Über 200 Ermittlungsverfahren nach Einsatz des „Adenauer-Bus“ in Döbeln Beim CSD in Döbeln wurde der Protestbus „Adenauer SRP+“ wegen gravierender Mängel gestoppt.

Ein umstrittener Protest-Bus des „Zentrums für politische Schönheit“ wurde beim CSD in Döbeln aus dem Verkehr gezogen, der leitende Beamte wird heftig kritisiert. Nun ermittelt die Polizei wegen technischer Mängel und hunderter mutmaßlicher Straftaten im Netz.

Die Polizei hat im Zusammenhang mit dem sogenannten „Adenauer-Bus“ des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS), einem Zusammenschluss von Künstlern und Kreativen, mehr als 200 Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Der sogenannte Protestbus „Adenauer SRP+“ war am 20. September beim Christopher Street Day in Döbeln wegen gravierender technischer Mängel sichergestellt worden. Dort sollte er eigentlich als dritter Lautsprecherwagen zum Einsatz kommen.

Ein Gutachten der Dekra stufte den Bus als verkehrsunsicher ein. Die festgestellten Mängel betrafen unter anderem Lichtanlagen, beschädigte Scheiben und bewegliche Aufbauten. Die Zulassungsbehörde Berlin setzte das Fahrzeug außer Betrieb, was durch die Polizei in Chemnitz am 29. September umgesetzt wurde.

Polizeihauptkommissar im Visier bei Kommentaren

Mittlerweile wurde der Transport des außer Betrieb gesetzten Busses organisiert und durchgeführt – auf Veranlassung des Halters. Parallel dazu hat sich die Kriminalpolizeiinspektion Chemnitz mit den Geschehnissen rund um den Bus befasst. Insbesondere wurden hunderte Beiträge in sozialen Netzwerken analysiert, die sich gegen einen Polizeihauptkommissar richten, der die Kontrolle am 20. September maßgeblich durchgeführt hatte.

In über 200 Beiträgen oder Kommentaren besteht nach Einschätzung der Ermittler der Anfangsverdacht einer Straftat. Die Vorwürfe reichen von Bedrohung und Beleidigung über Verleumdung bis hin zu Aufforderungen zu Straftaten, falscher Verdächtigung und Verstößen gegen das Kunsturhebergesetz.

Für die Ermittlungen wurde eine vierköpfige Ermittlungsgruppe beim Dezernat Staatsschutz eingerichtet. Diese steht in engem Kontakt mit der Staatsanwaltschaft Chemnitz, die aktuell die rechtliche Bewertung der Fälle vornimmt. Das Ergebnis dieser Prüfung steht noch aus. Das Monitoring der Netzaktivitäten läuft unterdessen weiter.

Weitere Verfahren gegen Halter und Fahrerin

Neben den Online-Ermittlungen wurden auch Verfahren gegen den Halter des Protestbusses und gegen die Fahrerin eingeleitet, die das Fahrzeug am 20. September gelenkt hatte. Die Polizei wirft ihnen Verstöße gegen das Fahrpersonalgesetz und die Fahrpersonalverordnung vor. Zudem ist ein Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen der erloschenen Betriebserlaubnis anhängig. Die Entscheidung liegt bei der Bußgeldstelle des Landkreises Mittelsachsen.

Der umgebaute Gefangenentransporter, ausgestattet mit Soundanlage, Drucklufthörnern und Luftschutzsirenen, sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Aufmerksamkeit, zuletzt bei dem ARD-Sommerinterview mit Alice Weidel. Über die Lautsprecherboxen des Busses wurde Musik so laut abgespielt, dass das Interview erheblich gestört wurde.

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Polizeidirektion Chemnitz
Pressesprecherin Jana Ulbricht

Dutzende Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit dem sogenannten Mercedes-Bus »Adenauer SRP+« eingeleitet

Zeit: 10.10.2025
Ort: Chemnitz und Döbeln

(3483) Am 20.09.2025 beschlagnahmten Polizisten im Zuge des Versammlungsgeschehens um den »Christopher Street Day« in Döbeln den als Protestbus bekannten »Adenauer SRP+« wegen erheblicher technischer Mängel. Dieser war an jenem Tag fahrend auf der
B 169 festgestellt und kontrolliert worden (siehe Medieninformation Nr. 412, https://medienservice.sachsen.de/medien/news/1090736). Nachdem ein unabhängiger Gutachter der DEKRA Chemnitz am 26.09.2025 sowie am 29.09.2025 im und am Kraftomnibus Mercedes eine Bestandsaufnahme zur Begutachtung des Fahrzeugs durchgeführt hatte, stufte er das Fahrzeug als verkehrsunsicher ein. Die festgestellten Mängel am Kraftomnibus betrafen im Wesentlichen Lichtanlagen auf dem Dach, Schäden an Scheiben sowie bewegliche Aufbauten, die die Fahrzeughöhe sowie -breite unzulässig verändern und Auswirkungen auf die Stabilität des Fahrzeugs haben. Die zuständige Kfz-Zulassungsbehörde Berlin setzte den Bus außer Betrieb, was durch Beamte der Verkehrspolizeiinspektion Chemnitz am 29.09.2025 durchgesetzt wurde (siehe Medieninformation Nr. 429, https://medienservice.sachsen.de/medien/news/1090989).

Mittlerweile wurde der durch den Halter organisierte Transport des verkehrsunsicheren Busses realisiert. Zwischenzeitlich hatte sich im Besonderen auch die Kriminalpolizeiinspektion Chemnitz mit den Entwicklungen rund um den Protestbus beschäftigt. Konkret sichteten Ermittler hunderte Posts und Nutzerkommentare in den sozialen Netzwerken, die sich in der Hauptsache und mannigfaltigen Ausprägungen gegen einen Polizeihauptkommissar richteten, der die Verkehrskontrolle am 20.09.2025 maßgeblich durchgeführt hatte. Im Ergebnis der umfassenden Prüfung wurden über 200 (Stand: 02.10.2025) relevante Veröffentlichungen bzw. Kommentare im Internet festgestellt, bei denen der Anfangsverdacht einer Straftat besteht. Dabei handelt es sich nach Einschätzung der Kriminalisten im Wesentlichen um folgende Straftatbestände:

– Öffentliches Auffordern zu Straftaten
– Verleumdung
– Bedrohung
– Verhetzende Beleidigung
– Beleidigung
– Falsche Verdächtigung
– Üble Nachrede
– Verstoß gegen das Kunsturhebergesetz
– Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes

Eine eigens beim Dezernat Staatsschutz angesiedelte, vierköpfige Ermittlungsgruppe steht bereits im engen Austausch mit der Staatsanwaltschaft Chemnitz. Seitens der Justizbehörde erfolgt gegenwärtig eine umfassende strafrechtliche Würdigung der mehr als
200 Sachverhalte. Das Ergebnis ist derzeit noch ausstehend. Ungeachtet dessen läuft das Monitoring der Ermittlungsgruppe in den sozialen Netzwerken fort.

Neben dem am 20.09.2025 eingeleiteten Ordnungswidrigkeitenverfahren (erloschene Betriebserlaubnis des Kraftomnibusses), über welches final die Bußgeldstelle des Landkreises Mittelsachsen entscheiden muss, hat die Verkehrspolizeiinspektion Chemnitz zudem eigenständige Ermittlungen aufgenommen. So wird gegen den Halter des Protestbusses und gegen die am 20.09.2025 auf der B 169 festgestellte Fahrerin wegen zahlreicher Verstöße gegen das Fahrpersonalgesetz bzw. die Fahrpersonalverordnung ermittelt.