Wer sind die Menschen hinter dem Protest gegen eine AfD-Veranstaltung in Leipzig?
Am Leipziger Naschmarkt protestierten rund 150 Menschen gegen eine AfD-Veranstaltung in der Alten Börse. Zur Demo aufgerufen hatte das Bündnis „Hand in Hand für Demokratie und Menschenrechte“. Der Protest verlief nach Reporterangaben friedlich und ohne Zwischenfälle. Einige Teilnehmende schilderten MDR SACHSEN, dass sie Angst vor dem Erstarken der AfD hätten.
Am Dienstagabend um 18:30 füllt sich der Platz vor dem Naschmarkt: teils mit Demonstranten, teils mit neugierigen Passanten. Der Veranstalter, die „Omas gegen Rechts“ und der Betriebsratsvorsitzende von BMW Leipzig, halten Reden. Abgesehen von einzelnen Parolen bleibt die Demonstration ruhig und wird nach einer Dreiviertelstunde wieder beendet.
Der Veranstalter hatte mit 50 Teilnehmern gerechnet, am Ende waren rund 150 Menschen da. Viele schilderten MDR SACHSEN, dass sie ein Zeichen gegen die AfD setzen wollten. Einige sagten aber auch, sie seien gekommen, weil sie Angst vor den Plänen der Partei hätten, die in Sachsen vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistische Bestrebung gilt.
AfD und Frauenrechte
Eine Teilnehmerin schilderte, dass ihre Frau sie auf die Demonstration aufmerksam gemacht habe. Sie seien hergekommen, weil sie gegen das Menschen- und Frauenbild der AfD seien. Die 32-Jährige dazu: „Ich könnte mit meiner Frau nicht so zusammen sein, wie ich es möchte, wenn die AfD an der Macht wäre. Das ist eines der großen emotionalen Themen für mich, warum ich auch sage, dass die AfD einfach nicht sein darf.“
Sibille und Regina wollen kämpfen
Zu dem neu gegründeten Bündnis „Hand in Hand für Demokratie und Menschenrechte“ gehörte auch die Leipziger Initiative der „Omas gegen Rechts“. Die Frauen waren mit einer größeren Gruppe gekommen, unter ihnen auch Sibille S. und Regina J. Beide sagten, dass sie gegen Nazis, gegen die AfD seien:
„Da müssen wir jetzt alle aufstehen und ganz viel kämpfen.“
Bei der Gruppe stand auch Gert Reichel. Er sagte, er habe Angst vor dem Erstarken der AfD in Sachsen. Seine große Befürchtung ist, „dass, wenn die AfD an die Macht kommt, es dann losgeht wie im Dritten Reich.“ Deswegen wolle er auch in Zukunft immer wieder zu Demonstrationen gehen.
Ärztinnen und Ärzte gegen Antisemitismus
Barbara Ettrich und Enrico Ullmann sind Psychotherapeuten und führen eine gemeinsame Praxis in Leipzig. Sie haben im Oktober die Initiative „Ärztinnen und Ärzte gegen Antisemitismus“ mitgegründet. Ettrich sei es wichtig gewesen zum Protest zu kommen, weil nach den großen Demonstrationen gegen die AfD das Interesse am Thema zurück gegangen sei. „Deshalb finde ich es um so wichtiger, jede Möglichkeit zu nutzen und seine Stimme zu erheben.“
Enrico Ullmann war aus dem gleichen Grund wie die Psychotherapeuten da. Darüber hinaus bewege ihn aber auch ein persönliches Thema: Er sei Jude und wollte eigentlich gerne den AfD-Landtagsabgeordneten Carsten Hütter, der bei der Veranstaltung in der Alten Börse sei, mit einer Frage konfrontieren.
„Hütter hat im Landtag eine Kleine Anfrage zum Thema Beschneidungen gestellt. Als Jude in Leipzig interessiert es mich, warum Herr Hütter wissen möchte, wie viele Fälle es von medizinisch- oder religiösmotivierten Beschneidungen gab.“ Leider habe er nicht die Möglichkeit gehabt, sagt Ullmann, dass er Hütter fragen konnte.