen. Dabei handelt es sich nach Informationen der „Freien Presse“ um einen Aktivisten der „Identitären Bewegung“ aus Ostsachsen. Die Vereinigung wird vom Verfassungsschutz seit mehreren Jahren als rechtsextremistische Bestrebung beobachtet.

Zu der Demonstration am Montag hatte die Gruppierung „Chemnitz steht auf“ aufgerufen. Sie war während der Proteste gegen die Coronamaßnahmen entstanden. An ihrem von Trommlern angeführten „Ostermarsch“ hatten sich mehrere Hundert Menschen beteiligt. Als weitere Redner traten der Vizechef der AfD in Chemnitz Ulrich Oehme sowie der langjährige NPD-Politiker und Mitbegründer der rechtsextremen Vereinigung „Freie Sachsen“ Stefan Hartung auf.