How to Sachschaden durch Kleingruppenaktion

Aufgrund der sich in letzter Zeit häufenden Broschüren zu verschiedenen Formen linker Politik und wie man diese richtig angehen kann, wollen hier einige einfachen Tipps geben, wie man sicher und erfoglreich Kleingruppenaktionen machen kann. Denn wir wollen den Antiautoritären Angriff auf alle Herrschaftsstrukturen vervielfältigen.

Es gibt keinen kompletten Anspruch auf Vollständigkeit. Überlegt selbst was ihr für sinnvoll haltet. Lest regelmäßig Texte zu Repression, um aus diesen zu lernen. Manches hier ist von Blogs und Zeitschriften geklaut. Autonome Infoläden zu durchstöbern macht auf jeden Fall Sinn, weil dort noch mehr Details und  genaue Bastelanleitungen stehen. Blogs: https://militanz.blackblogs.org/

All diese Tips, die in der Szene kursieren sind ziemlich sicher und seit Jahrzehnten von Autonomen getestet. Wenn mal was zurückgelassen wird oder nicht perfekt klappt, heißt das erfahrungsgemäß noch nicht, dass mensch sofort erwischt wird, aber die Wahrscheinlichkeit steigt. Wenn diese Vorkehrungen eingehalten werden, kann nur wenig schiefgehen. Geht lieber immer auf Nummer sicher, für euch und eure Gefährt*innen.

Teilweise klingen Anleitungen immer überfordernd und abschreckend. Es ist aber eigentlich alles nicht so schwer umzusetzen und oft kann mit einfachen Mitteln wie Grillanzünder auf einem Reifen, ein Schlag mit dem Hammer oder ein paar Steinen recht großer Schaden verursacht werden. Seid euch aber den möglichen Konsequenzen für euer Handeln (bzw. für das Erwischtwerden) bewusst.

Für jedes Jahr Knast und jede Welle an Hausdurchsuchungen 1.000.000€ Sachschaden!
Gutes Gelingen und Anna und Arthur halten das Maul!

1. Recherche
2. Gruppenfindung
3. Scouting
4. Aktionsplanung
5. Gegenstände DNA frei herstellen
6. Umziehen
7. In der Aktion
8. Kurz nach der Aktion
9. Security culture
10. Texte schreiben

1. Recherche

Zuert müsst ihr euch überlegen wo ihr anfangen wollt, die Herrschaft und das System anzugreifen.
Was stört euch in der Welt? Sexistische Werbung, Immobilienunternehmen, Repressionsbehörden oder die Nazikneipe umd die Ecke?
Was sind grade aktuelle Themen? Hausdurchsuchungen in Connewitz, Räumungen unserer Freiräume, Aktionstage zu internationalen Kämpfen oder Hungerstreiks von Gefährt*innen?
Wie wollt ihr angreifen? Farbbomben auf Wand, Scheiben kaputt schlagen oder  Fuhrpark abfackeln?

Wenn ihr es wisst, ist es wichtig sauber zu recherchieren. Das geht nur mit Torbrowser (https://www.torproject.org/) und am besten noch mit Tailstick (https://tails.boum.org/)

Bei Maps sind einige Unternehmen mit ihren Sitzen eingetragen. Im Alltag, könnt ihr einen Haufen Unternehmen entdecken, wenn ihr aufmerksam seid. Viele Bekenner*innenschreiben z.B. auf de.Indymedia.org, Knack.news oder linksunten.indymedia.org, zu lesen hilft auch. Dort werden meistens die Gründe für die Angriffe auf bestimmte Ziele beschrieben, schließlich passiert Herrschaft und Ausbeutung ja nicht immer in der Öffentlichkeit.

2. Gruppenfindung

Wenn ihr eine Idee habt, versucht diese nicht allen zu erzählen. Niemand muss wissen, was ihr konkret vor habt oder im Nachhinein rekonstruieren können, wer die Aktion gemacht hat. Am besten auch nur mit Menschen Aktionen machen, für die Gefährt*innen bürgen oder die durch eure eigene Vertrautheit mit deren privater Historie vertrauenswürdig sind. Dabei sollte wir nicht paranoid werden, sondern Infiltration aktiv durch besseres Kennenlernen entgegenwirken.

Redet in eurer dann feststehenden Gruppe ehrlich über die Idee. Redet über Ängste, Zweifel und Motivationen. Unkommunizierte Widersprüche werden euch in stressigen Momenten einholen. Erschafft ein Klima, in dem sich alle wohl fühlen ihre Ängste anzusprechen. Wir brauchen keine Held*innen, die über ihre Grenzen gehen oder Macker, die andere unter Druck setzen.

3. Scouting

Guckt euch das Ziel mehrmals an. Einmal lange vor der Aktion. Schaut dabei nach Kameras, Fluchtwegen (und Kameras auf den Fluchtwegen), gute Positionen mit Übersicht auf kritische Punkte.
Ein zweites Mal kurz vor der Aktion: Lauft dabei nicht in die Kameras und schaut ob alles noch da steht wo es war (Mülltonnen, Secus, Baustellenmaterial, Kameras).

