Antifaschistische Kaffeefahrten in Sachsen: „Nazis und der Dichter Joachim Ringelnatz“ (Wurzen)

Im Rahmen der Antifaschistischen Kaffeefahrten in Sachsen waren wir auch in Wurzen. Hier wurde folgender kultureller Beitrag vorgetragen:

Tourismusinfo Wurzen: „Wir begrüßen Sie als Gäste der Stadt Wurzen recht herzlich!“

Es heben sich vernebelt braun
Der Wurzner Dom aus dem klaren Weiß,
Und aus dem Weiß ragt braun ein Zaun,
Steht eine Reichskriegsfahne wie ein Steiß.
Ein Adler fliegt, so schwarz und scharf,
Wie ihn kein Maler malen darf,
Wenn er’s nicht etwas kann.
Ich stapfe einsam durch den Matsch.
Vielleicht steht rechts am Sonnenstudio ein Freier Sachse
Und denkt: Dort geht der heilige Wenzel.

Wikipedia: „Wurzen ist eine Große Kreisstadt im Nordosten des Landkreises Leipzig in Sachsen. Die Stadt ist seit 900 Jahren Domstadt und damit zugleich Zentrum und Namensgeberin des Wurzener Landes. Als Geburtsort des Dichters Joachim Ringelnatz führt die Stadt inoffiziell den Beinamen Ringelnatzstadt. Das Wappen Wurzens zeigt in schwarz ein nach links springendes goldenes Pferd, rot gezäumt und mit roter Satteldecke, es trägt einen goldenen Reiter mit Hut und Bischofsstab. Bei der Person handelt es sich um den heiligen Wenzel.“

Theodor Heuss über Ringelnatz: „Sein eigentliches künstlerisches Element war die Sprachphantastik, das erfinderische Spiel des Wortes, das er mit handwerklichem Sinn für Farbe und Kraft behandelte.“

Es folgt der lyrische Schlag in die Magengrube. Stumpfsinn in Versen und Schlagzeilen. nice

„Wir wollen keine Ausländerbabys mehr“
„National Socialist Action“
„Neonazis greifen Journalisten mit Waffen an“
„Zecken schlachten“
„Wurzener machten Jagd auf Geflüchtete und stürmten Unterkunft“
„Es ist auf jeden Fall schwierig hier in Wurzen“
„Neonaziangriff auf Demokratiezentrum in Wurzen“
„Neonazis setzen auf Tarnlisten bei den Kommunalwahlen“
„60 “besorgte“ Wurzener wollen Flüchtlinge angreifen“
„Leben mit Rechten in Wurzen“
„Sommersonnenwende im Umland und Führers Geburtstag mit Partys im Jugendclub“
„Multikulti Endstation“

So kann es nun nicht weitergehn!
Das, was besteht, muß weichen.
Wenn wir uns bald wiedersehn,
Muß irgendwas geschehn.
Was wir dann auf die Spitze treiben.
Was – was auf der Spitze tut?
Gewiß nicht Plattitüden.
Denn was rechts der Mulde ruht,
Wird nicht so leicht ermüden.

Wikipedia: Stärker als in anderen vergleichbaren Kommunen Ostdeutschlands hat die rechtsradikale Szene seit den 1990er Jahren in der Stadt insbesondere bei den Jugendlichen Einfluss erlangt.
Der Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz des Freistaates Sachsen, Eckehard Dietrich, stufte Wurzen 1996 als das „wohl wichtigste Zentrum der Neonazis in Deutschland“ ein. Die Stadt war wiederholt Schauplatz von tätlichen und bewaffneten Übergriffen auf Migranten, Journalisten und politisch eher links stehende Politiker. Aktivisten zählen mehrere hunderte Vorfälle aus den letzten 20 Jahren. Auch Übergriffe in benachbarten Städten werden mitunter von der Wurzener Szene aus geplant und personell unterstützt. Bedeutung haben dabei auch Sporteinrichtungen, die eine Kampfausbildung bieten.
Das Netzwerk für Demokratische Kultur, die Standortinitiative Wurzen, die Kirchgemeinden und die Stadtverwaltung engagieren sich gegen die verschiedentlich durch die Medien gehende Konzentration rechter Gewalt in Wurzen und sind deshalb selbst rechter Gewalt ausgesetzt. Gleichwohl stellt die rechte Gewalt ein anhaltendes Problem für die Stadt dar.  Beklagt wird dabei auch die Zurückhaltung der Polizei und der Justiz bei der Wahrnehmung und Verfolgung rechter Straftaten.

Auf einer Bank am Wurzner Dom
Zu zweit im Regen sitzen,
Ist blöd. Mut, Anna! Schreibe bald!
Dein Arthur! (Remember Antifa).

Vermummte überfallen Rechtsextreme an Bahnhof //
Wie das Landeskriminalamt  am Montag mitteilte, waren die fünf Personen im Alter von 16 bis 36 Jahren am Samstagabend mit dem Zug aus Dresden gekommen. Dort hatten sie an einer NPD-Demo teilgenommen.
Nach Verlassen der Regionalbahn habe dann eine unbekannte Zahl Vermummter die Gruppe überfallen. Vier der fünf Personen wurden leicht verletzt und ambulant medizinisch versorgt.

In der Faschosphäre,
Links vom Netto, führt ein Gang
Sieben Kilometer lang
bis zum Wurzner Bahnhof.
Dort erkennt man weit und breit
Nichts. Denn dort herrscht Dunkelheit.
Wenn man da die Augen schließt
und sich als dann selbst erschießt,
Dann erinnert man sich gern
An den deutschen Abendstern.

der Wurzner Abendstern fährt zum Trauermarsch nach Dresden. Bomber Ringelnatz, do it again!
Whatsapp Status: Dresden wir kommen!
(Achtung Leute, jetzt kommt die Doppeldeutigkeit, wir zitieren aus der Zeugenaussage von Ben Heller vom OLG Dresden, als Cedric & Friends beim Trauermarsch waren)
also:
der Wurzner Abendstern fährt zum Trauermarsch nach Dresden. Bomber Ringelnatz, do it again!
Whatsapp Status: Dräsdn, mir gommn!
Ich hab mich mit meinen Jungs in Wurzen getroffen, und dann sind wir zusammen nach Dresden gefahren. Dann waren wir dort auf der Demo, dann war die Demo zuende, naja dann sind wir wieder zurückgefahren. Dann sind wir in Wurzen ausgestiegen und wollten eigentlich zum Netto, da sind wir überfallen worden.
Mit wem verabredet?
Mit Lucas und Ben
Zahner und Heller?
Ja und Cedric.
Und Cedric Scholz. Jonas, Tobias und Matscher waren auch dabei

Lucas Zahner und Ben Hannes Heller und Cedric Scholz und Karl Jonas Kaden und Benjamin Schwelnus.
Im Regionalexpress 50, sitzt Enrico Böhm. Zwischenhalt in Kühren, Dresscode Cargohose.

… und nach dem Wurzner Bahnhof schnell zu Kaufland, Bier trinken, Leute jagen und im D5 die Scheiben einwerfen.
Nationaler Sozialismus, rechts der Mulde.

Darum, liebe Antifa,
Dorthin geh, wo die Andern nicht sind,
Domstadt Wurzen, auf dem Abstellgleis