Eröffnungstermin für umstrittene Polizeiwache auf der Eisenbahnstraße steht fest

Nette Fotos an den Scheiben gegen das Gefühl der Abschottung – und ein Konzept, das Vertrauen schaffen soll. Stadt und Polizei bekommen einen festen Stützpunkt im Leipziger Osten. Aller Kritik zum Trotz.

Nach Jahren der Verzögerungen soll es nun am 25. Juni so weit sein: Die Polizeiwache im Leipziger Osten wird offiziell mit einem „Tag der offenen Tür“ eröffnet. Für die Anwohner ist ein Kinderprogramm geplant, außerdem Gespräche mit Bürgerpolizisten und einem Präventionsteam.

Die neue Polizeiwache befindet sich in einen ehemaligen Gemüseladen, direkt an der Ecke Eisenbahn- und Hermann-Liebmann-Straße, also im Herzen eines Viertels, das aus Sicht der Polizei ein Kriminalitätsschwerpunkt darstellt: Drogenhandel spielt eine Rolle, Diebstahl und Einbrüche – es kommt aber auch immer wieder zu schweren Gewalttaten.

Wache ist jetzt schon Ziel von Angriffen

Die Einführung einer Waffenverbotszone hat daran nur wenig geändert, eher zur Stigmatisierung beigetragen. Das zeigte eine Evaluierung im Auftrag des Innenministeriums. Deutlich wurde aber auch: Eine Mehrheit der Anwohner sprach sich für eine dauerhafte Präsenz der Polizei im Viertel aus. Die Wache wurde zu einem zentralen Bestandteil eines Maßnahmenplans der Stadt Leipzig, zur endgültigen Abschaffung der Waffenverbotszone.

Doch erst fand sich keine geeignete Immobilie, und dann dauerten die Verhandlungen über den Mietvertrag ewig. Gerüchte machten die Runde, die Vermieterin könnte aufgrund von Angriffen ihr Angebot zurückgezogen haben.

Neben der Zustimmung im Viertel gibt es mittlerweile durchaus Kritik, etwa am Auftreten der Polizei. Gewalt und „Racial Profiling“, also Kontrollen vor allem von migrantischen Personen, sind immer wieder Thema. Linke Gruppen lehnen Polizei-Präsenz komplett ab. Noch vor der Eröffnung wurde die Wache immer wieder Ziel von Vandalismus. Unbekannte schmierten „No Cops“ an die Fassade. Ende Mai 2025 flogen Steine und Farbflaschen gegen das Gebäude.

Um sich gegen Attacken zu schützen, hatte die Polizei die großflächigen Glasscheiben zunächst mit Spanplatten verstärkt – mittlerweile wurden die Fenster komplett ausgetauscht und sind von innen mit einer lichtdurchlässigen Schutzfolie beklebt. Außen hängen außerdem seit Kurzem Fotos in Schwarz-Weiß: alte Aufnahmen der Eisenbahnstraße aus dem Archiv des stadtgeschichtlichen Museums. Es ist der Versuch der Polizei, dem Gefühl der Abschottung entgegenzuwirken.

Auch das Ordnungsamt ist in der Wache vertreten

„Die Polizeiwache soll ein Anlaufpunkt für die Bürger sein“, so sagt es ein Polizeisprecher auf Nachfrage: Seit einigen Jahren sind im Viertel Bürgerpolizisten unterwegs, die das Vertrauen in die Arbeit der Polizei erhöhen sollen.

Ihren Stützpunkt hatten sie bisher im Zentrum. Ab Ende Juni findet man sie von Montag bis Donnerstag in der Polizeiwache auf der Eisenbahnstraße. Sie sollen Anzeigen und Hinweise aufnehmen, aber auch beraten: etwa zur Verhinderung von Einbrüchen.

Auch das Ordnungsamt wird zu bestimmten Sprechzeiten vor Ort sein: „Dem Quartier rund um die Eisenbahnstraße gilt seit geraumer Zeit eine besondere Aufmerksamkeit, da sich dort diverse gesellschaftliche Konflikte auf engstem Raum manifestieren“, heißt es auf Nachfrage der LVZ seitens der Stadt. Immer wieder gab es in der Vergangenheit Beschwerden über Müll und Verkehrsordnungswidrigkeiten, denen sich die Stadt angenommen hat, etwa durch stärkere Kontrollen und der Einführung einer Tempo-30-Zone.

In der Polizeiwache wollen Vertreter des Stadtordnungsdiensts und kommunalen Präventionsrats künftig direkt ansprechbar sein, zu den Themen Ordnung und Sicherheit – aber auch Kontaktmöglichkeiten zu anderen Ämtern herstellen.

Zur Eröffnung am 25. Juni wird Polizeipräsident René Demmler kommen. Wer von der Stadt anwesend sein wird, ist noch offen.