Brandanschlag auf Leipziger Autohaus: Gericht sichert Studenten Bewährung zu

Am Jahrestag des Urteils gegen Linksextremistin Lina E. verübten drei Studenten einen Brandanschlag auf ein Leipziger Autohaus. Dies gestanden sie jetzt im Prozess. Das Gericht versprach ihnen Bewährungsstrafen – gegen den Willen der Staatsanwaltschaft.

Erst spielten sie „Siedler“, dann fackelten sie neun Autos ab: Drei Studenten haben am Mittwoch vor Gericht einen Brandanschlag auf ein Mercedes-Autohaus im Leipziger Westen gestanden. Eine mehr oder weniger spontane Idee nach einem Brettspielabend, so stellten sie es dar. Dabei ereignete sich die Tat ausgerechnet am Jahrestag des Urteils gegen die Leipziger Linksextremistin Lina E. Das Gericht hatte ihnen im Fall von Geständnissen Bewährungsstrafen zugesichert.

Es war am 31. Mai vorigen Jahres kurz vor 2 Uhr, als XXX, XXX und XXX auf dem Firmengelände in der Schomburgkstraße in Neulindenau zur Tat schritten. Laut Anklage sollen sie brennende Grillanzünder zwischen Frontscheibe und Motorhaube von neun Fahrzeugen platziert haben. Allein der Sachschaden an den Autos wurde auf mehr als 300.000 Euro beziffert, so Staatsanwältin Sandra Daute. Hinzu kämen Folgekosten für das Autohaus in Höhe von etwa 183.000 Euro.

Wenig später nahm die Polizei das Trio in der Pansastraße in Tatortnähe fest. Die Tatverdächtigen hatten neben Grillanzünder und Feuerzeugen auch Sturmhauben und einen abgebrochenen Mercedesstern bei sich. Gegen sie wurden zunächst Haftbefehle erlassen. Diese wurden jedoch gegen Meldeauflagen außer Vollzug gesetzt und schließlich ganz aufgehoben – keine Fluchtgefahr.

Dabei hatten das sächsische Landeskriminalamt und die ermittelnde Soko LinX einen politischen Hintergrund der Tat nicht ausgeschlossen. Immerhin wurde nach Behördenangaben gegen alle drei Beschuldigten im Zusammenhang mit den Vorfällen am sogenannten „Tag X“ in Leipzig ermittelt.

Zuvor Ermittlungsverfahren wegen „Tag X“

Damals, Anfang Juni 2023, war in der linken Szene bundesweit für eine Demo in Leipzig geworben worden – als Reaktion auf die Verurteilung von Mitgliedern der linksextremistischen „Hammerbande“ um Lina E., die ebenfalls in Leipzig studierte.

Während des Polizeikessels an diesem „Tag X“ sollen auch die drei Angeklagten einer Identitätsfeststellung und einer erkennungsdienstlichen Behandlung unterzogen worden sein. Das Verfahren wegen Landfriedensbruch wurde nach Angaben der Verteidigung mittlerweile aber eingestellt.

Im Prozess am Amtsgericht gaben sich die Angeklagten weithin unpolitisch. „Dafür gibt es kein Motiv“, sagte Rechtsanwalt Christian Friedrich, der XXX verteidigte. Das Ganze sei „völliger Blödsinn“ gewesen. Auch XXX sei „nicht in extremen Strukturen“, so Verteidigerin Doreen Blasig-Vonderlin.

Über das Urteil im Fall Lina E. habe sich ihre Mandantin „keine Gedanken gemacht“. Ebenso wie XXX, der sich zur Tatzeit in einer wirtschaftlich schwierigen Situation befunden habe, da sein Bafög ausgelaufen sei. Mit der Brandstiftung habe sein Mandant „ein Symbol setzen“ wollen, sagte Anwalt Christian Mucha.

Offenbar umfangreicher Schadenersatz zu zahlen

Alle drei seien geschockt gewesen von der tatsächlichen Höhe es Schadens, so die Verteidiger. XXX soll seine Mitangeklagten sogar angewiesen haben, die Grillanzünder nicht in der Nähe des Tanks abzulegen. Die Aktion sei viel zu weit gegangen, hieß es. Auf die Angeklagten kämen nun größere Schadenersatzforderungen zu, erklärten ihre Anwälte. Konkrete Summen wurden nicht genannt.

Harte strafrechtliche Sanktionen hatten sie allerdings nicht zu fürchten. Nach einem Rechtsgespräch sicherte ihnen das Gericht unter Vorsitz von Richterin Juliane Guha bei Geständnissen Freiheitsstrafen von maximal zwei Jahren zu, die noch zur Bewährung ausgesetzt werden könnten.

Zwei Angeklagte fallen als Heranwachsende wohl ohnehin noch unter das mildere Jugendstrafrecht. Während die Verteidiger dem Vorschlag zustimmten, forderte Staatsanwältin Sandra Daute deutlich höhere Haftstrafen.

