Veranstalter des CSD in Bautzen sagen Aftershow aus Sicherheitsgründen ab
Am 10. August findet in Bautzen der zweite Christopher Street Day statt. Das ruft auch Gegner der Veranstaltung auf den Plan. Wie Organisatoren und Polizei reagieren.
Den Veranstaltern des Christopher Street Days (CSD) in Bautzen ist die Entscheidung nicht leichtgefallen. „Eigentlich sollte nach dem CSD eine Aftershow mit Musik und Infoständen bis 21 Uhr stattfinden. Aber wir haben uns entschieden, diese aufgrund der Sicherheitslage und der starken Mobilisierung gegen den CSD abzusagen“, sagt Mitorganisator Jonas Löschau wenige Tage vor dem zweiten Bautzener CSD.
Dieser findet am 10. August 2024 in der Bautzener Innenstadt statt. Der angemeldete Umzug startet um 14 Uhr an der Maria-und-Martha-Kirche. Die genaue Route geben die Veranstalter – ebenfalls aus Sicherheitsgründen – nicht bekannt.
Das queere Netzwerk will mit dem CSD unter anderem zeigen, dass Bautzen bunt, tolerant und solidarisch ist. Doch rechtsextremistische Gruppen wollen die Veranstaltung stören und rufen dazu auf, am 10. August nach Bautzen zu kommen. Dazu gehört etwa die gewaltbereite „Elblandrevolte“ aus Dresden und Umgebung.
Zwei rechte Gegendemos zum Bautzener CSD angemeldet
Zudem haben die rechtsextremistischen Freien Sachsen eine Gegendemo mit bis zu 50 Teilnehmern unter dem Motto „Vater, Mutter, Kinder – Für den Schutz der traditionellen Familie. Nein zum CSD“ für die Zeit von 15 bis 18 Uhr auf dem Kornmarkt angemeldet. Eine zweite Gegendemo mit bis zu 200 Personen wurde für die Bautzener Innenstadt bei der Versammlungsbehörde für 13.30 bis 17 Uhr unter dem Motto „Gegen Genderpropaganda und Identitätsverweigerung!!!“ angezeigt. Anmelder ist laut Informationen von Sächsische.de ein Rechtsextremist aus Bautzen.
Das queere Netzwerk beobachtet die Lage und die rechtsextremistische Mobilisierung sehr aufmerksam. „Der martialische Ton, die Schärfe und die Breite sind erschreckend. Das haben wir in dieser Qualität in Bautzen noch nicht gehabt“, sagt Jonas Löschau. Dies sei alarmierend. Demnach haben sich nicht nur CSD-Gegner aus Bautzen, sondern etwa auch aus Dresden, Hoyerswerda und Görlitz angekündigt.
CSD-Veranstalter in Bautzen: Lassen uns nicht provozieren
Die CSD-Organisatoren stehen deshalb auch in engem Kontakt mit der Polizei. Der Einsatz sei gut vorbereitet, der CSD sowie die An- und Abreise der Teilnehmer abgesichert. „Deshalb sind wir zuversichtlich, konzentrieren uns auf unsere Botschaft und gehen nicht auf Provokationen ein“, sagt Jonas Löschau.
Er ruft CSD-Teilnehmer dazu auf, sich bei Störungen oder möglichen Angriffen an die Ordner des CSD oder die Polizei zu wenden. Und er wünscht sich, dass viele Menschen kommen. Denn Masse schaffe Sicherheit. Auch die Teilnahme nicht queerer Menschen sei wichtig. „Es ist irre und erschreckend, dass eine friedliche Demo, die um Toleranz wirbt, so eine Gegenmobilität auslöst. Das ist ein Angriff auf unsere pluralistische Gesellschaft.“ Auf dem Portal „Indymedia“ gibt es bereits einen Aufruf, den CSD in Bautzen zu unterstützen.
Die Polizei wollte sich gegenüber Sächsische.de nicht konkret zu ihrem Sicherheitskonzept für den 10. August in Bautzen äußern. „Die Polizei hat eine entsprechende Lagebewertung durchgeführt und wird mit eigenen und zugeordneten Polizeikräften das Grundrecht der Versammlungsfreiheit aller angezeigten Versammlungen gewährleisten. Auch die An- und Abreise der Versammlungsteilnehmer wird überwacht“, sagt Anja Leuschner, Sprecherin der Polizeidirektion Görlitz.
