die martialisch bewaffneten landsknechte
haben ihre aufgaben gut erfüllt:
sie haben geprügelt, kontrolliert und verfügt;
sie haben markiert wer die größte gang im lande ist
wiedermal.

wiedermal medienwirksam
inszeniert und manifestiert sich der rechtsstaat
als einer, der mit harter hand
und bei der aushöhlung seiner eigenen verfasstheit
beim weiteren abbau seiner partizipatorischen elemente
gegen jeden „extremismus“ vorgeht

von faschistischen musik- und sportevents,
von völkischen siedlungen und national befreiten zonen
von der straßengewalt und der lebensfeindlichen atmosphäre,
mit welcher nazis kleinstädte und landkreise überziehen
– gegen alles fremde, bunte, selbstbestimmte, schöne –
von den täglichen rassistischen anfeindungen und erniedrigungen
von der gewalt gegen queers und politisch engagierte
– von all diesen übeln ist mit keiner silbe die rede
beim protest, der mit dem hashtag #0306
zum spektakulären ereignis hochgeschrieben wird

vater staat betraft seine kinder,
von denen immer noch so viele an seine gerechtigkeit appellieren
– trotz lichtenhagen, hoyerswerda, nsu, heidenau, chemnitz, hanau
trotz gestohlener munition, bestellter leichensäcke, schießtrainings in tschechien,
auslandseinsätzen, internationalen netzwerken durch die nazis

wahnsinn! wahnsinn, wie noch fast die letzten unter uns
an die gerechtigkeit des übervaters appellieren
sich die ohnmacht und hilflosigkeit
einlullen und einprügeln lassen
die pädagogischen methoden dazu
schwanken zwischen geheucheltem verständnis
und der guten alten rute

demokrat*innen echauffieren sich und schäumen säuerlich:
sie verteidigen verbriefte rechte, an welche sie krampfhaft glauben
trotz der offensichtlichen tatsache,
dass sie willkürlich ausgesetzt und uminterpretiert werden
wenn und wie es der obrigkeit passt

auch darum gilt es auseinandersetzungen zu führen
– dies aber sollte nicht das bier jener sein,
die ihre sehnsucht aus autonomie, selbstorganisation und solidarität brauen,
die für andere verhältnisse kämpfen
weil sie diese erfahren und gelebt haben
– trotz des elends des in den abgrund rasenden stillstands

du grüßt deine mama aus dem kessel
sie macht sich zu recht sorgen
fachmenschen erklären, dass es dadrin brodelt
und darum geht’s ja auch: die zecken zu zerquetschen
stundenlanges ausharren darin
– ausgeliefert der nackten willkür
hinter welcher die deutliche drohung steht:
unter anderen umständen würden sie uns
einfach blutend hinter gitter werfen

so werden wir weiter traumatisiert
für unsere wut kriegen wir auf die fresse
werden mit juristischen zwangsverfahren überzogen
in der öffentlichkeit diffamiert und als feindbild aufgebaut
können uns kaum verständlich machen gegenüber jenen bürger*innen
deren idioten-bewusstsein täglich geformt wird,
die das anliegen ja zu verstehen meinen
aber die methoden eben für komplett ungeeignet halten
denn es gäbe ja so viele demokratische möglichkeiten
um sich für eine bessere welt zu engagieren

die polizeigewerkschaftssprecher und bürgermeister danken allen einsatzkräften
bewegungsmanager_innen danken „allen, die heute auf der straße waren“
sie sprechen für ihre klientel, als wären diese kinder
sie sprechen wie die hirten zu ihren schafen
in bester absicht: weil sie nicht wollen, dass sie der fleischwolf staat zermalmt
denn wen sollten sie sonst führen und bekümmern?
wer sollte sonst ihre tolle sache bewundern und sie lieben?

antifaschist*innen aus notwendigkeit müssen wir sein
daran ist nichts gutes für sich genommen
damit allein lässt sich kein überzeugender standpunkt
zur überwindung dieser herrschaftsordnung beziehen
ob mit demonstrationen, bildung, nächtlichen aktionen
ob mit blockade-hintern, stiften oder steinen
– antifa bleibt selbstverteidigung gegen jene gesellschaftsform
aus deren mitte der faschismus hervorgeht

und wer von faschismus spricht
darf von kapitalismus, patriachat, ökologischer apokalyse und rassismus nicht schweigen
darf auch nicht vom staat schweigen
– im ausnahmezustand zeigt jener, wo der hammer hängt
doch jene, die im demokratischen traumland leben,
bleiben immer noch empört und schockiert,
dass er ihn nutzt
und seine mörderischen kettenhunde uns abschlachten werden
wenn die zeit heran ist

in connewitz wird ein sack reis angezündet
– wen interessiert’s?
bullenhass gehört in gewissen szenen zum guten ton
– aber das ist völlig egal, wenn es nur dabei bleibt,
wenn dies nur zugehörigkeitsmerkmal bleibt
und keiner gesellschaftskritik entspringt
im bürgerlichen bewusstsein
bleiben die nazis immer noch böse menschen
statt politische erzfeinde zu sein, die es mit allen mitteln
die sinnvoll erscheinen zu bekämpfen gilt

wir wollten schon am tag der verurteilung zusammenkommen
– und haben uns im park auseinandertreiben lassen
wie eine herde, welche von den hunden zerstreut wird
ohne, dass viele einzelne und gruppen
das selbstbewusstsein an den tag gelegt haben
überhaupt verbal für die sache zu streiten
ohne überhaupt den bullen mit ein paar kraftvollen parolen paroli zu bieten
– doch scheiß auf die bullen -,
ohne sich überhaupt selbst ernst zu nehmen,
in dem, wofür sie kämpfen

dabei setzen sich zahlreiche leute gegen den faschismus ein
manche täglich, manche mit ihrem halben leben
ohne das meist unsichtbare, anstrengendes, langwieriges antifaschistische handeln
würde es hier noch mal ganz anders aussehen

bleiben wir dabei, lassen wir uns nicht von den feinden zermürben!
schließen wir uns verbindlich zusammen
lasst uns verdammt noch mal organisieren,
gegen die vereinzelung, in die wir uns selbst so gerne begeben
für die gerechte sache, welche der staat niemals herstellen wird

tausend gute gründe haben wir auf unserer seite
tausend blumen werden blühen
für jeden nazi, den wir in die schranken weisen
doch erst wenn wir mit den oberflächlichen debatten brechen
und den demokratischen schleier zerreißen
werden wir zur selbstbestimmung, zur autonomie gelangen.