Bekämpfung von Kriminalität und Schleusungen: Taskforce für Sachsens neue Grenzpolizei
128 Kilometer zu Polen, 86 zu Tschechien: Wenn es um grenzüberschreitende Kriminalität geht, fällt ein Großteil der Bekämpfung auf die Görlitzer Polizei. Deshalb zieht nun auch das Fahndungs- und Kompetenzzentrum Ostsachsen in die Neißestadt. Einen Einsatz der Fahnder besuchten nun MP Michael Kretschmer (49, CDU) und Innenminister Armin Schuster (63, CDU). Der Name „Süßmuthlinie“ sagt allen Beamten in der Einsatzzentrale etwas.
Doch die wenigsten sind Fans des Glaskünstlers Richard Süßmuth aus Weißwasser, allen Fahndern ist die Straße als Teil einer Schlepper-Route bekannt.
Am Donnerstag lauerte in deren Vorfeld die Gemeinsame Fahndungsgruppe (GFG) „Neiße“. Nicht allein: Unter anderem Zoll, Bundes- und Landespolizei waren unterwegs, 150 Beamte im Grenzgebiet. Ein Hubschrauber drehte seine Runden, übertrug Bilder von verdächtigen Fahrzeugen in die Zentrale. „Wir haben 350 Personen kontrolliert“, sagte Hauptkommissarin Anja Peterhänsel gegen 14 Uhr. „Ein Betäubungsmittelverdacht, 29 Ordnungswidrigkeiten.“
Der Innenminister lobte: „Da wird morgens in Hessen ein Auto geklaut und hier ziehen wir es noch raus. Normalerweise müssten uns die Ministerpräsidenten laufend Dankesschreiben schicken.“
Gemeinsame Fahndungsgruppe soll Autodieben einen Riegel vorschieben
Wie schwer der Kampf gegen Kriminelle an der Grenze ist, weiß Kriminalhauptkommissar Jürgen Lamatzsch (55), seit zwölf Jahren Leiter der GFG Neiße: „Die reagieren sehr sensibel auf Verkehrsmeldungen“, sagt er über Autodiebe.
„Das Diebesfahrzeug und das gestohlene Auto fahren auch nicht mehr so dicht beieinander.“ Dank moderner Technik können die Banden jetzt auch über Entfernung kommunizieren, Fahndungstage werden so schnell bekannt.
Die GFG besteht aus fünf deutschen und fünf polnischen Ermittlern, wobei die Besetzung sich immer mal ändert. „Mittlerweile ist das eine Eins-a-Zusammenarbeit mit den Polen“, sagt Lamatzsch.
„Wenn wir hier jemanden schnappen, der in Polen wohnt, muss dort ja sofort die Wohnung durchsucht werden.“ Persönliche Kontakte seien dafür extrem wichtig. „Die Polen sind da sehr schnell, sehr unkompliziert. Für unsere Verhältnisse sogar manchmal zu schnell.“
Taskforce soll neues Grenzschutzkonzept erarbeiten
Der Ministerpräsident will weiter an der Grenze aufrüsten: „Wir haben den Auftrag für eine Taskforce erteilt, die in den kommenden Wochen ein Konzept für eine sächsische Grenzschutzpolizei entwickeln soll“, so Kretschmer. „Dieses Personal wird es zusätzlich geben.“
Die Taskforce besteht unter anderem aus Ex-Generalstaatsanwalt Klaus Fleischmann (72), Ex-Rechnungshofchef Karl-Heinz Binus (69), Ex-Polizeipräsident Conny Stiehl (66) sowie Ex-Staatssekretär Hansjörg König (64).
„Im September haben wir dann einen Vorschlag, wie diese Struktur aussehen kann“, so der MP.