4. Aktionsplanung

Macht einen genauen Plan. Wann starten? Wo umziehen? Wo genau bei der Aktion stehen? Welche Signale (Start, Abbruch)? Wo abhauen? Sorgt dafür das alle den gleichen Plan im Kopf haben, am Besten durch mehrmalige Wiederholung jedes Gruppenmitglieds. Sprecht langsam und zurückhaltend, damit jede Person an der Planung gleichberechtigt teilnehmen kann. Sagt einer Person, wenn Sie zu schnell ist oder Menschen eingeschüchtert sind.

Das Handy ist beim Scouting, Vorbereitungstreffen, der Aktion und Nachbereitungstreffen auf keinen Fall dabei. Es liegt angeschaltet zuhause und wird auch nicht mitgenommen und dann vor Ort ausgeschaltet! Auch wird nichts in euren Autos und am besten auch nichts in geschlossenen Räumen generell besprochen, weil dort immer Wanzen sein könnten (besonders in Autos).

5. Gegenstände DNA frei herstellen

1. Zieht euch frisch gewaschene Kleidung an.
2. Nehmt extra Aktion/Demo-Mützen oder Badekappen. Die Haare müssen vollständig drunter sein.
3. Tragt einen Mundschutz, um keinen Speichel zu verlieren.
4. Nehmt Panzertape und klebt euch eure Ärmel ab.
5. Benutzt Gummihandschuhe oder normale Arbeitshandschuhe. Chlort diese (Chlor ist Natriumhypochlorit, Schimmelentferner geht auch).
6. Legt einen frischen Müllbeutel oder ähnliches als Unterlage aus.
7. Nehmt einen neuen Schwamm, macht Chlor darauf und wascht euer gesamtes Material.
8. Bastelt euren Stuff. Fasst euch dabei nicht ins Gesicht, krempelt nicht eure Arme hoch.
9. Säubert eure Materialien auch nochmal mit Chlor nachdem ihr fertig seid.
10. Verpackt alles in schließbare Frischhaltebeutel und entsorgt euer benutztes Material in irgendeiner öffentlichen Mülltonne nicht zu nah an eurem Wohnort.

Achja: Feuer vernichtet übrigens DNA, trotzdem auf Nummer sicher gehen und DNA-frei arbeiten, allein schon falls das Feuer ausgeht und Material übrig bleibt.

https://archive.org/details/dna_comic_web

6. Umziehen

In Bunt kommen -> in Schwarz handeln -> in bunt gehen. Das ist mit das wichtigste, bei allen illegalen Aktionen (auch Spontis!). Generell sollte eure Kleidung so gewöhnlich wie möglich aussehen. Kauft billige Kleidung bei Kik oder nehmt Sachen aus Umsonstläden.

Vermummung komplett -> so viel verdecken wie möglich, so dass ihr noch gut sehen könnt (Augenbrauen oder Barthaare auch verdecken).
Benutzt  Klamotten die eure Körper- und Geschlechtsmerkmale verschleiern. Nehmt zur Vermummung T-Shirt, Schlauchi, Sturmhaube, Kapuze, wenn es passt Sonnenbrille, Fensterglasbrille oder Schwimmbrille. Mütze oder Badekappe sind gut um keine Haare zu verlieren auf dem Gelände.
Nehmt 2 Paar Gummihandschuhe in Frischhaltebeutel oder frische/eingeschweißte Arbeits-/Gartenhandschuhe mit. Kurz vor dem Ziel: Zieht euch erst die Vermummung an. Zieht euch dann die Handschuhe an und nehmt dann euer DNA-freies Material aus den Beuteln.

7.In der Aktion

Versuchen ruhig und besonnen zu bleiben. Die Aufregung vorher kommt immer, auch bei erfahrenen Gefährt*innen. Aufgregung, Angst und Adrenalin sind ein gutes Zeichen und helfen dabei konzentriert zu bleiben. Verwerft nicht kur vorher alle Pläne aus Verunsicherung. Wenn etwas dazwischen kam, dann brecht natürlich ab. Aber den Impuls kurz vor der Aktion sollte mensch einordnen können, als natürliche Angst und Aufregungsreaktion des Körpers. Beruhrigt euch gegenseitig. Ihr seid ja hoffentlich gut vorbereitet. In und vor der Aktion wird das Adrenalin in euch hochsteigen. Das ist praktisch für das Energielevel, aber kann auch zu hitzigem Redeton, schlechten Entscheidungen und Hektik führen. Versucht euch da gegenseitig aufzufangen und redet nachher wohlwollend darüber (und nicht in der Aktion).

