Edeka stoppt Verkauf von rechtem Magazin in Geschäft in Bautzen
In einem Edeka-Markt in Bautzen wird das Compact-Magazin nicht mehr angeboten, in weiteren der Verkauf geprüft. Das liegt an den Inhalten und einer Beschwerde.
„Feindbild Deutsche“ steht auf dem aktuellen Titelbild des Magazins Compact. Es zeigt das Bild eines mutmaßlichen Kriegers sowie den Sänger der Band Rammstein, beide unter einem Fadenkreuz. Im Bautzener Edeka-Markt am Kornmarkt dürften Kunden dieses Heft allerdings nicht mehr finden. Im Edeka-Markt am Husarenhof könnte das bald auch der Fall sein.
Denn wie Meike Marschall, Sprecherin von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen, bestätigt, hat der Edeka-Markt am Bautzener Kornmarkt das Magazin Compact jetzt aus dem Verkauf genommen. Das bestätigt Betreiber Laszlo Megyesi. Wenn Edeka dies so entscheide, könne er das natürlich mittragen.
Edeka will Angebot von Compact-Magazin einschränken
Der Edeka-Verbund distanziere „sich klar von rechtsradikalem Gedankengut“ und lehne „jede Form von Diskriminierung ab“, so die Sprecherin. Edeka stehe für Vielfalt und Toleranz. „Wir legen großen Wert auf Respekt und ein faires Miteinander – unabhängig von Nationalität, Religion, Geschlecht oder Alter.“ Das genannte Magazin widerspreche diesen Werten.
Aus rechtlichen Gründen könne Edeka nicht verhindern, dass einzelne Märkte mit diesem Magazin beliefert werden. „Wir werden aber weiterhin, gemeinsam mit unseren Kaufleuten, alle zulässigen Möglichkeiten ausschöpfen, das Angebot so weit wie möglich einzuschränken“, sagt Meike Marschall.
Verfassungsschutz: Compact verbreitet antisemitische Inhalte
Das Magazin Compact gehört laut dem Ende Juni 2023 veröffentlichten Verfassungsschutzbericht des Bundesinnenministeriums für 2022 zur Compact-Magazin GmbH und damit zu den rechtsextremistischen Akteuren der „Neuen Rechten“. BMI-Sprecherin Sonja Kock erklärt: „Die Einstufung der ,COMPACT-Magazin GmbH‘ als rechtsextremistische Bestrebung bewirkt kein Verbot des Verkaufs der Druckerzeugnisse dieser Bestrebung.“ Für solche Einschränkungen sei das Ministerium ohnehin nicht zuständig.
Die Monatszeitschrift erscheint seit 2010 und ist das Hauptprodukt des Unternehmens von Gesellschafter und Chefredakteur Jürgen Elsässer. Daneben gibt es Online-Angebote wie eine Website oder einen Videokanal. Die Compact-Magazin GmbH habe sich zudem an Demonstrationen beteiligt und eigene Aktionen durchgeführt.
Compact verbreite „regelmäßig antisemitische, minderheitenfeindliche, geschichtsrevisionistische und verschwörungsideologische Inhalte“, heißt es im Verfassungsschutzbericht. Hauptmerkmal sei die Agitation gegen die parlamentarische Demokratie im Allgemeinen und gegen die Bundesregierung im Besonderen. Zuletzt sei etwa die Zusammenarbeit mit der rechtsextremistischen Regionalpartei Freie Sachsen ausgeweitet worden.
Bautzener Kundenbeschwerde gegen Compact von der Linken
Dass sich Edeka aktuell mit dem Thema beschäftigt, hat vor allem mit einer Kundenbeschwerde aus Bautzen zu tun. Denny Krause, aktiv im Vorstand des Ortsverbandes der Linken, war der Verkauf des Magazins im Edeka am Husarenhof aufgefallen. Nachdem seine Beschwerde wochenlang unbeantwortet geblieben sei, hatte die Bautzener Linke dann einen Beitrag in den sozialen Medien gepostet, darin ihr Unverständnis für den Verkauf ausgedrückt und Konsequenzen gefordert.
Die Inhalte des Magazins und die Einstufung durch den Verfassungsschutz seien Grund genug, die Zeitschrift aus dem Sortiment zu nehmen, erklärt Denny Krause. Zudem betreibe Compact Propaganda für Pegida und die AfD.
Mittlerweile habe der Bautzener Antwort von Edeka erhalten und die Linke ihre Beiträge aus den sozialen Medien wieder entfernt. „Die Filialen bekommen die Zeitschriften ja nur zugeteilt, räumen sie oft ein, ohne zu wissen, was dort überhaupt Inhalt ist. Wir wollten daher keine Filiale direkt nennen, um diese öffentlich eventuell in ein schlechtes Bild zu drücken“, sagt Denny Krause.
Edeka-Betreiber nimmt Beschwerden gern persönlich an
Edeka-Sprecherin Meike Marschall bestätigte nun gegenüber Sächsische.de, dass man mit dem Edeka-Betreiber am Husarenhof, Fabian Zellmer, ebenfalls in Kontakt stehe. Diesen habe die ursprüngliche Kundenbeschwerde erst nach Wochen erreicht. „Ich nehme gern Kundenwünsche entgegen, am besten persönlich“, sagt er. Durch den Weg über den offiziellen Kundenservice von Edeka sei allerdings einige Zeit vergangen.
Aktuell prüfe er die Beschwerde. Bei 300 bis 400 verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen könne er sich nicht mit allen intensiv beschäftigen. Fabian Zellmer betreibt mehrere Edeka-Märkte. Er wisse nicht mal, ob sich das Magazin Compact in seinem Laden am Husarenhof gut verkauft oder nicht. Er will sich am 24. August 2023 vor Ort mit dem Thema befassen.
Großhändler treffen Zeitschriftenauswahl für Einzelhändler
Kai-Christian Albrecht, Geschäftsführer des Gesamtverbandes Pressegroßhandel, erklärt: „Pressegroßhändler sind von den Verlagen beauftragt, Presse aus einer Hand zu liefern und generell allen Titeln eine Verkaufschance einzuräumen. Das basiert auf dem Grundrecht der Presse- und Meinungsfreiheit.“
Zudem müssen die Großhändler neutral sein. Ihr Versorgungsauftrag inklusive der Preisbindung sei im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen geregelt. Für eine bestimmte Region stellen sie das Liefersortiment pro Verkaufsstelle werktäglich neu zusammen. Das sei unter anderem abhängig von Erfahrungswerten, Prognosen, dem Quartier vor Ort und der Größe der Verkaufsfläche.
Es werden allerdings keine Titel geliefert, die auf dem Index stehen, also zu den stark jugendgefährdenden Medien gehören oder verboten sind. „Bestimmte Magazine können aber nicht einfach abbestellt werden. Die Bürger haben das Recht, sich ungehindert aus einem möglichst breiten Sortiment zu informieren“, sagt Kai-Christian Albrecht. Wenn aber bestimmte Magazine gar nicht verkauft werden und der jeweilige Einzelhändler sie immer wieder an die Großhändler zurückgibt, werden sie für diesen Standort nicht mehr geliefert.
Der Beitrag ist noch der ersten Veröffentlichung noch um das Zitat von BMI-Sprecherin Sonja Kock ergänzt worden.