Am ersten CSD in Bautzen hatten im Juli 2023 rund 350 Menschen teilgenommen. Damals versuchten etwa 30 Personen, den CSD zu stören. Ordner der Versammlung und die Polizei hatten dies aber weitestgehend verhindert.
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10.08.2024
Rechte Proteste: Großer Polizeieinsatz beim CSD in Bautzen
In Bautzen steht der CSD unter Polizeischutz. Grund sind rechte Proteste. Nennenswerte Zwischenfälle gab es laut Polizei bisher keine.
Wegen rechtsextremer Proteste ist der Demonstrationszug zum Christopher Street Day (CSD) in Bautzen unter einem großen Polizeiaufgebot gestartet. Zum CSD-Umzug waren nach Polizeiangaben mehr als 1.000 Menschen nach Bautzen gekommen, deutlich mehr als die Veranstalter zunächst erwartet hatten. Nach ersten Polizeiangaben blieb es aber zunächst weitgehend friedlich.
Zeitgleich zum 2. CSD-Umzug in Bautzen war eine Gegendemonstration unter dem Motto „Gegen Gender-Propaganda und Identitätsverwirrung!!!“ angemeldet worden. Auch die rechtsextreme Kleinstpartei Freie Sachsen hatte zu einem Protest aufgerufen.
Ersten Angaben zufolge waren etwa 680 Gegendemonstranten nach Bautzen gekommen. „Als der CSD-Zug an den Gegendemonstranten vorbeiging, wurde es zwar laut, es gab aber keine nennenswerten Zwischenfälle“, sagte eine Polizeisprecherin.
Großer Polizeieinsatz nach Lagebewertung
Nach einer Lagebewertung an den Vortagen war die Polizei mit zahlreichen Einsatzkräften in Bautzen. „Ziel des Polizeieinsatzes ist ein störungsfreier Ablauf der Veranstaltungen“, betonte die Polizeisprecherin.
Neben den Kollegen aus Görlitz und Bautzen seien Beamte der Bundes- und Bereitschaftspolizei im Einsatz, auch mit Hunden. Zur konkreten Anzahl der eingesetzten Kräfte machte sie keine Angaben.
Bereits am Mittag hatte die Bundespolizei ein Aufeinandertreffen beider Gruppen am Dresdner Hauptbahnhof mit einem massiven Einsatz verhindert. Auch am Bautzener Bahnhof wurden die Gegendemonstranten kontrolliert.
Abschlussparty aus Sicherheitsgründen abgesagt
Zuvor hatten die CSD-Veranstalter eine geplante Abschlussparty abgesagt – nach eigenen Angaben aus Sicherheitsgründen. „Eigentlich sollte nach dem CSD eine Aftershow mit Musik und Infoständen bis 21 Uhr stattfinden. Aber wir haben uns entschieden, diese aufgrund der Sicherheitslage und der starken Mobilisierung gegen den CSD abzusagen“, sagt Mitorganisator Jonas Löschau wenige Tage vor dem zweiten Bautzener CSD.
Bitte der Veranstalter: Besser in Gruppen aufhalten
Es sei traurig, dass solche Veranstaltungen immer wieder von der Polizei und privaten Sicherheitskräften abgesichert werden müssten, sagte Löschau, der für die Grünen sowohl im Stadtrat als auch im Kreistag Bautzen sitzt. „Das ist mittlerweile ein Dauerzustand und ein furchtbares Zeichen.“
Nach den Gesprächen mit der Polizei zeigte sich Löschau aber zuversichtlich, dass die Teilnehmenden an dem CSD sicher seien. „Die Polizei wird auch die Anreise und Abreise am Bahnhof begleiten. Trotzdem hatte Löschau den queeren Menschen empfohlen, bei der An- und Abreise nur in Gruppen in der Stadt unterwegs zu sein.
Sachsens Justizministerin erschüttert
Die sächsische Justizministerin Katja Meier sagte, es mache sie fassungslos, dass eine Veranstaltung aufgrund der angespannten Sicherheitslage und der starken rechtsextremen Mobilisierung abgesagt werden müsse. „Hass und Hetze gegen queere Personen sind Ausdruck menschenfeindlicher Ideologien, die keinen Platz in unserer Gesellschaft haben“, betonte die Grünen-Politikerin.
