Techno-Club IfZ in Leipzig schließt: Geschäftsführung nennt diese Gründe
Mit einem großen Fest am Silvesterabend soll alles zu Ende gehen: Nach zehn Jahren Betrieb schließt mit dem IfZ Leipzigs vielleicht bekanntester Techno-Club. Am Donnerstag äußerte sich erstmals auch die Geschäftsführung zu den Gründen.
Dass es im „Institut für Zukunft“ knirschte, war kein Geheimnis. Im Juli 2023 hatte der Club diverse Probleme öffentlich gemacht: Finanzielle Engpässe aufgrund fälliger Kreditrückzahlungen aus Pandemie-Zeiten gehörten dazu – genauso wie Rassismus-Vorwürfe gegen IfZ-Sicherheitsleute, die der Club selbst aufarbeiten wollte und dafür sogar wichtige Veranstaltungen absagte. Zu allem Überfluss verlor der Technoclub noch seine Buchhalterin und Personalleiterin.
Für manche mag sich am Dienstag vergangene Woche die Überraschung in Grenzen gehalten haben, als ein enger Kreis an Angestellten und Ehrenamtlichen des Clubs über die Schließung informiert wurde. Mehr als eine Woche später, am heutigen Donnerstag, bezieht das IfZ nun erstmals selbst öffentlich Position. In einer Pressemitteilung heißt es: Das IfZ werde „gezwungen, dauerhaft zu schließen“. Laut Geschäftsführer Franz Thiem führe angesichts der „finanziellen Situation kein Weg mehr an einer Schließung vorbei.”
„Viele können sich Clubbesuch nicht mehr leisten“
2019 sei das umsatzstärkste Jahr des Clubs gewesen, heißt es weiter. Mit der Pandemie endete die erfolgreiche Zeit aber. Das IfZ musste – wie viele andere Veranstaltungsorte auch – Soforthilfen beantragen. Und gab diese offenbar für Zwecke aus, die „zum Zeitpunkt der Antragsstellung förderfähig“ gewesen seien. Doch nun wolle der Bund sein Geld zurück. Die Argumentation: Das IfZ habe die während der Pandemie bewilligten Überbrückungshilfen für Dinge ausgegeben, die sich nachträglich nicht als förderfähig erwiesen hätten. Aus Sicht des IfZ sind dafür „die mehrmaligen und immer weiter ausgedehnten Einschränkungen“ verantwortlich.
Gegenüber LVZ erklärt Club-Geschäftsführer Thiem: „Das waren Ausgaben, die wir unter normalen Zuständen niemals mit eigenem Geld gemacht hätten.“ Darunter: die Umsetzung des Hygienekonzepts, neue Lüftungsanlagen und die Verlagerung des Geschäftsbetriebs in den Außenbereich. Die Auflagen, die das IfZ mit Corona-Hilfen erfüllt habe, seien „ein Konjunkturprogramm mit unserem Geld und ohne unsere Zustimmung“ gewesen.
Thiem glaubt, dass das beschlossene Ende des IfZ kein Einzelschicksal ist. Die Clubkultur sei allgemein bedroht, weil sie „zunehmend als Business-Modell fungiert und immer weniger als Raum der Gegenkultur“ interpretiert werde, heißt es in der Mitteilung vom Donnerstag. Letztlich seien dem IfZ auch zunehmend auch die Gäste ausgegangen: „Viele können sich den Clubbesuch nicht mehr leisten.“
Das „Institut für Zukunft“ lebte auch von den Geheimnissen, die um den Ort gemacht wurden. Manche erzählten von den besonders harten Türstehern, die nicht jeden Gast passieren ließen. Und vom Innenraum des Clubs gibt es nur wenige Aufnahmen, weil die Handykameras von Gästen beim Eintritten mit kleinen Schutzaufklebern versehen wurden. Wenn das IfZ zum Jahresende schließt, wird Leipzig auch um einen mystischen Ort ärmer sein.