Chef von Rechtsrock-Label aus Chemnitz gehört zu den Toten des Unfalls von Hartmannsdorf

Ehemaliger PC-Records-Chef trauert um den Mann, dem er 2014 nach mehreren Volksverhetzungsverurteilungen gegen ihn selbst, sein Rechtsrock-Label übertrug. Der Rechtsextremist kam offenbar nach links von der Fahrbahn ab und kollidierte frontal mit dem Gegenverkehr.

Manchmal sind auch Neonazis sprachlos. „Wie fängt man so einen Text an“, fragt etwa Yves R. Der ehemalige Betreiber des rechtsextremistische CDs produzierenden und Neonazi-Festivals unterstützenden Chemnitzer Rocklabels „PC Records“ trauert. Konkret um Steve Geburtig, dem er 2014 die Geschäftsführung seines Rocklabels übertrug.

Der 40-jährige Steve Geburtig. ist einer der tödlich verunglückten Autofahrer, deren Fahrzeuge am Montag bei Hartmannsdorf auf der Staatsstraße 242 frontal kollidierten, nachdem offenbar Steve Geburtigs Auto aus noch ungeklärtem Grund nach links auf die Gegenfahrbahn geraten war.

Yves R. hinterlässt auf seinem Telegram-Kanal Trauergrüße der gesamten Belegschaft von „PC Records“. Das Unternehmen galt zeitweise als eines der produktivsten Labels rechtsextremistischer Musik in Deutschland. Gegründet wurde es einst vom Chemnitzer Hendrik L., der zu jener sogenannten Gruppe der Chemnitzer „88er“ (88 als Szenecode für „Heil Hitler“) gehörte, die dem späteren Trio der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) 1998 beim Abtauchen in Chemnitz half.

Hendrik L. räumte gegenüber „Freie Presse“ ein, NSU-Mitglied Uwe Mundlos im Untergrund für eine Dienstleistung Geld gezahlt zu haben. Obwohl der PC-Records-Gründer behauptet, zum Zeitpunkt der NSU-Mordserie keinen Kontakt mehr zu Mundlos gehabt zu haben, produzierte sein Label 2010 auf dem Album „Adolf Hitler lebt“ der rechtsextremen Kultband „Gigi und die braunen Stadtmusikanten“ auch das Lied „Dönerkiller“.

Ein Jahr vor dem Auffliegen des NSU und dessen Morden verhöhnte das Lied die Opfer und die bis dato erfolglosen Ermittler dieser Mordserie. Zum Zeitpunkt der CD-Veröffentlichung hatte Hendrik L. die Leitung seines Labels bereits an seinen Geschäftspartner Yves R. abgeben, betrieb aber im selben Haus Tür an Tür weiter seine Szene-Boutique „Backstreet Noise“.

Nachdem Yves R. als Produzent der sogenannten NPD-„Schulhof-CD“ und anderer Produktionen mehrfach wegen Volksverhetzung verurteilt worden war, gab er die Geschäftsführung des Labels 2014 an den jetzt verunglückten Steve G. ab.

Dieser trat auch bei überregionalen Veranstaltungen für das Label in Erscheinung, etwa 2019 beim in Zwickau stattgefundenen rechtsextremen Kampfsport-Event „Tiwaz“.

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MDR 16.01.2025

Bekannter Rechtsextremist soll Unfall bei Hartmannsdorf verursacht haben

Der Verursacher des schweren Unfalls mit zwei Toten am Montag bei Hartmannsdorf soll ein szenebekannter Neonazi sein. Wie die „Freie Presse“ in Chemnitz berichtet, handelt es sich um den 40-jährigen Steve G., den Chef des Rechtsrocklabels PC Records. Er habe das Unternehmen 2014 von dem mehrfach wegen Volksverhetzung verurteilten Rechtsextremisten Yves R. übernommen.

Bei dem Unfall war der 40-Jährige mit seinem Auto auf dem Zubringer zur Anschlussstelle der A72 aus unbekannter Ursache nach links auf die Gegenfahrbahn geraten und dort frontal mit einem entgegenkommenden Wagen zusammengestoßen. Dabei geriet eines der Autos in Brand. Dieses brannte vollständig aus.

Der 48 Jahre alte Fahrer des anderen Wagens starb in seinem Fahrzeug. Der mutmaßliche Unfallverursacher wurde in seinem Auto eingeklemmt. Auch er starb noch an der Unfallstelle.

Zubringer am Montag mehrere Stunden gesperrt

Die genauen Umstände des Unfalls sind noch unklar, die Ermittlungen laufen. Die Straße zwischen Abzweig Mühlau und Anschlussstelle A72 war mehrere Stunden gesperrt, ebenso die Abfahrt Hartmannsdorf der A72 in Richtung Leipzig.