Autonomes Blättchen 47 erschienen
Hallo zusammen,
bei Euch im Infoladen, in gut sortierten Buchläden und hier gibt es das Weihnachts-Blättchen 2021. Viel Spaß beim Lesen!
Hallo,
schön, dass du das Autonome Blättchen gefunden hast und es jetzt in den Händen hältst (Bullen, Spitzel und Geheime sind von dieser freundlichen Anrede selbstverständlich ausgenommen). Hast du daran gedacht, eine kleine Spende zu hinterlassen? Na, dann halt beim nächsten mal. Oder zwischendurch einfach mal nen Fünfer schicken. Wir wollen nämlich nicht in die gleichen Schwierigkeiten kommen, wie die Interim aus Berlin, die gerade wegen Geldmangel nicht erscheinen kann. Wir schicken auf jeden Fall solidarische Grüße und rufen die Berliner_innen auf, nicht nur ans Blättchen zu spenden, sondern wenn möglich zusätzlich noch ein paar Euros der Interim zukommen zu lassen. In dem Zusammenhang wollen wir kurz kryptisch in die Welt posaunen, dass die dreigeteilte Spende vollständig bei uns angekommen ist. Die Spende aus dem hohen Norden auch. Danke dafür!
Wir nutzen dieses Vorwort zunächst, um ein paar Worte darüber zu verlieren, wie wir die Funktion dieses Zeitungsprojektes im autonomen / anarchistischen / linksradikalen Diskurs sehen:
Seit ein paar Ausgaben sind wir als Redaktionskollektiv verstärkt damit konfrontiert, dass Leute sagen: Wir legen das Blättchen nicht mehr aus, wenn weiter solche Artikel erscheinen. Oder: Wir unterstützen das Blättchen nicht mehr, wenn weiterhin Texte von dieser Gruppe veröffentlicht werden. Oder: Im Blättchen stehen Verschwörungstheorien, wir spenden nichts mehr. Ehrlich gesagt, finden wir das ganz schön erschreckend.
Auch wir finden nicht alle Texte die wir veröffentlichen, toll. In fast jeder Ausgabe sind Texte, deren inhaltliche Position wir nicht teilen. Aber wir sind kein Parteiblatt und kein Zentralorgan irgendeiner Organisation. Wir sind autonome Anarchist_innen, die eine Zeitung für alle erarbeiten und zusammenstellen, die sich dem undogmatischen autonomen Spektrum zugehörig fühlen – und für alle, die unsere Meinungen und Diskurse mitkriegen wollen. Es gibt aber recht unterschiedliche Strömungen innerhalb der radikalen Linken und auch Einige, die sich gar nicht mehr so bezeichnen würden, aber trotzdem das Blättchen lesen und Texte schreiben und schicken.
Wir haben unsere Aufgabe immer so gesehen, den verschiedenen Strömungen unseres politischen Spektrums ein Sprachrohr zu bieten, damit nicht nur Infos bekannt gegeben, sondern Diskussionen überregional im ganzen deutschsprachigem Raum geführt werden können. Das Autonome Blättchen war nie eine reine Zettelsammlung zugeschickter und bereits im Netz veröffentlichter Texte. Wir fanden es immer richtig, für eine inhaltliche Mischung zu sorgen und auch verschiedene Arten von Texten im Heft zu haben. Also kurze Aktionserklärungen, lange inhaltliche Beiträge, Fachtexte etc. Extra für das Blättchen geschriebene, zugeschickte Texte kommen fast immer rein. Damit ihr eine interessante Ausgabe in den Händen halten könnt, müssen wir jedoch aussortieren.
Wenn ihr wüsstet, was man uns so zuschickt… Da ist manch Wirres dabei, viele langweilige Standard-Pressemitteilungen, zum Erscheinungsdatum veraltete Aufrufe – und manchmal zu einem Thema 5 Texte von einem einzigen politischen Zusammenhang. Manchmal auch Texte, deren Meinung wir grundsätzlich politisch falsch finden (z.B. den Aufruf, Impfzentren abzufackeln). Wir sortieren also alles Zugeschickte und Rausgesuchte, bilden uns eine Meinung, verwerfen Texte oder versuchen noch dringend welche zu einem Thema zu finden, das uns wichtig scheint. So finden sich in jeder Ausgabe Artikel die wir selbst geschrieben oder angefragt haben, zugeschickte Texte und von uns aus dem Netz geholte. Dabei priorisieren wir immer die Texte, die uns zugeschickt wurden (wenn sie nicht bereits überall im Internet kursieren).
Wir machen eine redaktionelle Arbeit. Das gibt uns bezüglich der Textauswahl leider eine gewisse Machtposition; gerade weil das Blättchen recht weit verbreitet ist und in militanten Kreisen viel gelesen und diskutiert wird. Das ist uns klar. Wir versuchen dieser Verantwortung gerecht zu werden, indem wir, wie schon gesagt, den zugeschickten Artikeln Vorrang einräumen. Wenn dann Leute beleidigt sind, weil wir in einer Ausgabe nicht alle ihre Artikel zum gleichen Thema veröffentlicht haben, finden wir das grotesk. Aber ebenso ärgert es uns, wenn Leute das Blättchen dissen, weil ihnen einzelne Texte nicht passen. Wir finden es gut, wenn, Antworten auf umstrittene Texte geschrieben werden, dass es eine lebendige inhaltliche Auseinandersetzung gibt. Stattdessen das Blättchen nicht mehr und wollen es nicht mehr unterstützen. Wenn ihr einen Text richtig scheiße findet, habt ihr jederzeit die Möglichkeit und eine Entgegnung zu schicken. Wir hatten in den letzten Jahren immer wieder erkenntnisreiche Debatten im Heft. Wir erinnern z.B. an die Debatte über die Faschisierung der Gesellschaft nach dem Auffliegen der Hannibal-Gruppe und an die Diskussion über den Sinn von Aktionsbekennungen. Das ist uns eigentlich der wichtigste Punkt: Antwortet inhaltlich, wenn ihr einen Text scheiße findet und zieht nicht unmittelbar Konsequenzen, die die Debatte abbrechen lassen.