Der Christopher Street Day findet jedes Jahr in vielen Städten in aller Welt statt und erinnert an Ereignisse am 28. Juni 1969: Polizisten stürmten damals die New Yorker Schwulen- und Lesbenbar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street und lösten dadurch mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und Transsexuellen aus. Der CSD soll an die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen erinnern.
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Katja Schäfer 10.08.2024
1.000 Menschen feiern zweiten CSD in Bautzen – unter Polizeischutz
Am Sonnabendnachmittag zog eine Christopher-Street-Day-Parade durch die Bautzener Innenstadt und ließ sich von Gegenaktionen nicht stören. Sächsische.de zeigt hier viele Aufnahmen davon.
Der Gegensatz hätte krasser nicht sein können: Vorn fröhliche Menschen, meist in bunten Sachen, tanzend und singend, Regenbogenfahnen schwenkend. Dahinter fast ausnahmslos schwarz Gekleidete, finster blickend, die Fäuste reckend, mit Reichsfahnen und Fahnen der rechtsextremen Freien Sachsen. Am Sonnabend, dem 10. August 2024, ist die zweite Christopher-Street-Day-Parade (CSD) durch die Bautzener Innenstadt gezogen; gefolgt von einer Gegendemo, zu der vor allem rechte Kräfte mobilisiert hatten.
Rund 500 Teilnehmende hatten die CSD-Organisatoren vom Queeren Netzwerk erwartet – gekommen waren laut Polizeiangaben über 1.000 und damit etwa dreimal so viele wie beim ersten Bautzener CSD im Juli 2023. Sie demonstrierten für Selbstbestimmung, Freiheit und Toleranz. Die Aktion sollte zeigen, dass Bautzen bunt und solidarisch ist, sowie ein Zeichen setzen für die Akzeptanz von allen Menschen, die nicht einem normierten Weltbild entsprechen. „Ich will, dass man sich auch in Bautzen ausleben kann“, begründete Mal Sonnhoff (16) aus Klitten nahe des Bärwalder Sees ihre Teilnahme.
Zuspruch fand der CSD nicht nur aus Bautzen und Umgebung, sondern unter anderem auch aus Leipzig und Dresden. Aus der sächsischen Landeshauptstadt kamen zum Beispiel Linda Preußler (29) und Maximilian Jacob (26). „Wir finden es gut, dass Vielfalt gefeiert wird und wollen Bautzen unterstützen“, sagten sie. Linda ergänzte: „Als Lehrerin habe ich einen Diensteid geleistet, und der besagt, dass ich Verfassung und Recht achte und verteidige. Und weil ich das in Gefahr sehe, bin ich hier.“ Maximilian ist Erzieher. „Ich erkläre den Kindern, dass es verschiedene Formen von Familie gibt, vielfältige Lebensweisen“, berichtete er.
Nicht nur junge Leute reihten sich in die Demo ein. Unter anderem lief auch Kerstin Illigen mit. Die 64-jährige Bautzenerin hatte sich spontan dazu entschieden. „Ich will Flagge zeigen, dass Bautzen anders aussehen kann als nur schwarz und braun.“
Der bunte Zug startete kurz vor 14.30 Uhr auf dem August-Bebel-Platz. Zuvor hatte Mit-Organisator Jonas Löschau mit einer emotionalen Rede auf das Ereignis eingestimmt. „Wir wollen eine wunderbare, bunte, queere Demo haben. Dass sie von so vielen Einsatzkräften abgesichert werden muss, ist eine Schande“, sagte er unter anderem.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Schon um 13 Uhr waren am Bahnhof viele Beamte zu sehen, die die Anreise absicherten. Rund um den August-Bebel-Platz standen gegen 13.30 Uhr rund 20 Polizeifahrzeuge, viele weitere verteilt in der Stadt. Wie viele Kräfte insgesamt im Einsatz waren, dazu machte die Polizei bis Redaktionsschluss am Sonnabend keine Angaben; auch nicht dazu, ob es Zwischenfälle gab. Die Zahl der Teilnehmer an Gegenaktionen bezifferte sie am Sonnabendnachmittag auf rund 680.
