Hort-Kinder in Pirna legen Hakenkreuze und singen rechtsextreme Parolen
In der AWO-Einrichtung der Grundschule „Am Friedenspark“ in Pirna haben sich mehrere rechtsextreme und rassistische Vorfälle ereignet. Die Polizei wurde eingeschaltet, nun nimmt der Betreiber Stellung.
Zu mehreren rechtsextremen Vorfällen soll es im AWO-Hort der Grundschule „Am Friedenspark“ in Pirna gekommen sein. Am 5. Juli, in den sächsischen Sommerferien, hätten einige Kinder mit Bausteinen aus dem Bauraum und Kieselsteinen auf dem Hof Hakenkreuze gelegt. Außerdem sei der „Hitlergruß“ gezeigt worden.
Darüber hinaus soll bereits einige Tage zuvor das Lied „L’Amour toujours“ von DJ D’Agostino in einem Gruppenraum des Hortes abgespielt worden sein. Daraufhin hätten die Kinder angefangen, zu der Melodie des Liedes die rassistische Parole „Ausländer raus“ zu singen.
Hort-Praktikant wird nach Vorfall suspendiert
Träger des Hortes ist die AWO Kinder- und Jugendhilfe. „Die Ereignisse haben sich so zugetragen“, bestätigt Christopher Colditz von der Öffentlichkeitsarbeit auf Nachfrage von Sächsische.de. Das Lied „L’Amour toujours“ wurde im Hort abgespielt, nachdem es auf Bitten der Kinder in die Playlist aufgenommen wurde. Die Kinder dürften sich Lieder in der Betreuungszeit wünschen. „Da es sich bei dem benannten Lied nicht um ein verbotenes Werk handelt, nahm der ehemalige Praktikant, der in den Sommerferien als Ferienjobber aufgrund seiner bis dahin guten Arbeit weiterbeschäftigt wurde, das Lied in die Playlist auf. Die Kinder sangen die rassistische Parole ‚Ausländer raus!‘ auf die Melodie des Liedes“, so Colditz. Ein Erzieher beziehungsweise eine Erzieherin sei nicht in dem Raum anwesend gewesen, als das Lied gespielt und die rassistische Parole gerufen wurde. Mit Bekanntwerden des Vorfalls sei der Ferienjobber unmittelbar suspendiert worden, sagt der AWO-Sprecher.
Die Hortleitung reagierte sofort und informierte die Polizei nach Bekanntwerden der Vorfälle am 5. Juli. Die Beamten besuchten die Einrichtung noch am selbigen Tag, um mit Eltern und Kindern zu sprechen. Im Rahmen dieser Gespräche wurde auch den Mitarbeitern des Hortes und der Polizei der Vorfall um das benannte Lied und das Mitsingen der rassistischen Parole bekannt.
Außerdem wurden die Eltern anhand eines Informationsbriefes über die Ereignisse in Kenntnis gesetzt. „Im Hort sprachen die pädagogischen Fachkräfte mit den Kindern der betroffenen Klassenstufen über die Vorfälle“, sagt Christopher Colditz.
AWO duldet keine Form von Rechtsextremismus
Die Position der Hortleitung sei eindeutig. Die AWO kämpfe für eine sozial gerechte Gesellschaft und bestimme ihr Handeln durch die Werte des freiheitlichen-demokratischen Sozialismus: Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Jedes Kind und jede Familie, egal welcher Herkunft, solle sich in den AWO-Einrichtungen wohlfühlen und gleichsam wertgeschätzt werden. „Wir dulden aus diesem Grund in unseren Einrichtungen in keiner Form nationalsozialistische sowie menschenverachtende und rechtsextreme Texte, Zeichen und Symbole“, erklärt Christopher Colditz und fügt hinzu: „Das Team des Hortes und die Einrichtungsleitung sind besorgt, dass die Verwendung von Zeichen verfassungswidriger Organisationen bereits in diesem Alter, nämlich neun bis zehn Jahren, vorkommt.“
Im Hort kam das Thema vorab nicht auf. Daher sei für das Team derzeit unklar, woher die Kinder diese Symbolik kennen und was sie angetrieben hat, sie zu benutzen. Der Nationalsozialismus werde in der Regel erst ab Klassenstufe 8 im Schulunterricht behandelt, informiert der AWO-Sprecher. Denkbar sei allerdings, dass die Kinder durch den Konsum von Nachrichten, über soziale Medien im Internet oder im persönlichen Umfeld mit solchen Symbolen konfrontiert wurden. Gleiches gelte für die Reproduktion des rassistischen Textes zu „L’Amour toujours“.
Elternveranstaltung im neuen Schuljahr geplant
Zum Beginn des neuen Schuljahres wird in Kooperation des AWO-Horts, dem Hort-Elternbeirat sowie der Aktion Zivilcourage zu einer Elternveranstaltung geladen. „Eltern haben hier nochmals die Möglichkeit, Fragen zu den Ereignissen zu stellen und erhalten Anregungen, wie sie ihre Kinder bei diesem Thema begleiten können“, sagt Colditz.
Im Hort der Grundschule „Am Friedenspark“ kam es bisher zu keinen Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund. 155 Kinder werden derzeit in der Einrichtung betreut. Die Leitung des Grundschule „Am Friedenspark“ war für eine Stellungnahme indes nicht erreichbar. Wegen der Ferienzeit ist das Sekretariat derzeit nicht besetzt.
Polizei leitet Ermittlungsverfahren ein
Unterdessen führt die Polizeidirektion Dresden ein Ermittlungsverfahren wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Nach Informationen der Polizeidirektion Dresden sollen vier Hortkinder die Hakenkreuze gelegt haben. Das teilt Polizeisprecher Marko Laske mit. Über den weiteren Fortgang des Verfahrens entscheidet nun die Staatsanwaltschaft Dresden. „Gleichgelagerte Fälle sind in der jüngeren Vergangenheit polizeilich nicht bekannt geworden“, sagt Laske.