Forderung über 83 Millionen Euro – Gröner Group GmbH meldet Insolvenz an – Geschäftsbetrieb läuft weiter

Schon seit Monaten rumorte es im Konzern des bekannten Bauunternehmers Christoph Gröner. Nun hat er erstmals selbst ein Insolvenzverfahren für eine GmbH mit Sitz in Leipzig beantragt. Der Geschäftsbetrieb in den anderen Unternehmenszweigen laufe aber weiter, teilte Gröner mit.

Die Geschäftsleitung der Gröner Group GmbH hat einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Leipzig gestellt. Das teilte der Konzern am Montag-Nachmittag mit. Die Gröner Group GmbH galt bisher als eine der beiden wichtigsten Kommandobrücken des Konzerns von Christoph Gröner. Diese Firma ist zu 92 Prozent im Besitz des 56-jährigen Unternehmenschefs selbst. Er ist auch ihr alleiniger Geschäftsführer.

Noch im September 2024 sei er fest davon ausgegangen, um einen solchen Schritt herumzukommen, erläuterte Gröner in der Mitteilung. Er habe fest „mit der Vernunft der Investoren und Gläubiger“ gerechnet, außerdem mit mehr „Verantwortungsbewusstsein“ auf Seiten der Medien. Diese Einschätzung habe sich als falsch erwiesen, weshalb er eine frühere Aussage, Insolvenz sei für ihn keine Option, nun korrigieren müsse. „Ich bedauere diese Entwicklung sehr.“

83 Millionen Euro fällig gestellt

Die nun zahlungsunfähige Gröner Group GmbH habe in den letzten Jahren die Funktion des Geldgebers für eine Reihe von Projekten in Zusammenarbeit mit Investoren und Risikokapitalgebern eingenommen, hieß es weiter. Außerdem halte sie Beteiligungen an wenigen Gesellschaften. „Aufgrund der dramatischen Entwicklungen am deutschen Immobilienmarkt seit 2021 sah sich die Geschäftsleitung gezwungen, mit Geschäftspartnern Stundungsvereinbarungen zu treffen.“ Ziel dabei sei gewesen, die Zahlungsverpflichtungen Stück für Stück durch Einnahmen aus Verkäufen und anderen Transaktionen zu erfüllen.

Rund 300 Millionen Euro an Krediten habe die Gröner Group GmbH in den Jahren 2020 bis 2022 bei Risikokapitalgebern aufgenommen. Mit diesem Geld seien vor allem Immobilienprojekte angekauft worden. „Daneben hat sich die Gröner Group GmbH bei verschiedenen Transaktionen für den Erfolg verbürgt. Die Tätigkeit der letzten Jahre hat darin bestanden, einen geordneten Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten, um gleichzeitig die Verbindlichkeiten zu verringern. Dies ist uns gelungen.“

Bis Ende Oktober 2024 sei dieses Konzept aufgegangen. Dann habe jedoch ein Gläubiger Forderungen über 83 Millionen Euro fällig gestellt. Trotz intensiver Verhandlungen habe er sich nicht von diesem Schritt abbringen lassen, erläuterte eine Unternehmenssprecherin. „Dadurch sind wir gezwungen worden, einen Eigenantrag auf Insolvenz zu stellen. Wir bedauern diesen Schritt außerordentlich. Die Regeln in einer solchen Situation sind eindeutig und werden von uns respektiert.“

Bauprojekte seien nicht betroffen

Zugleich betonte die in Leipzig ansässige Gruppe, dass die Gröner Group GmbH und deren Beteiligungen „nicht Teil des operativen Geschäfts der Gröner Unternehmensgruppe“ seien. Sie verfügten über keine wesentlichen Beteiligungen an Gesellschaften, die Projekte entwickeln oder Bauprojekte ausführen. „Das operative Geschäft wird also unverändert fortgeführt. Laufende Bauprojekte sind von der Insolvenz nicht betroffen.“

Die Geschäftsleitung der Gröner Group GmbH wolle dabei mitwirken, die in Anspruch genommenen Darlehen und Verbindlichkeiten „im größtmöglichen Maß zurückzuführen und den Schaden für alle Beteiligten so gering wie möglich zu halten“. In den vergangenen Monaten und Jahren sei die Gröner Group GmbH umstrukturiert worden. Aus diesem Prozess hervorgegangen seien zwei andere Firmen: die ecobuilding AG und die CG Group GmbH. „Damit ist der Geschäftsbetrieb, der bis Anfang 2024 noch von der Gröner Group GmbH bestritten wurde, sukzessive auf diese beiden Gesellschaften übergegangen. In der Gröner Group GmbH gibt es keinerlei Beschäftigte. Die Gröner Group GmbH ist ausschließlich mit der Betreuung der ihr ausgereichten Darlehen beschäftigt.“

Folglich sei die Fortführung aller Aktivitäten in den anderen Unternehmen der Gruppe gewährleistet. Der Geschäftsbetrieb werde seit dem Frühjahr 2024 und auch in Zukunft von der CG Group GmbH und der ecobuilding AG übernommen. „Es gibt keinerlei wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den verschiedenen Gesellschaften. Damit wirkt sich die Insolvenz der Gröner Group GmbH ausschließlich auf die von ihr in Anspruch genommenen und an verschiedene Projektgesellschaften weitergegebene Darlehen aus“, so die Sprecherin.

Viele Insolvenzanträge abgewehrt

Wie berichtet, hatte die Gruppe in den vergangenen Monaten mit mehr als einem Dutzend Insolvenzanträgen von Gläubigern für verschiedene Tochterfirmen zu kämpfen. Oft ging es bei den Forderungen um nicht vollständig bezahlten Krankenkassenbeiträge. Betroffen war dabei auch schon einmal die Gröner Group GmbH. Inzwischen sind jedoch alle diese Verfahren wieder eingestellt worden. In aller Regel, weil Konzernchef Gröner die Außenstände aus privaten Mitteln der Familienholding bezahlt hatte. Neu an dem jetzigen Verfahren ist in jedem Fall, dass er selbst eine Insolvenzeröffnung beantragt hat. Und natürlich auch die Höhe der Forderungen, die nun „im Feuer hängen“.

Christoph Gröner kam 1995 aus Karlsruhe nach Leipzig, um hier eines der größten Bau- und Projektentwicklungsunternehmen Ostdeutschlands aufzubauen. Seine frühere CG-Group verfolgte zeitweilig Bauvorhaben im Umfang von bis zu zehn Milliarden Euro. Aktuell zählen die verschiedenen Unternehmenszweige – darunter auch Handwerksfirmen – nach seinen Angaben etwa 400 Beschäftigte. In Leipzig gehören der Gruppe unter anderem die Plagwitzer Kunst- und Gewerbehöfe sowie der einstmals größte Postbahnhof der Welt in Schönefeld.