75 Teilnehmer demonstrieren unter den Farben des Regenbogens
Bunt und laut sollte es werden, beim 2. Christopher Street Day (CSD) am Sonnabend in Weißwasser. Die Teilnehmer wollten damit erneut „ein Zeichen für Liebe, Gleichberechtigung und Akzeptanz setzen“. Zunächst hatten sich knapp 60 Leute auf dem Marktplatz versammelt, um für Toleranz gegenüber verschiedenen Lebens- und Liebesarten zu demonstrieren.
Und wiederum gab es eine traurige Vorgeschichte: Nachdem im Vorjahr die Organisatoren bei Facebook beschimpft worden waren, wurden diesmal die Großbanner zerschnitten, die für die Aktion werben sollten. Und das nicht nur einmal. Nachdem neue Banner hingen, wurden auch diese zerstört. Davon lasse man sich aber nicht beirren, erklärte die Landtagsabgeordnete Antonia Mertsching bei der kleinen Kundgebung, die den CSD einleitete. Das Gute daran sei, dass die Zerstörung die Solidarität nur noch befördert habe. „Wir stehen zusammen. Unser Weißwasser ist bunt und vielfältig“, so Mertsching.
Sie verwies auf 75 Jahre Grundgesetz, wonach die Würde des Menschen unantastbar sei und jeder das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit habe. „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“, zitierte sie aus Artikel 3. Da fehle bloß noch, so Mertsching weiter, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung benachteiligt werden darf. Aber das müsse noch verhandelt werden. „Auch wenn es nur um eine Minderheit geht, aber das macht Demokratie aus“, sagte sie.
Wie zu vernehmen war, wird am 7. Juni in der Stadtbibliothek Weißwasser die Ausstellung „Solche Leute gibt es hier nicht“ eröffnet. Zu dem Anlass werde jemand berichten, was es heißt, queer zu sein. Für Fragen und Gespräche in dieser Richtung stand am Sonnabend auch Annekathrin Kellermann vom queeren Netzwerk Görlitz zur Verfügung.
Baureferatsleiterin Dorit Baumeister, die Weißwassers OB vertrat , war erst Tage zuvor von der Internationalen Kunstausstellung in Venedig zurückgekehrt. Diese stehe unter dem Titel „Fremde überall“. Sie vermittle, dass egal, wo man ist, man überall auf Fremde trifft und auch selber Fremder ist. „Erst Vielfalt und Toleranz erzeugen eine gesunde Stadtgesellschaft, die Fremde ankommen und bleiben lässt“, erklärte sie.
In Weißwasser trete man für diese Werte ein. Hass und Hetze hingegen würden das Gemeinwesen vergiften und letztlich allen schaden. Die Zivilgesellschaft sei gefragt, wenn Grundrechte verletzt werden. Dorit Baumeister forderte dazu auf, „Fremden mit Neugier, offenem Herzen und vorurteilsfrei zu begegnen und Weißwasser zu einem lebendigen bunten Ort zu machen“.
Gemeinsam mit Antonia Mertsching hatte die Initiativgruppe „Das ist Mobbing“ den CSD vorbereitet. „Weder blaue Herzen noch abgeschnittene Banner halten uns davon ab, so zu sein, wie wir sind“, sagte Saskia Manke. Und: „Wenn es Normalität wäre, müssten wir nicht darüber reden. Aber davon sind wir noch meilenweit entfernt.“
Während der Kundgebung hatten sich noch einige mehr auf dem Marktplatz eingefunden. 75 Teilnehmer marschierten im Anschluss „Bunt und laut“ unter den Farben des Regenbogens durch die Stadt und trafen sich zum gemütlichen Abschluss vor der Hafenstube der Telux. Beim 1. CSD im Vorjahr waren es mehr als doppelt so viele.