Das Gericht hatte für den Prozess zunächst noch einen weiteren Verhandlungstermin geplant.

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01.06.2024

Nach Brandanschlag auf Leipziger Autohaus: Gegen Tatverdächtige wird im Zusammenhang mit Tag X ermittelt

Zwei Männer und eine Frau sollen in der Nacht zu Freitag auf dem Gelände eines Autohauses in Leipzig-Neulindenau mehrere Autos angezündet haben. Laut dem Landeskriminalamt wird gegen alle drei im Zusammenhang mit dem Tag X ermittelt.

Gegen die drei Beschuldigten, die in der Nacht zu Freitag in Neu-Lindenau einen Brandanschlag auf ein dortiges Autohaus verübt haben sollen, wird laut dem sächsischen Landeskriminalamt (LKA) im Zusammenhang mit den Vorfällen am Tag X ermittelt.

Den XXX zur Last, am 31. Mai gegen zwei Uhr in der Nacht auf dem Gelände eines Autohauses in Leipzig-Neulindenau mehrere Fahrzeuge in Brand gesetzt und dadurch einen Schaden in Höhe von circa 450.000 EUR verursacht zu haben. Die Beschuldigten waren noch in der Nacht durch Streifenbeamte in Tatortnähe festgestellt und vorläufig festgenommen worden.

Landeskriminalamt geht von Brandstiftung aus

Nach den ersten Untersuchungen der Brandursachenermittler und der Tatortgruppe des Landeskriminalamts am Brandort geht das Landeskriminalamt von Brandstiftung aus. Demnach konnten im Rahmen der Ermittlungen bei den Beschuldigten Gegenstände sichergestellt werden, die als Beweismittel in Betracht kommen. Auf richterliche Anordnung kam es noch am 31. Mai zu Wohnungsdurchsuchungen, bei denen laut LKA ebenfalls mutmaßliche Beweise sichergestellt wurden. Gegen die drei Beschuldigten wurde Haftbefehl erlassen, der inzwischen jedoch gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt wurde.

Die Beschuldigten seien strafrechtlich, soweit überhaupt, bisher nur unwesentlich in Erscheinung getreten. Gegen alle drei Beschuldigten werde allerdings im Zusammenhang mit den Vorfällen am sogenannten »Tag X« in Leipzig ermittelt, wegen des Anfangsverdachts des schweren Landfriedensbruchs und anderer Straftaten. Die Beschuldigten seien während des Polizeikessels einer Identitätsfeststellung und einer erkennungsdienstlichen Behandlung unterzogen worden, so das LKA.

Die Ermittlungen der Polizeidirektion Leipzig zu diesem Sachverhalt sind noch nicht abgeschlossen. Wann und mit welchem Ergebnis diese Ermittlungen abgeschlossen werden, kann derzeit noch nicht gesagt werden.

Auch in Bezug auf die brennenden Autos dauern die Ermittlungen der Soko LinX des Landeskriminalamts Sachsen und der Staatsanwaltschaft Leipzig an. Die Ermittlungen gehen weiterhin in alle Richtungen, wobei eine politisch motivierte Tat nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen nicht ausgeschlossen werden könne. Die Ermittler bitten Zeugen weiterhin darum, sich zu melden.

Der Angriff ist der zweite Vorfall dieser Art in der Schomburgkstraße im Mai. Bereits am 13. Mai hatten Unbekannte mehrere E-Autos der Marke Tesla angezündet. Es entstand ein Schaden von etwa 120.000 Euro. In diesem Fall wird von einem politischen Anschlag ausgegangen. Zuvor hatten sich kritische Protestaktionen gegen den Elektro-Hersteller gehäuft.

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Kevin Santy
31.05.2024

Brandanschlag auf Leipziger Autohaus: Drei Tatverdächtige festgenommen

In Leipzig haben Unbekannte einen Brandanschlag auf ein Autohaus verübt. In der Nacht zum Freitag sind mehrere Autos und Transporter in der Schomburgkstraße abgebrannt.

In Leipzig-Neulindenau ist es in der Nacht zu Freitag mutmaßlich zu einem Brandanschlag auf ein dortiges Autohaus gekommen. Wie die Polizei auf Nachfrage der LVZ mitteilte, sind gegen 2 Uhr in der Schomburgkstraße mehrere Transporter und Pkw der Marke Mercedes abgebrannt. Die Polizei hat noch in der Nacht drei Tatverdächtige in unmittelbarer Nähe des Tatorts festgenommen.

Das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen teilt mit, dass ein politisches Motiv für die Tat nicht ausgeschlossen werden kann. Dementsprechend hat das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Brandstiftung übernommen. Insgesamt entstand ein Sachschaden von etwa 450.000 Euro. Verletzte gab es nicht.

