Fristlose Kündigung: Rassistische Anzeige in Sebnitzer Amtsblatt hat erste Folgen

Ein Sebnitzer Dachdeckermeister sucht per Anzeige im Amtsblatt Auszubildende – mit menschenverachtender Einschränkung. Der Verlag hat nun reagiert. Auch die Handwerkskammer schaltet sich ein.

Die menschenverachtende Anzeige eines Dachdeckermeisters im Amtsblatt der sächsischen Stadt Sebnitz hat Konsequenzen. Der zuständige Verlag Linus Wittich Medien KG entließ den für das Amtsblatt verantwortlichen Mitarbeiter mit sofortiger Wirkung.

„Arbeitsrechtliche Konsequenzen hat das Medienhaus in Form einer fristlosen Kündigung umgesetzt“, teilte der Verlag in einer schriftlichen Stellungnahme auf Facebook mit.

Die Entscheidung sei in der Nacht zu Karfreitag gefallen, sagte Andreas Barschtipan, der Geschäftsführer des im brandenburgischen Herzberg (Elster) ansässigen Verlags, dem MDR. Bisher sei noch nicht klar, wie die Anzeige ins Blatt kommen konnte. „Wir hatten im vergangenen Jahr drei Wahlen. Auch da gab es ähnliche Anfragen, die wir immer gelöscht haben. Ich kann mir nicht erklären, warum es diesmal anders war“, so Barschtipan. „Wir werden unsere internen Prozesse umgehend überprüfen und anpassen, um sicherzustellen, dass sich ein solcher Vorfall niemals wiederholt“, kündigte der Verlag in der Stellungnahme an.

„Keine Hakennasen, Bimbos oder Zeppelträger“

In einer Anzeige zum 30-jährigen Jubiläum seiner Firma stellte der Sebnitzer Dachdeckermeister Ronney W. ab 2026 einen Ausbildungsplatz in Aussicht, schloss als Bewerber aber „Hakennasen, Bimbos oder Zeppelträger“ aus. Bei den Begriffen handelt es sich um abwertende Bezeichnungen für Juden und Menschen mit dunkler Hautfarbe. Was sich hinter „Zeppelträger“ verbirgt, ist nicht ganz klar. Vermutungen reichen von Muslimen über Männern mit Zopf bis zu Corona-Masken-Trägern.

Für eine Stellungnahme dieser Redaktion war Ronney W. bisher nicht erreichbar. Der Bild-Zeitung sagte der Dachdeckermeister: „Den Text habe ich ersonnen. Vielleicht habe ich es etwas übertrieben, aber das Land und seine Politik treibt mich dazu.“ Das Benehmen vieler Menschen, „die in unser Land kommen“ hätten ihn dazu bewogen. „Vielleicht hätte ich es so nicht formuliert, wenn mich der Anzeigenverkäufer darauf aufmerksam gemacht hätte.“

Die Anzeige löste deutschlandweit Empörung aus und wurde auch von überregionalen Medien thematisiert. Die Sebnitzer Stadtverwaltung stellte Strafanzeige gegen den Verfasser und den Verlag, der sich für den Fehler entschuldigte. Der Verlag stellte zudem klar, dass er „mit sofortiger Wirkung sämtliche Geschäftsbeziehungen zu dem betreffenden Gewerbekunden aufgekündigt“ habe und sich weitere rechtliche Schritte vorbehalte.

Dachdeckerbetrieb wird von der Handwerkskammer überprüft

Auch die Handwerkskammer Dresden distanzierte sich am Wochenende. Sie wende sich als Organisation für alle rechtschaffenen und weltoffenen Handwerker gegen jede Form von Diskriminierung, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Die Branche habe sich in einem Klima der Weltoffenheit und Vielfalt immer positiv entwickelt. „Hier arbeiteten Menschen unterschiedlicher Herkunft und Nationalität, die unser Land am Laufen halten.“ Die Firma in Sebnitz, deren Chef bisher nicht erreicht worden sei, werde bezüglich ihrer Eignung als Ausbildungsbetrieb angehört.

Sachsens Linke rief für Ostermontag ab 10.30 Uhr auf dem Markt zu einer Demonstration gegen Rassismus in der Stadt auf, die wegen ihrer Kunstblumentradition bekannt ist und im September den „Tag der Sachsen“ ausrichten will. (mit dpa)