Die Strecke der Parade war aus Sicherheitsgründen vorab nicht bekanntgegeben worden. Sie führte zuerst in Richtung Gericht, wo sich Teilnehmer einer Gegendemo, die nach Sächsische.de vorliegenden Informationen von einem Rechtsextremisten aus Bautzen angemeldet worden war, versammelt hatten. Laute Rufe schallten von beiden Seiten hin und her. Doch die Polizei hielt die CSD-Gegner auf Abstand – auch, als sie dem bunten Zug durch die Stadt folgten. Auf der Steinstraße mussten sie lange Zeit warten, bis der queere Zug den Kornmarkt verlassen hatte.
Die dort befürchtete Konfrontation mit einer von den Freien Sachsen angemeldeten Demo unter dem Motto „Vater, Mutter, Kinder – Für den Schutz der traditionellen Familie. Nein zum CSD“ blieb aus. Am Stand der rechtsextremen Kleinstpartei am Rand der „Platte“ hielt sich nur ein Handvoll Leute auf. Ein Redner behauptete per Lautsprecheranlage „Die Mehrheit der Deutschen weiß, dass es nur zwei Geschlechter gibt, dass es nur Mann und Frau gibt“. Doch das fand keine Beachtung. Die CSD-Teilnehmer hörten stattdessen Samara aus Görlitz zu, die eine von denen war, die bei Zwischenstopps der bunten Demo über die Erfahrungen queerer Menschen sprachen.
Kräftiger Beifall galt nicht nur ihr, sondern auch der riesengroßen Regenbogenfahne, die plötzlich am Reichenturm wehte.
Weiter ging der Zug über die Reichenstraße, begleitet von lauter Musik, Seifenblasen und in die Höhe gehaltenen Plakaten und Fahnen, auf denen unter anderem stand: „Kein Mensch ist illegal.“ „Peace.“ „Vielfalt ist alternativlos.“ „Buntes gegen Braunes.“ „Liebe ist alles, was wir brauchen.“ „Studies gegen Rechts.“ Viele Antifa-Anhänger gaben sich durch entsprechende Fahnen zu erkennen.
Auf dem Hauptmarkt wurde eine Botschaft von OB Karsten Vogt (CDU) abgespielt. Darin konstatierte er, dass die Intoleranz in Bautzen seit dem ersten CSD leider größer geworden sei. Er ging auf dem Überfall auf den Jugendclub Kurti ein, bei dem Mitte Juli Besucher von Maskierten geschlagen und getreten worden waren. Solchen Vorfällen stelle sich die Stadt entgegen, so Vogt. In Bautzen solle sich jeder frei entfalten können, unabhängig von der sexuellen Orientierung, davon welche Musik er oder sie höre, welches Moped gefahren werde.
Gegen 17 Uhr löste sich die CSD-Parade auf dem Postplatz auf, nachdem dort ein Vertreter des Kreisschülerrates gesprochen hatte. Eine ursprünglich geplante Aftershow mit Musik und Ständen hatten die Organisatoren aufgrund von Sicherheitsbedenken nach der starken Mobilisierung zu Gegenveranstaltungen abgesagt. Kleinere Gruppen versuchten immer wieder, die bunte Parade durch laute Rufe zu stören und die Teilnehmer zu filmen. Letzteres verhinderten Leute aus den CSD-Reihen durch aufgespannte Regenschirme und Transparente.
Jonas Löschau äußerte sich sehr zufrieden mit dem zweiten CSD in Bautzen. „Es sind viel mehr Leute gekommen, als erwartet. Wir haben ein ganz tolles Zeichen gesetzt. Und der Nachmittag ist – soweit ich das sehe – ohne Zwischenfälle geblieben.“ Er dankte der Polizei für ein „sehr kooperatives Verhalten, so dass wir trotz aller Bedenken die Demo durchführen konnten“ und für eine „richtig, richtig gute Arbeit“.
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11.08.2024
14 Strafverfahren nach großem Polizeieinsatz zum CSD in Bautzen
Am Sonnabend zogen 1.000 Menschen beim zweiten CSD durch Bautzen. Aufgrund mehrerer Gegenaktionen war die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort. So fällt ihre Bilanz aus.