Uns scheint, dass es viele nur noch gewöhnt sind, unliebsame Meinungen wegzuwischen. Das geht super auf dem Smartphone, aber nicht in der gesellschaftlichen und politischen Realität. Wir sollten daran arbeiten, Meinungen auszuhalten, die wir nicht teilen, und uns in die Auseinandersetzung zu begeben. Wir wollen keine Zeitung machen, die nur unsere eigene Meinung widerspiegelt. Dies wäre das Ende unserer politischen Debatten. Auch in Bezug auf diese Zeilen gilt: die Rolle autonomer, analoger Medien ist diskutierbar. Auch die Art, wie sie gemacht werden.
Wir werden uns bemühen, ausführlicher zu begründen, warum wir zugeschickte Texte nicht veröffentlichen. Aber wir werden nicht zu jedem potentiell umstrittenen Text sagen, warum wir ihn reinnehmen. Das würde uns überfordern, weil wir dann jeden Text öffentlich kommentieren und bewerten müssten. Das werden wir nicht machen.
Nachdem das gesagt wurde, möchten wir uns aber auch nochmal für den Zuspruch, die aufmunternden Worte, die lieben Grüße und Spenden bedanken. Genug der Nabelschau. Es gibt noch andere Themen für dieses Vorwort.
Wir wundern uns über die Stille, angesichts dessen, dass an der EU-Grenze tausende Menschen unter elendigsten Bedingungen versuchen, die Grenze zu überwinden. Der sächsische Ministerpräsident sagt, dass die Gesellschaft die Bilder der frierenden und sterbenden Menschen an den EU-Außengrenzen aushalten müssen. Halten wir das aus? Die weltweiten Kriege und Zerstörungen, sowie die Klimakrise und das Sterben der Menschen an den EU-Grenzen bleiben weiterhin Normalität. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann scharf geschossen wird. Vor 6 Jahren gab es noch Empörung, als Alice Weidel von der AfD das forderte. Das wäre heute anders. Die rechte polnische Regierung bekommt das volle Lob der Regierenden für ihre menschverachtendes Vorgehen. Das ist EU-Normalität – genau wie das Schweigen – unser Schweigen, euer Schweigen. Wir wissen, dass wir uns zum Teil dieser Herrschaft machen. Es gilt nach wie vor: wer schweigt, stimmt zu. Was tun? Schreibt uns eure Ansichten.
Und dann noch Kontaktdatensammlungen in unsere Zentren, 2G-Kontrollen und sicherheitsstaatlicher Umgang mit einer Krankheit – auch in unseren Strukturen. Das wird ein düsterer Winter werden, wenn auch in unseren Kreisen die Sinnhaftigkeit der Impfung mit der Sinnhaftigkeit einer Pflicht zum Impfen und deren Kontrolle verwechselt wird. Wenn sich wenigstens die Klimabewegung radikalisieren würde. Aber vielleicht passiert da schon mehr, als für uns sichtbar ist? Schickt uns eure Einschätzung dazu.
Da es immer noch Probleme gibt, uns über die Seite autonomesblaettchen.noblogs.org zu kontaktieren, bitten wir Euch das Kontaktfenster auf unserer (zweiten) Seite autonomesblaettchen.blackblogs.org zu nutzen. Dort unter „Kontakt“ einfach euren Text reinkopieren und auf „Abschicken“ klicken. Weiterhin könnt ihr auch eine mail an autonomes-blaettchen@nadir.org schicken.
Inhalt:
Editorial
Angriff auf Gorillas Lagerhaus
Landräuber*innen aus der Deckung jagen!
Etappensieg der Bäuer*innen in Indien
Fahrlässige Tötung an der EU-Außengrenze
Neue Aufbrüche in Nordafrika
CDU entwaffnen – Ein CDU-Politiker drückt ab
Solidarität mit Jo und Dy
Knast angegriffen! Free Jo & Dy!
Communiqués verfassen – ja oder nein?
Gekappte Verbindungen
Über den Moment hinaus
Offener Brief
Zur Operation Sibilla
Internationalismus lässt sich nicht verbieten
Leipzig: Peilsender und Wanze in Auto entdeckt
Kieswerk geht in Flammen auf
600 Meter Förderband in Kiesgrube gehen in Flammen auf
Greenwashing der Atomenergie
[K] Feuer für Strabag
Von einer Schwachstelle zur nächsten
Bevölkerungsmangement
„Was wir wollen – mehr Kontrollen“?
Trient: Versammlung nach dem Generalstreik
Hinnehmen oder durchdrehen?
„Der Green Pass ist ein reines Propagandainstrument“
zum Abschluss
on my way to tokyo
https://autonomesblaettchen.noblogs.org/