Übersicht behalten ist wichtig. Immer im Blick haben, ob kurz nach der Aktion noch alle da sind, auf die ihr achten solltet. Macht keine Alleingänge oder unabgesprochene Aktionen. Habt einen Nachtreffpunkt oder ein Nachtreffen, um sicherzugehen, dass es allen gut geht.

8. Kurz nach der Aktion

Klamotten danach am besten wegschmeißen. Aber nicht in der Nähe eures Ziels und auch nicht in euren Hausmüll. Je nach Risiko auf Kameras zu sein, auch die bunten Klamotten. Das ist teuer und nicht immer praktisch umsetzbar. So oft es geht trotzdem machen. Klamotten und Schuhe gibt es auch billig bei Kik, Tausch- oder Umsonstläden. Ansonsten hebt eure alten und kaputten Schuhe und Sachen dafür auf.

Schuhe auf jeden Fall wegschmeißen, wenn sie auf Kameras gewesen oder einen Schuhabdruck hinterlassen haben könnten. Ein Trick ist Socken über die Schuhe ziehen und danach weghauen.
Bei Aktionen mit Hitze können Handschuhe schmelzen und es werden Schmauchspuren auf den Handschuhen hinterlassen. Bei Aktionen mit Nahkontakt zu Fensterscheiben, werden Glassplitter auf eurer Kleidung und eurem Werkzeug hinterlassen. Diese sind eindeutig zuordenbar zu der bestimmten Scheibe. Das alles beim Wegkommen und Wegschmeißen zu bedenken. Nichts am Tatort liegen lassen und Klamotten die ihr nicht wegschmeißt zuhause waschen.

9. Security culture

Niemand der nicht dabei war sollte wissen was du gemacht hast. Zur Not sollte mensch auch seine Freund*innen anflunkern. Diese Kultur in unserer Szene, dass niemand Heldengeschichten erzählt, niemand Vorhaben unnötig offen legt oder Gruppenkonstellationen undurchsichtig sind, ist der Grund, dass die SokoLinX mit ihrem absurden Ermittlungsaufwand in Leipzig so wenig vorzuweisen hatt (immer noch zu viel, keine Frage).
Habt immer mindestens 1 Auswertungstreffen mit eurer Bezugi und redet darüber was geklappt hat, wo ihr Angst hattet und was gut funktioniert hat. Werdet nie mit Unbeteiligten konkret (also Zeit, Ziel oder mit wem), tauscht euch maximal über Taktiken und Methoden mit sehr guten Kompliz*innen aus. Weiterer Erfahrungsaustausch und Wissensweitergabe muss halt anonym auf Indy oder sonst nur durch Beschreibungen passieren, dass keine Rückschlüsse möglich sind.

Ergebnis: Keine*r wird geschnappt, niemand gibt mit Aktionen an und die Bullen haben dadurch 350 (angebliche Größe der autonomen Szene in Leipzig) mögliche Verdächtige.

Bei Repression lest Antirepressions-Ratgeber und geht zur Roten Hilfe. Eine solidarische Begleitung eurer Genoss*innen ist mit das Wichtigste, wenn es eine*n von euch getroffen hat.

10. Texte schreiben

Texte zu schreiben ist umstritten. Es ist gut wenn Aktionen für sich sprechen. Texte geben den Repressionsbehörden mehr Möglichkeiten euch zu schnappen. Es gibt aber auch gute Gründe ein Bekenner*innenschreiben zu verfassen. Manche Aktionen werden von Bullen und Presse verschwiegen und werden so erst bekannt gemacht. Manchmal sind die Gründe nicht offensichtlich, weil die Ziele ja nicht immer offen sagen, was für Dreck sie am stecken haben. Die Bekanntheit der Aktion steigt, vlt gehen nur 50 Menschen an einem ausgebrannten Auto vorbei, aber dafür lesen 2.000 Menschen euren Artikel dazu auf Indymedia. Die Erklärung hilft dann auch wieder möglichen Nachfolgeaktionen. Außerdem kann mensch mit Texten Solidarität erklären und Gefangenen, Räumungsbedrohten oder von Repression Betroffenen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Texte über Aktionen von anderen stärken unser Selbstvertrauen und zeigen uns, dass wir nicht allein sind.

Wenn also ein Text veröffentlicht werden soll, ist es wichtig, sauber zu veröffentlichen. Nur mit Tails und Tor-Browser, am besten in einem öffentlichen WLAN. Bei Bildern auf jeden Fall die Metadaten löschen vor der Veröffentlichung und verpixeln, falls Personen zu sehen sind. Beim Textschreiben darauf achten, dass die Schweine unsere Texte analysieren. Gefährlich sind ein bestimmter Stil, Eigenheiten bei Formuliereungen oder viele Textproben die euch zugeodnet werden können (andere Polittexte unter eurem Namen, Uniarbeiten, Veröffentlichungen, …). Tricks sind z.B. gemeinsam schreiben und so keinen einheitlichen Stil haben, alles klein schreiben, mehrfach mit https://www.deepl.com/translator hin-und-her übersetzen.