Influencer Jeremy Fragrance wirbt für Rechtsextreme

Jeremy Fragrance ist Duft-Influencer und Werbestar. Aktuelle Posts von ihm in den sozialen Medien sorgen aber für viel Kritik ‒ darauf ist der 34-Jährige mit zwei prominenten Figuren der rechtsextremen Szene zu sehen. Der Pay-TV-Sender Sky reagiert nun darauf und nimmt seine Doku mit dem Influencer aus dem Programm.

Es ist nicht das erste Mal, dass Jeremy Fragrance von sich reden macht. Im Mai behauptete er bei der Messe OMR in Hamburg von sich selbst, „ethisch sehr geil unterwegs“ zu sein. Seine Erklärung: „Ich könnte es mir sehr leicht machen, ich könnte pro Tag fünf Mädels bumsen, ich könnte euch alle verarschen.“ Bei dessen Werbepartner Aldi Nord kam das nicht gut an. Das Unternehmen hatte vorher noch mit dem Influencer kooperiert, nannte das dann aber eine einmalige Sache und die Äußerungen des 34-Jährigen „in keinerlei Hinsicht mit den Werten und Haltungen der Unternehmensgruppe“ vereinbar.

Nun gerät Fragrance, der eigentlich Daniel Schütz heißt und sich selbst als den führenden Parfum-Influencer bezeichnet, erneut in die Schlagzeilen. Am Wochenende nämlich posierte Fragrance ‒ 1,2 Millionen Follower bei Instagram, fast 2,2 Millionen bei Youtube und sogar 7,3 Millionen bei Tiktok – bei einer Gala der US-Republikaner mit Trump-Fans aus dem Umfeld der AfD. Es handelte sich um die Gala des rechten New York Young Republican Clubs (NYYRC), bei der Ex-US-Präsident Donald Trump als Hauptredner auftrat. In seiner Instagram-Story postete Fragrance Bilder mit zwei Männern und verwies auch auf deren Arbeit.

Bilder mit Figuren der rechtsextremen Szene

Dabei handelte es sich um Alexander Kleine, der sich Alex Malenki nennt, und David Bendels ‒ beide prominente Figuren der rechtsextremen Szene Deutschlands. Kleine ist ein Aktivist der rechtsextremen Identitären Bewegung und hat zudem seit einigen Jahren eine Medienagentur. In seiner Story, die mittlerweile nicht mehr verfügbar ist, zeigte Fragrance einen Sticker dessen Agentur und verlinkte außerdem darauf. Auch die rechtsextreme Junge Alternative in Brandenburg hat laut „Spiegel“ in der Vergangenheit schon für die Medienagentur geworben. Bendels ist zudem Herausgeber und Chefredakteur des „Deutschlandkurier“. Dabei handelt es sich um eine Zeitung, die der AfD in den Wahlkampfjahren 2017 und 2018 tausendfach gratis zur Verfügung gestellt wurde. Dabei handelte es sich um illegale Parteienfinanzierung, befand die Bundestagsverwaltung ‒ die AfD musste wegen dieser und zwei weiterer Verstöße 577.000 Euro Strafe zahlen. Auch Wohn- und Geschäftsräume von Bendels wurden im Zuge von Ermittlungen dazu durchsucht.

Auch ein drittes Foto war offenbar noch in Fragrances Story zu sehen. Es war ein Foto, das der österreichische Rechtspopulist Gerald Grosz in seiner Story veröffentlicht hatte – darauf zu sehen war er mit dem Influencer. und Fragrance teilte das von Grosz geteilte Bild in seiner eigenen Story. Grosz war im vergangenen Februar am Politischen Aschermittwoch Gastredner der AfD gewesen. Nachdem er dort Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder beleidigt hatte, hatte der Strafanzeige gestellt. Zu dem Foto mit Grosz teilte Fragrance gegenüber dem „Business Insider“ auf dessen Anfrage mit, zum Zeitpunkt des Fotos nicht gewusst zu haben, wofür der österreichische Politiker stehe. Grosz habe ihn um ein Foto gebeten und er mache grundsätzlich Fotos mit Menschen, die ihm sympathisch seien. Die anderen Fotos ließ er demnach unkommentiert.

Neben den genannten rechtsextremen Figuren sowie Jeremy Fragrance waren aus Deutschland etwa auch der AfD-Spitzenpolitiker Maximilian Krah und Kay Gottschalk, der finanzpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, auf der Gala.

Sky und Buchverlag ziehen Konsequenzen

Der Pay-TV-Sender Sky, der im Oktober eine fünfteilige „Sky Original Reality Dokumentation“ mit Jeremy Fragrance veröffentlicht hatte, reagiert nun. Der Sender nimmt die Doku aus dem Programm. „Wir distanzieren uns klar von jeglichen rechtsextremen Inhalten oder Äußerungen“, teilte ein Sky-Sprecher am Montagmittag dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit. „Die Reality-Doku ‚Jeremy Fragrance – Power, Baby!‘ werden wir bis morgen aus allen unseren Angeboten nehmen.“ Eine Fortsetzung oder weitere Zusammenarbeit seien ohnehin nicht geplant gewesen.

Auch der Heel-Verlag, der das Buch „Power, Baby! Die Jeremy-Fragrance-Story“ des Influencers veröffentlicht hat, beendet dem „Business Insider“ zufolge die Zusammenarbeit. Das Unternehmen betont gegenüber dem Medium, dass es „sich in keinster Weise mit rechtsextremem Gedankengut identifiziert und wir mit Entsetzen zur Kenntnis genommen haben, dass Jeremy Fragrance mit diesen Rechtsextremen sympathisiert. Dass er solche Tendenzen hat, war uns bis zum heutigen Tage auch nicht bekannt.“ Eine weitere Zusammenarbeit mit Jeremy Fragrance sei nicht geplant, eine Nachauflage des bei Buches werde es nicht geben.

Aldi Nord distanziert sich erneut

Laut „Business Insider“ distanziert sich auch Aldi Nord ‒ erneut ‒ von Jeremy Fragrance. „Aldi Nord ist Discounter für alle, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, Religion, politischer Gesinnung oder sexueller Identität. Die Zusammenarbeit mit Jeremy Fragrance im Februar 2023 war eine einmalige Kooperation und das ausschließlich von Aldi Nord“, teilte das Unternehmen demnach mit. Weitere Aktionen seien nicht geplant.