Nach dem großen Polizeieinsatz am Sonnabend, dem 10. August 2024, im Zusammenhang mit einer CSD-Parade und mehreren, vor allem rechten Gegendemonstrationen zieht die Polizeidirektion Görlitz trotz mehrerer aufgenommener Straftaten ein positives Fazit. „Die Teilnehmer des Christopher Street Days konnten ihren Aufzug sowie die Kundgebungen friedlich und störungsfrei absolvieren und im Anschluss sicher aus Bautzen abreisen“, so Sprecherin Anja Leuschner.
Am zweiten Bautzener CSD nahmen laut Polizeiangaben rund 1.000 Menschen teil. Die Gegendemonstration unter dem Motto „Gegen Genderpropaganda und Identitätsverwirrung“, die der CSD-Parade durch die Stadt folgte, zählte circa 680 Teilnehmer. Bei einer Kundgebung der Freien Sachsen fanden sich etwa 40 Personen ein. Sympathisanten des CSD führten drei weitere Versammlungen mit zehn, fünf und noch einmal fünf Teilnehmern durch.
Polizei spricht 16 Platzverweise aus
Von der Polizeidirektion Görlitz waren Beamte der Polizeireviere, des Einsatzzuges, der Diensthundestaffel, der Kriminalpolizeiinspektion sowie der Verkehrspolizeiinspektion im Einsatz. Zudem unterstützten die Bereitschaftspolizei, das Landeskriminalamt und die Bundespolizei die Maßnahmen. Zur Zahl der eingesetzten Beamten macht die Polizei keine Angaben. Vor Ort waren auch Vertreter der Versammlungsbehörde des Landratsamtes sowie der Stadtverwaltung Bautzen.
„Während der Versammlungen kam es zu keinen größeren Ausschreitungen oder körperlichen Auseinandersetzungen“, so Anja Leuschner. Dennoch habe es mehrere Situationen gegeben, in denen die Polizei eingreifen und Anzeigen aufnehmen mussten. Die Polizei leitete folgende Verfahren ein:
1 x Gefahrenabwehr (Sicherstellung von Aufklebern vor Versammlungsbeginn)
7 x Ordnungswidrigkeiten wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz (Mitführen Schlauchschal und Sturmhaube vor der Versammlung, Hunde während Versammlung, Nichtverlesen der Versammlungsauflagen)
3 x Straftaten wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz (Sicherstellung Protektorhandschuhe und Schlauchschals während der Versammlung)
2 x Straftat der Volksverhetzung
1 x Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen (T-Shirt sichergestellt)
1 x Körperverletzung
2 x Beleidigung
Nach den Versammlungen nahmen die Beamten drei Anzeigen wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, einer Beleidigung sowie wegen eines Raubes auf.
Insgesamt leitete die Polizei im Rahmen des Einsatzes 14 Strafverfahren und sieben Ordnungswidrigkeiten ein. Die Beamten sprachen 16 Platzverweise aus.
Sturmhauben und Protektorhandschuhe sichergestellt
Wie die Sprecherin der Polizeidirektion Görlitz erläutert, kam es bereits vor Einsatzbeginn in der Anreisephase zu Auseinandersetzungen von Versammlungsteilnehmern beider Lager am Hauptbahnhof Dresden. „Polizisten unterbanden dies und wiesen den Teilnehmern unterschiedliche Züge zu.“ Am Bautzener Bahnhof kontrollierten Kräfte der Bundes- und Landespolizei einen Teil der Anreisenden. Hierbei stellten sie mehrere Schlauchschals, Sturmhauben, ein Paar Protektorhandschuhe sowie Spraydosen sicher. Auch ein T-Shirt mit möglicherweise verfassungswidrigem Aufdruck wurde beschlagnahmt.
Bei der ersten Begegnung des CSD-Umzuges und der Gegendemonstranten in Bautzen am Friedrich-Engels-Platz nahe des Gerichtsgebäudes mussten Polizisten einige Personen der Gegendemo wegschieben, um die Versammlungen voneinander getrennt zu halten. „Zudem sangen die Gegendemonstranten offenbar ausländerfeindliche Parolen“, so Leuschner. Die Polizisten eröffneten ein Ermittlungsverfahren und sicherten Videomaterial.
