Leipziger Cinestar-Mitarbeiter streiken für bessere Löhne – Kinogäste sind überrascht
Das Cinestar-Kino im Petersbogen in Leipzig ist am Donnerstag bestreikt worden. Mitarbeitende forderten bessere Löhne. Am Abend sollen die Kinotüren wieder öffnen.
Die Kinosäle im Cinestar Leipzig bleiben am Donnerstag dunkel: Das Kino im Petersbogen wird von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bestreikt. Cinestar-Geschäftsführer Oliver Fock teilte am späten Nachmittag auf LVZ-Nachfrage mit, dass es den gesamten Donnerstag geschlossen bleibt. Auf der Webseite und an den Eingangstüren informierten Hinweise die Besucher.
Kundgebung auf dem Burgplatz
Um 11 Uhr fand auf dem Burgplatz nahe des Cinestar eine Kundgebung statt. Unter dem Motto „Film ab: Wir sind die Stars“ versammelten sich dort gut 30 Personen. Verdi-Gewerkschaftssekretär Lucas Munzke gab als Grund für den Streik unter anderem den Lohnverlust durch die Inflation an. Konkret kritisiert Verdi, dass die Gehälter in der Einarbeitungsphase nur 5 Cent über dem Mindestlohn liegen. Viele der Streikschilder sind an Filme angelehnt: „CineStar Wars – the Lohn Wars“, steht auf einem Schild, „We don’t get paid Kenough“ in Anlehnung an den Barbie-Film auf einem anderen.
Die 19-jährige Luise studiert in Leipzig und arbeitet nebenbei im Cinestar. Sie mag die Arbeit im Kino sehr, sagt sie, aber „im Hinterkopf beschäftigt mich immer, dass mein Lohn so niedrig ist“. Das mache die Arbeit noch anstrengender, „gerade, wenn viel los ist, wie an Weihnachten oder in den Ferien“.
Von der Popcorn-Maschine zum Streik auf den Burgplatz
Andreas Böger arbeitet in einer geringfügigen Beschäftigung als „Popcornkoch“ im Cinestar. Er sei von den niedrigen Löhnen nicht selbst betroffen, habe sich aber „für die Gemeinschaft“ dem Streik angeschlossen. „Die Leute werden abgespeist mit niedrigen Löhnen“, sagt der 55-Jährige, deswegen stehe er für seine Kollegen mit auf dem Burgplatz.
Besucher von geschlossenen Türen überrascht
Dieser Donnerstag ist ein Ferientag, an dem nicht wenige einen Besuch im Kino geplant hatten. Aus Geithain ist eine Frau mit ihren Enkelkindern im Grundschulalter angereist. Sie findet die Forderungen zwar berechtigt, aber hätte sich im Vorhinein eine bessere Kommunikation gewünscht. Die Fünftklässlerin Lilli-Sophie ist mit Papa Ralph Landmann von den verschlossenen Türen überrascht worden. Sie sind aus Borna gekommen und hatten sich schon vorher Tickets gekauft. „Dann fahren wir wohl jetzt wieder nach Hause“, sagt Vater Landmann schulterzuckend.
Lucas Schäfer sitzt für die Beschäftigten in der Verhandlungskommission und bedauert, dass einige Kinder an diesem Ferientag nicht ins Kino gehen konnten. „Es war keine einfache Entscheidung. Aber Mitarbeitende können von ihrer Arbeit nicht leben und ich kann deswegen nur auf Verständnis hoffen.“ Er selbst arbeitet seit zweieinhalb Jahren als Servicekraft bei Cinestar.
Wie viele Besucher insgesamt von der streikbedingten Schließung betroffen waren, konnte Kinoleiter Rainer Weber auf LVZ-Nachfrage nicht einschätzen. Am Mittwoch hieß es, dass das Geld von bereits gekauften Kinokarten erstattet würde. Betroffene Gäste können sich per Mail an info@cinestar.de wenden.