Vorfall in Budapest: Polizeianwärter sollen Neonazi-Gruß auf Studienreise gezeigt haben
Das Symbol soll die weiße Vorherrschaft symbolisieren und wird auch von Neonazis benutzt: In Budapest sollen angehende Polizisten die White-Power-Geste gezeigt haben. Nun wird gegen sie ermittelt.
Sie studieren an der Polizeihochschule von Sachsen, um Polizistinnen und Polizisten zu werden, um ihrem Bundesland zu dienen, für Recht und Ordnung zu sorgen. Nun aber ermittelt die Polizei gegen 18 Polizeianwärter, gegen ihre eigenen Leute.
Die angehenden Polizistinnen und Polizisten waren Ende Oktober gemeinsam auf einer Studienreise in Budapest. Anlass war laut Polizeihochschule die »Erhöhung der interkulturellen Kompetenz«.
Dort ist jedoch ein Foto entstanden, das 14 der 18 jungen Frauen und Männer dabei zeigt, wie sie eine Geste machen, die auch als sogenannter »White-Power-Gruß« genutzt wird. Diese Geste soll die Vorherrschaft der weißen Rasse symbolisieren. Das Zeichen wird teilweise von Neonazis verwendet. Zuerst hatte die »Bild«-Zeitung darüber berichtet.
Bei der Geste werden Mittelfinger, Ringfinger und kleiner Finger abgespreizt und bilden ein W für White. Zeigefinger und Daumen bilden ein P für Power. Das Zeichen wurde früher auch als Okay-Geste verwendet, um zu zeigen, dass alles in Ordnung ist – etwa beim Tauchen. Seit einigen Jahren ist sie vor allem aber als White-Power-Geste bekannt.
Martin Kulke, Sprecher der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH), bestätigte dem SPIEGEL, dass gegen die Polizeianwärter intern ermittelt wird. Das Foto sei »geeignet«, um »schwerwiegende Vorwürfe« zu begründen, sagte er. Die Ermittlungen würden sehr ernst genommen, es bleibe zunächst abzuwarten, welche Maßnahmen ergriffen werden müssten. Der Vorfall könne strafrechtliche und personalrechtliche Konsequenzen haben, sagte er. Das müsse für jeden einzelnen Fall ermittelt werden.
Nach ersten Gesprächen deutet sich laut Kulke aber auch an, dass »verschiedene Interpretationen wegen eines möglichen Bezugs zum 30. Jahrgang denkbar« seien. Es handelt sich um den 30. Bachelorstudiengang der Hochschule.
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07.11.2024 t-online
Kulturbesuch in Ungarn: Haben Polizisten auf Dienstreise einen Neonazi-Gruß gezeigt?
Ein Gruppenfoto von Polizisten auf einer Reise sorgt für Aufsehen. Machten sie ein Handzeichen von Rechtsextremen?
Auf dem Foto sieht man 17 Frauen und Männer, aufgereiht zu einem Gruppenbild, in Jeans und T-Shirt, einige lächelnd. Doch wer genauer hinschaut, sieht: 13 von ihnen halten eine Hand hoch, drei Finger ausgestreckt, Zeigefinger und Daumen bilden einen Kreis. Diese Geste gilt in rechtsextremen Kreisen als der sogenannte White-Power-Gruß. Das Pikante: Die Abgebildeten sind Polizisten.
Nach einem Bericht der „Bild“ wurde das Foto in einer WhatsApp-Gruppe geteilt und kam so an die Öffentlichkeit. Es entstand wohl auf einer Dienstreise von Beamten des 30. Bachelor-Studienjahrgangs der Hochschule der Polizei in Sachsen. Die Polizisten hatten sich vor dem Museum für Völkerkunde in Budapest aufgestellt.
Die drei ausgestreckten Finger an der Hand stellen bei der Neonazi-Geste ein W dar, das für „White“ (deutsch: „Weiß“) steht und die Vorherrschaft der weißen Rasse symbolisiert. Der Kreis von Daumen und Zeigefinger steht zusammen mit dem Handgelenk für ein „P“ – das Zeichen für „Power“ („Macht“).
Ein Sprecher des Verfassungsschutzes sagte der „Bild“, dass das Handzeichen als Erkennungszeichen von Rechtsextremen bekannt ist. Es erschien weltweit in Medien und sozialen Netzwerken, als der rechtsextreme Mörder Brenton Tarrant, der bei Anschlägen in Neuseeland 51 Menschen tötete, es 2019 im Gerichtssaal verwendete.
Rektor: Handzeichen könnte auch mit Jahrgang zusammenhängen
Die Polizisten sollen dem Bericht nach zwischen dem 20. und 25. Oktober in der ungarischen Hauptstadt gewesen sein, die Reise sei teilweise von ihnen, aber auch mit EU-Geldern bezahlt worden. Der Ausflug diente der „Erhöhung der kulturellen Kompetenz“, wird die Hochschule zitiert.
Die Bildungsanstalt will nun ermitteln, was es mit dem Gruß auf sich hat. „Das Bild kann aufgrund von Ort und Gestik schwere Vorwürfe gegen die abgebildeten Personen begründen“, so Pro-Rektor Holger Löwe von der Hochschule der Polizei in Rothenburg gegenüber der „Bild“. Er räumte aber ein, dass es auch andere Deutungen der Geste geben könnte, da es sich um den 30. Jahrgang der Schule handelt. Die drei Finger und der Kreis könnten demnach schlicht für die Zahl 30 stehen.