Während der Zwischenkundgebung des CSD auf dem Kornmarkt kam es zu einer Körperverletzung gegen einen jungen Mann, der offenbar kritisch über die Versammlung berichten wollte. Er und sein Begleiter wurden nach eigenen Angaben unvermittelt getreten. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand. Polizisten gingen dazwischen und eröffneten ein Ermittlungsverfahren.
Während der Gegenversammlung brannten Teilnehmer Pyrotechnik in Form von Bengalos ab. Polizisten stellten die Identitäten der Personen fest. Es wird eine strafrechtliche Prüfung folgen.
Gegen 19 Uhr meldete sich eine CSD-Teilnehmerin bei der Polizei und gab an, dass Unbekannte ihr eine Regenbogenfahne aus der Hand und eine vom Hals gerissen hätten. Die Beamten nahmen die Anzeige wegen des Raubes auf.
Abreise von Demo-Teilnehmern aus Bautzen verzögert sich
Nach Abschluss der Versammlungen begleiteten die Polizisten die Teilnehmer des CSD zum Bahnhof. Sie hielten zudem die Trennung von den Personen der Gegenversammlung aufrecht. „Teilnehmer des Christopher-Street-Days weigerten sich, in den ersten Zug nach Dresden zu steigen, da sie offenbar nicht umsteigen wollten“, berichtet die Polizeisprecherin. Dadurch sei der folgende Zug überfüllt gewesen und nur die Hälfte der Personen habe hinein gepasst. So verzögerte sich die Abreise.
Am Bahnsteig leisteten zwei Personen Widerstand gegen Beamte der Bundespolizei. In einem Fall konnte ein Gegendemonstrant nicht mehr einsteigen, da der Zug zu voll war. „Er war damit offenbar nicht einverstanden und ignorierte die Anweisungen der Polizisten. Der zweite Sachverhalt muss noch geklärt werden. Die Ermittlungen der Bundespolizei laufen“, so Anja Leuschner.
Während der langen hätten mehrere Gegendemonstranten auf einem Parkplatz an der Tzschirnerstraße mehrfach Gesänge angestimmt. Ein 16-Jähriger habe zudem einen Beamten beleidigt und Widerstand geleistet. Ermittlungen wurden aufgenommen.
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Oliver Reinhard 11.08.2024
Der Kommentar zum CSD Bautzen: Schwulenhasser gehören ausgegrenzt
700 Nazis und sonstige Rechtsextremisten haben die queere Veranstaltung in Bautzen terrorisiert. Nur dank der Polizei konnte noch Schlimmeres verhindert werden.
Der Hass auf und die Ablehnung von nicht-heterosexuellen Menschen wächst. Dieses traurige Phänomen lässt sich auch und gerade im Freistaat beobachten. Laut Sachsen-Monitor der Staatsregierung empfindet ein Drittel der hier Lebenden gleichgeschlechtliche Partnerschaften als widernatürlich.
Insofern musste man sich nicht wundern, dass am Sonnabend 700 von überall her angekrochene Nazis und sonstige Rechtsextremisten relativ ungestört den CSD in Bautzen terrorisieren konnten. Mit Hass und Drohgebärden inklusive Hunden, mit dem Verbrennen von Regenbogenflaggen, mit Sprüchen wie „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus!“ und dem massenhaften Gegröle „Nazi-Kiez, Nazi-Kiez!“. 700 Leute!
Warum hört man dazu kein Wort vom Ministerpräsidenten?
Dabei wollten die CSD-Teilnehmenden nur das tun, wofür der Christopher Street Day weltweit steht: Mit einer bunten Feier für gleiche Rechte und das Respektieren anderer sexueller Orientierungen ein Zeichen setzen. Warum das wichtig ist – siehe oben zum Sachsen-Monitor. Dass die Polizei die Lager trotz rechter Durchbruchsversuche trennen konnte – bravo!
Doch bleiben Fragen. Warum hat sich die Polizei auf die übliche Deeskalationsstrategie beschränkt, anstatt diese gefährlichen braunen Menschenfeinde zu kesseln? Warum hört man zu dieser massiven Bedrohung von Frieden und Sicherheit in Bautzen und anderswo kein Wort vom Ministerpräsidenten? Auch was das betrifft, haben queere Menschen ein Recht auf Gleichbehandlung.