Trotz Mietpreisbremse: So stark sind die Mieten in Leipzig 2023 gestiegen
Nicht nur Neubauwohnungen in Leipzig kosten immer mehr Miete. Auch wer eine freie Bestandswohnung sucht, muss immer tiefer in die Tasche greifen. 2023 verteuerten sich die Angebote in der Messestadt noch schneller als zuvor. Im Vergleich zu anderen Metropolen fiel der Mietanstieg in Leipzig besonders hoch aus.
Die Kaltmieten für freie Bestandswohnungen sind 2023 in Leipzig erneut besonders schnell geklettert. In der Messestadt verteuerten sich die Angebote der Hausverwalter um durchschnittlich 5,6 Prozent. Unter allen deutschen Städten mit mehr als 50 000 Einwohnern war das der zweithöchste Wert, geht aus einer Untersuchung der Immobilien-Datenbank GeoMap hervor. Nur in Berlin zeigte die Kurve mit 12,7 Prozent noch steiler nach oben.
In Leipzig erhöhte sich die geforderte Kaltmiete von 7,91 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2022 auf durchschnittlich 8,36 Euro im Jahr 2023, erläuterte Bilyana Mikova. Sie ist Marketing-Managerin beim Leipziger Unternehmen Real Estate Pilot AG, zu dem die Immobilien-Datenbank gehört. Um die bundesweit fast 11 000 Gemeinden möglichst gut vergleichen zu können, habe GeoMap für jedes Jahr eine Million Inserate von Vermietern ausgewertet. Berücksichtigt wurden dabei nur Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, die schon vor 2020 bezugsfertig wurden – also keine teuren Neubauten. Nicht aufgenommen wurden außerdem Sozialwohnungen mit staatlich festgelegten Miethöhen.
Chemnitz und Plauen günstig, Leipzigs Bremse kaum wirksam
Das Ergebnis verortet Leipzig unter den zehn größten Metropolen als noch vergleichsweise preiswert. In München wurden im vergangenen Jahr im Mittel rund 19,60 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter verlangt, in Stuttgart 14,40 Euro, in Berlin 13,50 Euro. Unter den Top-Ten der größten Städte blieb nur Essen mit 8,20 Euro etwas günstiger als Leipzig. In Düsseldorf, das bei den Einwohnerzahlen einen Platz vor Leipzig steht, legten die Mieten im Bestand um 5,1 Prozent auf 12,11 Euro zu.
Als einzig größere Stadt mit sinkenden Mieten stach die Volkswagen-Heimat Wolfsburg heraus: Dort verbilligten sich die Wohnungsangebote von 8,74 Euro auf 8,50 Euro pro Quadratmeter. Eher geringe Veränderungen verzeichneten beispielsweise Rostock (+0,5 Prozent auf 10 Euro), Chemnitz (+1,9 Prozent auf 5,52 Euro) und Dresden (+2,2 Prozent auf 8,22 Euro). Neben Chemnitz zählten auch weitere Städte in Sachsen wie Plauen (mit nunmehr 5,11 Euro pro Quadratmeter) und Görlitz zu den bundesweit günstigsten Wohnstandorten, so Mikova.
Für Leipzig lässt sich anhand der Untersuchung feststellen, dass die im Juli 2022 eingeführte Mietpreisbremse bisher kaum gewirkt hat. Die Bremse legt fest, dass die Wohnungsmiete bei Abschluss eines neuen Vertrages maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete aus dem Mietspiegel liegen darf. Diese Regelung gilt in Sachsen bisher nur in Leipzig und in Dresden.
2022 belief sich der Anstieg bei den Offerten für freie Bestandswohnungen in Leipzig noch auf 3,7 Prozent, im Jahr 2021 waren es gleichfalls nach GeoMap-Daten 2,5 Prozent. In Kommunen mit niedrigem Leerstand habe der hohe Zuzug 2022 den Wohnungsmarkt weiter unter Druck gesetzt, meinte dazu Prof. Kerry Brauer, Direktorin der Staatlichen Studienakademie Leipzig. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine habe hier einen Sondereffekt geschaffen. Inzwischen seien die Zuwanderungszahlen auch für Leipzig aber wieder rückläufig.
Leipzig – Stadt für alle: „Wohnungsknappheit auf Höchststand“
„Eine Hauptursache für den Mietanstieg in Leipzig sind die gestiegenen Anforderungen zur Finanzierung von Wohneigentum“, sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin. Deshalb würden viele Haushalte mit gutem Einkommen Mieter bleiben, statt in die eigenen vier Wände zu ziehen. Zudem hielten sich auch Investoren zurück, weil sie durch schnell wechselnde Vorgaben der Politik verunsichert seien.
Die neuen Daten decken sich mit einer Studie, die das Online-Portal Immobilienscout24 vor wenigen Wochen vorgelegt hatte. Dort wurden die Angebotsmieten für freie Wohnungen (samt Neubau) in den 15 größten deutschen Städten verglichen. In fünf Jahren (von November 2018 bis November 2023) stiegen sie demnach am stärksten in Berlin – konkret um 40 Prozent. Dahinter folgte Leipzig mit einer Zunahme um 32 Prozent.
Die Initiative „Leipzig – Stadt für alle“ forderte am Dienstag, die Mietpreisbremse deutlich nachzuschärfen sowie für sechs Jahre Mieterhöhungen in bestehenden Verträgen stärker zu begrenzen. „Die Wohnungsknappheit in Leipzig ist auf einem historischen Höchststand, vergleichbar mit der Zeit nach der Wiedervereinigung vor etwa 30 Jahren“, argumentierte Sprecherin Lina Hurlin. Um die Zuwanderung zu meistern, müsse Leipzig jährlich 2000 bis 2500 zusätzliche Wohnungen schaffen. „Vor allem bezahlbare. Doch der Wohnungsbau hinkt hinterher.“