Wir waren es nicht…
Hallo OAV, ich habe eure Presseerklärung und Gegendarstellung gelesen. Ich verstehe nicht, wen oder was ihr erreichen wollt.
1. Ich denke, dass die meisten Leute die Texte auf knack.news lesen, es einen Scheiß interessiert was die Bild-Zeitung so schreibt. Eben weil sie wissen was offensichtlich ist: es ist ein reaktionäres Hetzblatt. Ist es euer Ziel das den Leser*innen nochmal klar zu machen (“deutscher Rügen-Meister”)?
Ich habe übrigens ebensowenig verstanden warum der Bild-Artikel bei knack.news gespiegelt wurde.
2. Dass ihr selber nicht viel von der Bild-Zeitung erwartet, schreibt ihr ja (… “dass wir nicht einmal darauf hoffen”), umso mehr wundern mich die vielen empörten, ja fast emotionalen Worte die ihr dran verschwendet („journalistisch nicht tragbar“, „eine Verleumdung“, „vom objektiven Journalismus entfernt“, „verbreitet Unwahrheiten als Fakten“ (Lügenpresse?!)).
Die Bild verfolgt offensichtlich auch politische Ziele (neben dem Verkauf der Zeitung und der Gewinnmaximierung). Aber auch bei anderen Medien ist das der Fall, deshalb ist es wichtig “eigene” Medienstrukturen aufzubauen. Darüber hinaus ist es falsch zu glauben dass es sowas gibt wie objektiven Journalismus.
3. Ihr stellt fest, dass die Cops im Dunklen tappen. Das ist doch gut? Und warum es also nicht dabei belassen? Stattdessen liest sich euer Text auch als eine Art Einlassung (und fast Distanzierung): “Wir haben keinerlei Bekenner*innen-Schreiben zu irgendeiner Spontandemonstration oder sonstigen Sachbeschädigungen verfasst. Wir widersprechen also entschieden der Behauptung, dass die „Randale“ am letzten Samstag oder die Brandanschläge auf die Firmenfahrzeuge von uns geplant oder durchgeführt wurden”, „Der (wahrscheinlich gemeinte) Artikel „Sie haben Namen und Adressen – 4 Neonazis – Engelmann, Wilms, Arnold, Beyer – im Leipziger Osten geoutet“ wurde, namentlich offensichtlich, nicht von uns verfasst.“ und „Um es also nochmal ganz deutlich klar zu stellen, wir haben auch nicht den Aufruf: „DER PREIS FÜR UNSERE FREIHEIT! Autonomen Antifaschismus und linke Strukturen verteidigen – 1.000.000€ Ärger“ geschrieben.” Derartige Aussagen helfen den Schergen auch, das ist doch bekannt?! Oder meint ihr, dass sie sowieso nicht denken dass ihr dahinter steckt? Dann wird die Motivation für euren Text und das was ihr möglicherweise erreichen wollt noch unklarer. Anna und Arthur halten das Maul, bedeutet auch nicht zu sagen “ich war es nicht”.
Ich finde übrigens die Offene Vernetzung die ihr vorantreibt eine gute Sache. Deshalb habe ich auch beschlossen euch diese Rückmeldung zu schreiben weil ich denke dass ihr euch damit auseinandersetzen werdet. Ich denke, dass Menschen die sich vernetzen, selber denken und handeln eine wirkliche Gefahr für diesen Staat sind.
Und leider habe ich noch einen Kritikpunkt. Vielleicht seht ihr eure “Offenheit und Transparenz” als Tugend, aber ich finde es unnötig mit Namen und Strukturinformationen hausieren zu gehen. Dass ihr Sachen dokumentiert auf euren Social Media Plattformen, wie Instagram und Twitter, überrascht mich. Weil ich nicht weiß was ernsthafte Anarchist*innen auf diesen Kanälen zu suchen haben. Der Zusatz “unseren” deutet meiner Meinung nach darauf hin, dass ihr euch noch nicht viel mit der grundsätzlichen Problematik der Nutzung dieser Kanäle auseinander gesetzt habt. Wahrscheinlich werdet ihr jetzt sagen, dass ihr ja viele Menschen erreichen wollt. Und vor diesem Hintergrund verstehe ich eure Empörung über die Bild-Zeitung dann wieder besser.
Wenn Kämpfen für die Freiheit ein Verbrechen ist, dann ist die Unschuld wirklich das Schlimmste, was einer*m passieren kann.