Landeskriminalamt Sachsen bittet Zeugen um Hilfe

Die Ermittler bitten die Öffentlichkeit um Hilfe. Zeugen, die in der Tatnacht oder in den Nächten davor verdächtige Personen oder Fahrzeuge im Bereich des Tatortes gesehen haben, werden gebeten sich bei der Kriminalpolizei in der … zu melden. Hinweisgeber können sich auch bei jeder anderen Polizeidienststelle melden, heißt es vom LKA.

Relevante Hinweise können sich auch auf Beobachtungen im Internet oder in soziale Medien beziehen. Darüber hinaus weist das LKA darauf hin, dass Beobachtungen von Gruppen, die größer oder kleiner als die Zahl der Festgenommenen waren, ebenfalls hilfreich sein können.

Mitte Mai im Leipziger Westen: Brandanschlag auf Tesla-Autohaus

Der Angriff ist der zweite Vorfall dieser Art in der Schomburgkstraße im Mai. Bereits am 13. Mai hatten Unbekannte mehrere E-Autos der Marke Tesla angezündet. Es entstand ein Schaden von etwa 120.000 Euro. In diesem Fall wird von einem politischen Anschlag ausgegangen. Zuvor hatten sich kritische Protestaktionen gegen den Elektro-Hersteller gehäuft.

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Fabienne Küchler
14.05.2024

Nach Brandanschlag bei Tesla-Autohaus in Leipzig: Polizei sieht politisches Motiv

Die Suche nach den Brandstiftern, die in der Nacht zu Montag mehrere Teslas in Leipzig angezündet haben, läuft weiter. Es war nicht der erste Vorfall dieser Art in der Messestadt.

Nach dem Brandanschlag auf ein Tesla-Autohaus im Leipziger Westen läuft die Suche nach den Tätern oder Täterinnen. Unbekannte hatten in der Nacht zu Montag mehrere elektrische Autos auf der Ausstellungsfläche des Autohauses in der Schomburgkstraße in Flammen gesetzt. Zwei Fahrzeuge brannten vollständig aus.

Zwei andere, stark beschädigte Pkw stehen am Dienstag hinter einer Absperrung verhüllt auf dem Firmengelände. Teilweise sind unter schwarzen Planen die Brandschäden zu erkennen. Der Betrieb ist aber wie gewohnt geöffnet.

Die Hintergründe der Tat sind bislang unklar. Ein Bekennerschreiben liege nicht vor, erklärte Kay Anders, Sprecher des Landeskriminalamts Sachsens (LKA), am Dienstag auf Nachfrage der LVZ. Erste Erkenntnisse zum Tatablauf sowie zu den Autos deuteten auf ein politisches Motiv hin, weswegen das Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ) des LKA ermittelt. Nicht auszuschließen ist auch ein Zusammenhang zu den Protesten am Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide vor wenigen Tagen.

Mehrere Tesla-kritische Vorfälle in Leipzig

Das LKA versucht, das Verbrechen unter anderem mithilfe eines Zeugenaufrufs aufzuklären. Bisher gebe es allerdings noch keine Tatverdächtigen, so Anders. Die Ermittlungen wegen des Verdachts der vorsätzlichen Brandstiftung dauern an.

Durch das Feuer ist ein Schaden in Höhe von rund 120.000 Euro entstanden. Der Brandanschlag ist damit womöglich der folgenschwerste Tesla-kritische Vorfall in Leipzig – nicht aber der erste. Am 2. Mai sprühten Unbekannte ein fünf Meter breites Graffito an ein Mehrfamilienhaus in der Augustenstraße in Reudnitz-Thonberg. Wie die Polizei damals mitteilte, handelte es sich „um einen Aufruf gegen Tesla“. Etwa einen Monat zuvor hatten Unbekannte einen Tesla in der Wolgang-Heinze-Straße in Connewitz unter anderem mit einem zwei Meter breiten „fahrzeugkritischen Schriftzug“ versehen, hieß es.

In Grünheide, dem Standort der ersten Tesla-Fabrik in Europa, protestierten vergangene Woche mehr als 1000 Menschen gegen den US-Konzern. Die Demonstration artete teils in Gewalt zwischen den Teilnehmenden und der Polizei aus. Die Demonstranten kritisierten die geplante Erweiterung des Fabrikgeländes und warnten vor Umweltgefahren. Infolge des Protests wurden fast 80 Strafanzeigen gestellt und 23 Aktivistinnen und Aktivisten vorübergehend in Gewahrsam genommen. Im März hatte eine linksextremistische Gruppe mit einem Brandanschlag auf einen Strommast die Produktion im Werk für einige Tage zum Erliegen gebracht.

Das Tesla-Center in Leipzig Alt-West stand am Dienstag nicht für Presseanfragen zur Verfügung.