Stadtrat Taucha will Ehrenbürgerschaft von Adolf Hitler aberkennen – warum erst jetzt?
Bis heute wurde Adolf Hitler in Taucha nie offiziell die Ehrenbürgerschaft aberkannt. Das soll sich mit der nächsten Sitzung des Stadtrats ändern. Bürgermeister Meier erklärt, warum das so lange gedauert hat.
Es ist kein gewöhnlicher Punkt auf der Tagesordnung für die nächste Sitzung des Tauchaer Stadtrates: Knapp 80 Jahre nach Ende des Deutschen Reiches und des NS-Regimes möchte die Stadt ihren einstigen Ehrenbürger Adolf Hitler endgültig loswerden.
„Wir haben das Thema schon immer mal besprochen. Faktisch ist es so, dass mit dem Tod eines Menschen die Ehrenbürgerschaft sowieso erlischt“, erklärt Bürgermeister Tobias Meier (FDP) die späte Aktion. „In den letzten Jahren haben aber viele Städte ein Zeichen gesetzt und gesagt, dass das nicht reicht.“
Hitler war seit 1934 Ehrenbürger von Taucha
Zudem wolle die Stadt so auch das Ansehen anderer Menschen mit dem Titel schützen. „Im Prinzip kann man Hitler die Ehrenbürgerwürde nicht mehr aberkennen, aber er würde dann ja trotzdem auf einer Ebene stehen, mit den anderen ehrwürdigen Menschen, die sich um diese Stadt wirklich verdient gemacht haben“, führt Meier aus. „Und wir wollen Adolf Hitler nicht auf die gleiche Stufe gestellt sehen wie die anderen Personen.“ Nun steht das Thema am Donnerstag auf Punkt sechs der Tagesordnung im Stadtrat.
Im Jahr 1934 wurde Hitler von der Stadt die Ehrenbürgerschaft verliehen. In einer Ausgabe des „Tauchaer Heimatblatts“ aus dem Jahr 1935 geht der damalige Bürgermeister Uhlemann auf ein Dankesschreiben Hitlers nach der Ehrung ein und spricht von einem „guten Omen“. Hitler hatte damals seine „besten Glückwünsche für das Blühen und Gedeihen von Taucha“ ausgesprochen.
Auch in Leipzig war Hitler Ehrenbürger
Damals war diese Form der Würdigung Hitlers keine Ausnahme. Rund 4000 Gemeinden und Städte in Deutschland und Österreich ehrten auf diese Weise den sogenannten Führer des Deutschen Reiches. Auch in Leipzig war der nationalsozialistische Diktator seit 1933 Ehrenbürger. Diese Würde wurde ihm allerdings 1990 durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung aberkannt. 2011 wurde dem gebürtigen Österreicher die Ehrenbürgerwürde auch in seinem Geburtsort Braunau am Inn aberkannt.
Anderen verurteilten Kriegsverbrechern aus der NS-Zeit wurde die Ehrenbürgerschaft derweil auf Direktive des Alliierten Kontrollrates bereits nach Kriegsende entzogen. Da Hitler wegen seines Todes jedoch nicht verurteilt werden konnte, galt diese Direktive nicht für ihn.